"Noah's Worte an Allie."

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  Justin

"Es ist alles halb so schlimm."
Ich konnte nicht fassen, dass er das sagte. Natürlich wusste ich, dass Brian immer derjenige war, der Ruhe bewaren konnte, aber Ian wurde festgenommen, und das nicht wegen ein wenig Gras in seiner Hosentasche.
"Morgen werden sie die Kaution* stellen. Mehr als 250 000 wird es nicht sein. Wir bezahlen die Kaution, holen Ian wieder zu uns und haben bis zu der Gerichtsverhandlung Zeit, Ted zu finden und zu beweisen, dass Ian unschuldig ist. Vielleicht reicht denen auch schon Claras Aussage, wenn sie aus dem Koma erwacht. Was haben die Cops in seinem Auto gefunden? Werkzeug? Eine Drahtschäre? Das wird allein nicht ausreichen, um ihn zu verurteilen.", erklärte Brian in die Runde. Als sich unsere Blicke begegneten und er meinen skeptischen Blick erkannte, seufzte er. "Ich kenne mich da aus, Justin. Ich studiere nicht umsonst Jura im 5. Semester. Wir haben Ian den besten Anwalt besorgt. Verlass dich einfach darauf."
Zurzeit konnte ich mich aber auf niemanden verlassen. Nach Claras Unfall dachte ich, dass die Situation nicht schlimmer werden könnte, aber was war jetzt?
Ich wusste nicht, wohin mit meinen Nerven.
Wir hatten alles Erdenkliche getan, um Ted zu finden und noch immer hatten wir keine Spur.
Sogar Megan habe ich dazugeholt, weil ich gehofft habe, dass sie uns helfen könnte.
Dann musste ich aber erfahren, dass das Handy, mit dem er Megan angerufen hat, ein Wegwerfhandy war, und dass er nie erwähnt hat, wo er wohnt, obwohl Megan ihn das gefragt hat.
Was wir wussten war, dass die beiden sich immer in zwei unterschiedlichen Cafés trafen. Dadurch vermuteten wir, dass zwischen den beiden Cafés sein Standort sein musste. Grund zu der Annahme war auch, dass sich genau dazwischen der Park befand, in dem die Jungs ihn das letzte mal gesehen hatten.
Trotzdem trennten die Cafés viele Kilometer und wir konnten nicht an jede Ecke Wachen hinstellen.
Ich faltete meine Hände vor meiner Nase zusammen und zerbrach mir mal wieder den Kopf.
Ich spürte den Blick von James, Abigail, Ethan, Jacob und Brian auf mir ruhen, und merkte, dass ich lieber alleine sein wollte.
Ich habe die Unterstützung dieser Menschen in den letzten Tagen sehr zu schätzen gewusst, von den einen mehr, von den anderen weniger. Ohne ihre Hilfe wäre ich wahrscheinlich noch verzweifelter.
Aber all diese Menschen waren nichts im Vergleich zu Alison.
So groß war meine Sehnsucht nach ihr. Wir hatten uns das letzte Mal vor zwei Tagen gesehen, doch das, was mir am meisten Herzschmerz bereitete war die Gewissheit, dass sie niemanden hatte.
David half ihr bestimmt, aber für ihn war die Situation auch nicht leicht.
Oh Gott, was hatte ich nur getan?
Ich habe Ian ein Karton mit einem Wegwerfhandy gegeben, damit wir uns erreichen können. Damit wir wenigstens reden können.
Damit ich wenigstens über das Telefon für sie da sein kann. Ted würde es nie erfahren.
Aber dieser Plan musste natürlich schief gehen. Vielleicht hatte Ian jetzt ein unbenutztes Wegwerfhandy mit ein paar sehr merkwürdigen Botschaften darin.
Was sollten die Polizisten denken? Dass er eine geheime Geliebte hat oder was?
Ich wusste es nicht.
Was ich aber wusste war, dass es zwei Möglichkeiten gab. Entweder wurde Ian verhaftet bevor er Alison das Paket geben konnte oder er hat Alison das Paket rechtzeitig überreichen können und sie meldet sich nicht.
Aber warum sollte sie das tun?
Ich stand auf und verließ das Wohnzimmer.
Ich hatte lange genug gewartet.
Warum sie das tun sollte?
Diese Frage konnte ich mir selber beantworten.
Es hat nicht geholfen, sie rund um die Uhr um mich zu haben.
Aber es hilft auch nicht, sie zu meiden.
Das tat uns beiden nur noch mehr weh. Und an ihre Schmerzen wollte ich gar nicht erst denken.
Ihr muss es furchtbar gehen. Und ich war nicht für sie da, in einer der schwierigsten Zeiten ihres Lebens.
Ich war ein verdammtes Arschloch.
Gott, was hatte ich mir nur dabei gedacht?
Dass wenn ich Ted finde alles wieder gut wird?
Dass wir weitermachen können, als wäre nichts gewesen?
Ich war so darauf besessen Ted zu finden, dass ich vergessen habe, dass es mindestens genauso wichtig ist sicher zu gehen, dass sie in dieser schwierigen Zeit nicht zusammen bricht.
Das einzige, das ich gemacht habe war, zwei Männer zu engagieren, die rund um die Uhr auf sie aufpassen.
Sie kümmern sich darum, dass ihr nichts passiert.
Aber wer sorgt dafür, dass sie mit der Situation zurecht kommt und nicht daran kaputt geht?
Das Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich bemerkte, dass ich schon die ganze Zeit auf das Handy gestarrt hatte, das die Prepaid Karte in sich trug. Zu sehr hoffte ich, dass sie sich melden würde. Ich hatte ihr unzählige Nachrichten auf dem Handy hinterlassen, nachdem ich es aktiviert hatte.
Falls sie das Handy von Ian bekommen hatte...konnte sie diese Nachrichten einfach ignorieren?
"Kann ich rein kommen?" Ethan stand im Türrahmen.
Ich zuckte mit den Achseln, ließ das Handy in meiner Hosentasche verschwinden und sagte: "Ich wollte jetzt sowieso gehen."
Ethan trat ein und schloss hinter sich die Tür. Seine Stirn legte sich in Falten.
"Es ist Mitternacht. Wo willst du hin?"
"Etwas wieder gut machen."
Ich schnappte mir meine Autoschlüssel und ging auf ihn zu. Naja, mehr auf meine Tür.
"Du willst zu Alison, habe ich Recht?"
Ich antwortete nicht darauf und zwang mich an ihm vorbei, aus der Tür.
"Warte mal." Er folgte mir auch noch den Flur entlang, bis zu den Treppen, die nach unten führten.
"Was ist denn?" Ich war sichtlich genervt. Ich wollte doch nur auf dem schnellsten Weg zu Alison. Ich hatte keine Nerven mehr für das Megan-Ethan-Drama.
"Megan fährt morgen zu Teds Eltern."
Ich machte mitten auf einer Treppenstufe halt. Ethan tat es mir nach, jedoch auf einer über meiner.
"Hat sie das gesagt?"
Ich wusste nicht, warum ich ihm nicht auf Anhieb glauben konnte. Vielleicht lag es daran, dass es hier um Megans Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit ging und ich nur schlechte Erfahrungen damit gemacht habe.
"Ja, ich komme sogar mit."
Es war für mich immer noch fragwürdig, wie die beiden sich wieder vertragen konnten, aber das interessierte mich wirklich nicht.
Solange Megan uns helfen würde, könnten die beiden ruhig vor meinen Augen ihre merkwürdige Beziehung weiter führen.
"Du kannst da aber nicht einfach auf tauchen und dich als ihr neuer Freund vorstellen." Ich setzte meine Beine wieder in Bewegung und er folgte mir selbstverständlich.
"Das hatte ich auch nicht vor. Ich bleibe im Auto, während sie die Wanzen an bringt."
"Hast du ihr gezeigt, wie das geht?" Ich wartete nicht seine Antwort ab. Ich wollte mich nicht auf ihn verlassen, wenn ich wusste, dass ich die Arbeit besser machen würde. "Sag ihr, dass sie morgen früh her kommen soll. Ich erkläre ihr dann alles."
Er nickte, als ich zu ihm sah und sagte: "Sie wird sowieso gleich herkommen."
"Warum?", wollte ich wissen und meine Stimme hörte sich abfällig an.
"Sie schläft hier."
Zur Hölle, was?
"Warum das denn? Ich dachte, das hätten wir." Ich habe ihm eine Millionen mal erklärt, dass Megan nur da ist, um uns mehr Informationen über Ted zu geben und nicht, um ihm einen zu blasen.
"Das ist scheiße, Justin. Du kannst also alles Erdenkliche tun um auf Alison aufzupassen und ich darf nicht mal Megan hier schlafen lassen? Du weißt selber, dass es Ted jetzt auch auf sie abgesehen hat."
Ich stöhnte genervt auf. "Dann lass sie hier schlafen. Mit uns frühstücken wird sie morgen aber trotzdem nicht."
Als ich dabei war in meine Nikes zu schlüpfen, sah er mich irritiert, ja sogar verständnislos an.
"Du übertreibst maßlos. Du kannst froh sein, dass sie uns helfen will."
Als sich Wut in mir aufstaute, packte ich ihn am Kragen seines Poloshirts und drückte ihn mit voller Wucht gegen die Wand.
In seinen Augen blitzte Überraschung auf, aber als er sah, wie ernst ich es meinte, konnte ich nur noch Furcht in ihnen erkennen. Er wusste, dass ich nicht davor zurückschrecken würde ihm eine zu verpassen. "Wag es nicht sowas zu sagen.", knurrte ich und verstärkte meinen Griff, sodass er nach Luft ringen musste. "Sie hat mit Alison gespielt, ihr Furchtbare Dinge angetan, sie ständig mit irgendwelchen Lügen gequält. Und ich soll froh sein, dass sie uns hilft? Diese kleine Schlampe kann froh sein, dass sie noch lebt also Nein, ich übertreibe nicht." Der ängstliche Ausdruck in seinen Augen zeigte mir, dass er mich verstanden hatte, aber ich musste es noch einmal von ihm hören. "Verstanden?"
"Ja.", krächzte er und als ich ihn los ließ, schnappte er nach Luft.
"Verdammte Scheiße.", schrie er und hielt sich den Kehlkopf. "Komm gefälligst wieder runter."
Ich drehte mich ein letztes Mal zu ihm, nur um ihn noch ein mal zu warnen: "Wehe ich sehe sie morgen am Frühstückstisch."

Cooper meldete sich schon nach dem ersten Klingeln. Wenigstens war auf jemanden Verlass.
"In ihrem Zimmer brennt noch schwaches Licht. Wahrscheinlich ihre Nachttischlampe. Ob sie schläft oder wach ist, kann ich nicht genau sagen. Es ist auf jeden Fall sehr ruhig hier."
"Ich bin im Auto und auf dem Weg."
"Ich habe hier wirklich alles unter Kontrolle, Justin."
Ich hielt an einer Ampel an. Nur noch fünf Minuten bis zu ihr.
"Deshalb komme ich ja auch nicht.", begann ich ihm zu erklären, aber als er sagte "Oh, alles klar." schien er meine Absichten schon verstanden zu haben.
"Dann bis gleich.", hörte ich ihn noch sagen, bevor ich auf legte.
Die Straßen waren in dieser Nacht frei, nur hatte ich alles andere als Glück mit den Ampeln.
Je näher ich Alisons Haus kam, desto größer wurde das Gefühl, das mir sagte, dass das, was ich hier tat, genau das richtige war.
Ich brauchte sie in dieser Zeit, mehr als alles andere. Und ich wusste, dass sie mich auch brauchte.
Eine andere Erklärung für mein Handeln war nicht nötig.
Wenige Minuten später klopfte ich auch schon an die Fensterscheibe von Coopers Auto, bevor ich die Beifahrertür öffnete und mich setzte.
Cooper war einer von den beiden Männern, die ich engagiert habe um auf Alison aufzupassen. Ich wollte sichergehen, dass ihr nichts passiert. Sowohl tagsüber als auch in der Nacht. Aus diesem Grund musste ich direkt zwei Männer einstellen. Einen für den Tag und den anderen für die Nacht.
James hatte mir Cooper empfohlen. Die beiden haben zusammen Informatik studiert, doch dann hat Cooper das Studium wohl abgebrochen. Warum, interessierte mich nicht. Er kannte sich perfekt mit der neuen Alarmanlage aus, die Holly nach Claras Unfall installiert hatte und auch die Kameras hatte er ums Haus angebracht, die das gesamte Grundstück bewachten.
Der andere war Burk. Der Cousin von Cooper. Bei unserem Treffen war ich schwer begeistert von seinen Schießkünsten. Die vielen Jahre in der Army haben ihn einiges gelehrt, sodass ich mir sicher sein konnte, dass er Alison zu beschützen wusste.
"Schon müde?", fragte ich und Cooper lachte leise.
"Den Red Bulls und Cafés, die ich getrunken habe, laut zu urteilen, nein, noch nicht."
Das musste er sagen. Ich bezahle ihm Unmengen an Geld, dafür das er nur auf Monitore guckt und dabei wach bleibt.
"Ist das Licht in ihrem Zimmer immer noch an?"
"Ja, aber vor einer Minute ist es auch in der Küche angegangen."
"Und sie hat es an gemacht?" Der Gedanke, dass Ted durch die Hintertür, die in der Küche angebracht war, reingekommen ist, ließ mich nicht los.
"Ja, ganz sicher. Niemand kann durch Wände und verschlossene Türen gehen."
Ich verdrehte die Augen. "Schon klar." Als ich die Autotür öffnete, drehte ich mich zu ihm. "Du kannst Schluss machen."
Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. "Bist du dir sicher?"
"Ja. Ich werde die Nacht über bei ihr bleiben."
Und mit mir an ihrer Seite, würde ich so leicht nichts zustoßen.


Ich umging die Alarmanlage, indem ich den Schlüssel benutzte, den mir Alison eines Abends gegeben habe. Es ist keinen Monat her und ich erinnere mich noch daran, wie sehr mir diese Geste bedeutet hat. Das tut sie immer noch.
Im Flur brannte kein Licht, aber ich wollte auch keins an machen.
Mit leisen Schritten machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ich hätte abgeklopft, wenn diese eine Tür hätte.
Alison würde sich erschrecken, wenn sie Schritte hören würde, die nicht ihre waren.
Ich erkannte sie, als ich mich näherte, jedoch immer noch im Wohnzimmer war.
Sie stand mit dem Rücken zu mir und machte irgendwas neben dem Kühlschrank. Wahrscheinlich hatte sie nur Durst bekommen.
Mein Blick fiel auf ihre Kleidung. Sie trug eines meiner T-Shirts, das sah ich sofort. Der weiße Stoff reichte ihr bis zu der Mitte ihrer Oberschenkel. Aus diesem Grund verzichtete sie auch auf eine Shorts. Ihre Haare waren offen, was ziemlich untypisch war, da sie sie immer zu einem Zopf flechtet, bevor sie schlafen geht.
Ich holte tief Luft, während mein Herz zu rasen begann. Es war nicht nur dir Vorfreude auf sie, sondern auch die Angst, wie sie auf mich reagieren würde.
Vielleicht wollte sie mich ja gar nicht sehen. Das war meine größte Angst, die mich von Zeh bis Haaransatz erfüllte.
Ich machte den nächsten Schritt auf sie zu, voller Hoffnung, dass sie mir in die Arme springt und mir sagt, wie sehr sie mich vermisst hat, wenn sie mich sieht.
Doch zuerst jagt sie mir einen Schock ein, indem sie sich umdreht und voller Entsetzen in meine Richtung guckt. Als ich das scharfe Küchenmesser in ihrer Hand erkenne, bereit jemanden anzugreifen, hebe ich vorsichtig meine Hände.
"Ich bin es nur, Allie."
"Verdammte Scheiße.", keucht sie und lässt die Hand mit dem Messer fallen. Mit der anderen Hand packt sie sich ans Herz und lehnt sich gegen die Küchengarnitur. "Mach sowas nie wieder, hast du verstanden? Ich habe Schritte gehört und dachte jemand wäre eingebrochen. Ich war so kurz davor auf dich loszugehen." Sie zeigte mir mit Zeigefinger und Daumen wie kurz davor sie war.
Meine Schultern entspannten sich, als die Angst und der Schock in ihrem Gesicht verblassten.
Mit langsamen Schritten ging ich auf sie zu und als ich bei ihr angekommen bin, nahm ich ihr langsam das Messer ab und legte es auf die Kücheninsel.
Sie sah mir in die Augen und ich erkannte ein Dutzend Emotionen in ihrem Gesicht, unter ihnen auch Erleichterung und Liebe. Unser berühmtes Knistern lag in der Luft, als sich unsere Augen einen leidenschaftlichen Kampf lieferten.
All meine Sorgen existierten nicht mehr, wenn ich sie an sah.
Und mein ganzes aufgewirbeltes Leben fügte sich wieder in die richtige Bahn, als sie mir um den Hals fiel.
"Ich habe dich so vermisst, Baby.", hauchte ich gegen die Haut ihres Halses und drückte einen Kuss auf diese Stelle. "Ich liebe dich so, das weißt du doch."
"Ich weiß. Ich weiß." Ihre Stimme war ein reines Schluchzen. Mein Herz schmerzte, als ich ihr beim Weinen zuhören musste.
Was habe ich ihr nur zugemutet?
"Wein Bitte nicht. Es tut mir alles so Leid." Ich lehnte mich zurück, um ihr Gesicht in meine Hände nehmen zu können. Mit meinen Daumen strich ich ihr die Tränen von den Wangen.
Sie sah so zerbrechlich, so verletzlich aus und dennoch war sie wunder wunderschön.
Ich legte meine Hand auf ihre Wange, bevor meine Lippen ihre fanden. Es war ein zärtlicher Kuss, voll mit Liebe. Ich löste mich schnell von ihr, weil ich wusste, dass ich mit Feuer spielte. Es fühlte sich so an, als hätte ich so lange nicht mehr mit ihr geschlafen, obwohl es keine vier Tage her ist.
Ich sehnte mich nach ihren Lippen, nach einfach alles an ihr. Aber ich war nicht her gekommen um mit ihr zu schlafen. Noch größer war das Bedürfnis sie einfach bei mir zu haben, ihr zuzuhören und sicherzugehen, dass es ihr nicht allzu schlecht geht.
"Lass uns hoch gehen und reden.", schlug ich vor, während meine Hände immer noch ihr makelloses Gesicht liebkosten.
Sie nickte und ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen. Ich konnte nicht richtig zuordnen, ob es aufrichtig war, aber so schien es mir. Möglicherweise ging es ihr jetzt besser, da ich bei ihr war, so wie es mir dadurch besser ging.
"Warte kurz.", sagte sie, als ich mich auf den Weg hoch in ihr Zimmer machen wollte. Ich sah sie fragend an, als sie zu stottern begann: "Ich eh, muss noch kurz was machen."
Ich ließ ihre Hand los und beobachtete, wie sie zurück an den Platz ging, an dem ich sie vorgefunden hatte. Sie kehrte mir wieder den Rücken zu, doch ich stellte mich neben sie, damit ich sehen konnte, was sie tat.
"Hast du die von Jason?" Ich wusste nicht, warum ich sie das fragte. Warum ich direkt wusste, dass die Tablettenpackung Schlaftabletten enthielt oder warum mein erstes Gedanke war, dass Jason ihr diese verschrieben haben muss, als sie letzte Nacht zu ihm gefahren ist.
Woher ich das wusste? Cooper war ihr gefolgt und hatte mich am Telefon. Vier Stunden lang. Ich kann nicht in Worte fassen, wie mich die Tatsache gequält hat, dass Alison nicht weiter wusste, und deshalb meinen Bruder aufgesucht hat. Das er der einzige war, der ihr helfen konnte, obwohl ich doch ihr Freund war und sie so sehr liebte.
Was musste sie nur von mir halten?
Ich hasste mich sehr dafür, dass ich vor zwei Tagen beschlossen hatte, mich von ihr fernzuhalten, um Ted so nicht noch mehr Gründe zu liefern, unsere Leben zu zerstören.
Doch das zog mit sich, dass es ihr furchtbar schlecht ging.
Und diese Auswirkung konnte ich nicht länger in Kauf nehmen.
So lange ich sie bei mir habe, und zwei intelligente, starke Männer ein Auge auf sie haben, wird Ted nicht an sie rankommen können.
Er war gut, aber nicht so gut.
"Ja, ich - ich, ehm.", begann sie zu stottern und ihr Gesicht wurde rot.
Ihr war die Situation unangenehm, und das tat mir Leid, wo ich doch schon die ganze Wahrheit wusste.
Als sie die Stirn runzelte, guckte sie mich keine Sekunde später verwirrt an und fragte: "Woher weißt du das?"
Ich seufzte, nahm ihr die Tabletten aus der Hand und legte sie beiseite.
"Nur weil ich in den letzten beiden Tagen nicht da war, heißt es nicht, dass ich nicht dafür sorge, dass dir nichts passiert."
Sie hob eine Braue, als würde sie ahnen, was ich damit andeuten wollte.
"Du lässt mich beschatten, oder?", fragte sie und ihr Tonfall war komisch. Ich konnte nicht einschätzen, wie sie zu dieser Tatsache stand.
"Nein, tue ich nicht. Ich habe jemanden engagiert, der ein Auge auf dich und das Haus hier wirft. So bist du vor Ted sicher. Aber ich lasse dich nicht beschatten, Alison. Das dient alles nur deiner Sicherheit.", versuchte ich ihr zu erklären und konnte beobachten, wie sich ihre Gesichtszüge entspannten.
"Es hat also jemand vor meinem Haus geparkt und bleibt die ganze Nacht wach wegen mir?"
Ich nickte, fand diese Frage jedoch seltsam. Es klang so, als hätte sie Mitleid mit dem Mann, nur weil er keinen Schlaf bekam.
"Und den ganzen Tag? Der Mann braucht doch irgendwann Schlaf.", tadelte sie und ich blieb ruhig, weil ich wusste, dass sie von alleine drauf kommen würde.
"Oh." Ihre Stirn legte sich in Falten. "Es ist nicht nur ein Mann?"
"Nein, einer Tagsüber und einer Nachts."
"Und der eine, der mich tagsüber observiert, folgt mir überall hin?", fragte sie skeptisch und neigte ihren hübschen Kopf zur Seite.
Ich ahnte, dass sie den Gedanken daran nicht mochte, konnte ihr aber nicht widersprechen, weil sie Recht hatte, deshalb nickte ich nur.
"Aber er hält sich immer im Hintergrund."
"Ja." Sie schien nachzudenken. "Mir ist bisher wirklich niemand aufgefallen...vielleicht sollte ich besser aufpassen."
Ich lächelte und wusste selber nicht, ob es echt oder aufgesetzt war. "Das wäre natürlich nur von Vorteil."
"Wirst du mir die Männer vorstellen?"
"Nein, aber ich werde dir Fotos zeigen, damit du nicht ängstlich bist, wenn du jemanden siehst, der dich verfolgt und es eigentlich einer deiner Beschützer sind."
Sie nickte prüfend, als müsste sie noch überlegen, ob sie damit einverstanden ist. In der Zwischenzeit fragte ich sie, ob sie deshalb sauer auf mich sei und sie lachte leise auf, was mein Inneres erwärmte.
"Nicht wirklich. Ich habe nichts anderes erwartet, Justin. Mir war schon, nachdem ich den Brief gelesen habe, bewusst, dass du jemandem eine Menge Geld dafür geben wirst, um 'für meine Sicherheit zu sorgen'. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ich außerhalb meines Hauses nicht unbeobachtet bleiben kann, aber damit muss ich mich wohl anfreunden." Sie drückte meine Hand und machte mich sprachlos mit ihrem enormen Maß an Verständnis. "Ist doch nur vorübergehend, oder?", fragte sie, mit einem Funken Hoffnung in ihrer Stimme.
Ich legte meine Hand auf ihren Hinterkopf und drückte sie leicht in meine Richtung, um sie zu küssen.
"Danke.", sagte ich von Herzen und meinte es auch so, als wir uns voneinander lösten.
"Wofür?"
"Für dein Verständnis. Ich weiß, wie schwer es für dich sein muss, Alison."
Mit meinem Handrücken strich ich ihr über die Wange und beobachte, wie sich ihre Mundwinkel nach unten zogen.
"Aber genauso schlimm, wie es für mich ist, ist es auch für dich. Das weiß ich. Hör auf dich immer um mich Sorgen zu machen und denk auch an doch. Das Schlimmste, was mir widerfahren ist, ist der Unfall von Clara. Aber ihr Zustand verbessert sich schon fast von Stunde zu Stunde. Aber du..." Sie machte eine Pause, in der sie seufzte und mir ihre Hände auf meine Wangenknochen legte. "So wie ich dich kenne, gibst du dir die Schuld an all dem."
"In dem Fall bin ich es aber auch, Alison." Sie wusste es doch selber. Wenn ich das mit Megan damals nicht angefangen hätte, dann stünden wir jetzt nicht hier. Wessen Schuld sollte es denn sein, wenn es nicht meine war?
Ich bin an all dem Schuld. Einzig und allein ich habe diese Wut in Ted ausgelöst, die ihn zu diesen Dingen geleitet hat.
"Das wissen wir beide.", fügte ich hinzu und sie schüttelte mehrmals den Kopf.
"So ein Quatsch. Du hast vielleicht Fehler in der Vergangenheit gemacht, aber nichts davon rechtfertigt Teds Taten." Sie stoppte, aber an ihrem unsicheren Ausdruck wusste ich, dass sie mehr zu sagen hatte.
"Ich...ich weiß nicht, ob es stimmt, dass du mit Megan geschlafen hat, während sie noch mit Ted zusammen war, aber selbst wenn du das getan hast, gibt es Ted nicht das Recht, unsere Leben auf den Kopf zu stellen und Clara so etwas anzutun."
James hat mir schon gesagt, dass sie es wusste. Dass Ted es ihr gesagt hatte, als er auf der Party aufgetaucht war. Und ab diesem Zeitpunkt an hatte ich gewusst, dass mich dieses Missverständnis einholen würden.
Und hier war ich nun.
Musste mich für etwas rechtfertigen, das von vorne bis hinten gelogen war.
"Ich wusste nicht, das sie noch zusammen waren. Megan hat gesagt, dass sie mit ihm Schluss gemacht hat.", erklärte ich ihr und hoffte, dass man mir meine Verzweiflung nicht an sah.
Sie blickte mir eindringlich in die Augen, als würde sie heraus finden wollen, ob ich die Wahrheit sagte.
Doch dann sagte sie schließlich: "Das ist mir egal, wie es war und wie es nicht war. Das ist alles vor meiner Zeit passiert und-"
"Trotzdem.", unterbrach ich sie. "Bitte glaub mir. Ich bin nicht jemand, der Beziehungen zerstört, vor allem nicht die von meinen besten Freunden. Hätte ich es gewusst...also dass die beiden noch zusammen sind, hätte ich nie mit ihr geschlafen."
Ich wusste, wie sie zu Fremdgehen und Betrug stand. Spätestens nachdem wir Ian und Clara miteinander erwischt hatten, war mir völlig bewusst, dass sie sowas hasste, dass sie es nicht akzeptiert und nicht versteht.
Und ich wollte nicht, dass sie denkt, dass ich auch einer dieser Menschen bin. Ich wollte nicht, dass sie Angst hat, dass ich sie irgendwann möglicherweise hintergehen würde. Denn das könnte ich nie. Sie war die einzige Frau in meinem Leben und ich spreche die Wahrheit, wenn ich sage, dass ich sie auch für immer als einzige Frau in meinem Leben haben möchte.
"Justin, ich glaube dir doch." Sie lähmt meine Gedanken mit ihren schönen Lächeln. "Ich wusste von. Anfang an, dass es gelogen sein muss."
Ich öffnete den Mund, unfähig etwas zu sagen. Ihre Güte, ihre Liebe und ihr Verständnis machten mich sprachlos. Ein großer Teil von mir hatte erwartet, dass sie enttäuscht und furchtbar wütend auf mich ist.
Aber jetzt lächelte sie mich an und strahlte so viele Dinge aus, nur nicht Enttäuschung und Wut.
"Warum guckst du so?", fragte sie mich und ich schüttelte meine Gedanken weg.
"Ich war nur in Gedanken. Sollen wir hoch gehen?"
"Sag mir zuerst, was du gedacht hast.", verlangte sie und plötzlich war sie nur noch ernst.
Ich seufzte, gab mich jedoch geschlagen.
"Naja, ich habe erwartet, dass du wütend bist. Oder zumindest enttäuscht. Ich meine, nachdem Brief und all dem, was passiert ist.", gestand ich ihr und fühlte mich plötzlich nicht mehr so stark wie sonst. Ich musste sie doch verletzt haben, oder nicht?
Ich habe sie alleine gelassen, wo sie mich doch so sehr brauchte?
Und sie nahm es mir nicht übel?
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
Ich wollte nicht, dass sie so tut, als wäre alles okay, obwohl es eigentlich nicht so ist.
"Ich dachte, ich hätte dich verletzt."
Sie trat einen Schritt zurück, als verstünde sie nicht, was ich ihr sagen wollte.
Bevor ich ihre Hand nehmen konnte, ging sie an mir vorbei und drehte mir den Rücken zu. Ich kann nicht beschreiben, wie sehr mich diese Geste verletzte.
Doch vielleicht würde sie jetzt ehrlich mit mir sein, mir all die schlimmen Dinge an den Kopf werfen, die ich ihr angetan hatte.
Ich stellte mich neben sie und sah ihr dabei zu, wie sie das Glas Wasser, dass sie sich für die Tablette eingeschüttet hatte, leer trank. Die Verzweiflung war ihr ins Gesicht geschrieben.
"Lass uns nach unten gehen, dann...kannst du mir solche Fragen stellen." Es war kein Vorschlag, sondern ein deutlicher Befehl.
Ihre Stimmungsschwankungen machten mir furchtbar zu schaffen.
Hatte ich das angerichtet?
"Nach unten?"
"Ja, ich will nicht, dass meine Mom uns hört und im Keller gibt es ein schönes Zimmer, mit alten Sachen von mir." Sie lächelte leicht, doch ich konnte es nicht erwidern. Sie verwirrte mich viel zu sehr.
Ich brauchte Ehrlichkeit. Ich brauchte wahre Worte, auch wenn sie diese brüllen und rausschreien würde.

