betrunken

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00:00

Es vergingen ein paar Tage, seit ich wieder bei meinen Eltern war. Die Semesterferien waren vorbei, und ich verbrachte die Tage an der Universität mit Layan und Amara. Jamal und ich schrieben ab und zu, aber wir hatten uns seitdem nicht mehr gesehen. Die Erinnerung an die letzten Tage war noch frisch und schmerzte immer noch.

Es war Mitternacht, und ich lag in meinem Bett, als es plötzlich an der Tür klingelte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, und mein erster Gedanke war Jamal. Ich sprang aus dem Bett und eilte zur Tür, bemüht, meine Eltern nicht zu wecken.

Als ich die Tür öffnete, sah ich Jamal. Er stand da, völlig fertig. Ich nahm den Geruch von Alkohol wahr. Sein Blick war leer, und er schwankte leicht.

"Jiyan," stammelte er.
"ich kann nicht ohne dich. Ich werde niemals ohne dich klarkommen."

Ich zögerte einen Moment, sah die Verzweiflung in seinen Augen und ließ ihn schließlich herein.

"Komm rein, bevor du noch die Nachbarn weckst," flüsterte ich, und führte ihn ins Wohnzimmer.
"Warst du mit dem Auto hier?" fragte ich, als ich ihn auf das Sofa setzte.

Er nickte, und ich fühlte, wie Wut in mir aufstieg.

"Bist du verrückt? Dir hätte was passieren können!"
"Es tut mir leid, Jiyan," sagte er schwer.
"Ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich konnte einfach nicht mehr ohne dich."

Ich seufzte und machte ihm einen Kaffee, um ihn wieder etwas nüchterner zu bekommen. Währenddessen saß er da und wiederholte immer wieder, dass er ohne mich nicht klarkommen würde. Es tat weh, ihn so zu sehen, so verletzlich und verloren. Ich hatte ihn noch nie in diesem Zustand erlebt.

"Hier, trink das," sagte ich und reichte ihm die Tasse Kaffee.
"Das wird dir hoffentlich helfen."

Er nahm einen Schluck und sah mich an, seine Augen voller Reue und Schmerz.

"Es tut mir so leid, Jiyan. Ich wusste einfach nicht, was ich tun soll. Ich war überfordert."

Ich nickte, setzte mich neben ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken.

"Ich weiß, Jamal. Es ist okay. Lass uns das jetzt nicht besprechen. Du musst dich ausruhen." Ich küsste ihn auf die Wange.

Ich führte ihn in mein Zimmer und half ihm, sich aufs Bett zu legen. Als ich aufstehen wollte, hielt er meine Hand fest.

"Bitte, geh nicht," flüsterte er.
"Ich brauche dich."

Zögernd legte ich mich neben ihn, obwohl das Bett viel zu klein für uns beide war. Jamal kuschelte sich an mich, seine Arme um mich geschlungen, und schlief bald ein. Ich spürte seinen gleichmäßigen Atem an meinem Hals und fühlte, wie sich die Anspannung in seinem Körper löste. Ich streichelte ihn sanft über sein Kopf und das beruhigte ihn.

Als ich sicher war, dass er fest schlief, stand ich leise auf, küsste ihn kurz und deckte ihn richtig zu. Ich setzte mich in den kleinen Sessel in meinem Zimmer. Ich zog meine Beine an die Brust und beobachtete ihn. Die Stille der Nacht umhüllte uns, und obwohl ich mich immer noch verloren fühlte, wusste ich, dass wir einen Weg finden mussten. Schließlich schloss ich die Augen und schlief im Sitzen ein.

[...]
09:01

Am nächsten Morgen wurde ich von den Geräuschen meiner Eltern geweckt, die sich für die Arbeit fertig machten. Sofort sprang ich aus dem Sessel und schloss die Tür zu meinem Zimmer, damit meine Eltern nicht reinkommen könnten und Jamal nicht zu wecken. Doch er begann sich zu rühren und setzte sich langsam auf. Sein verwirrter Blick traf meinen, und ich legte sofort meinen Zeigefinger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen.

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