Vorfreude

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20:29

Ich zog Jiyan in die Küche und schloss die Tür hinter uns.

"Was stimmt nicht mit dir?" fragte ich, immer noch wütend und verwirrt von der Eskalation im Studio.
"Was mit mir nicht stimmt?" fauchte sie zurück.
"Hast du gehört, wie Mali mit mir geredet hat? Das ist nicht das erste Mal, dass er so ekelhaft zu mir ist. Er hat immer was gegen mich gehabt, und du weißt das auch."
"Ich weiß," gab ich zu und seufzte tief.
"Aber ich kann mich nicht jedes Mal auf eine Seite stellen. Das wäre zu dramatisch, Jiyan. Du weißt, wie wichtig die Jungs für mich sind."
"Ja, aber ich bin auch wichtig für dich, oder?" fragte sie und ihre Stimme zitterte vor Wut und Schmerz.
"Natürlich bist du das," sagte ich und versuchte, sie zu beruhigen.
"Aber bitte, lass uns einen Weg finden, das zu lösen, ohne dass es jedes Mal eskaliert."

Sie schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ich werde es versuchen, aber ich erwarte, dass du mit ihm redest. Er kann nicht einfach so weitermachen."
"Das werde ich tun," versprach ich und setzte mich an den Tisch.

Während ich mir einen Joint drehte, setzte sich Jiyan neben mich und beobachtete mich dabei. Als ich fertig war, gab ich ihr den ersten Zug. Sie nahm ihn zögernd.

"Ich habe lange nicht mehr geraucht."

Ich nahm den Joint zurück und zog tief ein.

"Hattest du kein Gras mehr? Ich habe dir doch welches gegeben."
"Ich habe es fast jeden Tag verbraucht," antwortete sie und lehnte sich zurück.
"Vor allem an den Tagen meiner Prüfungen. Da hatte ich es am nötigsten."

Ich schüttelte den Kopf und lächelte.

"Verstehe. Das ist stressig."
"Ja!" sagte sie leise und sah mich an.
"Deshalb freue ich mich auf Madrid. Wir brauchen beide eine Auszeit."

Ich nickte und blies den Rauch aus.

"Wie bist du eigentlich auf die Idee mit der Reise gekommen?"
"Ich habe gemerkt, wie sehr du eine Pause brauchst," sagte sie und legte ihre Hand auf meine.
"Und wir müssen uns Zeit nehmen, um intensiv über all die Probleme zu sprechen, die wir hatten."
"Das stimmt," sagte ich und erinnerte mich an einen Laden in Barcelona.
"Als ich das letzte Mal mit Safraoui dort war, haben wir einen Laden gefunden, der gutes Weed verkauft."

Jiyan verdrehte die Augen und lachte.

"Kannst du nur daran denken?"

Ich schüttelte lachend den Kopf und küsste sie auf die Wange.

"Nein, was mich am meisten motiviert, ist, dass ich dich eine Woche lang nur für mich alleine habe."

Sie lächelte und lehnte sich an meine Schulter.

"Das wird gut tun. Für uns beide."

Wir saßen eine Weile schweigend da, jeder in Gedanken versunken. Es war beruhigend, einfach zusammen zu sein und die Stille zu genießen. Nach all dem Stress und den Konflikten war es genau das, was wir brauchten.

Plötzlich klopfte es an der Küchentür und Alim steckte den Kopf herein.

"Hey, alles okay bei euch?"
"Ja, alles gut," antwortete ich und stand auf.
"Wir kommen gleich wieder raus."

Jiyan und ich tauschten einen letzten, bedeutungsvollen Blick, bevor wir uns erhoben und zurück ins Studio gingen. Es gab noch viel zu tun, aber für einen Moment war alles in Ordnung. Und das war genug.

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