''Verfolgung''

9.1K 219 7
                                    

Ich verstehe nicht, wie er erwarten kann, dass ich immer aufspringe wenn er was von mir will. Obwohl, konnte ich dieses Angebot eigentlich ablehnen? War die Wahrheit nicht die ganze Zeit das, was ich von ihm verlangen wollte. "Wirklich die ganze Wahrheit?", fragte ich misstrauisch. "Ohne Lügen?" Justin schaute auf mich herab und nickte. "Die ganze komplette Wahrheit." Ich seufzte, als ich merkte, dass er es ernst meinte. Jetzt konnte ich sein Angebot doch gar nicht abschlagen, und tief im Inneren wollte ich das auch nicht. "Wehe du lässt es mich bereuen.", funkelte ich ihn an und stand auf. Seine Hand ignorierte ich und als ich an ihm vorbei Richtung Range Rover ging, fühlte ich ihn hinter mir schmunzeln. "Wirst du nicht, ich versprech's." Warum hatte ich das Gefühl, dass er dieses Versprechen brechen würde? Es fühlte sich merkwürdig an, in seinem Auto neben ihm zu sitzen. Irgendwie anders als sonst. Vielleicht auch nur, weil ich gleich endlich Klarheit haben würde. Nummer 1 und Nummer drei meiner Liste konnte ich streichen. Schließlich wusste ich jetzt, warum Mat seinen Auftritt verpasst hat und ich wusste auch, was für ein Chaos hinter dem Zettel von Megan steckte. Manchmal wünscht man sich so sehr, etwas zu wissen, aber wenn man es dann weiß, will man nichts anderes als es wieder zu vergessen. Kann ich Justin und Megans Liebesbeziehung nicht einfach aus meinem Gedächtnis streichen? Oder das Wissen, dass Justin James Bruder ist? Ich spürte nur nebenbei, wie er den Motor startete und aus der Parklücke fuhr. Viel zu beschäftigt mit meinen Gedanken, bekam ich seine Frage nicht mit, dessen Folge war, dass er mich fragte: "Alles okay?"

Ich schüttelte meinen Kopf, sah ihm aber nicht an und zog meine Schuhe aus. Es fühlte sich befreiend an, endlich diese Killer von Schuhen loszuwerden und meine rot lackierten Zehen bewegen zu können. "Kann ich dich was fragen?" Justin nickte. "Aber natürlich." Er wirkte so entspannt, ich wünschte er könnte mir was davon abgeben. "Hast du ein gutes Verhältnis zu deinem Bruder?"

Justin brauchte keine Sekunde zum Nachdenken und anwortete: "Das ist schwer zu beantworten. Er ist das genaue Gegenteil von mir." Er lenkte das Auto in Richtung Interstate 110. Es geht nach Downtown? Was wollen wir da? Irgendwas sagte mir, dass Justin es mir nicht sagen würde, wenn ich ihn fragen würde wo wir hinfahren, also ließ ich es sein. Die Straßen waren voll. Kein Wunder, es war ja auch Freitag Abend und alle wollten nach einer langen Schulwoche ein bisschen Spaß haben. Ich konzentrierte mich wieder auf Justins Worte und wendete mein Blick von der Straße zu Justin. Ich dachte an James, während ich Justin ansah und erst jetzt fiel mir auf, wie viel die beiden gemeinsam hatten. "Das stimmt nicht.", begann ich und beobachtete ihn dabei, wie er fragend sein Gesicht verzog. "Ihr habt so viele gemeinsame Eigenschaften oder Gewohnheiten. Ihr habt genau die gleichen Haare, nur das seine etwas heller sind. Oder wie ihr immer auf eine merkwürdige und spezielle Art euer Gesicht verzieht, wenn ihr ratlos oder verzweifelt seid. Wenn ihr versucht ernst zu wirken, aber das gerade nicht schafft versucht ihr es auf eine wirklich rezende Art zu überspielen, damit es nicht auffällt, aber das klappt mie ganz. Ihr habt das gleiche Lächeln, weil ihr identische Lippen habt und ihr beide steckt eure Hände immer in die Hosentasche. Ich könnte noch 1000 weitere Sachen aufzählen, die ihr gleich habt einfach weil ihr Brüder seid." Justin hörte mir aufmerksam zu und als ich meinen letzten Satz beendete, zeigte er keinerlei Emotionen. "Du scheinst ihn ja wirklich gut zu kennen.", gab er kühl von sich und ich verstand nicht, was jetzt schon wieder sein Problem war. Ich zuckte mit den Achseln, weil ich nicht wusste, was ich antworten sollte. "Warum wusstest du dann nicht, dass er mein Bruder ist?"