Im Keller befand sich tatsächlich ein Zimmer, ungefähr so groß wie Alisons Schlafzimmer und sie stellte mir alte Sachen von sich vor.
Ihr altes Bett stand in einer Ecke, ein Kinderbett, vielleicht 1,60 Meter lang, das mal ein Himmelbett gewesen ist. Ihr alter Schrank, Schreibtisch und sehr, sehr viele Bilder. Auch viele von ihrem Vater. Sehr viele von ihrem Vater und Holly. Ich sah mir jedes Bild genau an. Ich als Mann konnte sagen, dass die beiden ein sehr schönes Paar abgegeben haben. Alison hatte ihre Schönheit ganz klar von beiden Elternteilen.
Bei den Bildern von Alison und ihrem Vater zusammen blieb ich etwas länger hängen. Es waren Bilder, wo sie auf seinem Bauch lag und eingeschlafen war, und er am Lesen war. Sie musste jünger als vier Jahre gewesen sein. Und sie war so süß. Ich dachte, dass Jazzy schon das süßeste Kind gewesen ist, aber Allie toppte sie locker. Als kleines Kind hatte sie richtige kleine Locken und große Glubschaugen, was mit ihren langen Wimpern einfach nur perfekt aussah.
Das Foto, wo sie ihrem Vater ein Eis gegen die Nase drückt und ihr Lächeln mit den vielen Zahnlücken zeigt, ist mein Lieblingsbild.
Sie war bestimmt so ein friedliches, zauberhaftes, kleines Mädchen. Bilder erschienen vor meinen Augen, wie ich in zehn Jahren mit Allies Mini-Version genauso rum albere und Alison selbst kichernd dieses Foto schießt.
Ein wenig erschrocken von mir selbst befreite ich mich von diesen Gedanken.
Ich hatte noch nie über Kinder nachgedacht, aber ich wusste, dass ich keine wollte.
Warum stellte ich mir dann so etwas vor - Alisons Glubschaugen und Haare in einem kleinen, unschuldigem Mädchen, das meine Augenfarbe und meinen Mund hat?
"Ich war süß, oder?"
Sie musteret mich mit einem süßen Grinsen und ich konnte nicht anders als sie zu ärgern. "Hmm, eher nicht so."
"Ohaa.", lachte sie und schlug mir leicht gegen die Brust, bevor sie die Arme verschränkte und wieder auf die Bilder guckte.
"Du warst wirklich sehr süß.", sagte ich ihr schließlich die Wahrheit. "Das Bild ist mein Lieblingsbild." Ich zeigte auf das Foto und sie lächelte gekränkt. "Es ist fast so schön, wie das in deinem Zimmer. Wo du auf seinen Schultern eingeschlafen bist."
Ich beobachtete ihre Reaktion auf meine Worte und suchte nach Emotionen in ihrem Gesicht. Sie starrte weiter auf das Bild, nachdenklich und tieftraurig, während sich ihre Augen mit der Zeit mit Tränen füllten und sie tief Luft holte, um dies zu verhindern.
Ich legte meinen Arm um sie und küsste sie auf die Schläfe. Sie hat nicht oft mit mir über ihren Vater geredet und jetzt sah ich auch den Grund. Weil die Erinnerungen, die sie an ihn hatte, sie traurig stimmten.
"Was denkst du?", fragte ich sie vorsichtig, als sie ihre Arme um meine Mitte schlang und ihr Gesicht in meiner Brust vergrub.
"Ich denke daran, wie schwer du es hättest, wenn er noch am Leben wäre.", gab sie zu und ich wusste, dass sie recht hatte. Er ist ein FBI- Agent gewesen und hätte mir wahrscheinlich den Umgang mit seiner Tochter verboten, weil er der Meinung wäre, dass sie jemand besseren verdient hat und keinen, der sie in solche Schwierigkeiten bringt und nur Probleme mit sich zieht.
"Dann hätten wir wahrscheinlich noch mehr Probleme, als wir sie jetzt schon haben.", stellte ich nüchtern fest und sie hob ihren Kopf, um mich angucken zu können.
"Ja.", stimmte die mir zu, aber irgendetwas an ihrem Blick störte mich. An der Art, wie sie mich ansah. "Ich schätze, schlimmer geht's immer, oder?"
Sie löste sich von mir, bevor ich auf ihre Aussage reagieren konnte und marschierte auf die Couch zu, die außerdem auch noch ein Möbelstück dieses Kellers war.
Ich fuhr mir durch die Haare, verzweifelt und ratlos.
Ich hatte ja keine Ahnung, wie ich mit ihr umgehen sollte.
"Es tut mir Leid.", flüsterte sie, kurz nachdem sie sich auf die Armlehne gesetzt und die Hände ineinander gefaltet hatte. "Ich weiß auch nicht, warum ich so schroff bin."
Ich sah mich im Zimmer um, weil es mir weh tat sie so zu sehen. Ich musste kurz nachdenken. In ihrer Gegenwart fiel es mir so schwer klar zu denken.
Ich blickte auf ein Regal - oder war es ein Schrank? -, das Türen aus Glas hatte. Ich konnte die vielen Flaschen Alkohol durch schimmern sehen.
Womöglich war ich krank, oder einfach nur total unfähig auf meine Fähigkeiten als Seelenklempner zu vertrauen, aber ich ging auf den Schrank zu und öffnete die Türen, als ich mir sicher war, dass Alison meinen Schritten folgte.
"Lust auf ein bisschen Wein?", fragte ich und ließ mein Blick über die vielen Weinflaschen wandern. Ich erkannte nur französische Namen und wusste, dass die Weine gut sein mussten.
"Willst du mich betrunken machen?", fragte sie, als ich zu ihr blickte und ihre Mundwinkel zeigten nach oben.
"Ich will nur, dass du ehrlich zu mir bist. Und vielleicht wird es dir beim Einschlafen helfen."
"Deine Nähe wird mir beim Einschlafen helfen.", erwiderte sie und ihr Blick in meine Augen wurde eindringlicher. Ihre Wangen färbten sich rot und ich konnte nicht anders als zu Lächeln.
"Aber der Wein und du in Kombination können mir nichts vor machen."
Sie öffnete den Mund, um zu protestieren oder mir zu widersprechen, doch dann überlegte sie es sich anders und nickte.
"Ich glaube, da muss auch noch irgendwo Whisky für dich sein."

