Kapitel 65

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Draco Malfoy war ein Todesser.

Diese Erkenntis verfolgte mich Tag und Nacht. Ich konnte einfach nicht aufhören darüber nachzudenken; versuchte zu verstehen, warum er das getan hatte.

Seit dem Moment als ich sein Zimmer verlassen habe, haben wir nicht mehr miteinander geredet. Jedes Mal wenn ich ihn sah, konnte ich nicht anders als meinen Blick von ihm abzuwenden. Ich brachte es nicht über mich ihm in die Augen zu schauen, sonst hätte er gesehen, wie ich kurz davor war zu weinen.

Es ergab einfach keinen Sinn. Mein Leben bestand nur noch aus einem großen Durcheinander, dem ich nicht entfliehen konnte.

Ich liebte Draco. Mehr als nur das, ich würde alles für ihn tun, ihn verteidigen, auch wenn die anderen mit ihren Anschuldigungen vielleicht recht hatten. Nie wollte ich, dass Draco etwas zustieß, doch jetzt hatte er sich als Todesser enttarnt und ich wusste nicht damit umzugehen.

Draco hatte immer davon gesprochen, dass er nie wie sein Vater enden wolle. Er wollte frei sein und nach seinem eigenen Willen leben. Stattdessen hat er diese Pläne nun komplett verworfen, um auf die dunkle Seite zu wechseln.

Die anderen schienen nicht zu wissen, dass sich, trotz sämtlicher Sicherheitsmaßnahmen, ein Todesser im Schloss befand. Nochdazu war dieser Todesser ein Mitschüler.

Ich würde Draco nicht verraten, das war mir bereits von Anfang an klar gewesen. Soweit ich es wusste, hat er schließlich niemandem Leid zugefügt. Außerdem konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie Draco jemanden umbringen würde.

Oder war er nun dazu in der Lage? Hatte er sich über den Sommer vielleicht so verändert, dass nichts mehr von dem alten Draco übrig war?

Ich dachte Draco besser zu kennen, als alle anderen. Doch nun war sein Bild in meinem Kopf nur noch verschwommen. Ein abstraktes Werk, aus dem man nur mit Mühe die Schemen von Draco erkennen konnte, ehe er in einer Wolke aus schwarz und weiß unterging.

Mein Gedankenstrom wurde von einem lauten Knall unterbrochen, der mich aufschrecken ließ.

Hermine war soeben mit einem riesigen Stapel an Büchern erschienen, die sie nun mit voller Wucht auf den Tisch platzierte.

Denn um auf andere Gedanken zu kommen, bin ich auf Hermines Vorschlag eingegangen nach dem Unterricht in die Bibliothek zu gehen, um zu lernen.

Einen Vorteil hatte die angespannte Stimmung zwischen Draco und mir nämlich. Im Slytherin-Gemeinschaftsraum musste ich Draco wohl oder übel begegnen, weshalb ich bei Hermine ein wohlbehütetes Versteck gefunden habe.

Auch wenn es sich zum Teil ziemlich albern anhörte, schließlich wusste Draco ganz genau, dass ich oft in der Bibliothek war. Doch bis jetzt bin ich ihm hier noch nicht begegnet. Generell verschwand Draco die meiste Zeit außerhalb des Unterrichts immer irgendwohin, wo ihn niemand finden konnte.

Ich versuchte nicht weiter über Draco nachzudenken und sein Verhalten logisch zu analysieren, sondern fokussierte mich stattdessen auf Hermine und den Bücherstapel vor mir.

,,Wofür brauchst du denn die ganzen Bücher?", fragte ich Hermine, während diese bereits eifrig eines der Bücher aufschlug und durchblätterte.
,,Zu Recherchezwecken.", antwortete diese konzentriert.

Ich las mir die einzelnen Titel durch, um irgendwie den Recherchezweck herauszufinden, allerdings schien Hermines Recherche nichts mit dem Unterricht zu tun zu haben. Außer sie musste für Arithmantik unbedingt die Namen aller Schüler kennen, die zwischen 1940 und 1960 Hogwarts besucht haben.

,,Warum interessierst du dich plötzlich für die alten Jahrbücher aus Hogwarts?", fragte ich und legte meinen eigenen Aufsatz für Geschichte der Zauberei beiseite. ,,Die sind doch mindestens schon über fünfzig Jahre alt!"

𝐃𝐚𝐫𝐤 𝐋𝐨𝐯𝐞   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt