"Xoxo."

9K 238 20
                                    

"Er ist auf einer Party?", fragte ich verwirrt. 
"Ja, genau.", sagte Ethan. "Auf einer Party."
"Ethan." Seinen Namen sprach ich wie eine Drohung aus. "Auf einer Party? Ich glaube dir kein Wort." Er neigte den Kopf zur Seite und sah mich verwirrt an. "Warum nicht?"
"Was wäre bitte so schlimm daran, wenn er auf einer Party wäre? Du hättest keine Grund dazu, so komisch und nervös zu sein, wie du es jetzt bist."
"Ich bin gar nicht nervös." Sein Adamsapfel senkte sich, weil er schluckte.
"Ethan, bitte!", flehte ich ihn an. "Wo ist Justin?" 
Ethan stöhnte entrüstet auf und ging mit schnellen Schritten auf das Wohnzimmer zu. Ich ließ meine Tasche fallen und folgte ihm. Er spielte gerade Playstation, irgendein Ice-Hockey Spiel. 
"Es tut mir Leid, aber ich kann es dir wirklich nicht sagen." Er setzte sich hin und traute sich nicht mir in die Augen zu sehen. Stattdessen starrte er auf seine Hände. 
"Warum denn nicht?" Ich war mehr als verwirrt und das ließ ich mir auch anmerken. "Ich meine, ich weiß doch jetzt schon das Schlimmste, oder etwas nicht? Hat er einen Auftrag zu erledigen?" Weil ich mir nicht anders zu helfen wusste setzte ich mich auf die Couch und sah Ethan so lange an, bis er endlich den Mund aufmachte.
Er nuschelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin, sodass ich meine Augen verdrehte.
"Was?"
"Ja.", murmelte er leise. "Er hat einen Auftrag zu erledigen." Jetzt sah er mich sogar an. Wahrscheinlich wollte er meine Reaktion sehen. 
"Wow.", brachte ich nur raus. "Okay."
Er seufzte, sagte dann aber nichts. 
"Okay.", wiederholte ich unbewusst, weil ich so in Gedanken war. 
Justin hat gesagt, dass er in Gedanken bei mir sein wird. Wirklich lächerlich, wenn man das jetzt ernst nehmen würde. Während er irgendwelche krumme Sachen macht denkt er an mich?
Ich fühlte mich geehrt. 
"Bist du jetzt sauer auf ihn?"
Ich sah vom Boden auf zu Ethan. "Nein, natürlich nicht. Er dachte ja, ich würde nicht kommen."
"Eins kann ich dir sagen. Wenn er nach Hause kommt und dich hier siehst wird er ausflippen vor Freude." Er lächelte mich ermutigend an.
Dachte er etwa, dass ich hier auf ihn warten würde? Ich stand kopfschüttelnd auf. "Es wäre besser wenn ich nicht da bin, wenn er kommt. Du kannst ihm aber sagen, dass ich hier war."
Er stand auf und hielt mich vom Gehen ab. "Du musst hier bleiben. Sonst wird er sauer auf mich sein, dass ich dich Gehen gelassen habe." 
Ich musste leicht lächeln. "Na dann sag ihm eben, dass ich gar nicht da war."
"Da gäbe es ein Problem. Ich kann nämlich gar nicht lügen." Er grinste schief und zuckte mit den Achseln. "Das heißt, wenn er erfährt, dass du hier warst, wird er nicht nur sauer auf mich sein, sondern auch auf dich. Und das wollen wir doch vermeiden oder?"
Sein Grinsend verschwand nicht und er sah mit seinen zerzausten, blonden Haaren und den leicht schiefen Zähnen wie ein kleiner Junge für mich aus. 
Ich antwortete nicht und wartete darauf, dass er mich mit weiteren Argumenten versucht zu überreden hier zu bleiben.
"Wer spielt denn sonst mit mir Playstation?", fragte er und schnappte sich den Controler. "Komm schon, ich bin einsam."
Ein kleiner Junge, dem ich nicht widersprechen konnte.
"Ich sage Ja, wenn du aufhörst mit mir zu flirten."
Ich runzelte amüsiert die Stirn.
Ethan lachte herzlich und nahm meinen Sarkasmus gut auf. 
"Das würde ich niemals wagen." Er hob die Arme und stellte sich als Unschuldigen dar.
"Na schön. Ich hoffe, ich werde es nicht bereuen." Ich zog meine Jacke aus, bevor er mir den zweiten Controler reichte.
"Wegen mir nicht.", entgegnete er mir und setzte sich vor dem großen Fernseher auf den Boden.
Ich hoffe auch nicht wegen Justin, dachte ich mir, und setzte mich zu ihm.


"Ist da jemand müde?", neckte ich ihn und machte mich über sein langes Gähnen lustig, da wir gerade erst kurz nach elf hatten. 
Er versuchte gut zu kontern. "Es ist nur so tierisch langweilig gegen dich zu spielen."
Ich musste lachen und klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. "Keine Sorge, dass ich ein mal gegen dich gewonnen habe wird unter uns bleiben." 
Er schloss beleidigt die Augen und atmete die Luft hörbar ein. "Wie oft soll ich das denn noch sagen?", zickte er mich an. "Ich habe dich gewinnen lassen."
Ich unterdrückte mir ein lautes Lachen, jedoch konnte ich mir kein Grinsen verkneifen. "Ethan, das ist doch nicht schlimm. Das kann jedem mal passieren." 
Ich schlug ihm gegen den Arm, lachte und steckte ihn damit an. "Du hast zu viel Temperament." Er stand auf und streckte sich ausgiebig. 
"Ich wüsste nicht, was an temperamentvollen Menschen so schlecht ist." Als mein Handy vibrierte hatte ich für eine kurze Zeit die Hoffnung, dass ich Justins Gedanken gekreuzt hatte, doch am Ende war es nur Clara. 
"Hab nie gesagt, dass das schlecht ist. Bei dir vor allem nicht." 
Ich schmunzelte, während ich auf Claras Frage 'Hoffe du hast auf mich gehört und bist gerade bei Loverboy ;)'
antwortete. 
"Was habe ich dir am Anfang gesagt?"
Ethan stellte sich dumm. "Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt?" 
"Nein." Jetzt lachte er. "Ich habe gesagt, dass du aufhören sollst, mit mir zu flirten." 
Ich schrieb an Clara: 'Bin bei ihm. Leider ist Loverboy nicht da.'
"Wenn man jemandem sagt, dass er aufhören soll zu flirten, dann flirtet man automatisch mit ihm." Ethan schaltete die Playstation samt des Fernsehers aus. 
"Wer hat dir denn diesen Schwachsinn erzählt?"
"Eine Person, die ich wirklich sehr respektiere.", sagte er. "Er hat wirklich die besten Ratschläge und Tips. Justin ist sein Name." Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. 
"
"Ich verstehe.", sagte ich lachend. "Aber auch er ist mal im Unrecht."
"Apropos Justin." Ethan nahm das Vibrieren seines Handys wahr und keine Sekunde später nahm er ab. "Ja, Justin?"
Ich stand aufgeregt vom Boden auf und setzte mich auf die Couch um besser zuhören zu können. 
Ethans Gesichtszüge veränderten sich dramatisch, sodass ich ein wenig Angst bekam.
Doch als er Justin dann lachend fragte: "Ist alles okay bei dir?" verblasste die Angst, sodass nur Neugier übrig blieb. Ich konnte Justins Antwort nicht verstehen, aber ich konnte seine Stimme hören. 
"Hast du getrunken?" Ethan sah mich an und zuckte grinsend mit den Schultern. 
Mittlerweile kannte ich schon wirkliche viele Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften von Justin, aber betrunken durfte ich ihn noch nie erleben. 
"Ich hab dich auch lieb, Bro.", gab Ethan zurück und gab mir damit einen guten Grund zu lachen. 
