bittere worte

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Jiyan's Sicht
10:10

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, bemerkte ich sofort, dass Jamal nicht mehr neben mir lag. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, aber ich zwang mich, aufzustehen. Die letzten Tage waren schwierig gewesen, aber ich hoffte immer noch, dass sich alles wieder normalisieren würde.

Ich ging ins Badezimmer und machte mich fertig, dann ging ich die Treppe hinunter und rief seinen Namen.

"Jamal?"

Keine Antwort. Das Haus war still, und seine Abwesenheit fühlte sich plötzlich viel schwerer an. Ich seufzte und ging in die Küche, machte mir einen Kaffee und setzte mich an den Tisch. Die Minuten verstrichen, und ich starrte gedankenverloren auf meine Tasse, während die Zeit an mir vorbeizog.

Endlich hörte ich die Haustür aufgehen und Schritte im Flur. Jamal war zurück. Mein Herz schlug schneller, aber als er in die Küche kam, spürte ich sofort die Distanz, die zwischen uns lag. Er kam zu mir, gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und drehte sich schon wieder um, um ins Wohnzimmer zu gehen. Ich stand auf und griff nach seiner Hand.

"Jamal, warte." Ich zog ihn zu mir und umarmte ihn fest.
"Ich brauche das gerade."

Er erwiderte die Umarmung langsam, fast widerwillig.

"Okay," murmelte er schließlich.
"Hast du schon gegessen?" fragte ich, als ich mich ein wenig von ihm löste und in seine Augen sah, denn ich hatte wirklich Hunger und hatte nur darauf gewartet, dass er nach Hause kommt.

"Ja" antwortete er kurz.

Diese einfache Antwort verletzte mich, aber es verletzte mich mehr, dass er ohne mich gegessen hatte, aber ich zwang mich, es nicht zu zeigen.

"Okay," sagte ich leise und ließ ihn los.

Er ging ins Wohnzimmer und zog sofort sein Handy heraus. Ich blieb in der Küche, setzte mich wieder und starrte auf meinen Kaffee. Der Appetit war mir völlig vergangen. Die Stille im Haus fühlte sich überwältigend an, und ich konnte nicht anders, als mich fragen, was ich falsch gemacht hatte.

Die Gedanken kreisten in meinem Kopf, und ich wusste, dass wir reden mussten, aber ich hatte Angst vor dem, was er sagen könnte. Die Distanz zwischen uns wuchs, und ich fühlte mich hilflos und verletzt. Doch ich wusste auch, dass ich nicht aufgeben konnte. Egal, wie schwer es wurde, ich würde kämpfen, um uns zu retten.

Die Minuten verstrichen, und die Stille im Haus wurde unerträglich. Ich wusste, dass wir reden mussten, egal wie unangenehm es werden würde. Mit einem tiefen Atemzug stand ich auf und ging ins Wohnzimmer, wo Jamal auf dem Sofa saß und in sein Handy starrte.

"Jamal," begann ich zögernd.
"Wir müssen reden."

Er sah kaum auf, nahm stattdessen einen tiefen Zug von der Zigarette, die er gerade angezündet hatte.

"Nicht jetzt, Jiyan."

Ich spürte, wie die Wut in mir aufstieg.

"Du hast gesagt, dass du nicht mehr drinnen rauchst," sagte ich scharf und sah ihn an.
"Hast du keinen Respekt mehr vor mir?"

Er blies den Rauch aus und sah mich endlich an, seine Augen kalt.

"Es ist nur eine Zigarette, Jiyan. Beruhig dich."

Ich konnte es nicht mehr ertragen. Mit einem wütenden Ruck schlug ich ihm die Zigarette aus der Hand.

"Nein, Jamal! Wir müssen jetzt reden. Es geht so nicht weiter."

Er sprang auf und schrie mich an, seine Stimme voller Wut und Verachtung.

"Reden? Worüber? Dass du dich gestern wie eine Nutte verhalten hast?"

Seine Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht, und ich verstummte sofort. Tränen stiegen in meine Augen, aber ich versuchte, stark zu bleiben.

"Jamal, bitte," flüsterte ich.
"Nein, Jiyan," fuhr er fort, seine Stimme eisig.
"Du hast dich wie eine Schlampe benommen. Weißt du überhaupt, wie widerlich das war?"

