alleine

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02:34

Als wir schließlich bei Jamal zu Hause ankamen, schien die angespannte Stille im Auto sich noch zu verstärken. Meine Gedanken rasten, meine Augen waren glasig und ich zwang mich selbst, nicht zu weinen. Jamal warf mir immer wieder besorgte Blicke zu, sagte aber nichts. Als wir aus dem Auto stiegen und ins Haus gingen, wollte ich sofort ins Schlafzimmer, um mich dort zu verstecken und meinen Gedanken nachzuhängen.

"Jiyan, warte mal" rief Jamal, als ich die Treppe hinaufging. Er packte sanft meinen Arm, um mich aufzuhalten.
"Was ist los? Du siehst aus, als ob du gleich in Tränen ausbrechen würdest."
"Nichts" antwortete ich kurz und knapp.
"Bitte, rede mit mir." Sagte er.

Ich wollte nichts sagen, wollte einfach nur in meinem Zimmer verschwinden und alleine mit meiner Angst sein. Aber Jamal ließ nicht locker.

"Jiyan, bitte. Ich will dir helfen. Was ist passiert?"
"Es ist nichts, Jamal" sagte ich leise.
"Ich will dir helfen-"

Seine Dringlichkeit brachte meine Fassade zum Einsturz.

"Du kannst mir nicht helfen, Jamal. Niemand kann das!" schrie ich ihn an, meine Stimme bebend vor Verzweiflung.

Er sah mich überrascht an, aber auch verletzt.

"Was... Jiyan?"

Die Tränen, die ich so verzweifelt zurückgehalten hatte, brachen nun frei.

"Ich bin schwanger, Jamal," brachte ich endlich hervor und brach in verzweifeltes Schluchzen aus.

Ich sah, wie seine Augen sich weiteten und er mich fassungslos anstarrte. Die Stille, die folgte, war unerträglich.

"Schwanger?" wiederholte er leise, als könnte er es nicht glauben.
"Wie... Wie konnte das passieren? Hast du nicht die Pille genommen?"

Sein Tonfall war scharf, und ich fühlte mich wie ein geprügelter Hund.

"Ich wusste es nicht, Jamal. Alles war so neu für mich. Ich wusste nicht, dass das passieren könnte." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, und die Tränen liefen unkontrolliert über mein Gesicht. Sein Gesicht verzog sich vor Wut.
"Wie konntest du nur so- scheiße, Jiyan!  Hast du überhaupt daran gedacht es einzunehmen?" Fragte er leicht wütend.
"Wie kann man nur so dumm sein?!" Schrie er mich fast an.

Seine Worte trafen mich wie Schläge, und ich fühlte mich kleiner und kleiner werden. Ich konnte nichts sagen, wusste nicht, wie ich mich verteidigen sollte. Ich ließ seine Wut einfach über mich ergehen, zu erschöpft und verzweifelt, um mich zu wehren.

Schließlich sah er, wie ich völlig zusammenbrach und verstummte. Seine Wut schien langsam abzukühlen, und er kam näher, versuchte, mich zu umarmen. Aber ich drückte ihn weg, konnte seine Nähe in diesem Moment nicht ertragen.

"Jiyan, warte, es tut mir leid," sagte er leise, aber ich konnte ihm nicht mehr zuhören.

Die Enttäuschung und der Schmerz waren zu groß. Ich wandte mich ab und ging ins Schlafzimmer, schloss die Tür hinter mir und ließ mich auf das Bett fallen, die Tränen weiter strömend.

Ich wusste nicht, wie wir das durchstehen sollten. Die Ungewissheit der Zukunft und die Enttäuschung in Jamals Augen lasteten schwer auf meinem Herzen. In dieser Nacht fühlte ich mich so allein wie noch nie zuvor.

Als ich alleine im Schlafzimmer lag, hörte ich, wie Jamal die Tür öffnete und wieder hereinkam. Er legte sich zu mir ins Bett und zog mich sanft in seine Arme. Aber ich konnte seine Nähe nicht ertragen. Ich war zu enttäuscht, zu verletzt. Ich drehte mich weg, versuchte, ihn nicht zu spüren.

"Jiyan, bitte," sagte er leise.
"Es tut mir leid. Das ist auch für mich zu viel."

Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören, aber meine eigenen Gefühle überwältigten mich.

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