16:59
Nachdem wir das Café verlassen hatten, stiegen wir ins Auto. Mali und Moussa fuhren zusammen, während Veysel, Safraoui, Alim und ich uns in das andere Auto setzten. Veysel übernahm das Steuer, ich saß auf dem Beifahrersitz und Safraoui und Alim machten es sich auf den Rücksitzen bequem. Kaum waren wir losgefahren, durchbrach Veysel die Stille.
"Guck mal, Bruder, ich will wirklich nicht respektlos klingen, aber mich würde interessieren, warum Jiyan Drogen zu sich nimmt und was für welche. So kennt man sie nicht"
Ich seufzte und versuchte, eine klare Erklärung zu finden.
"Es war nichts Schlimmes, eigentlich," begann ich.
"Sie hat es schulisch nicht leicht und will ihre Eltern nicht enttäuschen. Ihre Eltern erwarten viel von ihr."Die anderen hörten aufmerksam zu, als ich weitersprach.
"Sie hatte diese harmlosen Pillen genommen. Adderall. Das nehmen Kinder, die ADHS haben, damit sie sich besser konzentrieren können. Kennt ihr doch."
Veysel lachte.
"Digga, oke! Junge, das ist doch total harmlos. Ich dachte, die zieht Koks oder spritzt sich irgendsowas."
Alim stimmte ihm zu.
"Ja, man. Dachte schon."
"Nein, sie ist zu anständig für sowas," sagte ich und schüttelte den Kopf.
"Sie hat nur Schule und ihre Eltern im Kopf. Sie nimmt die aber nicht mehr."Safraoui nickte und fügte hinzu: "Sie braucht sowas gar nicht. Sie ist klug und stark genug, das ohne Hilfe zu schaffen."
Ich sah aus dem Fenster und dachte an Jiyan. Es tat gut, zu hören, dass die Jungs ihre Situation verstanden und sie nicht verurteilten.
"Es ist einfach ein harter Druck, unter dem sie steht. Aber sie ist stark, sie wird das packen."
Veysel nickte, während er konzentriert fuhr.
"Verstehe. Aber du bist für sie da, oder?"
"Immer," antwortete ich.
"Ich werde sie immer unterstützen, egal was passiert."Alim grinste.
"Das ist die richtige Einstellung, Bruder. Zusammen schafft ihr das."
"Couple goals und so" sagte Safraoui plötzlich lachend, weswegen die Jungs in Gelächter ausbrachen.
"Du schwuchtel, alter, was sagst du da?" Fragte Veysel.
"Was denn, junge?" Fragte Safraoui und klatschte ihm auf sein Hinterkopf, weil er direkt hinter ihm saß.
"Ey, hör auf, ich fahre doch" sagte Veysel direkt wieder genervt.
"Benimm dich" gab Safraoui von sich.Der Rest der Fahrt verlief in lockerem Gespräch und Lachen, doch die Worte meiner Freunde und meine eigenen Gedanken kreisten immer wieder um Jiyan. Ich wusste, dass es nicht leicht sein würde, aber ich war entschlossen, sie in allem zu unterstützen, was sie tat.
[...]
Wir fuhren eine Weile, bis wir vor dem Studio anhielten. Veysel parkte das Auto und wir stiegen aus. Endlich wieder im Studio. Es war gefühlt unser Zuhause.
"Ey, Jungs, ihr wisst doch, heute wird wieder richtig Feuer produziert!" rief Veysel, als wir durch die Tür traten.
Wir freuten uns endlich wieder mit Shoki zu arbeiten, weil der Typ endlich wieder aus seinem Urlaub zurück war. Mali und Moussa waren schon da. Shoki ließ die Beats bereits im Hintergrund laufen. Mali saß vor dem Mischpult mit Shoki, während Moussa an den Lautsprechern herumwerkelte.
"Was geht, meine G's?" rief Mali, als er uns sah.
"Eywa! Kommt mal endlich her, wir haben schon was vorbereitet." Rief Shoki grinsend.Wir begrüßten ihn mit Handschlägen und Umarmungen, die Stimmung war sofort auf einem hohen Level.