Ich konnte nichts sagen, stand nur da und ließ seine Worte über mich ergehen. Jeder Satz, den er sprach, schnitt tief in mein Herz.

"Jamal, ich wollte nur-"
"Nur was?" unterbrach er mich laut.
"Mich glücklich machen? Mich zufriedenstellen? Du hast alles nur schlimmer gemacht."
"Es tut mir leid," flüsterte ich, meine Stimme kaum hörbar.
"Tut dir leid?" wiederholte er spöttisch.
"Das bringt uns auch nicht weiter, Jiyan. Du hast keine Ahnung, wie ekelhaft du dich gemacht hast."

Tränen liefen mir jetzt über die Wangen, und ich konnte sie nicht zurückhalten. Die Kälte in seinen Augen, die Härte in seiner Stimme- es war zu viel.

"Ich wollte nie, dass es so kommt," sagte ich, meine Stimme brüchig.
"Aber es ist passiert," sagte er kalt.
"Und jetzt müssen wir damit leben."

Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Die Worte, die ich so dringend aussprechen wollte, blieben in meiner Kehle stecken. Stattdessen stand ich einfach nur da, stumm und verletzt, während Jamal mich weiterhin mit seinen giftigen Worten bombardierte.

"Du bist eine Schlampe, Jiyan," sagte er noch einmal, als wollte er sicherstellen, dass ich es wirklich verstand.

Ich konnte nur nicken, unfähig, etwas zu erwidern. Die Distanz zwischen uns war jetzt unüberbrückbar, und ich wusste, dass wir von diesem Punkt an nicht mehr zurückkehren konnten. Nachdem Jamal mich so grausam beschimpft hatte, stand ich wie erstarrt im Wohnzimmer. Die Luft zwischen uns war dick vor unausgesprochenem Schmerz und Wut. Tränen strömten unaufhörlich über mein Gesicht, doch ich wagte es nicht, sie wegzuwischen. Ich fühlte mich erniedrigt, als ob ich in einem Albtraum gefangen wäre, aus dem es kein Erwachen gab.

Jamal drehte sich abrupt um und ging aus dem Raum, ließ mich alleine mit meinem Schmerz und meinen zerschmetterten Gefühlen zurück. Der Klang seiner Schritte hallte durch das leere Haus, bevor die Haustür ins Schloss fiel und eine unheimliche Stille eintrat.

Ich ließ mich auf das Sofa sinken, mein Körper fühlte sich schwer und taub an. Die Worte, die er mir an den Kopf geworfen hatte, wiederholten sich in meinem Kopf wie ein endloses Echo. Wie hatte es so weit kommen können? Ich hatte ihn geliebt, ihm vertraut, und nun stand ich vor den Trümmern unserer Beziehung.

Die Zeit verging langsam, während ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Sonne wanderte über den Himmel, und die Dunkelheit begann, sich wieder über die Stadt zu legen. Jamal war noch immer nicht zurückgekehrt, und eine tiefe Leere breitete sich in mir aus.

Irgendwann stand ich auf und ging ins Schlafzimmer. Die Leere des Raumes spiegelte die Leere in meinem Herzen wider. Ich zog mich mechanisch um, zog ein altes T-Shirt und eine Jogginghose an und legte mich auf das Bett. Die Kälte der Bettdecke ließ mich frösteln, aber ich konnte nichts dagegen tun.

Meine Gedanken wanderten zurück zu den schönen Momenten, die wir geteilt hatten, und ich konnte nicht verstehen, wie alles so schiefgehen konnte. Hatte ich wirklich einen so großen Fehler gemacht? War ich wirklich die, die alles zerstört hatte?

Als die Tränen wieder kamen, ließ ich sie einfach laufen. Es war, als ob alle Dämme gebrochen waren, und ich konnte nicht aufhören. Die Dunkelheit der Nacht hüllte mich ein, und ich fühlte mich völlig verloren.

Ich wusste, dass ich irgendwann eine Entscheidung treffen musste. Entweder kämpfte ich weiter um das, was wir hatten, oder ich musste den Mut finden, mich von ihm zu lösen. Aber in diesem Moment konnte ich einfach nicht mehr. Die Erschöpfung übermannte mich, und ich schlief schließlich ein, meine Tränen trockneten auf meinem Gesicht.

in meiner Welt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt