Jamal's Sicht
19:55Es waren ein paar Tage vergangen, seit ich Jiyan das letzte Mal gesehen hatte. Ich hatte sie zu mir nach Hause gebracht, versucht, sie zu trösten und aufzubauen. Es hatte ihr gutgetan, zumindest schien es so. Sie hatte einen Moment für sich gebraucht, um die ganze Last loszulassen. Aber es machte mich fertig, dass sie überhaupt auf den Gedanken gekommen war, Drogen zu nehmen. Sie war immer so eine, die sowas verabscheut hatte.
Jetzt stand ich im Studio und versuchte, mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Die Jungs waren noch nicht da, und ich nutzte die Zeit, um ein paar neue Songs auszuprobieren. Doch egal, wie sehr ich es versuchte, meine Gedanken wanderten immer wieder zu Jiyan. Ich konnte mich nicht konzentrieren.
Ich sang vor mich hin, aber jeder Versuch endete in einem verkorksten Ton. Frustriert schlug ich mit der Faust auf das Mischpult.
"Fuck," murmelte ich und rieb mir die Schläfen.
Die Studiotür öffnete sich, und Safraoui trat ein. Er warf mir einen prüfenden Blick zu, als er seine Sachen ablegte.
"Yo, Jamal," grüßte er.
"Was geht ab?"
"Nicht viel," antwortete ich und versuchte, ruhig zu bleiben.Safraoui setzte sich auf den Stuhl neben mir und beobachtete mich eine Weile schweigend, während ich versuchte, mich wieder auf das Singen zu konzentrieren. Doch ich verkackte es immer wieder.
"Jamal, was los?" fragte er schließlich.
"Was soll los sein?" erwiderte ich, ohne ihn anzusehen.
"Alles gut."
"Bruder, ich kenne dich. Du bist total unkonzentriert. Irgendwas stimmt nicht," sagte er ruhig.Ich seufzte schwer und rieb mir mit beiden Händen übers Gesicht. Safraoui hatte Recht. Ich konnte nicht so tun, als wäre alles in Ordnung. Aber ich wollte Jiyan nicht schlecht machen, und ich wollte auch nicht schwach wirken.
"Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen musst," antwortete ich schließlich.
"Das glaube ich dir nicht," sagte er scharf und beugte sich vor.
"Du weißt, dass du über deine Sorgen sprechen musst. Es bringt nichts, alles in sich reinzufressen."Ich spürte, wie die Anspannung in mir nachließ, und ich setzte mich auf einen der Stühle im Studio. Meine Gedanken kreisten immer wieder um Jiyan und das, was vor einigen Tagen passiert war.
"Es ist Jiyan," begann ich leise.
"Als ich sie vor ein paar Tagen zu mir nach Hause gebracht habe, habe ich nur auf sie eingeredet, sie motiviert, getröstet und aufgebaut. Es hat ihr gut getan. Sie hatte einen Moment für sich gebraucht, aber es macht mich fertig, dass sie auf den Gedanken kam, Drogen zu nehmen. Sie war eigentlich immer so eine, die sowas verabscheut hat."Safraoui nickte und hörte geduldig zu.
"Und du machst dir Vorwürfe, dass sie auf diesen Gedanken gekommen ist, richtig?"
Ich nickte.
"Ja. Ich habe das Gefühl, dass ich sie auf diese Schiene gebracht habe. So habe ich sie nicht kennengelernt. Sie war so anständig und brav davor, aber seitdem wir zusammen sind, habe ich das Gefühl, dass ich ihr nicht gut tue."
"Jamal, hör zu," sagte Safraoui fest.
"Das ist nicht deine Schuld. Jiyan hat ihren eigenen Druck, ihre eigenen Herausforderungen. Die Uni, die Erwartungen ihrer Eltern – das alles setzt sie unter enormen Stress. Sie hat den Ausweg in den Drogen gesehen, weil sie keinen anderen Weg wusste, um damit umzugehen."
"Aber ich sollte sie beschützen, nicht in eine Situation bringen, in der sie sich so fühlt," sagte ich und schaute zu Boden.
"Du kannst sie nicht vor allem beschützen, Jamal," entgegnete Safraoui.
"Du kannst sie unterstützen, für sie da sein, aber du kannst ihr Leben nicht für sie leben. Sie muss lernen, mit ihren eigenen Dämonen umzugehen, und du kannst ihr nur dabei helfen, nicht den gesamten Kampf für sie führen."
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in meiner Welt
FanficJiyan und Jamal leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Sie stammt aus einem guten Elternhaus und träumt von einer strahlenden Zukunft. Er hingegen kämpft ums Überleben auf den Straßen, verstrickt in Drogenhandel, um seine Familie über Wasser...