"Wie war Urlaub, Shoki?" Fragte Alim.
"Gut, entspannt, auf jeden Fall" erzählte Shoki.
"Freut mich, Bruder. Du hast hier echt gefehlt" sagte Alim.Ich ließ mich auf das Sofa fallen und sah, wie die anderen Jungs sich ebenfalls um das Mischpult versammelten.
"Bruder, ich schwöre, heute mach ich den krassesten Track, den ihr je gehört habt," prahlte Alim grinsend.
"Ja, ja, red nicht so viel, zeig mal, was du drauf hast," antwortete Moussa und schubste ihn spielerisch.Während Veysel und Alim anfingen, ein paar Lines zu spitten, setzte sich Safraoui neben mich aufs Sofa.
"Ey Jamal, was geht eigentlich mit Jiyan?" fragte Moussa plötzlich, während er auf sein Handy starrte.
"Habt ihr euch wieder eingekriegt?"
"Wir haben geredet, Bruder," antwortete ich und zuckte mit den Schultern.
"Es ist noch ein bisschen komisch, aber wir kriegen das hin."Safraoui, der neben mir saß, grinste.
"Ey, ich hab's doch gesagt. Ihr beide seid wie Bonnie und Clyde. Ihr gehört zusammen, egal was kommt."
Die Jungs lachten und stimmten ihm zu. Shoki, der das Gespräch mitgehört hatte, drehte sich zu uns um.
"Ey, das klingt doch gut. Aber jetzt mal ernst - seid ihr ready für den neuen Track?"
"Auf jeden, Bruder!" rief Veysel vom Mikrofon aus.
"Lass uns das Ding reißen!"Wir standen alle auf und begaben uns zu den Mikrofonen. Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, Beats zu produzieren, Lines zu schreiben und aufzunehmen. Die Energie im Raum war elektrisierend, jeder von uns gab sein Bestes. Shoki dirigierte uns mit sicherer Hand durch die Session.
"Jamal, dein Part kommt jetzt. Zeig mal, was du drauf hast!"
Ich nahm das Mikrofon und spittete meine Lines. Die Jungs feuerten mich an, und die Vibes waren einfach nur krass. Nach einer Weile legten wir eine Pause ein und setzten uns wieder aufs Sofa.
"Ey, das war richtig gut, Mann," sagte Alim und klopfte mir auf die Schulter.
"Danke, Bruder. Ihr wart auch alle heftig," antwortete ich grinsend.Die Gespräche und das Lachen setzten sich fort, während wir uns entspannten. Shoki spielte ein paar der aufgenommenen Tracks ab, und wir hörten uns selbst zu, lachten und analysierten unsere Parts. Die Zeit verging wie im Flug, und es fühlte sich an, als wären wir in unserer eigenen Welt.
"Ey, das wird ein krasses Album, ich sag's euch." meinte Shoki, während er einen weiteren Track abspielte.
"Safe, Mann. Das wird unser Jahr, Xabat wird alles auseinander nehmen" stimmte Veysel zu.Als der Abend näher rückte, wussten wir, dass es Zeit war, das Studio zu verlassen. Wir verabschiedeten uns von Shoki, versprachen, bald wiederzukommen, und machten uns auf den Weg nach draußen. Die Fahrt zurück war genauso ausgelassen wie zuvor, und ich konnte nicht anders, als an Jiyan zu denken und daran, wie wir unsere Probleme überwinden würden.
Die Jungs und ich - wir waren mehr als nur Freunde. Wir waren Brüder, die sich gegenseitig unterstützten, egal was kam. Und mit dieser Einstellung würden wir es schaffen, sowohl in der Musik als auch im Leben.

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in meiner Welt
FanfictionJiyan und Jamal leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Sie stammt aus einem guten Elternhaus und träumt von einer strahlenden Zukunft. Er hingegen kämpft ums Überleben auf den Straßen, verstrickt in Drogenhandel, um seine Familie über Wasser...