Jiyans Perspektive
14:01
Seit 8 Uhr lag ich im Bett und starrte an die Decke. Die Welt draußen ging weiter, doch für mich schien die Zeit stillzustehen. Keine Motivation, kein Drang, aufzustehen und irgendetwas zu tun. Ich hatte nicht einmal die Kraft gefunden, zur Uni zu gehen. Alles schien so sinnlos, so leer. Die Einsamkeit legte sich schwer auf meine Schultern, und ich konnte Jamal einfach nicht aus meinen Gedanken verdrängen.
Ich griff nach meinem Handy und öffnete die Fotogalerie. Bilder von früher, von glücklichen Zeiten, als Jamal und ich noch zusammen waren, fluteten den Bildschirm. Ich hatte die Fotos nie gelöscht. Irgendwie hatte ich es nie übers Herz gebracht. Jedes Bild erzählte eine Geschichte, eine Erinnerung, die nun schmerzhaft in meiner Brust pochte.
Mit einem tiefen Seufzer öffnete ich Instagram und suchte Jamals Profil. Seine Story war voll mit Momentaufnahmen seines Lebens, aber es war ein bestimmtes Highlight, das meine Aufmerksamkeit fesselte. Ein Song, den er gepostet hatte: "Benda" von Heuss l'Enfoiré und Soolking. Ich kannte den Song nicht, aber allein die Tatsache, dass er ihn geteilt hatte, bedeutete etwas. Ich wechselte zu Spotify und fügte den Song meiner Playlist hinzu. Als die ersten Töne erklangen, spürte ich eine tiefe Traurigkeit, die mich noch mehr in die Vergangenheit zog. Plötzlich öffnete sich die Tür und meine Mutter steckte den Kopf ins Zimmer.
"Jiyan, ist alles in Ordnung? Du warst heute gar nicht in der Uni," sagte sie besorgt.
Ich zwang mich zu einem Lächeln.
"Mir geht's nicht so gut, Mama. Ich fühle mich heute einfach krank, deswegen bin ich zuhause geblieben."
Sie runzelte die Stirn, aber nickte dann.
"Okay, ruh dich aus. Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid." Sie schloss die Tür leise hinter sich und ließ mich wieder allein.
Ich starrte an die Decke und dachte an all die Lügen, die ich meinen Eltern erzählt hatte. Genau aus diesem Grund hatte ich die Beziehung zu Jamal beendet. Es war nicht nur die Angst vor seinen Drogen-Geschäften, sondern auch die ständige Notwendigkeit, meine Eltern anzulügen. Und dann war da noch Yanis, der Typ aus der Vergangenheit, für den ich früher Gefühle hatte. Er hatte mich fallen gelassen, und diese Wunde war noch immer nicht ganz verheilt.
Doch mit Jamal war es anders gewesen. Unsere Verbindung war so stark gewesen, dass ich dachte, wir könnten alles überwinden. Aber letztendlich hatte ich mich geirrt. Jetzt lag ich hier, gefangen in meinem eigenen Kummer und meiner Reue. Die Zeit schien stillzustehen, während ich mich weiter in Erinnerungen verlor und versuchte, einen Weg aus diesem emotionalen Labyrinth zu finden.
Ich fragte mich, ob Jamal wirklich so fest entschlossen war, mich aus seinem Leben zu streichen, oder ob es noch eine Chance für uns gab. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich ihn immer noch liebte. Aber ich wusste auch, dass es Zeit brauchte, um all die Wunden zu heilen, die wir uns gegenseitig zugefügt hatten.
Die Melodie von "Benda" drang leise aus meinen Kopfhörern, während die Erinnerungen an Jamal durch meinen Kopf wirbelten. Ich konnte seine Berührungen, seine Stimme und sogar seinen Duft fast wieder spüren. Die Sehnsucht nach ihm war überwältigend, doch gleichzeitig war da auch diese unüberwindbare Barriere zwischen uns.
Mein Handy vibrierte plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. Es war eine Nachricht von Layan.
Hey Jiyan, alles okay bei dir? Wir haben dich heute in der Uni vermisst. Brauchst du irgendwas?
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in meiner Welt
FanfictionJiyan und Jamal leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Sie stammt aus einem guten Elternhaus und träumt von einer strahlenden Zukunft. Er hingegen kämpft ums Überleben auf den Straßen, verstrickt in Drogenhandel, um seine Familie über Wasser...