Ich schenkte Alison zum dritten Mal ein und wartete darauf, dass sie offener wurde. Bisher hatte sie mir von den Fragen erzählt, die die FBI - Agents ihr gestellt hatten.
"Ich hatte das Gefühl, Bill wollte alles so zusammen rücken, dass es aussieht, als hätte Ian es getan. Er hat mich zum Beispiel gefragt, ob der Kuss zwischen Clara und Ian einvernehmlich war und ich habe Ja gesagt und dann hat er mir eindringlich in die Augen geguckt und mich gefragt, ob ich mir sicher bin." Sie machte ein abfälliges Geräusch und nahm ein Schluck ihres Weins. "Als wüsste ich den Unterschied zwischen 'Einvernehmlich' und 'gezwungen werden' nicht."
Das war alles so absurd. Das FBI suchte sich anscheinend den einfachsten Weg, nur um den Fall abzuschließen, selbst wenn dies bedeutet, dass sie einen Unschuldigen einsperren.
Sie gehen davon aus, dass derjenige, der Clara geküsst hat, gleichzeitig auch versucht, sie umzubringen?! So etwas Schwachsinniges ist mir selten untergekommen.
"Bei uns war es noch viel schlimmer.", begann ich zu erzählen und Alison sah mich mit ihren großen, neugierigen Augen an. "So zwei andere Agents sind zu uns gekommen. Sie haben sofort nach Ian gefragt, anstatt mich erst mal zu verhören. Immerhin war ich der Gastgeber. Ian war nicht da, aber so war es zum Beispiel auch Ethan nicht. Ian musste etwas wegen seiner Uni klären. Irgendeine Facharbeit, die er bald abgeben muss, denn wenn er es nicht tut, muss er das Semester wiederholen. Deshalb war er weg. Ich meine, wie konnte er oder wir denn wissen, wann die Agents kommen? Müssen wir jetzt den ganzen Tag zu Hause bleiben und Däumchen drehen, bis jemand vom FBI auftaucht?
Die Agents haben natürlich sofort Verdacht geschöpft und wollten Ians Zimmer auf den Kopf stellen. Brian hat einen Durchsuchungsbeschluss verlangt. Ich habe dir erzählt, dass er Jura studiert. Kein Richter hätte diesen Idioten erlaubt, das Zimmer eines Jungen zu durchsuchen, der lediglich ein Mädchen geküsst hat.
Wir haben den Agents angeboten, mit uns zu reden, haben ihnen gesagt, dass wir alles erzählen würden, was wir wussten, aber diese Männer waren so besessen darauf Ian festzunehmen. Sie wollten wissen, wo er studiert und als wir es ihnen gesagt haben, haben die sich sofort auf den Weg gemacht." Jetzt, wo ich die Geschehnisse noch einmal Revue passieren lasse, merke ich erst Recht, wie lächerlich sich die Cops verhalten hatten. Das waren für mich keine Agents, sondern unfähige, dumme Cops.
"Das glaube ich nicht.", sagte Alison endlich und beugte sich total erschrocken vor. "Um wie viel Uhr war das?"
Ich wusste nicht, was das für eine Rolle spielte.
Ich war gerade dabei ihr vorsichtig und langsam erklären zu wollen, dass dieselben Agents Ian festgenommen haben und sie wollte wissen, um wie viel Uhr die Agents bei uns waren?
"Ich weiß nicht. So gegen zwei? Warum?"
"Ich war da bei Clara im Krankenhaus. Ich habe-" Plötzlich unterbrach sie sich selbst. Als sie die Stirn runzelte, fragte ich sie: "Was ist los?"
"Nichts.", antwortete sie langsam und lehnte sich wieder zurück. "Ich wollte dir nur erzählen, wie Ian vor meinen Augen festgenommen wurde, also dass ich dabei gewesen bin, aber das weißt du ja schon bestimmt, von dem Typen, der mich tagsüber beobachtet."
"Was?"
Entsetzten machte sich in mir breit. Ian wurde vor Alisons Augen festgenommen?
"Alison, ich hatte ja keine Ahnung.", sagte ich und griff nach ihren Händen. "Das hat mir Burk nicht erzählt."
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte meine Wut auf diesen Nichtsnutz zu unterdrücken. Für was bezahlte ich ihn eigentlich?
Alison zuckte mit den Achseln und zog ihre Beine ein wenig zusammen, die auf meinem Schoß ausgebreitet waren.
"Da kannst du doch nichts für. Ich wollte es dir erzählen, aber ich...wusste nicht, wie."
Ich erkannte das Bedauern in ihrer Stimme und wie schwer es ihr fiel, darüber zu reden.
Meine Brust begann zu Schmerzen.
Hätte ich das nur gewusst...dann wäre ich viel eher zu ihr gekommen.
"Erzähl mir bitte alles.", flehte ich sie fast schon an. "Was ist an dem Tag passiert?"
Ich erfuhr, dass sie Mittags von Bill, dem Ex - Partner ihres Vaters verhört wurde. Da hatte sie mir eben schon alle absurden Einzelheiten erzählt.
Danach ist sie zusammen mit Jason ins Krankenhaus gefahren. Ein wichtiges Detail, das mir Burk ebenfalls vergessen hatte zu erzählen. Als sie mit Jason vor dem Krankenhaus etwas essen wollte, entdeckte sie dann plötzlich Ian, der auf das Krankenhaus zu ging.
"Er hat gar nicht gesagt, dass er Clara besuchen gehen wollte."
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Plötzlich wirkte sie nachdenklich. So als würde sie versuchen, sich an etwas zu erinnern.
"Das wollte er auch gar nicht. Er-" Sie stoppte mitten im Satz und schlug sich plötzlich die Handfläche gegen den vor Schock geöffneten Mund. "Scheiße.", murmelte sie in ihre Handflächen.
Ich war in Alarmbereitschaft, löste ihre Hand von ihrem Gesicht und fragte ernst: "Was ist los?"
"Er hat mir was gegeben. Von dir. So eine Box." Sie blickte tief in meine Augen, als ich plötzlich vor Erleichterung aus atmete. Sie hatte sie also tatsächlich noch erhalten, bevor Ian verhaftet wurde.
"Du hast sie?"
"Ja, sie ist oben. In meiner Tasche. Das hatte ich total vergessen!"
"Oh, Gott sei Dank. Ian sollte auf dem Weg in die Uni an deinem Haus vorbei fahren und es Burk geben, damit er es in laufe des Tages in deinen Briefkasten tun konnte. Vielleicht hat Burk ihm gesagt, dass du ins Krankenhaus gefahren bist und Ian ist deshalb dahin gekommen?"
Jetzt schien alles plausibel. Die Puzzleteile fügten sich zusammen.
Ian ist ins Krankenhaus gefahren, um Allie zu finden.
Jedoch musste es für das FBI so ausgesehen haben, als würde Ian ins Krankenhaus wollen, um das zu beenden, was er angefangen hatte.
Alison stimmte mir mit einem Nicken zu. "Wahrscheinlich war es so."
Sie zog ihre Beine ein und stellte sie auf den Boden, um aufzustehen. Als ich sie das Weinglas austrinken sah, war ich verwirrt. Es sah so aus, als hätte sie das Gespräch beendet und als würde sie jetzt schlafen gehen wollen oder so. Ich dachte, sie würde mich mit Fragen über Ian zu bombardieren. Immerhin musste er morgen früh vor den Richter.
"Wo willst du hin?"
"Meine Tasche holen. Ich habe das mit der Schachtel vergessen und es tut mir so Leid. Ich hoffe, es war nichts wichtiges. Aber bestimmt war es das, oder?"
Ich zögerte mit der Antwort und meine Nackenhaare stellten sich auf. In der Schachtel war nicht nur das Handy, mit dem wir kommunizieren könnten, sondern auch etwas anderes.
Und ich hatte Angst vor ihrer Reaktion auf das "andere".
"Du kannst es eigentlich auch auf machen, wenn ich nicht da bin.", sagte ich, total feige und lächerlich...das war mir bewusst.
"Wie?" Ihre Mundwinkel richteten sich nach unten und ein trauriger Ausdruck trat auf ihre Züge. "Ich dachte du bleibst über Nacht?"
"Nein, nein, das tue ich doch auch!"
Ich fuhr mir durch die Haare, als Verwirrung die Traurigkeit in ihrem Gesicht ersetzte.
Schnell seufzte ich. "Okay, hol die Schachtel. Ich warte hier."
"Wirklich?" Ich erkannte Skepsis und Angst in ihrer Stimme. Wovor?
Davor, dass ich gehe und sie alleine zurück lasse?
Hatte ich ihr Vertrauen zu mir etwa so sehr ruiniert?
"Baby, ich gehe nirgendwo hin.", versicherte ich ihr und winkte sie mit einer Handbewegung zu mir. Ich half ihr dabei sich auf meinen Schoß zu setzen, und als wir das erledigt hatten, vergrub ich meine Hände in ihren Haaren.
"Vertraust du mir?"
"Ja.", hauchte sie. "Es ist nur schwer für mich zu glauben, dass du wirklich hier bist."
Ihre Stimme war so schwach. So hörte sie sich immer an, wenn sie kurz davor war zu Weinen. Ich wollte es unbedingt verhindern. Ihre Tränen hätte ich nicht ertragen können. Warum konnte sie nicht einfach wütend auf mich sein?
"Ist es wegen den Dingen, die ich in dem Brief gesagt habe?"
"Nein, der Brief war wunderschön." Ich war erstaunt von dieser Offenbarung. Ich dachte, ich hätte sie verärgert und enttäuscht. Aber sie empfand meine Worte als wunderschön?
"Ich weiß, dass du denkst, dass du mich damit verletzt hast. Und ich war auch im ersten Moment so verletzt. Ich war kurz davor zu dir zu fahren und dich anzuschreien, weil du mich in so einer Situation alleine lässt. Aber dann habe ich dank Jasons Hilfe einschlafen können und bevor ich eingeschlafen bin, habe ich mir den Brief mindestens zehn Mal durchgelesen. Ich verstehe dich, Justin. Ich kann jedes einzelne Wort in dem Brief nachvollziehen. Es hat nicht geklappt, mich rund um die Uhr um dich zu haben. Vielleicht klappt es, wenn wir Ted zeigen, dass wir auch ohne einander weiter leben können? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vor geht aber ich würde all das tun, was du für richtig hältst, denn du kannst die Situation besser einschätzen als ich. Du kennst Ted besser als ich.
Ich vertraue dir.
Ich wusste von Anfang an, dass du alles Erdenkliche tun würdest, um mich in Sicherheit zu wissen, und das hast du getan. Gott, ich will gar nicht wissen, wo die Männer, die du engagiert hast, überall Kameras installiert haben." Sie kicherte kurz und verdrehte die Augen und ihre Schönheit zerdrückte mich, nahm mir die Luft zum atmen. "Ich glaube so sehr an dich. Ich glaube daran, dass du Ted finden wirst, bevor er noch mehr Schäden anrichten kann, und er seine gerechte Strafe bekommt. Ich weiß, dass du diesem ganzen Albtraum ein Ende setzen wirst und wir zwei endlich die Probleme haben, die ein normales Paar hat, du weißt schon, wo du eifersüchtig wirst, wenn mich ein Junge zu lange anguckt und wo ich sauer auf dich werde, wenn du den Jungen blöd an machst."
"Diese Probleme kannst du jetzt schon haben. Kein Problem.", unterbrach ich sie und erntete ihr berühmtes Augen rollen mit einem zauberhaften Lächeln.
Ihre Worte berührten mich, doch gleichzeitig wusste ich nicht, was ich dazu sagen sollte. Sie hatte so verdammt recht. Ich würde alles für diese normalen, lächerlichen Probleme geben.
"Wir hatten diese Probleme, bevor wir zusammen gekommen sind. Nur umgekehrt.", wies ich sie darauf hin und wackelte mit meinen Augenbrauen.
"Oh. Veronika. Die hatte ich total vergessen.", lachte sie und so gerne ich dieses Geräusch auch hörte, brachte ich sie mit einem überraschenden Kuss auf die Lippen zum Schweigen.
Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und drückte mich nach langen Sekunden ein wenig von sich, was mir gelegen kam, weil eine Verlängerung des Kusses Folgen bei mir gehabt hätte. Nachdem sie sich schüchtern auf die Lippe biss, küsste sie mich noch viel schüchterner auf die Nase und fragte: "Hast du alles, was du in dem Brief geschrieben hast, ernst gemeint?"
"Jedes einzelne, noch so kitschige Wort, Alison."
Jedes Wort war wahr.
Jedes einzelne.
Ich wusste, dass ich mich nur bei ihr so fühlen konnte.
So unbeschwert, so glücklich und was am Wichtigsten war, so geliebt.
Sie liebte mich, auch nach der ganzen Scheiße, durch die sie meinetwegen, nur meinetwegen, gehen musste.
Sie sollte sich nie wieder so fühlen wie vor drei Jahren. Ich musste verhindern, dass sie sich je wieder so fühlt.
Sie hat so viele Tränen meinetwegen vergossen, so viele schlaflose Nächte gehabt und so oft Angst und Traurigkeit empfunden.
Ich würde alles dafür tun, dass diese Zeiten ein Ende haben und ich stattdessen mein ganzes Leben lang damit verbringe, sie glücklich und lächeln zu sehen.
"Sag es mir ins Gesicht, Justin.", forderte sie mich auf und in ihrem Gesicht lag ein neugieriger und liebevoller Ausdruck.
Ich würde alles dafür tun, dass sie mir endlich glaubt, dass sie die Einzige für mich ist. Dass sie immer die Einzige sein wird.
Dass ich nie jemand anderen lieben könnte. Nur sie.
Und trotzdem waren die nächsten Worte untypisch für mich.
"Du bist die Erfüllung all meiner Gebete. Du bist ein Lied, ein Traum, ein Flüstern und ich weiß nicht, wie ich so lange ohne dich habe leben können. Ich-"
"Das ist aus 'Wie ein einziger Tag'.", keuchte sie wie in Trance. Ihr Gesicht war voller Leben. Ich hatte Angst davor, wie sie meinen kitschigen Liebesbeweis aufnehmen würde, bevor ich überhaupt fertig war, zu zitieren.
"Ich liebe dich, Allie, mehr als du dir vorstellen kannst. Ich habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben."
Ich holte Luft und versuchte das unbehagliche Gefühl in meinem Kopf loszuwerden, welches sich mit Scham und Peinlichkeit befreundet hatte. Seit wann verließ so etwas nur meinen Mund? Seit wann zitiere ich aus Alisons Lieblingsbuch?
Und warum habe ich es ganze zwei Mal gelesen, sodass ich einige Stellen sogar auswendig konnte?
Wenn die Jungs mich gehört hätten...diese Worte...die hätten mich sofort verprügelt, damit ich wieder klar im Kopf werde.
Aber so eine Wirkung hatte sie eben auch mich. In ihrer Gegenwart konnte ich nicht klar denken. Das war schon seitdem ersten Schultag so und es ist bis heute nur noch schlimmer geworden.
"Ich weiß, diese Worte sind alle geklaut und eigentlich die von Noah, aber er hat für seine Alison genauso empfunden, wie ich für meine. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es auf der Welt eine genauso große Liebe gibt, wie ich sie für dich empfinde." Ich kratzte mich am Hinterkopf, da es langsam wirklich peinlich wurde und ich schon merkte, wie meine Wangen warm wurden. "Ehh, jedenfalls wollte ich dir das nur sagen. Ich habe Wie ein einziger Tag deinetwegen gelesen. Das erste Mal, nachdem du gesagt hast, ich muss mich zwischen dir und meinem Job entscheiden und du dann eine Pause von mir wolltest, erinnerst du dich? Ich habe den Film schon davor mit dir gesehen und.. die beiden hatten Probleme, genauso wie wir beide sie immer hatten. Und irgendwie haben sie doch trotzdem immer wieder zueinander gefunden, genauso wie wir. Wir unterscheiden uns nicht viel von den beiden, findest du nicht auch?
Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, was nach unserem Abschluss passiert oder wo du Medizin studieren möchtest, aber ich weiß, dass ich dich bei all deinen Entscheidungen und Wünschen unterstützen werde. Wo du hingehst, da werde ich auch hingehen.
So wie du an mich glaubst, wenn es um das Finden von Ted geht, so glaube ich auch an eine gemeinsame Zukunft mit dir.
Ich weiß, dass ich nicht Noah bin und ich werde nie Noah sein können, aber ich weiß, dass ich dich immer so lieben werde, wie er seine Alison geliebt hat."
Es fühlte sich gut an, endlich das gesagt zu haben, was mir schon so lange am Herzen gelegen hat.
Jetzt hatte ich Hoffnung, dass sie mir trotz der schlechten Dinge, die sie meinetwegen durchstehen musste, glaubte, dass ich sie liebe. Vom ganzen Herzen.
Tränen liefen ihr ungehindert die Wange entlang, doch sie sagte nichts. Wahrscheinlich konnte sie es auch nichts. Ich erkannte Liebe, die so groß war, dass sie für ein ganzes Leben lang ausgereicht hätte in ihren Augen und da wusste ich, dass sie nichts sagen musste.
Sie glaubte mir endlich.
Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und umarmt mich so fest, dass ich auf keuchen musste.
Diese Umarmungen waren dennoch meine liebsten.
"Du bist so viel besser als Noah. Warum sollte ich jemanden wie Noah wollen, wenn ich dich haben kann?"
Ihre Worte brachten mich zum Lächeln, obwohl ihr Schluchzen deutlich rauszuhören war.
"Ich wünschte, ich könnte dir auch so etwas schönes sagen. Ich liebe dich auch so sehr und-"
"Das brauchst du gar nicht.", unterbrach ich sie. "Es erfordert sehr, sehr, sehr viel Liebe meinen ganzen Bullshit auszuhalten. Dass du überhaupt noch an meiner Seite bist und nicht schon längst über alle Berge ist der größte Liebesbeweis, den du mir machen kannst."
"Ich könnte nie abhauen und dich verlassen. Egal, was auch für Katastrophen in der Welt passieren sollten.", sagte sie leise und es hörte sich so an wie ein Versprechen.
"Ich weiß. Ich weiß. Deshalb bist du auch tausend mal wundervoller als Noahs Allie. Du würdest mich nie verlassen und einen reichen Schnösel heiraten."
"Wie soll das bitte gehen?" Sie lehnte sich zurück und lächelte mich an. Ein freches Lächeln. "Ich bin doch schon mit einem reichen Schnösel zusammen."
Ich versuchte nicht zu Grinsen und setzte stattdessen eine ernste Miene auf. "Eben war ich vielleicht süß, aber ich kann ganz schnell auch anders werden."
"Uhhhh.", machte sie kichernd und ihre Tränen schienen Vergangenheit. "Immer her damit. Ich nehme, was ich kriegen kann." Als sie sich auf die Lippe biss, wusste ich, welche Seite ich ihr zeigen sollte. Jetzt war Schluss mit süß. Insgeheim wollte ich sie schon ficken, als ich sie halb nackt in der Küche sehen gesehen habe und das Bedürfnis wurde mit jedem Blick auf sie nur noch größer.
Ich legte meine Hände um ihren Hintern und stand von dem Sessel auf. Als ich sie auf ihre Beine stellte, gab ich ihr spielerisch einen Klapps auf den Po und sie quietschte vor Schreck, was mich zum Grinsen brachte.
Ohne sie machte ich mich auf den Weg zur Tür und schloss sie ab. Um keinen Preis wollte ich riskieren, dass uns ihre Mutter in einem unserer intimsten Momente so wiederfindet.
Als ich mich wieder zu Alison drehte, fand ich sie an ihrer Lippe beißend vor. Nicht nur an meinem Ausdruck hatte sich etwas geändert, sondern auch an ihrem.
Ihre Augen strahlten pure Sehnsucht aus, und mit kleinen Gesten drückte sie mir ihre Lust aus, wie zum Beispiel, dass sie ihre Beine kreuzte, als ich auf sie zu kam. Ich zog mir auf dem Weg mein T-Shirt aus und ließ es achtlos auf den Boden fallen. In dem Kellerraum ist es um einige Grade heißer geworden.
Als ich wieder auf dem Sessel saß, packte ich ihre Hüften und zog sie zu mich, bis ich sie so weit hatte, dass sie sich langsam auf meinem Schoß niederließ.
Ich wollte es langsam angehen lassen, das wollte ich wirklich. Doch sie so auf meinem Schoß sitzen zu sehen. Eben haben wir über unsere Gefühle für einander gesprochen, jetzt hatte ich endlich Zeit sie zu bewundern, so wie sie es verdient hatte. Und wie ich sie bewunderte. Ihre Nippel durch das weiße T-Shirt hervor blitzen zu sehen löste großes Verlangen in mir aus.
Sie grinste mich viel sagend an, als ich von ihren Brüsten wieder in ihr Gesicht guckte, als würde sie genau wissen, was mir durch den Kopf geht.
Der Alkohol hat ihr Mut gemacht.
Und bei mir hat der Whisky auch seine Wirkung hinterlassen.
Ich war nicht mehr so vorsichtig in meiner Wortwahl, wie ich es in jeder anderen Situation gewesen wäre.
"Du machst mich so geil, Alison.", hauchte ich gegen ihre Lippen und beobachtete keine Sekunde später, wie sie sich auf die Unterlippe biss.
"Tue ich das?"
"Ja." Ich nahm ihre Unterlippe zwischen meine Zähne und zog sanft an ihr. Dabei verlangte ich Alison ein Stöhnen ab.
Meine Lippen wanderten zu ihrem Kieferknochen und ich verteilte auf ihm feuchte Küsse.
Sie zappelte auf meinem Schoß herum, sodass meine Erektion gegen meine Jeans drückte und ich das Gefühl kaum aushalten konnte.
Ich stoppte meine Bewegungen und wartete, bis sich ihr Körper beruhigt hatte.
"Du musst still halten, sonst ist das alles hier sehr schnell zu Ende."
Mit einem Blick in meine Augen wusste sie, was ich damit meinte.
Ihr leichtes Kichern erfüllte den Raum und ich musste lächeln.
Wer war Ted nochmal?
"Was willst du machen, Alison?", fragte ich sie, und ich bemerkte selber, wie rau und kratzig meine Stimme klang.
Sie schien nachzudenken und ich konnte währenddessen nur auf ihre vollen, rote Lippen starren.
Sie hatte mir in Vergangenheit schon oft genug bewiesen, was sie mit denen alles anstellen konnte, aber ich wollte einfach noch einmal Zeuge davon werden.
Als sie rot um die Wangen wurde, beugte sie sich vor, als wollte sie mir etwas in mein Ohr flüstern und hauchte dann, unschuldig wie immer: "Ich will vor dir auf die Knie gehen."
Ich schloss die Augen und fühlte den Druck in meiner Hose immer unerträglicher werden.
"Und dann?", sagte ich in meiner verführerischsten Stimme, bevor ich ganz deutlich ihren abgeflachten Atem an meinem Ohr spüren konnte. Ihr Unterleib schmiegte sich an meinen Schritt.
Mein Schwanz pochte unter ihrem Arsch.
Meine Hände fanden ihre Brüste und kurze Zeit später fanden meine Finger ihre bereits harten Nippel.
In dem Moment wurde sie wieder unruhig auf meinem Schoß und ehe ich mich versah stand sie auf.
Sie zog sich das T-Shirt über den Kopf und fuhr sich locker über ihre welligen Haare.
Ich genoss diesen Anblick auf pure Perfektion und 100% Sex still, ehe mir wieder bewusst wurde, dass ich mir keinen normalen Engeln ausgesucht hatte, sondern einen mit winzigen, roten Hörnern, die in dem Moment zum Vorschein kamen.
Ich wusste, dass es sie nur einmal unter den sieben Milliarden Menschen geben konnte. Dessen war ich mir zu hundert Prozent sicher.
Niemand anderes konnte je diese Gefühle in mir auslösen, und damit beziehe ich mich nicht nur auf die romantischen.
Sie in Unterwäsche und einem meiner T-Shirts reichte, um mich in eine Welt zu begleiten, in der sie diese Sachen los wird.
Und das schaffte nur sie.
Als sie sich vor mich hin kniete, rutschte ich bis zur Kante des Sessels und beobachtete ihre Finger dabei, wie sie meinen Gürtel öffneten und anschließend den Reißverschluss der Hose herunter zogen.
Ich hob meine Hüften an, damit sie mir die Hose samt der Boxershorts bis zu meinen Kniekehlen ziehen konnte.
Sie blickte auf meine beachtliche Erektion, und biss sich auf die Unterlippe, bevor sie den Blick hob und mir in die Augen sah.
Verschleierten Blickes schien sie meinen lusterfüllten Ausdruck in sich aufnehmen zu wollen.
Sie war so unschuldig, so vorsichtig und zärtlich. Ich wusste, dass sie das immer sein würde und das liebte ich so sehr an ihr.
Trotz des Alkohols im Blut wurde sie immer noch rot um die Wangen und ihre Finger zitterten leicht, als sie sie langsam um mein Glied schloss, obwohl es für sie keineswegs mehr das erste Mal war.
Ich bohrte meine Finger in die Armlehnen des Sessels und genoss das warme, elektrisierende Gefühl, das von meinem Unterlaub aus in all meine Venen schoss.
"So ist gut, Baby.", lobte ich sie keuchend und konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen, während sie die Haut auf und ab schob, Anfangs noch langsam und vorsichtig, doch später wurde ihr Tempo schneller und ihr Griff fester.
Unsere Blicke begegneten sich immer wieder und mit ihr währenddessen Blickkontakt zu halten machte mich nur noch mehr an. Ihre Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht und sie öffnete den Mund einen Spalt, als ich es ebenfalls tat, weil ich mein lautes Keuchen nicht länger verbergen konnte.
Das Gefühl wurde so intensiv, dass ich die Augen schließen musste um es noch hinauszögern zu können.
Doch sie blieben nicht lange geschlossen.
Als sich etwas Feuchtes um mein Glied schmiegte, blickte ich herab und sah, wie sie ihn in den Mund nahm.
"Alison, fuck.", stöhnte ich, mein Blick immer noch nach unten gerichtet. Als sie hoch blickte und mich unter ihren langen Wimpern ansah, vergaß ich, dass ich es eben noch hinauszögern wollte.
Dies war nun unmöglich.
Ich legte meine Hände um ihren Kopf, nahm dabei all ihre Haarsträhnen mit, um es ihr zu erleichtern und konzentrierte mich einzig und allein auf das unbeschreibliche Gefühl, das meine atemberaubende Freundin in mir auslöste.
Ich dachte daran, wie ich der erste bin, der all diese Erfahrungen mit ihr macht. Ich bin der einzige Junge, der sie nackt gesehen hat, der sie zum Stöhnen gebracht hat, dessen Namen sie gerufen hat, während sie gekommen ist. Der einzige Junge, dem sie so sehr vertraute, um das alles hier machen zu können.
Und sie war fantastisch.
In allem, was sie tat.
Wie sie mich mit ihrer Zunge verwöhnte und gleichzeitig nicht aufhörte ihre Hand zu benutzen...das Gefühl, das dabei in mir ausgelöst wurde, das Kribbeln, die Wärme, das angenehme Pochen. Die unberechenbare Lust.
Nur sie konnte diese Gefühle in mir auslösen.
Sie sah erneut zu mir hoch, als sie ihn tiefer in den Mund nahm und nicht aufhörte zu lecken und zu saugen.
Ich spürte, dass ich bald kommen würde, es würde nicht mehr lange dauern.
Was tat sie nur mit mir?
Ich hatte die komplette Kontrolle verloren.
Sie brachte mich um den Verstand.
Und das schien mein Körper nicht anders zu sehen, denn keine Sekunde später fühlte ich, wie ich gleich platzen würde.
"Ohhh, ich komme gleich, Baby", stöhnte ich, um ihr die Entscheidung zu überlassen, ob sie es auch zulassen wollte.
Sie stoppte nicht in ihren Bewegungen, sondern brachte mich in den Himmel, ließ mich endlich Erlösung finden.
Ich kam in ihren Mund und unterdrückte mein lautes, lusterfülltes Keuchen vergeblich.
Sie leckte sich über die Lippen, während sie mir tief in die Augen blickte, als hätte sie Gefallen daran, mich so schwach und ihr unterworfen zu sehen.
Ich stand auf, immer noch ganz sprachlos von ihrem geheimen Talent und stieg aus meiner Hose und der Boxershorts, bevor ich sie zu mir hoch zog.
Unsere Blicke begegneten sich und das übliche, elektrische Knistern hüllte uns ein.
Ich legte meine Arme um ihre Mitte und zog sie mit einem Ruck an mich, bevor ich meine Lippen auf ihre legte.
Sie trägt immer noch meinen Geschmack auf ihren Lippen, aber das ist mir gleichgültig.
Während meine Zunge ihre findet, schlingt sie ihre Arme um meinen Hals. Ich nutze die Gelegenheit, greife unter ihre Oberschenkel und hebe sie an. Ihre Beine verbinden sich hinter meinem Rücken und ich trage sie zu ihrem alten Bett, während unsere Lippen aneinander kleben. Vorsichtig verlager ich mein Gewicht auf die Matratze, darauf bedacht, mich nicht von ihr zu lösen.
Als ihr Rücken die Matratze berührt und ich meinen Platz zwischen ihren Beinen einnehmen konnte, löste ich mich von ihr.
Unsere Nasenspitzen berührten sich noch, als ich hauchte: "Du bist so sexy."
Sie warf mir ein schüchternes Lächeln zu und ihre Augen funkelten.
Meine linke Hand suchte eine ihrer Brüste und schmiegte sich an sie.
Ihr Vorbau war ein Meisterwerk. Ihre Brust passte perfekt in meine Hand und ich konnte spüren, wie ihr Nippel gegen meine Handfläche drückte.
Ich begann ihren Hals entlang zu küssen, nahm meine Zunge mit ins Spiel, als sie zu Stöhnen begann.
Es war herrlich, dass sie sich so fühlen konnte. Dass ich diese Gefühle und Empfindungen in ihr auslösen konnte, denn ich wusste, dass dies nicht selbstverständlich war.
Ich hatte das Bedürfnis, sie so fühlen zu lassen wie noch nie.
So wie sie es bei mir getan hat.
Ihr großes Vergnügen zu bereiten würde mir wahrscheinlich noch größeres bereiten.
Ich wanderte mit meinem Mund weiter nach Süden und spürte unter mir, wie sie ihre Hüften hob.
Ich grinste gegen ihre Haut.
Sie war immer so früh bereit.
Als ich ihre Brüste erreicht hatte, behielt ich die eine noch in meiner Hand, ließ meinen Daumen jedoch über den Nippel kreisen, während ich den anderen in den Mund nahm und meiner Zunge die Arbeit übergab.
Sie stöhnte genüsslich und vergrub ihre Hand in meinen Haaren.
"Justin.", verließ ihren Mund und ich hörte nicht auf.
Es machte mich so an. Einfach alles. Ihr Geschmack, ihr Stöhnen, die Art, wie sie mir ihre Hüften entgegenstreckte, weil sie es kaum erwarten konnte.
"Oh, bitte.", stöhnte sie, als meine Zunge gröber wurde und ihr Stöhnen lauter.
Ich wusste, dass ich sie allein dadurch zum Orgasmus bringen könnte, aber ich bevorzugte einen anderen Weg.
Doch wollte ich vorher zuerst wissen, was sie wollte.
Ich zog mich zu ihr hoch und machte genau vor ihrem Mund halt.
Sie hielt ihn offen und ihr Kopf war nach hinten geworfen.
Ich strich ihr einzelne Haare aus ihrem wunderschönen, erschöpftem Gesicht, während sie mir voller Lust in die Augen blickte.
"Was willst du, das ich mit dir mache?", hauchte ich gegen ihre Lippen und küsste sie anschließend sanft.
Sie war ganz außer Atem, keuchte, als ich meine Hand auf Wanderschaft schickte, bis sie schließlich ihren Slip erreicht hatte.
"Willst du das hier?" Ich schob meine Hand unter ihr Höschen, in ihren Intimbereich.
Ich leckte mir über die Lippen, als ich mit meinem Daumen über ihre Klitoris strich.
Ihr entwich ein lautes, lustvolles Stöhnen und ihre Finger krallten sich in die Seiten der Matratze.
Ich bewunderte, wie bereit sie für mich war und bewegte meinen Daumen weiterhin. Vorsichtig und sanft. Wir waren erst am Anfang.
"Justin.", hörte ich sie keuchen und unser Blick intensivierte sich.
Ich konnte in ihren Augen so vieles erkennen. Leidenschaft, Lust, Neugierde, Aufregung und Liebe.
Ich suchte und suchte, konnte aber keine Trauer, keine Spur von Angst oder Melancholie erkennen.
In dem Moment lächelte ich.
Vielleicht könnte ich sie wenigstens für eine halbe Stunde all die Sorgen und Ängste vergessen lassen.
Was sich außen von uns abspielte schien in dem Moment nicht wichtig.
Es gab nur uns beide. Einzig und allein unsere Liebe und unsere Körper.
"Ja, Baby?" Ich küsste ihren Hals, ihren Kiefer, ihren Mundwinkel, bis ich schließlich über ihren Lippen halt machte und sie ansah.
Ihr Mund war geöffnet, außer wenn sie versuchte vergeblich ihr Stöhnen zu unterdrücken.
"Ich will dich.", japste sie und ein Ausdruck puren Verlangens erschien auf ihren Zügen, so wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe.
Ich wollte sie nicht länger quälen. Körperliche Qualen konnte ich ihr nicht auch noch zumuten.
Ich gab ihr einen letzten, leidenschaftlichen Kuss, den sie trotz der verlorenen Kontrolle über ihren Körper erwiderte, bevor ich meine Hand aus ihrem Slip zog und mich aufrichtete.
Mein erregtes Glied pochte vor Verlangen. Ich war schon längst wieder steif geworden, doch ich konzentriere mich nur auf die Frau, die ich so sehr liebte.
Ich betrachtete sie von oben. Mein Blick fiel von ihren wunderschönen, strahlenden Augen, bis zu ihren vollen Lippen, von da aus weiter zu ihren perfekten Brüsten, ihren Bauch entlang und schließlich blieb ich an ihrem Unterleib hängen.
Auch diesmal musste ich mir eingestehen, dass sie mit ihren siebzehn Jahren so wunderschön war, dass ich sie mir schwer in drei Jahren vorstellen konnte.
'Perfekt' hatte keine Steigerung.
Ich schob meine Finger unter den Bund ihres Höschens und sie zog die Beine enger zusammen, damit ich sie vollständig entblößen konnte.
Der Anblick auf den Punkt, wo sich ihre Beine verbanden, war exquisit. Ich leckte mir genüsslich über die Lippen, verbot mir weiterhin so zu starren und stattdessen meine Fantasien in Taten umzusetzen.
Ich legte mich neben sie, auf die Seite und sagte ihr, dass sie es auch tun sollte.
Als wir uns gegenüber lagen, beugte ich mich vor, damit meine Lippen ihre fanden konnten.
Während meine Zunge ihre aufsuchte und sie keinen Augenblick später miteinander verschmolzen, zog ich sie näher an mich heran. Unsere Körper berührten sich, rieben sich aneinander.
Ich legte eine Hand auf ihren prallen Hintern und knetete ihn, bevor ich ihr Bein über meine legte.
Meine Hand wanderte ihren Oberschenkel entlang und machte zwischen ihren Beinen halt.
Sie beendete den erotischen Kuss und sah mir verschleierten Blickes in die Augen, weil sie wusste, was jetzt passieren würde.
Ihre Fingernägel krallten sich in meinen Rücken, als mein Zeigefinger langsam in sie eindrang.
Sie war immer so feucht für mich und trotzdem blieb mir jedes Mal die Spucke weg.
Sie schloss die Augen und stöhnte jedes Mal auf, wenn mein Finger sich zurück zog, nur um noch einmal in sie einzudringen.
Ihre Hüften passten sich meinen Bewegungen an.
Ich wusste nicht, wo ich hingucken sollte. Sie so zu sehen erfüllte mich mit Glück, Zufriedenheit und Liebe.
Wie sehr ich es doch genoss sie so fühlen zu lassen.
Mein Herz klopfte so schnell und mein Bauch kribbelte. Ich sah ihr dabei zu, wie sie all die Kontrolle verlor, sowohl geistlich als auch körperlich, und sich voller Vertrauen mir hin gab.
Gott, ich liebte sie so sehr.
Es würde immer nur sie in meinem Leben geben, egal was passieren sollte.
Ich werde immer nur sie lieben können. Als sie ihre grünen Augen wieder öffnete und in meine blickte, durchzuckte mich die Erkenntnis mal wieder wie ein Blitz.
Sie könnte mich jederzeit verlassen. Sie könnte mit einem anderen Mann glücklich werden. Ein Mann, der sie die meiste Zeit zum Lachen bringt und ihr Sicherheit und Geborgenheit schenken kann. Ein Mann, der ihr die Welt vor Füßen legen kann, der sie immer respektiert und bedingungslos vergöttert. Der ihr einen Verlobungsring bei Sonnenuntergang schenkt, mit dem sie Kinder bekommen kann, die genauso perfekt sind wie Alison. Ein Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens glücklich sein kann.
Sie kann man nur lieben. Jeder Mann, der sie kennenlernen wird, wird sich in sie verlieben.
Aber was war mit mir?
Ich wollte nur sie.
Es war mir egal, wie meine Zukunft aussieht, Hauptsache ich habe sie.
Weil ich weiß, dass ich nie wieder jemanden so lieben könnte, wie ich sie liebe. Weil ich weiß, dass das, was ich für sie empfinde, nie für jemanden anderen empfinden könnte.
Sie war für mich geschaffen. Von Kopf bis Fuß. Ihr gütiges Herz und ihre Seele tauten den Eisbrocken in meiner Brust auf, bei jeder Berührung, bei jedem Wort und bei jedem Blick.
Bevor ich ihr begegnet bin, kannte ich nur schwarz und weiß.
Mit ihr an meiner Seite lebte ich in einer bunten Welt, einer so viel besseren Welt. In einem so viel besserem Ich.
Wenn sie geht, dann nimmt sie alle Farben mit. Alles Gute.
Sie wird mehr mitnehmen, als sie mir gegeben hat.
Sie wird auch die einzigen Farben mitnehmen, die ich vor ihrem Erscheinen gekannt habe.
Ohne sie könnte ich nicht mal mehr zurück zu meiner Schwarz-Weiß-Welt. Ohne sie gäbe es nur Leere.
Mit ihr habe ich alles. Mehr, als ich je wollte.
Ohne sie habe ich nichts. Weniger, als ich vor ihr je hatte.
"Liebst du mich?", hauchte ich gegen ihre Lippen und das Tempo meines Fingers nahm zu ihrem Vergnügen zu.
"Ja.", stöhnte sie laut und ich küsste sie, um ihre Lustschreie zu ersticken, als mein Mittelfinger ebenfalls in sie eindrang.
Ein gedämpftes Stöhnen drang aus ihrem Mund, und als sie sich von mir löste, krallte sie sich noch fester in meinen Rücken.
Bei jedem weiteren Stoß kam sie über ein sanftes Stöhnen nicht hinweg, und irgendwann wurde sie lauter und ihr Atem schneller. Ich wusste, dass sie bald kommen würde, sodass ich den Griff um sie verstärkte.
Als sich unsere Blicke begegneten, erkannte ich bedingungslose Liebe in ihren Augen.
Meine Finger wurden schneller, und sie schloss die Augen und warf den Kopf stöhnend nach hinten.
"Sieh mir in die Augen, Baby."
Sie öffnete die Augen und versuchte in meine zu gucken.
Als ihre Beine zu zucken begannen und der Orgasmus sie überrollte, schrie sie meinen Namen und klammerte sich an mich.
Ich gab ihr den Halt, den sie brauchte, und küsste sie, als sie langsam wieder zu Atem kam.
Wenig später lächelte sie mich an, schüchtern und mit roten Wangen, und flüsterte: "Das war schön."
Ich schmunzelte und strich ihe einzelne Haarsträhnen aus dem verschwitzten Gesicht. "Wie schön war es?"
Sie begann auf ihrer Unterlippe zu kauen, als ich mit meinem Daumen über ihre Lippe fuhr und sie los ließ.
"Also?"
Sie kicherte. Es war das Schönste Geräusch auf Erden. "Du willst es wirklich wissen?"
"Oh, ja."
Ihre Lippen näherten sich meinen, doch kurz vor ihnen machte sie halt. "So schön, dass ich es gleich noch einmal tun will.", hauchte sie und ich brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen, ehe ich sie drehte, sodass sie auf dem Rücken landete und ich es mir zwischen ihren Beinen bequem machen konnte.
Dass sie seit ein paar Wochen schon die Pille benutzte, machte die Sache noch ein wenig leichter.
Sie sah mir leidenschaftlich in die Augen, als ich meine Hand mit ihrer über ihrem Kopf verschränkte, sodass sie diese nicht mehr bewegen konnte. Gerne hätte ich es auch mit der anderen gemacht, aber ich wollte nicht, dass sie möglicherweise noch Angst bekommt. Außerdem schmerzte ihre Rechte Hand wegen des Unfalls in Venedig immer noch ein wenig, obwohl sie endlich diesen lästigen Gips los war und ich wollte ihr nicht weh tun.
"Bereit?", fragte ich sie, bevor ich sie kurz küsste und ihre Antwort ab wartete. Sie schenkte mir ein freches Lächeln und antwortete: "Für dich jederzeit."

Ich setzte mich wieder aufs Bett, nahm mir ihre Beine und legte sie auf meinen Schoß.
Mit einem Blick auf sie zündete ich mir meine Zigarette an. Sie beobachtete mich mit kritischem Blick, während ich ihr zuzwinkerte.
Ich konnte sie bei Gott nicht mehr so sehen. Sie war immer noch nackt und der Schweißfilm, der sich auf ihrem Körper gebildet hat, sah heiß an ihr aus. Die zerzausten Haare, die geschwollenen Lippen und die rosanen Wangen machten ihr betörendes Bild perfekt.
Und ich sprach nur, von ihrem Gesicht. Was sich darunter abspielte war für mich noch schwieriger zu ertragen.
"Ich komme morgen mit ins Gericht. Meine Mom weiß alles über diesen Fall und sie denkt, dass die Klage fallen gelassen wird, da Clara noch nicht wach ist oder eine kleine Kaution gestellt wird."
Oh, jetzt wollte sie also über Ian reden.
Ich nahm einen tiefen Zug meiner Zigaretten und blies den Rauch weit weg von Alison aus, da ich wusste, dass sie sonst gequängelt hätte. Als ich wieder zu ihr sah, musste ich ihr dabei zusehen, wie sie Fusel von ihren Brüsten strich.
Ich zog die Luft scharf ein und begann zu husten, weil ich zu viel Rauch verschluckt hatte.
Verdammte Scheiße.
"Ehh, was machst du da?", fragte ich und meine Stimme kippte.
Sie sah auf und ihre Unschuldigen Augen bohrten sich in meine.
Als sie bemerkte, was ich damit andeuten wollte, grinste sie und ihre Hand entfernte sich von ihrem Vorbau.
"Es sind nur Brüste, Justin.", lachte sie und stand auf, vermutlich um sich etwas anzuziehen. "Du hast doch bestimmt ein Dutzend von den Dingern gesehen."
"Von welchen Dingern?", fragte ich und sah ihr dabei zu, wie sie ihren Slip vom Boden auf hob. "Ja, ich habe schon viele Brüste gesehen, aber deine sind besonders."
Als sie mein freches Grinsen erkannte, brach sie in Gelächter aus. "Ja, meine lassen Träume wahr werden."
Nachdem sie ihren Slip angezogen hatte, griff sie zu ihrem beziehungsweise meinem T-Shirt und zog es sich über.
"Meine schon.", sagte ich, als sie wieder zu mir kam. Mit einem Lächeln auf den Lippen beugte sie sich vor und küsste mich liebevoll die Lippen.
"Hast du gehört, was ich eben gesagt habe?", fragte sie und hob amüsiert eine Braue.
"Ich kann mich nur noch an Ian und seine Kaution erinnern.", gestand ich, als sie wieder ihren üblichen Sitzplatz einnahm.
"Oh, und dass du morgen mit ins Gericht kommst?" Ich verzog das Gesicht. Ich glaube, sie das sagen gehört zu haben. Was wollte sie da?
"Richtig. Meine Mutter weiß alles über den Fall. Der Richter, der Ian zugeteilt wird, ist nett...sagt sie. Ihr könnt also alle erleichtert auf atmen. Ian wird morgen schon wieder draußen sein."
Ich nahm den letzten Zug meiner Zigarette und legte sie achtlos in ein leeres Glas. "Warum weißt du mehr darüber als ich?"
Sie lächelte leicht. "Welchen Anwalt hat Ian?"
"Irgendeine Lily Bicks. Brian hat gesagt, dass sie die Beste ist. Aber da sie eine Frau ist-"
"Du machst Witze?" Ihre Augen waren aufgerissen und ein erschrockener Ausdruck lag auf ihren Zügen. "Sie-", begann sie, stoppte dann aber, um zu seufzen. "Ist egal."
"Was ist los, Baby?" Es war bestimmt nicht egal. Nichts, was sie denkt oder sagt ist egal. Besonders nicht, wenn sie so erschrocken reagiert.
"Nichts." Ihr fiel es anscheinend schwer darüber zu reden. Ich griff nach ihrer Hand und drückte einen kleinen Kuss auf deren Rücken.
"Sag es mir.", hauchte ich und sah ihr in die Augen.
Sie kniff diese zusammen, bevor sie mir endlich reinen Wein einschenkte.
"Sie war meine Anwältin. Als das mit der Vergewaltigung war."
Ich erinnere mich daran, dass sie danach noch etwas sagte, aber ich blendete alles nach dieser Nachricht aus.
Ian hatte dieselbe Anwältin wie Alison. Ich hatte Angst, dass wenn Allie sie morgen sehen würde, alte Gefühle wieder hochkommen könnten. Und ich hatte auch Angst, dass die Jungs erfahren könnten, was Allie schreckliches angetan wurde. James wusste es schon und seitdem sah er sie ganz anders an. Als wäre sie eine andere Person.
Das wünschte ich ihr bei den anderen Jungs nicht auch noch.
Ich weiß, wie sehr sie darunter leiden würde.
"Sie ist so toll, Justin. So nett aber wenn man dann im Gericht ist macht sie alle sprachlos. Brian hat wirklich eine gute Wahl getroffen, sag ihm das."
Sie lächelte, als würde es sie überhaupt nicht stören. Im Gegenteil. Als würde sie sich über die Nachricht freuen.
"Macht es dir nichts aus? Sie morgen zu sehen? Wenn alle anderen Jungs da sein werden?"
Sie verdrehte leicht die Augen. "Du und deine Fürsorge. Ich werde einfach sagen, dass es eine Freundin von meiner Mutter ist und dann hat sich die Sache."
Ich nickte. Sie hatte wohl Recht.
Immerhin würde diese Lily Bicks morgen bestimmt nicht über Alisons Vergangenheit reden.
"Hör auf dir immer solche Sorgen zu machen, Baby."
Ein Lächeln erschien auf meinen Lippen. "Seit wann nennst du mich so?"
Eine leichte Röte bedeckte ihre Wangen und sie schmunzelte schüchtern. "Manchmal habe ich eben Lust."
"Ohhh.", machte ich und sie kicherte, als ich mich auf sie legte und dicke Küsse auf ihrer Wange verteilte. "Justin.", lachte sie auf und vergrub ihre Hände in meinen Haaren, nur um mich zu stoppen.
Ich blickte ihr in die Augen und küsste sie kurz auf die Nase, bevor ich mir wieder auf richtete.
Ich wusste, worüber sie jetzt reden wollte, und die Tatsache bereitete mir Kopfschmerzen.
Warum wollte ich am liebsten alles, was mit Ted zu tun hatte, vor ihr geheim halten?
"Was ist in den letzten Tagen alles so passiert?", fragte sie mich und ich konnte kein Lächeln mehr auf ihren Lippen erkennen. Sie war vollkommen ernst, fast schon nervös und ängstlich. "Also...gibt es etwas neues?"
Ich habe mich schon vor ein paar Tagen dagegen entschieden, ihr zu erzählen, dass wir Megan auf unsere Seite geholt haben, weil sie wichtige Informationen für uns haben konnte. Ich hasste es sie anzulügen, das tat ich wirklich. Aber noch mehr hasste ich es sie zu verletzen und dann hätte ich getan, hätte ich ihr von meiner Zusammenarbeit mit diesem Mädchen erzählt.
"Wir wissen, welches Auto Ted fährt."
"Tatsächlich?" In ihrer Stimme lag Staunen.
"Ja, James konnte es herausfinden. Wir wussten, welches Auto er damals gefahren hat und er hat es an einen kleinen Gebrauchtwagenhändler verkauft, ungefähr vor zwei Monaten. Bei dem selben hat er sich dann sein jetziges Auto geholt."
"Einen Gebrauchtwagen?", unterbrach sie mich. "Das sieht euch in eurem Business doch überhaupt nicht ähnlich."
"Er ist nicht mehr in unserem Business, Alison.", erinnerte ich sie daran und sie nickte eingeschüchtert. Vielleicht hatte ich das ein bisschen zu schroff gesagt.
Ich seufzte als kleine Entschuldigung. "Ihm geht wirklich das Geld aus. Als er gegangen ist haben wir ihm seine Anteile gegeben. In dem Restaurant, in dem er gejobbt hat, hat er bestimmt nicht viel verdient. Jetzt muss alles weg sein."
Sie kaute auf ihrer Unterlippe, während sie schien nachzudenken. "Aber ihr kennt sein Kennzeichen nicht?"
"Es ist eh gefälscht. Unmöglich für uns das herauszufinden. Es gibt so viele, die das machen. Wahrscheinlich kann er es auch selber."
"Oh." Sie runzelte die Stirn und wandte den Blick von mir ab. Ich hätte alles dafür getan, um zu erfahren, was in ihrem hübschen Kopf vor sich geht.
"Du magst es nicht, mit mir darüber zu reden, oder?", fragte sie leise und ihre Finger strichen langsam über die Matratze.
Ich konnte nicht ertragen, sie so zu sehen. Sie war immer so neugierig, wollte alles wissen, auch wenn sie selber wusste, dass es sie verletzen oder ihr den letzten Nerv rauben würde.
Ich platzierte meine Hand unter ihrem Kind und hob es an, sodass sie gezwungen war, mir in die Augen zu sehen. Es versetzte meinem Herz einen Stich, dass sie so besorgt aussah.
"Ich kenne dich, Alison. Du hast schon genug an Ians Festnahme und Claras Zustand zu knabbern, dass ich dich nicht mit unwichtigen Details zuquatschen möchte."
"Aber es sind für mich keine unwichtigen Details.", sagte sie. "Immerhin geht es hier doch um mich."
Über ein Seufzen kam ich nicht hinweg. Noch schwieriger war es ihr nichts zu erzählen, wenn sie das Recht hatte, alle Details zu wissen.
"Ich weiß, ich weiß." Vielleicht konnten wir uns ja irgendwie in der Mitte treffen, ohne das ich Megans Namen erwähne? "Wir konnten seinen Wohnort eingrenzen."
Erleichterung erschien auf ihrem Gesicht, als ich mehr verriet.
"Wie habt ihr das denn geschafft? Habt ihr sein Handy geortet?"
Ich schüttelte den Kopf. "Es ist nicht so einfach."
"Wow." Sie machte ein abfälliges Geräusch, als sie auf stand und ungläubig den Kopf schüttelte. "Ich hasse das, Justin. Findest du mich etwa zu dumm, um das alles verstehen zu können?"
Bevor ich antworten konnte, bombardierte sie mich mit der nächsten Frage. "Oder bist du nur hergekommen, um mich flachzulegen?"
Dass sie das von mir dachte ließ Wut in mir hoch kommen.
"Das denkst du von mir?", fragte ich, als ich ebenfalls auf stand und mich vor sie stellte. "Dass ich herkomme, um dich zu ficken und dann wieder gehe?"
"Nein, natürlich nicht!", schrie sie und warf ihre Arme in die Höhe. "Aber anscheinend bin ich zu dumm, um zu verstehen, was hinter meinem Rücken alles abläuft."
"Alison, das hat doch niemand gesagt.", sagte ich vorsichtig, bevor ich ihre Arme nahm und sie versuchte zu beruhigen. "Ich will dich nur nicht mit unnötigen Dingen belasten."


Alison

Er will mich nicht mit unnötigen Dingen belasten?
Ich konnte nicht glauben, dass er das sagte.
Ich war so belastet, dass nichts mehr auf meine Schultern passte.
Das sollte er also nicht als Ausrede für sein Weigern mir endlich Klarheit zu verschaffen, nehmen.
"Ich kann nicht glauben, dass du so etwas sagst!"
Tränen der Wut stiegen in meinen Augen, doch ich wollte ihm nicht zeigen, wie sehr er mich verletzte.
Ich entzog ihm meine Arme und ging an ihm vorbei, weil ich nicht länger mit ihm in einem Raum sein wollte.
"Warum läufst du jetzt weg?", rief er mir hinterher, als ich die Treppen hoch stieg. Ich ignorierte ihn und beschleunigte meine Schritte, weil ich wusste, dass er mich sonst zurück halten würde.
"Alison, ich rede mit dir!" Er erhob seine Stimme so enorm, dass ich im Erdgeschoss keine andere Wahl hatte als mich umzudrehen.
"Ja, weck am Besten noch meine Mom auf, damit sie dich raus wirft.", zischte ich, doch er zuckte nicht mal zusammen.
"Hör mir doch bitte einfach zu."
"Warum sollte ich das? Damit du mir noch mehr Dinge verschweigst?"
Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und antwortete mit einem kleinen: "Nein."
Mehr hatte er also nicht zu sagen?
"Okay, Justin." Ich atmete tief durch und schluckte neue Tränen runter. "Wenn du mir nicht alles erzählst, dann gehst du jetzt?"
Seine Augen weiteten sich und er wirkte angeschlagen. Endlich tat er so, als würde ihn überhaupt etwas interessieren.
"Du schmeißt mich raus?" Seine Stimme brach mein Herz. Er sah nicht nur zerknirscht aus, er hörte sich auch genauso an.
Ich zuckte mit den Achseln, obwohl mir alles so, so schwer fiel.
Er musste mir doch nur erzählen, was er in den letzten Tagen gemacht hat, als er mir gesagt hat, er würde alles dafür tun, Ted zu finden. War das zu viel verlangt?
Ted hatte es auf mich angesehen!
Er wollte mich bluten sehen! Es ging hier um mich und um niemand anderen!
Es war ganz sicher nicht zu viel verlangt.
"Du hast die Wahl. Du kannst auch bleiben, aber dann musst du mir alles erzählen und erklären." Es fühlte sich wie die richtige Entscheidung an, auch wenn mein Herz vor Angst begann schneller zu pochen. Was wenn er sich dagegen entscheidet und mich wieder alleine zurück lässt?
Das könnte ich nicht ertragen. Ich schätze, dass sich deshalb die nächsten Sekunden an fühlten wie Stunden.
Als Justin seinen Mund öffnete, blieb meine Welt für diesen einen Augenblick stehen.
"Bleiben wir hier, oder gehen wir wieder runter oder vielleicht in dein Zimmer?"


