Gebrochen

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20:30

Die nächsten Tage vergingen in einer Art Nebel. Jamal und ich hatten uns darauf geeinigt, es langsam anzugehen, aber das bedeutete nicht, dass es leicht war. Unsere Vergangenheit hing wie ein schwerer Schatten über uns, und die Unsicherheiten der Gegenwart machten jeden Schritt zu einer Herausforderung.

Jamal war sichtlich bemüht, sich zu ändern. Er verbrachte weniger Zeit mit seinen Jungs und mehr Zeit damit, nach neuen Wegen zu suchen, um Geld zu verdienen, die nichts mit seinen alten Geschäften zu tun hatten. Er hatte sich einen Teilzeitjob in einem örtlichen Geschäft besorgt und sprach sogar davon, wieder zur Schule zu gehen. Es war, als ob er wirklich bereit war, sein Leben neu zu ordnen.

Ich hingegen kämpfte weiterhin mit meinen Gefühlen. Die Erinnerungen an unsere vergangene Beziehung ließen mich nicht los, und ich fragte mich ständig, ob wir wirklich eine Chance hatten. Doch immer wenn ich ihn sah, fühlte ich diese vertraute Wärme und Hoffnung, die mich weitermachen ließ.

Eines Abends beschloss ich, ihn zu einem Clubabend zu begleiten, um ihn besser in sein neues Leben zu integrieren. Die Musik dröhnte laut, und die Lichter flackerten wild über die Tanzfläche, als wir eintraten. Jamal hielt meine Hand fest, und ich konnte die Nervosität in seinem Griff spüren.

Wir fanden einen Tisch in einer Ecke des Clubs, und Jamal bestellte Getränke für uns. Er war charmant und aufmerksam, und für einen Moment vergaß ich all die Probleme, die uns belasteten. Seine Freunde waren auch alle, aber die saßen an einem anderen Tisch. Doch dann sah ich sie- die eine, die letztens auf Jamal's
Schoß saß, als ich ihn darum bat mit mir zu reden. Sie stand nicht weit von uns entfernt und war in ein Gespräch mit ein paar Freundinnen vertieft. Als sie Jamal bemerkte, leuchteten ihre Augen auf, und sie kam direkt auf uns zu.

"Jamal!" rief sie und warf sich förmlich in seine Arme. Ich spürte, wie mein Magen sich zusammenzog, als sie ihn umarmte.
"Lass uns tanzen" sagte sie und zog ihn auf die Tanzfläche, ohne auf meine Anwesenheit zu achten.

Jamal zögerte, sah mich kurz an und dann wieder zu ihr. Schließlich stand er auf und folgte ihr. Ich blieb zurück, fühlte mich plötzlich wieder unsichtbar und unwichtig.

Ich beobachtete, wie sie eng an Jamal gedrückt tanzte, ihre Bewegungen fließend und verführerisch. Jamal schien hin- und hergerissen zu sein, als ob er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Meine Eifersucht kochte in mir hoch, aber ich wusste, dass ich nicht einfach zuschauen konnte. Entschlossen stand ich auf und ging zu ihm hinüber.

"Ich muss ihn mal kurz entführen" sagte ich laut genug, um über die Musik hinweg gehört zu werden.

Er sah überrascht aus, aber nickte schließlich. Das Mädchen schaute mich wütend an, aber ich ignorierte sie. Jamal und ich gingen nach draußen, wo die Luft kühl und frisch war. Die Geräusche des Clubs verklangen hinter uns, und eine seltsame Stille umhüllte uns.

"Was ist los, Jiyan?" fragte er, seine Stimme angespannt.
"Ich kann das nicht mehr" sagte ich und Tränen schossen mir in die Augen.
"Ich kann nicht zuschauen, wie du mit anderen Mädchen tanzt, während ich hier stehe und mich frage, ob wir überhaupt eine Zukunft haben."
Er sah mich an, seine Augen voller Schmerz und Verwirrung.
"Jiyan, du weißt, dass ich versuche, mich zu ändern. Aber du kannst nicht erwarten, dass es von heute auf morgen passiert."
"Ich weiß" sagte ich leise
"aber es tut weh, Jamal. Es tut weh, dich so zu sehen."

