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Jamal fuhr schweigend los, seine Hände fest um das Lenkrad geklammert. Die Anspannung im Auto war fast greifbar, und ich fühlte, wie meine Nerven blank lagen. Die Stille war unerträglich, bis er plötzlich ausbrach.
"Was denkst du dir eigentlich?" schrie er. "Deine Eltern wären noch enttäuschter von dir, wenn sie das wüssten! Was hast du vor? Dich selbst zerstören, nur um ihnen etwas zu beweisen?"
Ich ließ seinen Zorn einfach über mich ergehen, unfähig zu antworten. Seine Worte trafen mich wie Schläge, aber ich wusste, dass er Recht hatte.
"Das ist falsch, Jiyan," sagte er immer wieder, seine Stimme vor Wut zitternd.
"Es wird dir nicht weiterhelfen. Du bist ein anständiges Mädchen. Warum tust du dir das an? Was soll das bringen?"Ich starrte aus dem Fenster, meine Augen brannten vor Tränen. Jamals Sicht auf mich hatte sich verändert, und das schmerzte mehr, als ich zugeben wollte. Schließlich erreichten wir meine Wohnung, und er hielt an. Bevor ich etwas sagen konnte, stieg er aus und ging entschlossen auf das Haus zu.
"Was machst du?" rief ich ihm nach, meine Stimme panisch.
"Ich werde mit deinen Eltern reden," sagte er ohne sich umzudrehen.
"Sie müssen wissen, was los ist."Panik ergriff mich, und ich sprang aus dem Auto, rannte ihm hinterher.
"Bitte, Jamal, tu das nicht! Sie dürfen es nicht wissen!"
Er ignorierte mich und ging weiter, doch ich packte seinen Arm und flehte ihn an.
"Bitte, Jamal, hör auf, bitte" flehte ich weinend.
"Sie sollen es wissen" erwiderte er hasserfüllt, was mich nur noch mehr zum weinen brachte.
"Ich verspreche dir, ich werde damit aufhören. Ich werde es nie wieder tun. Bitte, lass uns das hier klären, ohne sie, bitte. Tu mir das nicht an" weinte ich bitterlich.Er hielt inne, sah mich an, und ich konnte sehen, wie seine Entschlossenheit bröckelte. Tränen liefen über mein Gesicht, und ich weinte mir die Seele aus dem Leib, unfähig den Schmerz und die Verzweiflung länger zurückzuhalten.
"Bitte," flüsterte ich.
"Ich brauche dich. Ich kann das nicht ohne dich schaffen. Bitte, sei für mich da."Jamal seufzte tief und zog mich in seine Arme, hielt mich fest, während ich bitterlich weinte. Seine Umarmung war fest und beruhigend, und ich fühlte, wie ein Teil der Last von meinen Schultern genommen wurde.
"Okay," sagte er schließlich leise.
"Aber das hier ist deine letzte Chance, Jiyan. Du musst es ernst meinen. Keine Pillen mehr. Verstehst du?"Ich nickte heftig, noch immer schluchzend.
"Ich verspreche es. Ich werde es schaffen. Mit dir an meiner Seite, werde ich es schaffen."
Jamal hielt mich fest in seinen Armen, und ich spürte die Wärme und Sicherheit seiner Umarmung. Die Tränen flossen unaufhörlich, aber mit jedem Moment in seiner Nähe fühlte ich mich ein wenig ruhiger. Seine sanfte Berührung und sein beruhigendes Murmeln halfen mir, mich langsam zu entspannen.
"Hey, schau mich an," sagte er leise, als ich begann, mich ein wenig zu beruhigen. "Alles wird wieder gut, Jiyan. Jeder macht Fehler. Das ist nur ein Teil des Lebens."
Ich sah ihn an, meine Augen noch voller Tränen.
"Ich wollte das nicht. Ich habe nur versucht, irgendwie klarzukommen und es ist alles so aus dem Ruder gelaufen."
"Ich weiß," sagte er sanft.
"Und es ist okay, Fehler zu machen. Es bedeutet nicht, dass alles verloren ist. Wir lernen daraus und machen weiter. Aber du musst verstehen, dass es wichtig ist, aus deinen Fehlern zu lernen und nicht immer wieder dieselben Entscheidungen zu treffen."Er streichelte sanft über meine Haare und drückte mich noch fester an sich.
"Ich werde hier sein, um dir zu helfen. Aber du musst mir auch helfen, indem du dich bemühst, deinen Weg zu finden. Es wird nicht einfach, aber du bist stark. Du bist so klug. Du hast schon so viel durchgemacht. Du kannst das schaffen."