Er erzählte mir alles. Das sagte er zumindest und da er eine Stunde m Stück redete, glaubte ich ihm. Da er Megan erwähnte, glaubte ich ihm.
Denn wenn er mir etwas verheimlichen würde, dann war sie es.
Es tat so gut endlich alles zu hören.
Er erzählte mir, dass er an dem Morgen an Halloween, nachdem wir uns gestritten haben, zusammen mit Ethan zu Megan gefahren ist um sie zur Rede zu stellen. Dass sie ihn gesagt hat, dass sie all das gemacht hat, weil sie eifersüchtig auf mich war und sie damit erreichen wollte, dass Justin und ich uns trennen, damit er wieder zurück in ihre Arme rennt.
Sie hat geweint. So hat Justin es gesagt. Und sie hat unzählige Male gesagt, dass es ihr Leid tut.
So wie Justin mir den Ablauf geschildert hat, konnte ich nicht glauben, dass sie zu so etwas in der Lage ist. Ja, sie ist nicht der beste Mensch und wahrscheinlich war sie eifersüchtig, aber es gehört mehr dazu, mein Leben zur Hölle machen zu wollen.
"Ted hat etwas gegen sie in der Hand.", unterbrach ich Justin, als er gerade dabei war, mir von ihrem Liebesgeständnis an Justin zu erzählen. Ich wollte sowieso nicht hören, wie sie ihm unter Tränen gesteht, dass sie sich damals in ihn verliebt hat. Das tat mir weh, obwohl ich wusste, dass Justin nie Gefühle für sie hatte und mich liebt.
"Ja." Er nickte. "Dazu wollte ich noch kommen."
Meine Neugier wuchs. Meine Sorge auch. Megan war Abschaum in meinen Augen. Warum wollte ich sie dennoch nicht leiden sehen?
"Als sie noch mit Ted zusammen war, hat er Videos von den beiden gedreht."
Ich zog scharf die Luft ein und hielt mir erschrocken die Hand vor den Mund. Ich wusste ganz genau, um was für Videos es sich handeln muss.
"Hat Megan davon gewusst?"
"Angeblich nicht." Justin verdrehte die Augen. Er konnte ihr anscheinend nicht glauben. "Vielleicht existieren diese Videos auch gar nicht."
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich so etwas ausdenken würde. Das wäre zu absurd. Selbst für sie.
"Was hat sie denn gesagt?"
"Sie hat es nur Ethan erzählt. Ihm vertraut sie aus irgendeinem Grund. Und er hat es mir heute morgen gesagt. Erinnerst du dich daran, wie sie uns aufeinander hetzen wollte und alles so ausgesehen hat, als hätte ich mit ihr geschlafen?"
Ich nickte und eine Gänsehaut machte sich auf meinen Armen bemerkbar. Dieser Tag ist die reinste Hölle für mich gewesen.
"Sie meinte, danach hat sie sich mit Ted getroffen, um diesen ganzen Racheakt zu beenden. Und dann hat er ihr gedroht. Mit den Filmen. Zuerst hat sie ihm nicht geglaubt aber dann hat er ihr Bilder von den Videoaufnahmen in dem Café, in dem die beiden sich getroffen haben, gezeigt und seitdem tut sie alles, was er will."
"Wie schrecklich.", brachte ich nur heraus. Sollte es stimmen, tat sie mit unendlich Leid. So etwas wünschte ich keinem. Sie hat diesen Jungen damals geliebt und er hat unerlaubt Videos von ihr gedreht, um sie damit zu erpressen. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Galle stieg in mir hoch.
"Denk mal nach, Alison." Ich wusste, dass Justin kein Mitgefühl für sie hatte und das war okay für mich. Er verstand vielleicht nicht, wie schlimm es für Mädchen ist zu etwas gezwungen zu werden. Noch schlimmer, erpresst zu werden.
"Sie hat jetzt angeblich die Seiten gewechselt. Ted muss das doch wissen und was ist mit dem Video?"
Ich runzelte die Stirn, weil ich ahnte, worauf er hinaus wollte.
"Er hat gedroht es ihren Eltern zu schicken und an die Universität, die sie angenommen hat. Er hat gesagt, er würde es auf allen Netzwerken veröffentlichen. Warum hat er das bisher nicht getan?"
Oh. Was für eine Verdammte Scheiße.
Mein Brustkorb schmerzte, als ich an den Schmerz dachte, den Megan während den letzten Wochen fühlen musste.
Ich meine, sollte es wirklich stimmen...aber eine plausible Erklärung wäre es schon?
Sie hat mich umarmt und mir "Es tut mir so Leid." ins Ohr geflüstert, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich konnte ihr so einiges zutrauen, aber zur Hälfte war sie noch das Mädchen, mit dem ich vor drei Jahren befreundet war. Die mir geholfen und zugehört hat, auch wenn ich sie die Hälfte der Zeit nur angeschrien hatte.
Irgendwo musste doch noch diese Person in ihr stecken?
David hat sich mit ihr angefreundet, als er sie in Jasons Praxis kennengelernt hat. Sie war auf seinem Geburtstag, weil sie sich bis heute noch gut verstehen. Und er wusste, wer zu den guten Leuten gehörte und wer zu den schlechten.
"Du denkst, sie hätte sich das alles nur ausgedacht hat?"
"Ich weiß nur das, was mir Ethan erzählt hat und das passt irgendwie nicht zusammen. Es wirkt nicht so, als würde sie in ständiger Angst leben, weil es jede Sekunde sein könnte, dass er diese Sexvideos veröffentlicht. Ich-"
"Du hast doch gesagt, sie hat bittere Tränen geweint!", unterbrach ich ihn verwirrt.
"Gott, Alison." Er verdrehte die Augen und aus irgendeinem Grund machte mich das wütend. "Du solltest wissen, dass sie einem sehr gut etwas vor machen kann."
Noch wütender machte mich, dass er Recht hatte. Sie hat auch geweint, als ich mich damals mit ihr im Café getroffen habe, während sie versucht hat, ihre Lüge perfekt aussehen zu lassen.
Warum sollte ich ihr diesmal glauben? Warum sollte ich ihr glauben, wenn Justin es nicht tat?
"Du brauchst nicht mit ihr reden.", sprudelte es aus mir raus, bevor ich diesen Gedanken überhaupt fassen konnte. Er hob eine Braue und wartete auf eine Erklärung, die ich mir jedoch erst zurecht legen musste. "Ich will es tun."
"Das ist keine gute Idee.", sagte er, bevor er überhaupt darüber nachgedacht hat.
"Denk doch mal darüber nach. Ich-"
"Das habe ich in der letzten Sekunde getan und meine Antwort ist: Kommt gar nicht in Frage." Er sah wütend aus, so wie er da auf meinem Bett saß und sich gegen die Dekokissen lehnte. Seine ernste Miene konnte mich nicht mehr einschüchtern. Ich kannte ihn zu gut.
"Okay, kann mir auch egal sein, was du sagst." Ich entschied mich für eine meiner besten Methoden, ihn umzustimmen. So zu tun, als bräuchte ich ihn nicht, obwohl es ohne ihn nicht funktionieren könnte.
Unter seinem strengen Blick stand ich von meinem Bett auf und ging in mein Badezimmer.
Er folgte mir, wortlos, und als ich vor dem Waschbecken stand, schloss er die Tür hinter sich und kam auf mich zu. Er riss mir die Zahnbürste aus der Hand und drehte mich an meinen Schultern in seine Richtung.
Zorn und Ungeduld spiegelte sich in seinem Gesicht wider.
In dem Moment wusste ich, dass ich mich auf etwas gefasst machen kann.
"Wenn du müde bist, dann lass uns schlafen gehen, aber spring so nicht mit mir herum.", sagte er klar und deutlich, und ich begann mich wie ein Kind zu fühlen, das etwas sehr sehr Böses getan hatte.
Hatte ich eben gesagt, dass er mich nicht mehr einschüchtern konnte?
"Ich bin nicht müde.", flüsterte ich und hätte mich dafür schlagen können, dass ich so kleinlaut rüber kam. Ich hoffe, dass er mir wenigstens meine Lüge abkaufen würde.
"Doch, das bist du. Du warst die ganze Zeit am gähnen. Und jetzt bist du so zickig." Er gab mir meine Zahnbürste wieder und ich nahm sie entgegen. "Putz dir jetzt die Zähne und geh schlafen, wir reden morgen darüber."
Er ließ mich im Badezimmer stehen, und ich brauchte mindestens eine Minute, um die Situation zu realisieren. Als ich begann meine Zähne zu putzen, übernahm mich die Müdigkeit und dennoch war ich immer noch der festen Überzeugung, dass ich mit Megan reden musste. Ich musste es einfach tun.
"Alison, ich habe schon darüber nachgedacht."
"Über was?"
Justin kam wieder ins Badezimmer rein, als ich gerade auf der Kloschüssel saß und pinkelte. Er drehte sich um, als er es bemerkte und verschaffte mir somit wenigstens ein bisschen Privatsphäre.
"Ich wollte, dass wir uns zu dritt treffen, damit sie dir all das sagen kann, was sie mir gesagt hat."
Ich war überrascht von diesem Geständnis, aber es machte mir auch Mut.
"Wann wolltest du das?"
"Als ich mit ihr geredet habe an Halloween."
"Warum hast du deine Meinung geändert?"
Ich betätigte die Spülung und in dem Moment drehte er sich wieder um. Er wirkte nun um einiges versöhnlicher.
"Weil Clara an dem Abend fast gestorben wäre und mir bewusst geworden ist, dass Megan es vielleicht hätte verhindern können."
Ich schüttelte den Kopf und wollte es nicht wahr haben. Megan hatte keine Schuld daran. Sie hat meine Reifen nicht manipuliert. Sie hat Clara nicht fast in den Tod getrieben.
"Justin, das ist nicht wahr."
Er fing an sich selber die Zähne zu putzen, mit der Zahnbürste, die er bei mir bunkerte.
Ich nutzte die Gelegenheit, als er schäumende Zahnpasta im Mund hatte und schüttete ihm meine Gedanken aus.
"Ich kann sie nicht hassen. Sie war in der schwierigsten Zeit meines Lebens für mich da. Sie war mir so eine gute Freundin. Ich weiß, sie hat versucht uns auseinander zu bringen, aber sie hat dich geliebt. Vielleicht liebt sie dich immer noch. Und Liebe bringt uns dazu, Dinge zu tun, die wir normalerweise nicht tun würden. Das musst du doch am Besten wissen, Justin."
Er sah mich im Spiegel an und nickte mir zu. Ein Zeichen dafür, dass ich weiter reden sollte.
"Sie wollte uns auseinander bringen, aber sie kannte ihre Grenzen. Ich weiß nicht, was sie dazu geleitet hat, Ted zu sagen, dass sie das nicht mehr mit macht. Vielleicht, weil ich ihr auf die Schliche gekommen war.
Vielleicht, weil sie eingesehen hat, dass diese ganze Rachektion ein Fehler ist. Aber sie hat aufgehört und riskiert, dass Ted intime Videos veröffentlicht. Sie riskiert, dass ihr ganzes Leben zerstört wird.
Und ich weiß, dass sie das tut, weil ich ihr etwas bedeute. Sie ist kein schlechter Mensch, Justin.
James hat vor Monaten zu mir gesagt, dass, nur weil ihr schlechte Sachen tut, ihr keine schlechten Menschen seid.
Warum sollte ich Megan nicht die Chance geben, mir zu beweisen, dass sie immer noch der Mensch ist, der sie vor drei Jahren war?"
Er spülte seinen Mund aus und holte Luft, um zu reden, aber ich war noch nicht fertig.
"Ich weiß nicht, ob sie euch schon helfen konnte, aber ich glaube, dass sie viele Dinge über Ted weiß, die ihr nicht wisst. Und ich glaube, dass es ihr vor einem Mädchen leichter fällt über die Dinge zu sprechen, die zwischen ihr und Ted vorgefallen sind. Vielleicht hat er sie noch zu so viel anderem gezwungen. Ich weiß es nicht. Aber sie hat mir damals geholfen, jetzt hilft sie euch.
Wer zur Hölle hilft denn ihr?"

"Wir fahren morgen früh zu dir, dann reden wir mit Megan und du erzählst mir weiter von euren Fortschritten." Er hatte mir immer noch nicht alles erzählt. Wir waren noch bei den Ereignissen vor der Katastrophe an Halloween hängen geblieben. Aber ich war so müde, dass ich meine Augen nicht mehr offen halten konnte. Mein Kopf schmerzte wegen des Weins. Ich hatte das Gefühl, dass sich jetzt schon der Kater bemerkbar machte, den ich eigentlich erst fühlen sollte, wenn ich auf wache.
Und ich fühlte mich so träge und schwach, spürte meine Glieder nicht mehr, was bestimmt an den intimen Momenten zwischen mir und Justin lag.
In den letzten drei Stunden ist zu viel passiert und obwohl die Sonne in wenigen Stunden auf gehen würde, freute ich mich auf meinen Schlaf, weil ich in Justins Armen einschlafen würde. Und an diesem Ort konnten mich keine bösen Menschen in meinen Träumen verfolgen.
"Und dann müssen wir ins Gericht. Ihr kommt alle mit, oder?"
"Hmm.", machte Justin nur, was mich lächeln ließ. Er war sogar noch erschöpfter als ich. Aber wer konnte es ihm übel nehmen?
Ich wollte gar nicht wissen, wie wenig Schlaf er in den letzten Tagen bekommen hat.
"Danach will ich noch zu Clara. Ich denke, dass ich dich mitnehmen kann. Ohne mich kommst du da nämlich nicht rein."
"Ja, bitte.", kam es aus seinem Mund. Diesmal deutlicher. Vielleicht hatte Claras Name ihn ein wenig aufgeweckt. Ich wusste, dass er sie mochte. Clara hat ihn schon von Anfang an immer verteidigt, wenn David nur Schlechtes für ihn übrig hatte.
Justin wusste das.
"Ich hoffe so sehr, dass sie bald auf wacht, Justin.", hauchte ich gegen seine geschlossenen Lippen und küsste ihn kurz.
Tränen stiegen mir allein schon bei dem Gedanken an meine beste Freundin hoch. Die Ärzte lobten ihren Zustand von Tag zu Tag, aber mich konnten sie erst besänftigen, wenn sie aus dem Koma erwacht, ohne Gedächtnisverlust und ohne andere bleibende Schäden.
Bevor Justin mir antworten konnte, schlief er ein. Seine regelmäßige Atmung und das Heben und Senken seines Brustkorbes beruhigten mich und meine Seele.
Ich sah ihm beim Schlafen zu, so lange wie noch nie und fuhr ihm sanft mit meinen Fingerspitzen durch die Haare.
Er hat "Wie ein einziger Tag" meinetwegen gelesen. Die Schnulze aller Schnulzen.
Er hat Noahs Worte an seine Allie zitiert, nur das sie heute an mich gerichtet waren.

"Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, was nach unserem Abschluss passiert oder wo du Medizin studieren möchtest, aber ich weiß, dass ich dich bei all deinen Entscheidungen und Wünschen unterstützen werde. Wo du hingehst, da werde ich auch hingehen.
So wie du an mich glaubst, wenn es um das Finden von Ted geht, so glaube ich auch an eine gemeinsame Zukunft mit dir.
Ich weiß, dass ich nicht Noah bin und ich werde nie Noah sein können, aber ich weiß, dass ich dich immer so lieben werde, wie er seine Alison geliebt hat."

Mich an seine Worte zu erinnern lösten eine Welle von Glücksgefühlen in mir aus. In der nächsten Sekunde ertappte ich mich dabei, wie ich in meine Hände schluchzte, damit ich Justin nicht auf wecke.
Warum mussten wir es so schwer haben?
Wir liebten uns so sehr. Alles könnte perfekt laufen. Unser größter Streit könnte sein, dass ich für seinen Geschmack zu viel Zeit mit Ethan verbringe. Oder dass ich auf eine Party gehe, ohne im Bescheid zu sagen.
Aber seit Wochen musste uns ein einziger Mensch unser Glück zerstören. Unsere Leben schwer machen.
Warum?
Weil Justin in seiner Vergangenheit Fehler gemacht hat, für die er nicht mal etwas kann.
Und dafür werden wir jetzt bestraft?
Justin ist der einzige Mann, den ich je lieben werde. Bei dem mein Herz aufhört zu schlagen, wenn er mich in den Arm nimmt. Der einzige Mann, der mich anfassen kann, ohne dass ich Angst empfinde. Nie werde ich mich jemandem so anvertrauen können, wie ich es bei ihm getan habe.
Nie werde ich mich mit jemandem so laut streiten können, bis wir uns in der nächsten Sekunde wieder in den Armen liegen und küssen, weil es das einzig Wahre ist.
Unsere Liebe.
Justin ist der erste Mann, in den ich mich verliebt habe, und es passierte ungewollt. Ungezwungen. Ich hatte keine andere Wahl doch wenn ich zurück Blicke, erfüllt mich die Erkenntnis, dass er alles ist, was ich je wollte.
Meine erste Liebe, meine wahre Liebe, und auch meine letzte Liebe.
Egal, was die Zukunft bringen mag. Egal, ob wir den Kampf gegen Ted gewinnen oder nicht. Egal, ob wir beide voneinander gerissen werden und nie wieder zueinander zurück finden.
Ich werde für ihn immer das empfinden, was ich ab dem Zeitpunkt an, als er mir in dem Sturm seine Autotür geöffnet hat und sich unsere Blicke begegnet haben, empfunden habe.
Nämlich bedingungslose, nicht endende Liebe.

Denn Noah hatte mal gesagt, dass

"Wenn du dich das erste Mal verliebst, dann verändert es dein Leben für immer und wie sehr du dich auch bemühst, das Gefühl geht nie vorbei."

Und ich schätze, dass als Justin in mein Leben getreten ist, er mein Leben, so wie ich es bis dahin geführt habe, für immer verändert hat.


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Scheiße ist das Kapitel lang! Wie lange habt ihr so fürs lesen gebraucht?

Wie denkt ihr über Megan?
So wie Allie oder so wie Justin?
Und jaaaa, sie hat die Schachtel immer noch nicht geöffnet, das kommt aber noch ;)
LG HAB EUCH LIEB  


Battlefield! -Justin Bieber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt