00:35
"Du kannst nicht für immer für andere leben," sagte sie sanft.
"Du musst auch an dich denken. Und an das, was dich glücklich macht."Ich ließ ihre Worte auf mich wirken und griff dann in meine Tasche. Ohne groß nachzudenken, zog ich einen Joint hervor und begann, ihn zu drehen. Normalerweise hätte ich das nie vor Jiyan gemacht, aber heute konnte ich nicht anders. Der Druck und die Anspannung waren einfach zu groß. Jiyan beobachtete mich skeptisch.
"Was machst du da?"
"Ich brauche das gerade," murmelte ich und zündete den Joint an, inhalierte tief und fühlte, wie sich der Rauch in meiner Lunge ausbreitete. Dann hielt ich ihn Jiyan hin.
"Willst du auch?" Fragte ich sie, doch zögerte, blickte mich misstrauisch an.
"Ich weiß nicht, Jamal. Ich dachte, du rauchst nur Zigaretten."
"Einmal ist keinmal, oder?" Ich versuchte, sie zu beruhigen, aber sie schien sich nicht ganz wohl zu fühlen.Nach einem Moment des Zögerns nahm sie den Joint, nahm einen kleinen Zug und hustete leicht. Sie gab ihn schnell an mich zurück, ihre Augen zeigten Unsicherheit.
Ich nahm noch einen tiefen Zug und lehnte mich zurück. Doch als ich Jiyan ansah, merkte ich, dass sich etwas verändert hatte. Ihre Haltung war plötzlich steif und distanziert.
"Was ist los?" fragte ich, obwohl ich es schon ahnte.
"Ich finde es nicht okay, dass du sowas rauchst," sagte sie leise, ihre Stimme zitterte leicht.
"Ich dachte, du wärst anders."Ich war genervt von ihrer Reaktion. Sie hält mich immer noch für den guten Jungen von nebenan, aber so ist das nicht. Sie muss langsam die Augen öffnen.
"Du wusstest doch, dass ich nicht nur Zigaretten rauche. Komm schon, Jiyan, mach nicht so ein Drama draus."
"Ich wusste nicht, dass du sowas machst," wiederholte sie und klang jetzt enttäuschter als zuvor.
"Ich dachte, du wärst besser als das."
"Ach, halt den Mund, Jiyan," gab ich von mir, die Geduld war mir endgültig ausgegangen.
"Du weißt doch gar nicht, wie das Leben wirklich ist. Du lebst in deiner kleinen Welt und siehst nur das Gute."Ihre Augen wurden groß, und ich konnte den Schmerz in ihrem Blick sehen.
"Du... du tickst auch, oder?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Ich wollte es ihr nicht sagen, aber es gab keinen Grund mehr, es zu verheimlichen.
"Ja, Jiyan, ich ticke. Schon immer. Aber das wusstest du doch, oder?"
Sie schwieg, ihre Augen wanderten umher, als ob sie nach einer Antwort suchte, die ihr Trost spenden könnte. Doch sie fand nichts. Sie wusste es, hatte es immer gewusst, aber es verdrängt, weil sie nur das Gute in mir sehen wollte.
"Jiyan," sagte ich leise und versuchte, sie zu beruhigen, aber sie schüttelte nur den Kopf.
"Ich... ich muss nachdenken," murmelte sie und wandte sich ab, distanzierte sich emotional und physisch von mir.
"Jiyan, bitte," versuchte ich es noch einmal, aber sie hörte nicht hin.Der Raum zwischen uns fühlte sich plötzlich unüberwindbar an. Die Stille war schwer und voller unausgesprochener Worte, und ich wusste, dass ich einen Fehler gemacht hatte, den ich vielleicht nicht mehr rückgängig machen konnte.
Sie stieg aus dem Auto, fassungslos, und ich wusste, dass das, was sie gerade gesehen hatte, ihr Bild von mir für immer verändern würde. Ich stieg ebenfalls aus und folgte ihr, während sie ziellos auf dem verlassenen Parkplatz umherlief.
"Jiyan, warte!" rief ich, doch sie schüttelte nur den Kopf und ging weiter.
Ich musste ihr erklären, warum ich das tat, warum ich keine andere Wahl hatte. Sie würde es zwar nicht verstehen, aber trotzdem.

DU LIEST GERADE
in meiner Welt
FanfictionJiyan und Jamal leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Sie stammt aus einem guten Elternhaus und träumt von einer strahlenden Zukunft. Er hingegen kämpft ums Überleben auf den Straßen, verstrickt in Drogenhandel, um seine Familie über Wasser...