sein leben

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22:19

Die Atmosphäre im Studio war wie immer entspannt und kreativ. Shoki ließ verschiedene Beats laufen, während die Jungs an ihren Texten arbeiteten. Ich saß auf der Couch und scrollte durch mein Handy, dabei lauschte ich den Gesprächen und den Musikfetzen, die um mich herum schwebten.

Jamal war gerade rausgegangen, vermutlich um frische Luft zu schnappen oder einen Anruf zu tätigen. Die Jungs nutzten die Gelegenheit, um über eine Party zu sprechen.

"Wir müssen etwas Großes machen, Mann. Jamal hat's verdient" sagte Veysel, und die anderen nickten zustimmend.

"Ich kann helfen" schlug ich vor.
"Vielleicht können wir die Party hier im Studio schmeißen. Es hat genug Platz, und die Aussicht vom Balkon ist der Hammer."

Die Jungs stimmten begeistert zu. Es war toll, mich einbringen zu können und zu sehen, wie sich alle auf die Überraschung freuten. Als Jamal wieder reinkam, verstummten die Gespräche abrupt. Ich tat so, als wäre ich wieder ganz in mein Handy vertieft, aber meine Gedanken waren bereits bei der Planung der Party.

Jamal ging hin und her, leise vor sich hinsingend, während er sich auf seine Texte konzentrierte.

"Werd nie mehr reingeh'n, no, no, no
Am Leiden, no, no, no
War pleite, no, no, no
Bin am Verteilen, no, no, no
Schreib Zeilen, no, no, no
Für Scheine, no, no, no"

Seine Stimme war der Wahnsinn. Ich hörte ihm konzentriert zu, war fasziniert und lächelte. Der Geruch von Gras zog meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich schaute auf. Alim gab ihm gerade einen Joint. Die Jungs rauchten oft, und es störte mich nicht. Scheiße, jetzt will ich auch.

Ich sagte nichts, denn ich wollte auf gar keinen Fall, dass die Jungs wussten, dass ich Gras rauche, doch Jamal kannte mich gut genug, um meine Gedanken zu lesen.

Er grinste kurz und hielt mir die Hand hin. Dankbar nahm ich sie und stand mit seiner Hilfe auf. Auf dem Tisch lag eine kleine Tüte mit Gras, die er unauffällig an sich nahm, bevor wir das Studio verließen. Draußen auf dem Balkon war es ruhig und dunkel, die Lichter der Stadt funkelten in der Ferne. Man konnte den Beat vom Studio nebenan noch leicht hören.

"Hier" sagte Jamal und reichte mir den Joint.

Ich nahm ihn und zog daran, während Jamal sich selbst einen neuen drehte.

"Also, wie fühlst du dich wegen dem Album?" fragte ich und inhalierte tief.
"Es ist krass, weißt du," begann er.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich mal hier stehen würde. Früher war alles so schwer. Die Musik hat mein Leben verändert."
"Ich bin so stolz auf dich" sagte ich ehrlich.
"Du hast es wirklich weit gebracht."

Er lächelte und schaute in die Ferne.

"Ja, das habe ich. Aber manchmal wünschte ich, meine Mutter könnte das alles sehen. Sie hat so viel für mich getan."

Ich legte eine Hand auf seinen Arm.

"Sie wäre unglaublich stolz auf dich, Jamal. Du hast so viel erreicht, trotz allem."

Er zog an seinem Joint und nickte nachdenklich. Ich wollte so gerne seinen Schmerz auf mich nehmen.

"Ich hoffe es. Aber es tut immer noch weh, weißt du? Dass sie nicht mehr da ist."
"Das kann ich verstehen" sagte ich leise. "Aber du hast so viele Leute um dich, die dich unterstützen. Deine Jungs... und ich." Ich grinste und schaute zu ihm hoch.

Er lächelte mich an, dieses Lächeln, das immer mein Herz schneller schlagen ließ.

"Ja, ich habe wirklich Glück. Und ich bin froh, dass du an meiner Seite bist, Jiyan."

Ich fühlte mich warm und geborgen bei seinen Worten. Ich liebe ihn. Ich würde alles für ihn tun.

"Ich werde immer für dich da sein, Jamal. Egal was passiert."

Er er legte sein Arm um meine Schulter, zog mich von Seite zu sich und küsste mich sanft.

"Ich weiß. Und dafür bin ich dir unendlich dankbar."

Wir standen eine Weile schweigend da, genossen die Ruhe und die Aussicht. Es war einer dieser Momente, die man einfach festhalten wollte. Die Welt schien stillzustehen, und alles, was zählte, war dieser Augenblick.

"Was war das Schwerste für dich?" fragte ich nach einer Weile, neugierig auf seine Antwort.

Er seufzte und schaute in die Ferne.

"Das Dealen. Das ganze Adrenalin, das damit verbunden ist. Es war aufregend und gefährlich zugleich. Aber es hat mich auch kaputt gemacht."
"Und jetzt?" fragte ich leise.
"Die Jungs und ich haben uns seit ein paar Tagen davon distanziert," antwortete er.
"Aber es ist nicht so einfach, aus den Geschäften rauszukommen. Es ist ein Teil von mir geworden, und viele der anderen Jungs sind auf das Geld angewiesen."

Ich nickte, obwohl es mich innerlich verletzte. Ich wollte ihn so gerne meine Eltern vorstellen. Aber so ging das einfach nicht.

"Ich verstehe. Aber ich hoffe, dass ihr es schafft, da rauszukommen. Ihr seid so talentiert, ihr braucht das nicht."

Er zog mich näher zu sich.

"Ich weiß, und ich werde mein Bestes tun. Für dich, für uns."
"Ich glaube an dich, Jamal," flüsterte ich und drückte mich an ihn.
"Wir werden das gemeinsam durchstehen."

Er küsste mich noch einmal, rauchten zu Ende, bevor wir langsam zurück ins Studio gingen. Die Jungs arbeiteten immer noch fleißig an ihren Texten, und ich setzte mich wieder auf die Couch, mein Herz voller Vorfreude auf die kommende Woche und die Überraschungsparty.

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