"Abstand."

9.3K 225 28
                                    

Alison

"Warum ziehst du so ein langes Gesicht?", fragte Clara schmatzend. Ich richtete mich in meinem Stuhl auf und schob mein Croissant zur Seite, weil ich kein Appetit hatte.

"Tu ich doch gar nicht."

"Oh doch.", sagte sie. "Du guckst wie David, wenn er den Superbowl verpasst." Sie grinste. Ich konnte mich nicht einmal zu einem Lächeln ermutigen.

"Was ist los?" Ihre Stimme veränderte sich. Jetzt klang sie nicht mehr amüsiert sondern besorgt.

"Ich hatte vorgestern wieder einen Albtraum."

"Scheiße.", fluchte sie. "Wieder der selbe?"

Ich nickte. "Ich bin aber zum Glück rechtzeitig wieder aufgewacht. Du weißt schon. Bevor er...-" Ich verstummte. Sie nickte, weil sie wusste, was ich meinte.

"Weißt du, was vorgestern war?", fragte sie und ich verdrehte wie gewöhnlich die Augen. "Vollmond, ich weiß. Das hat aber nichts damit zu tun."

"Meine Mama hat das auch, Alison."

"Sie träumt aber nicht solche Sachen wie ich." Erst im Nachhinein bemerkte ich, dass meine Stimme lauter wurde, als gedacht.

Clara sah mich entschuldigend an und nickte. "Sorry.", sagte sie und legte ihre Hand auf meine. Ich schüttelte den Kopf. "Das habe ich nicht so gemeint. Tut mir Leid. Heute ist nicht mein Tag."

"Das ist es nicht, Alison. Du bist noch immer nicht darüber hinweg." Sie hielt inne und verbesserte sich. "Generell ist das keine Sache, über die man hinweg kommt. Es war eine schwere Zeit für dich und sie ist noch immer nicht vorbei."

Ich liebte Clara. Sie war eine wunderbare Freundin, aber wenn es um's Aufmuntern ging, war sie eine richtige Katastrophe.

"Wird es je ein Ende nehmen?" Ich lächelte und versuchte nicht in Selbstmitleid zu ertrinken. Schnell wechselte ich das Thema und wir fingen an über Claras 18. Geburtstag zu reden. Sie hatte schon einen Saal gebucht und wollte am Wochenende ihr Kleid kaufen gehen. Als sie mich fragte, ob ich sie begleiten könnte, fiel mir Justins Wette ein, weshalb ich sagte, dass ich an dem Samstag schon etwas mit meiner Mum mache.

Ich musste mir jedoch eingestehen, dass ich nicht genau wusste, wie es zwischen mir und Justin steht. Sofort kamen mir seine Worte von gestern in den Sinn.

"Ich ruf dich an.", hat er gesagt. Und danach noch, dass er keinen einzigen Tag ohne mich aushalten kann.

Ich verstand nicht, warum er mich dann nicht angerufen hat. Das einzige, was ich gestern, abgesehen von dem Friseurbesuch, gemacht habe war, ständig auf mein Handy zu schauen und auf einen Anruf von ihm zu warten. Es war verrückt, dass meine Laune so abhängig von ihm war. Die ganze Zeit versuchte ich den Gedanken zu verdrängen, dass ich ihn verscheucht habe, dass mein Albtraum zu viel für ihn war und er eingesehen hat, dass ich viel zu kompliziert für ihn bin. Meine Heulerei, meine Angstanfälle und meine stündlichen Stimmungsschwankungen, das war alles zu viel für ihn. Er wusste nicht, wie er damit umzugehen hat. Wie konnte er es denn auch wissen? Ich wusste es ja selber nicht.

Als es klingelte und ich seufzte, weil die Pause zu Ende war, machte ich mich ohne Clara auf den Weg zu meinem Französischkurs, weil sie einen ganz anderen Weg einschlagen musste, weil sie Spanisch gewählt hat. Das einzige, was mich in dem Moment aufmunterte war, dass ich nach dieser letzten Stunde endlich nach Hause konnte.

Mein Spind war im untersten Stockwerk der Schule. Man könnte sagen in einem versteckten offenen Raum, weil er wirklich nicht leicht zu finden war. Man hätte denken können, dass dieser Teil schon zu dem Kellerbereich der Schule gehörte. Hier standen circa nur 50 Spinde und als ich den Halbkreis betrat, indem die Spinde angeordnet waren, stellte ich fest, dass ich die einzige war, die noch ihre Bücher holen musste.

Battlefield! -Justin Bieber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt