schwach

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18:44

Es waren einige Tage vergangen. Seit der Party hatte ich mich von Jamal distanziert. Ich nahm seine Anrufe nicht entgegen und antwortete nicht auf seine Nachrichten. Die Wunden waren zu frisch, die Verletzungen zu tief.

Ich saß an meinem Schreibtisch und versuchte zu lernen, als es an der Tür klingelte. Meine Eltern waren nicht zu Hause, und ich hatte nicht vor, jemandem zu öffnen. Aber das Klingeln hörte nicht auf. Schließlich stand ich widerwillig auf und öffnete die Tür einen Spalt.

"Was willst du?" fragte ich kalt, als ich Jamal draußen stehen sah.
"Wir müssen reden, Jiyan," sagte er sanft, obwohl ich den Schmerz in seinen Augen sehen konnte.
"Es gibt nichts zu reden," antwortete ich scharf und wollte die Tür wieder schließen.

Er hielt sie mit einer Hand auf.

"Lass mich rein."
"Nein. Geh weg, Jamal."

Er seufzte schwer und in einem Moment der Frustration drückte er die Tür auf, schubste mich sanft ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Seine Augen funkelten vor unterdrückter Wut und Entschlossenheit.

"Du kannst nicht einfach so tun, als ob nichts passiert wäre," sagte er mit leiser, aber bedrohlicher Stimme.
"Wir müssen das klären."
"Es gibt nichts zu klären," wiederholte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Du hast mich verraten, Jamal. Wieder einmal."
"Ich habe einen Fehler gemacht," sagte er, seine Stimme immer noch ruhig, aber die Spannung war spürbar.
"Aber ich liebe dich, Jiyan. Das ändert sich nicht."
"Lieben?" Ich lachte bitter.
"Wenn das Liebe ist, dann möchte ich nicht wissen, wie Hass aussieht. Du hast mich nicht beschützt, Jamal. Du hast zugelassen, dass Alisa mich vor allen bloßstellt. Jetzt denken alle, ich wäre eine Junkie-Schlampe."
"Ich wollte dich beschützen," sagte er, seine Stimme erhob sich leicht.
"Aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Safraoui hat dich verraten, nicht ich."
"Aber du hast es ihm erzählt," schrie ich.
"Du hast ihm alles erzählt, was ich dir im Vertrauen gesagt habe. Wie soll ich dir je wieder vertrauen?"

Er trat näher an mich heran, seine Augen fixierten meine.

"Wir können das wieder hinkriegen, Jiyan. Gib uns eine zweite Chance."

Ich lachte kalt.

"Eine zweite Chance? Wie oft soll ich dir noch eine Chance geben? Nach Sina? Nach all den Lügen? Ich bin es leid, Jamal. Ich bin es so leid."

Er packte meinen Arm fest und zog mich zu sich. Seine Stimme war ruhig, aber seine Augen brannten vor Intensität.

"Du musst endlich klarkommen, Jiyan. Wir beide müssen das klären. Du kannst nicht immer weglaufen."

Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er hielt mich fest.

"Lass mich los, Jamal."
"Nicht, bevor wir das geklärt haben," sagte er bestimmt.
"Ich liebe dich und ich werde nicht zulassen, dass unsere Beziehung daran zerbricht."
"Es ist schon zerbrochen," flüsterte ich, meine Stimme brach unter den Tränen, die ich zurückzuhalten versuchte.
"Du hast mich verraten. Wieder einmal."
"Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe," sagte er, seine Stimme wurde sanfter.
"Aber ich will es wieder gutmachen."

Ich schaute ihn an, sah die Verzweiflung in seinen Augen, die Entschlossenheit.

"Wie kann ich dir jemals wieder vertrauen?"

Er ließ meinen Arm los und legte eine Hand auf meine Wange.

"Indem du mir eine Chance gibst. Eine echte Chance."

Ich stand still, wusste nicht, was ich sagen sollte. Der Schmerz und die Enttäuschung waren zu groß, aber tief in meinem Herzen wollte ich ihm glauben. Wollte ich uns eine letzte Chance geben.

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