18:25
Die Tage ohne Jamal zogen sich endlos hin. Drei Tage waren vergangen, seit er gegangen war, und die Stille in meinem Leben war unerträglich. Ich beschloss, ihm zu schreiben, in der Hoffnung, dass wir irgendwie wieder zueinander finden könnten.
Jamal, es tut mir leid. Bitte melde dich bei mir.
Ich brauche dich, Jamal. Bitte ruf mich an.
Warum antwortest du nicht? Was ist los?
Die Nachrichten blieben unbeantwortet. Ich rief ihn unzählige Male an, aber jedes Mal ertönte nur die Mailbox. Die Ungewissheit fraß an mir, und ich konnte kaum noch klar denken. Was war passiert? Wo war er?
Eines Tages, als die Verzweiflung überhandnahm, erinnerte ich mich an das Tütchen Gras, das Jamal mir gegeben hatte. Er hatte gesagt, es würde helfen, meine Gefühle nach der Abtreibung zu kontrollieren. Vielleicht konnte es mir jetzt helfen, den Schmerz zu betäuben.
Ich war alleine zuhause und suchte das Tütchen heraus. Mit zitternden Händen versuchte ich, mir einen Joint zu drehen. Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatte ich es geschafft. Ich setzte mich auf mein Bett und zündete ihn an, nahm einen tiefen Zug und spürte, wie der Rauch meine Lungen füllte.
Die Wirkung setzte langsam ein, und ich fühlte mich, als ob ich in Watte gepackt wäre. Meine Gedanken waren nicht mehr so klar, und der Schmerz in meiner Brust schien sich ein wenig zu lindern. Aber die Fragen blieben.
Ich nahm einen weiteren Zug und ließ meinen Kopf gegen die Wand sinken. Die Tränen kamen wieder, aber dieses Mal fühlten sie sich seltsam fern an, als ob sie nicht wirklich zu mir gehörten.
Meine Gedanken wanderten zurück zu den letzten Momenten, die wir zusammen verbracht hatten. Die Zärtlichkeit, mit der er mich umarmt hatte, die Wärme seiner Stimme, als er sagte, dass er mich liebte. Wie konnte sich das alles so schnell ändern?
Ich versank tiefer in meinen Gedanken, während der Rauch den Raum füllte. Die Minuten vergingen, und ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Alles schien verschwommen und unwirklich.
Vielleicht ist er in Schwierigkeiten? Diese Gedanken waren wie Nadeln, die sich in mein Herz bohrten. Die Paranoia setzte ein, und ich begann, mich in meinen eigenen Ängsten zu verlieren. Ich konnte nicht glauben, dass er mich einfach so ignorieren würde, es musste einen Grund geben.
Mein Handy lag neben mir, und ich griff danach, um erneut zu versuchen, ihn anzurufen. Aber wieder ging er nicht ran. Ich ließ das Handy fallen und schloss die Augen, versuchte, den Schmerz wegzurauchen.
Jamal, bitte komm zurück.
Die Stunden vergingen, und ich blieb in diesem Zustand, zwischen Verzweiflung und Betäubung, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Einsamkeit fühlte sich erdrückend an, und ich wusste nicht, wie lange ich das noch aushalten konnte.
Jamal's Sicht
Die Sonne Spaniens brannte auf meine Haut, während ich am Set des Musikvideos stand. Safraoui und ich arbeiteten intensiv an unserem neuen Song, und die Energie war elektrisierend. Doch irgendetwas fühlte sich nicht richtig an. Mein Handy zeigte seit Tagen kein Netz an, und ich konnte nicht aufhören, an Jiyan zu denken.
Endlich fand ich einen Laden, in dem ich eine SIM-Karte kaufen konnte. Als ich die Karte einlegte und mein Handy neu startete, explodierte es förmlich mit Benachrichtigungen. Anrufe und Nachrichten von Jiyan.
"Jiyan.." musste ich leicht lachen.
Eine Welle der Erleichterung und des schlechten Gewissens überkam mich. Wie konnte ich sie so lange in Ungewissheit lassen?
Der Anruf klingelte nur einmal, bevor sie abhob. Ihre Stimme klang verheult und besorgt.
"Jamal? Geht es dir gut?" fragte sie direkt, ihre Stimme bebte leicht.
Ich musste lächeln. Trotz allem, was passiert war, war da jemand, der sich wirklich um mich kümmerte.
"Ja, mir geht's gut, Süße" sagte ich beruhigend.
"Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich bin mit Safraoui in Spanien wegen eines Musikvideos und hatte die letzten Tage kein Netz."
"Oh, ich habe mir solche Sorgen gemacht," sagte sie, ihre Stimme immer noch von Sorge durchdrungen.
"Ich weiß, Jiyan. Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht so in der Luft hängen lassen" sagte ich sanft.
"Aber jetzt bin ich hier und wir können reden."
"Ich wollte mich bei dir entschuldigen-" begann sie, aber ich unterbrach sie.
"Nein, lass uns das heute nicht besprechen," sagte ich fest.
"Wir klären das, wenn ich zurück bin. Okay?"Ich hörte sie tief durchatmen.
"Okay, Jamal."
Plötzlich hörte ich ein leises Knistern am anderen Ende der Leitung. Es war ein vertrautes Geräusch.
"Rauchst du?" fragte ich überrascht.
Sie lachte leicht.
"Ja, ich war verzweifelt und hab versucht, mich zu beruhigen."
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
"Du weißt doch, dass du das ohne mich nicht machen sollst, ma Bella."
"Ich weiß," sagte sie, und ich konnte die leichte Erheiterung in ihrer Stimme hören. "Aber ich brauchte etwas, um meine Nerven zu beruhigen." Flüsterte sie verzweifelt.
"Du fehlst mir, Jamal," sagte sie leise.
"Du fehlst mir auch," erwiderte ich.
"Ich werde so schnell wie möglich zurückkommen. Dann klären wir alles."
"Okay"Es war kurz leise und ich war in dem Moment einfach nur dankbar, dass ich sie hatte.
"Wann kommst du zurück?" fragte sie leise.
"In ein paar Tagen," antwortete ich.
"Und dann werde ich sofort zu dir kommen. Versprochen."
"Okay" sagte sie, und ich konnte die Erleichterung in ihrer Stimme hören.
"Bitte pass auf dich auf."
"Das werde ich. Und du auch, ja?"
"Ja, Jamal."Wir redeten noch eine Weile weiter, bis wir beide merkten, dass wir mehr brauchten als nur Worte über das Telefon. Aber für den Moment war es genug.
"Ich liebe dich, ma bella," sagte ich, bevor wir auflegten.
"Ich liebe dich auch, Jamal," antwortete sie, und ich konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören.Als ich auflegte, fühlte ich mich erleichtert und gestärkt. Ich wusste, dass wir noch viel zu klären hatten, aber für jetzt war es genug zu wissen, dass wir uns hatten. Safraoui kam zu mir, sein Blick ungeduldig.
"Bist du endlich fertig, Bruder? Wir müssen weitermachen, die anderen warten schon auf uns."
"Safraoui, nur eine Sekunde" murmelte ich, während ich weiterhin eine Nachricht an Jiyan tippte.Sie hatte mir gefehlt und ich wollte ihr einfach noch etwas sagen, bevor ich mich wieder auf die Arbeit konzentrierte. Endlich schickte ich die Nachricht ab und hob den Blick. Safraoui stand vor mir und seine Augenbrauen waren hochgezogen.
"Bist du endlich fertig? Die anderen warten auf uns, Mann. Du kannst doch nicht die ganze Zeit nur an dieses Mädchen denken."
Ich schnaubte leicht.
"Es ist nicht nur 'irgendein Mädchen', Safraoui. Es ist Jiyan."
"Ja, ja, die süße Kurdin hat deinen Kopf verdreht, Bruder. Komm jetzt!"Ich rollte mit den Augen, konnte aber nicht leugnen, dass er irgendwie recht hatte. Ich folgte ihm wieder zum Set. Wir machten uns dann wieder an die Arbeit.
( was wünscht ihr euch für die Story noch? 🫶🏽🥰 )

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in meiner Welt
FanficJiyan und Jamal leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Sie stammt aus einem guten Elternhaus und träumt von einer strahlenden Zukunft. Er hingegen kämpft ums Überleben auf den Straßen, verstrickt in Drogenhandel, um seine Familie über Wasser...