Ich sah ihn verwirrt an. Er verstand anscheinend nicht, wie Jason und ich zueinander standen. "Justin, er hat mir geholfen, mich unterstützt. Mehr auch nicht. Da weiß ich halt nichts anderes über ihn außer äußerliche Sachen." Justin würdigte mich keines Blickes und ich hatte dass Gefühl, dass er sich einen weiteren unpassenden Spruch verkneifen musste. Ich drehte mich seufzend von ihm weg, als ich merkte dass er mir nichts mehr zu sagen hatte und starrte auf den beleuchteten Freeway. Justins Range Rover zog viele Blicke auf sich, weshalb ich immer wieder wegsah wenn jemand geradewegs auf mich starrte. Was mache ich hier eigentlich? In dem Auto eines Jungen sitzen, der alles, nur nicht gut für mich war. Ich hoffe, ich werde die Entscheidung mit ihm mitgefahren zu sein nicht bereuen. Erst jetzt viel mir auf, dass Justin ungewöhnlich oft die Spur wechselte und dad Tempo beschleunigte. Hat er irgendwelche Drogen genommen, oder warum fährt er auf ein mal so? Als ich mich überrascht zu ihm drehte, checkte er den Seitenspiegel auf beiden Seiten und wirkte misstrauisch. Ich weiß nicht warum, aber ich bekam ziemlich weiche Knie und hatte das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmte. Ich wollte mich umdrehen und gucken ob irgendwas hinter uns passiert war, aber Justin hielt mich zurück. "Dreh dich auf keinen Fall um!", warnte er mich. Ein Schauer fuhr über meinen Rücken, als ich Verunsicherung und Besorgnis in seinem Blick erkannte. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. "Justin, was ist hier los?" Meine Stimme zitterte ungewollt und ich presste mich in den Sitz um nicht nach hinter gucken zu können. Er schaute noch einmal unauffällig in den Seitenspiegel, setzte den Blinker dann an und wechselte auf die mittlere Spur. "Wir werden verfolgt."

Moment mal, war das sein ernst? "Justin, wenn du mich verarschen willst, dann lässt du es am besten ganz. Mit sowas macht man keine Späße." Ich erwartete, dass ein Grinsen seinem Gesicht schmeicheln würde und sich das alles als eine Täuschung rausstellte, aber das schien nicht zu passieren. "Ich mach bei solchen Sachen keine Späße!", versicherte er mir aufbrausend und beschleunigte um mindestens 10 km/h sein Tempo. Ich starrte ihn entgeistert an und als ich was sagen wollte, merkte ich, dass ich kein Wort rausbrachen konnte.

"Alison?" Justin nahm seinen Blick von der befahrenen Straße und sah mich auf irgendeine Art beruhigend an. Ich sah ihn einfach nur an, während mein Herzschlag sich aufgrund des Adrenalin beschleunigte und die Angst sich in mir ausbreitete. "Du musst mir was versprechen, okay?" Er kramte in seiner Jackentasche herum und zog schließlich sein Handy heraus. Ich folgte jedem einzelnen seiner Schritte und als er das Handy in seinen Halter am Armaturenbrett abgelegt hatte, sah er wieder zu mir. Ich hatte gerade noch genug Menschenverstand, um ein Nicken vorzubringen. Ich würde alles tun was er sagt, wenn das bedeuten würde dass er uns hier unversehrt raus holt. "Du wirst in den nächsten Minuten, alles machen, was ich dir sage, okay? Und das, was du mir versprechen musst ist nichts zu hinterfragen und ruhig zu bleiben, hast du das verstanden?" Er redete mit mir, als ob ich eine Traumatisierte oder ein kleines Kind wäre. Justin, ich weiß aber nicht, ob ich ruhig bleiben kann.

"Ja." Ich machte eine Pause und unterdrückte den Drang, nach hinten zu schauen, als er schon wieder die Spur wechselte. Als ich das Gefühl hatte, wieder genug Atem gefasst zu haben, um einen anständigen Satz auszusprechen, fragte ich ihn: "Bist du dir sicher, dass wir verfolgt werden?"

"Es ist die ganze Zeit ein Auto hinter uns, dass den Mindestabstand um einiges überschreitet und immer die Spur wechselt, wenn wir es tun. Es ist ein schwarzer Jeep, dessen Scheiben alle getönt sind." Er seufzte und entsperrte sein Handy. "Ich bin mir ziemlich sicher." Er wirkte keineswegs überfordert oder verzweifelt, was mich staunen ließ, weil mein Herz schon Kilometer weit in die Erde gerutscht war. Ich hoffe es sah nicht nur so aus, als ob er alles im Griff hätte, sondern das es wirklich so wahr.

"Du brauchst keine Angst zu haben, Alison. Ich hab alles im Griff." Ich sah ihn schon die ganze Zeit über an und als er sein Kopf sich drehte und er in meine Augen blickte, verzog er seine Lippen zu einem leichten Lächeln. Dieses Lächeln hätte nicht bedeutungsvoller sein können. Es gab mir so viel Sicherheit, wie Worte es nie hingekriegt hätten. Ich weiß gar nicht, ob ich in der Lage war, das Lächeln zu erwidern. Justin entsperrte sein Hand und wählte eine Nummer. Nach kurzem Tuten hörte man eine Stimme an der anderen Leitung. "Jo, Justin." Sofort erkannte ich James Stimme. "Nimm die Jungs mit und verteilt euch auf die Autos. Ich bin gerade auf dem Harbor Freeway, Interstate 110, und ein schwarzer Jeep verfolgt mich."

"Was? Bist du dir sicher?" James klang geschockt und die Hintergrundgeräusche verschwanden, was darauf deutete dass er einen ruhigeren Platz gesucht hat.

"Ja verdammt.", knurrte er und sah im nächsten Moment zu mir. "Alison ist bei mir."

James schwieg und Justin war mittlerweile mit Abstand das schnellste Auto auf dem Freeway. "Okay. Ich würde sagen ihr wechselt auf die Interstate 5, Richtung Norden, und fahrt so auf dem längsten Weg nach Downtown." James wirkte nervöser als Justin, was wirklich merkwürdig war, weil er nicht derjenige war, der verfolgt wurde. "Du weißt, was du mitnehmen musst.", murmelte Justin und setzte den Blinker. Über was sprach er da? Was muss James mitnehmen? Meine Angst wurde von Verwirrung übertrumpft. "Ja. Ich ruf dich wieder an, wenn wir in der Nähe sind." Und damit legte James schon auf. Justins Forderung an ihn ging mir nicht aus dem Kopf. "Was soll er mitnehmen?"

Justin schien meine Frage zu ignorieren und lenkte den Wagen in die Ausfahrt. Im Rückspiegel sah ich, dass der Jeep uns folgte. Meine Hände zitterten Mittlerweile. Was wollten sie von ihm?

"Du weißt was du mir eben versprochen hast? ", fragte Justin und als wir in eine Kurve fuhren, hielt ich mich an meinem Sitz fest. Wenn er so weiter fährt, sterben wir bevor wir die Verfolger überhaupt zu Gesicht bekommen.

Als Justins Augen meine suchten, fiel mir wieder seine Frage ein. "Alles machen was du sagst, ruhig bleiben und nichts hinterfragen." Ich wiederholte seine Worte von eben. Ich weiß nicht ob ich es mir einbildete oder ob es wirklich so wahr, aber im nächsten Augenblick meinte ich ein Schmunzeln auf seinem Gesicht erkannt zu haben. "Ganz richtig. Du musst jetzt was für mich tun, und ich will dass du nicht in Panik ausbrichst, okay?"

Mein Atem stockte und ich spürte die Unsicherheit in mir wachsen. "Okay.", brachte ich nur schwach hervor.

Battlefield! -Justin Bieber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt