kennenlernen

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14:34

Mehrere Tage vergingen, und mir ging es physisch überhaupt nicht gut. Übelkeit und starke Unterleibsschmerzen quälten mich, und ich konnte mich kaum bewegen. Seit Tagen war ich nicht mehr in der Uni gewesen, was mir zusätzlich Sorgen bereitete. Ein unwohles Gefühl nagte an mir, als ob etwas nicht stimmte, aber ich konnte es nicht genau benennen. Jamal hatte sich seit unserem Streit nicht gemeldet, aber ich hatte es auch nicht getan, weil ich dachte, dass wir beide bisschen Abstand bräuchten.

An einem dieser Tage saß ich mit meiner Mutter in der Küche und trank Tee. Der warme Dampf stieg aus der Tasse auf und vermischte sich mit den sanften Geräuschen des Alltags. Meine Mutter war besorgt um mich.

"Gehts dir besser?" Fragte sie lächelnd und fasste mir an die Stirn, um meine Körpertemperatur zu messen.
"Ich denke schon" antwortete ich in Gedanken versunken.

Ich überlegte, wie ich ihr von Jamal erzählen könnte, dass er mein Freund ist. Es lag mir schon lange auf dem Herzen, aber ich hatte nie den Mut gefunden, es anzusprechen. Vielleicht konnte ich so Jamal beweisen, dass ich mich für ihn nicht schämte. Ich meine klar, war das was er tat, um sich und seine Jungs über Wasser zu halten nicht gut, aber ich verstand auch, warum er das tat. Wir lebten in einer abgefuckten Gegend, da steckt jeder zweite in so einer Situation.

"Du wirkst so nachdenklich, dlakam. Ist alles in Ordnung?" fragte sie schließlich und sah mich besorgt an. [kurdisch: mein Herz]

Ich zögerte kurz, nahm einen tiefen Atemzug und setzte an.

"Dayê, es gibt da etwas, das ich dir schon länger sagen wollte..." [kurdisch: mama]

Doch bevor ich weitersprechen konnte, überkam mich plötzlich eine Welle von Schwindel. Mein Blick verschwamm, und ich fühlte mich, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren.

"Dayê, mir ist..." war alles, was ich noch herausbrachte, bevor ich in Ohnmacht fiel.

Das Letzte, was ich hörte, war der erschrockene Ruf meiner Mutter, als ich bewusstlos zu Boden sank.

Jamal's Sicht

Seit Tagen war ich nur im Studio und lenkte mich mit der Arbeit ab. Schreiben, Aufnehmen, Mixen – alles, um nicht über Jiyan und das, was zwischen mir und Sina passiert war, nachdenken zu müssen. Mein Handy lag auf dem Mischpult, als es plötzlich vibrierte. Eine unbekannte Nummer rief an. Zuerst wollte ich nicht rangehen, aber irgendetwas ließ mich zögern und ich nahm ab.

"Hallo?" meldete ich mich knapp, als ich aus meinem Becher trank.
"Jamal? Hier ist Layan, Jiyans Freundin," sagte eine besorgte Stimme am anderen Ende der Leitung.
"Jiyan liegt im Krankenhaus. Sie ist seit Tagen krank und wir wissen nicht, woran es liegt. Ich dachte, du solltest das wissen. Vielleicht kannst du was machen"

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Sie nannte mir schnell das Krankenhaus, bevor ich auflegte und zu Shoki schaute.

"Shoki, ich muss los" sagte ich schnell.
"Bro, wir waren gerade dabei aufzunehmen" sagte er genervt

Ich ignorierte ihn und schnappte mir meine Jacke und rannte zum Auto. Die Fahrt zum Krankenhaus war wie ein Nebel, meine Gedanken rasten und die Straßen verschwammen vor meinen Augen. Ich musste bei der Rezeption nach Jiyans Zimmer fragen und bekam direkt die Zimmernummer.

Als ich durch die Gänge des Krankenhauses lief, überkamen mich Flashbacks von meiner Mutter. Der Geruch, die Geräusche, alles erinnerte mich daran, wie oft ich hier gewesen war, als sie krank war. Aber ich schüttelte die Erinnerungen ab und eilte zu Jiyans Zimmer. Ohne zu zögern, öffnete ich die Tür.

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