11:27
Es vergingen paar Tage, in der wir darüber diskutierten, ich ließ dann locker und stimmte ihn schließlich zu. Wir beschlossen, die Abtreibungspille zu besorgen. Der Weg zur Apotheke war bedrückend, und die Last unserer Entscheidung schien auf uns beiden zu lasten. Jamal hielt meine Hand, aber ich fühlte mich so weit entfernt von ihm, als ob ein unsichtbarer Abgrund zwischen uns klaffte.
Als wir die Apotheke betraten, spürte ich die Blicke der Leute auf uns. Die Apothekerin war freundlich und professionell, aber ich konnte die Scham und die Angst nicht abschütteln. Wir kauften die Pille und verließen die Apotheke schnell, die Stille zwischen uns war unerträglich.
Zuhause angekommen, brachte Jamal mir ein Glas Wasser. Ich saß auf der Couch und starrte auf die Verpackung der Pille. Die Worte verschwammen vor meinen Augen, und ich spürte, wie die Tränen langsam über meine Wangen rollten. Leise weinte ich, gab keinen Ton von mir, als ich die Tablette schluckte und mit Wasser hinunterspülte.
Jamal beobachtete mich schweigend. Seine Augen waren dunkel und müde, tiefe Augenringe zeichneten sein Gesicht. Er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. In diesem Moment spürte ich, dass etwas zwischen uns für immer zerbrochen war. Es war eine unsichtbare Barriere, die uns voneinander trennte und uns beide innerlich zerriss.
Jamal kam zu mir und setzte sich neben mich. Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich sanft an sich.
"Es tut mir so leid, Jiyan," flüsterte er.
"Ich wünschte, es wäre anders gelaufen."Ich antwortete nicht, starrte nur stumm auf den Boden. Die Worte erreichten mich nicht. Die Kälte in meinem Herzen war überwältigend.
"Jiyan, bitte sag etwas," bat er verzweifelt.
"Ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen."Ich schüttelte nur den Kopf, unfähig, die Worte zu finden. Alles fühlte sich falsch an, jede Berührung, jedes Wort.
"Wir werden das zusammen durchstehen," sagte er, seine Stimme sanft und liebevoll.
"Ich bin hier für dich, egal was passiert."Ich wollte ihm glauben, wollte die Wärme in seinen Worten spüren, aber es war, als ob mein Herz aus Stein geworden wäre. Die Tränen flossen weiter, und ich ließ sie einfach gewähren. Jamal fuhr fort, leise zu sprechen, versuchte mich zu trösten.
"Du bist nicht allein, Jiyan. Wir schaffen das. Wir finden einen Weg, wieder glücklich zu sein."
Aber die Worte erreichten mich nicht. Die Dunkelheit in mir war zu tief, die Wunde zu frisch. Ich fühlte mich leer, als ob ein Teil von mir für immer verloren wäre.
"Es wird wieder besser," sagte er.
"Ich verspreche es dir."Ich wollte ihm glauben, wirklich. Doch die Leere in mir machte es schwer, Hoffnung zu fassen.
"Ich wünschte, ich könnte dir glauben" murmelte ich schließlich.
"Du kannst mir vertrauen," sagte Jamal, seine Stimme sanft und beruhigend.
"Wir werden das durchstehen, und irgendwann wird es wieder gut."Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter, ließ die Tränen weiter fließen. In seinem Arm fühlte ich mich ein wenig sicherer, aber die Kluft zwischen uns blieb. Die Entscheidung, die wir getroffen hatten, hatte etwas in uns zerstört, etwas Kostbares und Unersetzliches.
Wir saßen eine Weile schweigend da, eingehüllt in unsere eigenen Gedanken und Sorgen. Schließlich brach Jamal die Stille.
"Ich liebe dich, Jiyan. Egal was passiert, das wird sich nie ändern."
Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen. Die Ehrlichkeit und Verzweiflung darin ließen meine eigene Kälte ein wenig schmelzen.
"Ich liebe dich auch," flüsterte ich.
"Aber es tut so weh."
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in meiner Welt
FanfictionJiyan und Jamal leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Sie stammt aus einem guten Elternhaus und träumt von einer strahlenden Zukunft. Er hingegen kämpft ums Überleben auf den Straßen, verstrickt in Drogenhandel, um seine Familie über Wasser...