Er trat näher, nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mir tief in die Augen.

"Ich will dich nicht verletzen, Jiyan. Aber du musst mir vertrauen. Wir werden das gemeinsam schaffen."
Ich nickte, obwohl die Unsicherheit immer noch in mir nagte.
"Ich will dir vertrauen, Jamal. Aber ich brauche auch, dass du mich nicht im Stich lässt."
Er zog mich in eine feste Umarmung.
"Ich werde dich nicht im Stich lassen. Das verspreche ich."

In diesem Moment fühlte ich, dass wir einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hatten. Es war nicht einfach, und es würde noch viele Herausforderungen geben. Aber solange wir bereit waren, für unsere Liebe zu kämpfen, gab es Hoffnung. Oder nicht? Wir standen noch eine Weile da, eingehüllt in die kühle Nachtluft.

Wir lösten uns voneinander, und ich spürte, wie sich die Kühle der Nacht um uns legte.

"Ich sollte wohl besser nach Hause gehen" sagte ich schließlich leise. Jamal nickte verständnisvoll.
"Ja, ich bringe dich nach Hause."

Wir stiegen in sein Auto, und die Fahrt verlief größtenteils in Stille. Meine Gedanken wirbelten durcheinander, und ich versuchte, meine Gefühle zu sortieren. Als wir schließlich vor meinem Haus ankamen, drehte ich mich zu Jamal um.

"Es tut mir leid, dass ich dich darum bitten muss, aber... könntest du bitte den Kontakt zu anderen Mädchen einschränken?" fragte ich zögerlich.
"Es hat mich wirklich verletzt, dich mit dieses Mädchen zu sehen."

Jamals Miene verfinsterte sich, und ich konnte sehen, dass meine Worte ihn getroffen hatten. Hab ich was falsches gesagt?

"Was erwartest du von mir, Jiyan?" antwortete er schließlich, seine Stimme schwer.
"Dass ich mein Leben aufgeben soll? Dass ich mich von allem fernhalte, was mich glücklich macht?"

Tränen stiegen mir in die Augen, und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.

"Nein, das ist nicht, was ich will," flüsterte ich.
"Aber ich... ich..."
Jamal seufzte und lehnte sich gegen das Lenkrad.
"Ich verstehe einfach nicht, was du von mir willst, Jiyan. Du sagst, du willst mich zurück, aber dann... dann sagst du mir, ich soll mich ändern. Du verlangst von mir, dass ich etwas bin, was ich nicht bin." Sagte er kalt.
"Außerdem sind wir nicht zusammen. Du hast nicht das Recht dazu mir sowas zu sagen" sagte er klar und deutlich.

Ich fühlte mich wie erstarrt, unfähig zu antworten. Die Worte steckten in meiner Kehle fest, und ich wusste nicht, wie ich erklären sollte, was ich fühlte. Ich wollte ihn nicht verlieren, aber ich wusste auch nicht, wie ich damit umgehen sollte, ihn mit anderen Mädchen zu sehen.

"Es tut mir leid," flüsterte ich schließlich und öffnete die Tür, um auszusteigen.
"Ich... ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll."

Jamal sagte nichts mehr, und ich hörte den Klang seines Autos, als er davonfuhr. Tränen strömten über mein Gesicht, als ich die Treppe zu meinem Haus hinaufging. Es fühlte sich an, als ob mein Herz in tausend Stücke zerbrochen wäre, und ich wusste nicht, wie ich es wieder zusammenfügen sollte. Von wegen, er lässt mich nicht im Stich. Das erste Versprechen, dass er jetzt gebrochen hat.

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