Ich nickte, immer noch schluchzend, aber ein wenig getröstet.
"Ich werde es versuchen. Ich will nicht, dass meine Eltern oder du enttäuscht von mir seid."
Jamal lächelte leicht, als er mich betrachtete.
"Das ist alles, was ich von dir erwarte. Ehrlich sein und dein Bestes geben. Du bist ein großartiger Mensch, Jiyan. Manchmal brauchen wir einfach eine Erinnerung daran, was wirklich wichtig ist."
Er wischte mir sanft die Tränen von den Wangen und sah mir tief in die Augen.
"Wir werden das zusammen durchstehen. Du musst nicht alles alleine schaffen. Und vor allem, du darfst dich nicht aufgeben. Du bist viel mehr, als du dir gerade vorstellen kannst." Sagte er.
"Du bist klug, wunderschön und ein anständiges Mädchen. Du brauchst das nicht, Jiyan" fügte er hinzu.Seine Worte halfen, meine Sorgen etwas zu lindern. Ich spürte, wie ich langsam wieder zu mir selbst fand, während wir dort standen, in der kühlen Nachtluft. Jamal ließ mich nicht los und hielt mich eng umschlungen.
"Ich verdiene dich nicht, Jamal. Es tut mir so leid, wirklich." Sagte ich schluchzend.
"Was redest du, Jiyan?" Fragte er verwirrt und küsste meine Stirn.
"Ich schäme mich-"
"Du musst dich nicht schämen vor mir. Für gar nichts, okay?" Unterbrach er mich sanft und löste sich ein Stück, um mir in die Augen zu sehen.Ich schüttelte mit gesenktem Kopf mein Kopf und lehnte meine Stirn dann an seine Brust, weil ich ihn nicht anschauen konnte.
"Jiyan, du hast nur ein Fehler gemacht, das ist nicht das Ende der Welt. Es tut mir leid, falls ich überreagiert habe, okay?" Entschuldigte er sich und zwang mich ihn anzusehen.
"Es.. Es tut mir leid" hauchte ich leise mit zitternden Lippen.
"Braucht es nicht" er küsste meine Stirn und drückte mich wieder gegen sich.
"Du siehst wirklich fertig aus, Jiyan," sagte er leise.
"Es tut mir leid, dass ich so wütend war. Ich wusste nicht, wie sehr du darunter leidest, wirklich."
"Es ist alles zu viel, Jamal, ich kann das nicht mehr" weinte ich weiter in seine Brust.
"Wie wäre es, wenn wir einfach einen Moment für uns nehmen?" schlug Jamal vor.
"Ich denke, es wäre gut, wenn du erstmal rauskommst und dich ein bisschen entspannst. Wie wäre es, wenn du heute Nacht zu mir nach Hause kommst?"Ich war unsicher. Wusste gar nicht, was ich sagen sollte.
"Aber ich habe morgen Uni, und ich-"
"Mach dir keine Sorgen darüber." unterbrach er mich.
"Ein bisschen Abstand und Zeit für dich selbst könnten dir wirklich gut tun. Und wenn du dich ein bisschen entspannen kannst, wird das dir auch helfen, wieder klarer zu denken."Ich war hin- und hergerissen. Ich schaute ihn verunsichert an. Ich wollte mich nicht ablenken lassen. Ich wusste, dass wenn ich Jamal wieder in mein Kopf lasse, wird er da bleiben und ich werde ihm 90% meiner Zeit geben.
"Ich weiß nicht... ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Vielleicht sollte ich lieber nach Hause gehen und mich vorbereiten."
Jamal nahm meine Hände und sah mir tief in die Augen.
"Ich verstehe dich, baby, aber es ist wichtig, dass du dich jetzt um dich selbst kümmerst. Die Uni wird nicht weggehen. Manchmal müssen wir einfach auf uns selbst achten, um später wieder voll durchstarten zu können. Komm einfach mit mir. Ich werde dir helfen, dich besser zu fühlen."
Ich seufzte, immer noch unsicher, aber schließlich nickte ich.
"Okay, Jamal... aber ich- es wird schwieriger für mich" sagte ich leise.
"Wird es nicht" lächelte er leicht und zog mich wieder in seine Arme.
"Ich verspreche es, okay, ma Bella?"Ich nickte und biß mir verzweifelt auf die Lippen, bevor er mich mit sich zu seinem Auto zog.

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in meiner Welt
FanfictionJiyan und Jamal leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Sie stammt aus einem guten Elternhaus und träumt von einer strahlenden Zukunft. Er hingegen kämpft ums Überleben auf den Straßen, verstrickt in Drogenhandel, um seine Familie über Wasser...