Anscheinend war Justin dann sehr sentimental und schmeichelnd.
Ethan konnte sich auch kein Lachen verkneifen. "Komm mal lieber nach Hause. Hier wartet jemand auf dich."
Auf der anderen Leitung hörte es auf zu rauschen.
"Alison?", schrie Justin anscheinend, denn selbst ich konnte meinen Namen verstehen. Ich musste lächeln. 
"Ich sag nichts. Komm einfach." Keine Sekunde später bewegte Ethan das Handy von seinem Ohr weg. "Er hat einfach aufgelegt.", sagte er und sah mich mit einem vielversprechenden Blick an.
"Scheint, dass er wegen dir auf dem Weg ist." 
Ich konnte meine Freude darüber nicht verbergen und strahlte über beide Ohren. 

Keine halbe Stunde später, als ich oben in Justins Zimmer saß und "Disaster Date" guckte, klingelte es an der Tür. Ethan war noch unten und machte irgendetwas an seinem Laptop, weshalb ich mir nicht die Mühe machte nach unten zu gehen und den Jungs auszumachen. Womöglich auch, weil ich Brian und diesem Ian nicht begegnen wollte, bevor ich den Ted-Vorfall  nicht zuerst Justin erklärt hatte.  
Bevor ich mich überhaupt richtig fragen konnte, warum sie keinen Schlüssel dabei hatten und geklingelt haben, hörte ich schon laute Stimmen von unten und ein bekanntes Kichern. 
"Wo ist meine Überraschung?", fragte Justin laut und ich musste lachen, weil er sich lallend so fremd anhörte. Die Jungs diskutierten und lachten und im nächsten Moment hörte ich Scherben zerspringen. Womöglich der Spiegel oder eine Vase. 
James schien nüchtern zu sein und schrie Justin nun an, dass er gefälligst aufpassen und die Scherben aufsammeln soll. Irgendjemand ging die Treppen hoch und als ich gerade aufstehen wollte, weil ich dachte, es wäre Justin, entfernten sich die Schritte wieder von mir, sodass ich mich wieder auf das Bett fallen ließ. 
Und genau in dem Moment wurde die Tür aufgerissen. Justin hielt sich die Stirn, da ihm wahrscheinlich furchtbar schwindelig war und ich bezweifle, dass er mich beim reinstolpern schon gesehen hatte. Denn er ging mit gesenkten Kopf Richtung Badezimmer und machte sich nicht die Mühe, die Tür hinter sich zu schließen. 
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
Ein Teil von mir wollte sich die Hand vor die Stirn klatschen und Justins Verhalten belächeln, doch ein anderer Teil konnte die Situation gar nicht einschätzen, sodass ich ein klein wenig Angst vor ihm hatte. 
Hatte ich Angst vor ihm oder nur vor dem Alkohol in seinem Blut, von dem er gesteuert wurde?
Nach einiger Zeit stand ich auf und wollte nach Justin schauen. Ich stellte mich in den Türrahmen und sah ihm dabei zu, wie er sein Gesicht wusch. Er trug das selbe wie in der Schule, nur das die Anziehsachen abgenutzter aussahen. Ich fragte mich in dem Moment besonders, wo er sich noch vor einer Stunde befand. Beinahe musste ich lachen, als er den Wasserhahn zudrehte, seinen Kopf jedoch trotzdem unten ließ und die Augen schloss, während er seine Stirn an den Hahn drückte, um sich zu stützen. Eigentlich dachte ich, er hätte nur für einen kurzen Moment den Halt verloren und wollte eine kurze Pause einlegen, doch mit der Zeit befürchtete ich, dass er so vielleicht eindösen könnte. 
"Justin, komm ins Bett." Ich stand grinsend da, die Arme in die Hüfte gestemmt und sah ihn auffordernd an. 
"Alison.", sagte er und hob in einer schnellen Bewegung den Kopf, was er am Ende bereute, als er gegen eine Leiste knallte.
"Oh, Gott." Ich ging zu ihm hin und stützte den armen Jungen, während er sich den verletzten Kopf hielt. Als mir ein Kichern entfuhr, sah er mich amüsiert und eine Spur verträumt an. Ich hingegen ließ mich von seinem schönen Blick nicht aus der Ruhe bringen und schob ihn zurück in sein Zimmer. 
"Du bist gekommen." Er strahlte mich an, was definitiv an dem Alkohol lag. Seine geröteten Augen irritierten mich, doch ich hatte Angst nachzufragen. 
"Ja, bin ich." Ich setzte ihn auf das Bett und stellte fest, dass es ihn nicht besonders störte, dass sein Gesicht vor Nässe triefte. 
Normalerweise sind betrunkene aufdringlich und furchtbar ehrlich, doch Justin kam mir in dem Moment wie ein Kind vor. Er sah mich einfach nur an, bis ich irgendwann im Bad verschwand, um ihn ein Handtuch zu holen. 
Ich kniete mich vor ihm hin und legte das Handtuch auf seinen Schoß. Er schien aber keinerlei Interesse daran zu zeigen, wieder ein trockenes Gesicht zu bekommen, stattdessen nahm er etwas anderes in die Hand. "Hi.", sagte er und strich mir mein Kinn entlang. So sehr ich seine Berührungen auch genoss, mit seinem starken Atem konnte ich nicht leben. 
"Was hast du getrunken?", fragte ich ihn ruhig und strich ihm mit dem Handtuch das Gesicht trocken. Sein Kopf schmiegte sich an meine Handfläche und ich musste lächeln bevor er sagte: "Die Frage ist eher, was ich nicht getrunken habe." Er kicherte und warf sich nach hinten auf das Bett. 
Ich atmete die Luft scharf ein, um nicht ungeduldig zu werden. "Willst du dir nicht die Zähne putzen oder dich umziehen? Du kannst doch nicht in Anziehsachen schlafen." 
Justin hatte jedoch schon die Augen geschlossen und freute sich sicherlich schon auf seinen Schlaf, doch er konnte sich noch dazu ermutigen die Jacke auszuziehen. Dann legte er sich wieder hin. 
Ein ganz anderer Justin, wie ich ihn sonst kannte. Jetzt fühlte ich mich sogar stärker als er und hatte das Gefühl, ich hatte ihn unter Kontrolle, weil er so hilflos aussah. 
"Und die Hose?" 
"Hmn." 
Ich seufzte. "Justin, du kannst nicht in einer Hose schlafen." 
"Ich könnte gerade sogar auf Nägeln schlafen.", entgegnete er mir nuschelnd.
Er hatte ein T-Shirt an. Das war kein Problem. In dem konnte er schlafen. 
Aber die Hose. Ich konnte ihn doch nicht in einer Hose schlafen lassen. 
"Wow, Süße, ich bin gerade etwas zu müde dafür." Ich verdrehte die Augen und knöpfte ihm die Hose auf, nachdem ich den Gürtel aufgemacht hatte. Er grinste während des ganzen Prozesses mit geschlossenen Augen. 
"Ich dachte, du willst es langsam angehen lassen.", lallte er und ich muss doch nicht erwähnen, dass er mich in dem Moment furchtbar nervte. 
"Halt die Klappe, Justin." Er kicherte, sagte dann aber zum Glück nichts mehr. 
Er hatte eine schwarze, etwas engere geschnittene Boxerstorts von Topman an und als ich ihm die Hose mit etwas Gewalt bis unter den Hintern zog merkte ich, wie eng sie wirklich war. Ich war wirklich dankbar, dass er mich nicht dabei anguckte, trotzdem hielt das Grinsen auf seinen Lippen an und ich merkte, wie er sich verkneifen musste etwas zu sagen. Das hatte er mit Absicht gemacht, dachte ich mir. Seine arrogante und hinterlistige Seite kam zum Vorschein. Ich räusperte mich und löste meinen Blick dann von seinem bewundernswerten Geschlechtsorgan und zog ihm die Hose an den Knöcheln runter. Als ich das geschafft hatte, verschnaufte ich erst mal eine Weile und band mir meine Haare zu einem Pferdeschwand zusammen. Er krabbelte ausgezogen weiter nach hinten, sodass er seinen Kopf auf das Kopfkissen legen konnte. Eine ganze Weile stand ich einfach nur da und beobachtete ihn, wie er sich auf die Seite legte und müde in einen Schlaf fallen wollte. Ich seufzte. Selbst betrunken und arrogant begehrte ich ihn. 
Irgendwann, als ich dachte, er wöre eingeschlafen, öffnete ich meine Tasche und holte meine Schlafsachen raus, um mich fertig zu machen. 
"Alison.", nuschelte er im Halbschlaf. "Ich bin so froh, dass du hier bist."
Natürlich musste ich lächeln. "Ich weiß."
Ich sah, wie seine Mundwinkel zuckten. "Ohne dich, würde ich wahrscheinlich wirklich in einer Jacke und Hose schlafen. Du bist echt zu gut. Das Beste, was mir passieren konnte."
Ich stand einfach nur da und starrte ihn an, während seine Worte meinen ganzen Körper mit Wärme erfüllten. "Und das nicht nur wegen dem Ausziehen.", fügte er noch leise hinzu, sodass seine Stimme beinahe versagte. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich ihn das sagen hörte, aber das tat ich. 
Eine Minute später fing sein Atmen an, regelmäßig zu gehen und ich ging rüber zu ihm. Seine Hand hatte er neben seinen Kopf gelegt und ich strich ihm über die Fingerknöchel, während ich ihm zum ersten mal beim Schlafen zusah. Ein schlafender, ruhender Sturm. Ein Sturm, der Schäden an mir anrichtete, jedoch auch wichtige Sachen zurecht rüttelte. Jetzt wo ich vor ihm kniete und das Heben und Senken seines Brustkorbes beobachtete, musste ich lächeln um nicht zu weinen. Weil es idiotisch und falsch wäre zu weinen, nur weil mir klar wurde, dass er mich für sich erobert hatte. Ohne jegliches Rückgaberecht an mich selbst. 
Als seine Hand unter meinen Berührungen zuckte, fiel mir erst der pinke Stempel auf seinem Handrücken auf. Es war fast verblasst, doch als ich es mir genauer ansah erkannte ich, was dieser Stempel darstellen sollte. 
"Du bist ja tatsächlich da." 
"Hmm." Ich lächelte James an, der hinter sich die Tür schloss. 
"Hat er geschafft sich noch umzuziehen?", fragte er und hob prüfend eine Braue.
Ich nickte nervös. "Ja, gerade noch.", sagte ich. "Sag mal, James."
"Ja?" Er setzte sich auf den Sessel.
"Wo wart ihr eigentlich?" 
Er sah, dass ich diese Frage auf den Stempel bezog und sein Gesichtsausdruck veränderte sich bemerkbar. 
"Ehm, ja." Er lächelte und kratzte sich am Hinterkopf. 
Ich nahm ihm das Wort ab, bevor er es wie Ethan machte und auf die Versuchung kam, mich anzulügen. "So schlimm?", fragte ich und stand auf. Er wusste nicht genau, was ich meine, bevor ich sagte: "Lüg mich bitte nicht an und sag mir die Wahrheit. Wo wart ihr? Hattet ihr einen Auftrag, oder so? Und wart danach in irgendeinem Club?" Ich sah auf Justins Hand. "In dem Frauen an Stangen tanzen?"
James sagte nichts, doch als er merkte, dass ich wütend wurde, seufzte er. "Komm mal mit." Er stand auf und steuerte die Tür zu. "Ich erklär's dir."
Ich befolgte seinen Anweisungen und stand wenige Sekunden später mit ihm vor der Tür. 
"Das mag zwar jetzt etwas lächerlich klingen." Er leckte sich über die Lippen und suchte in der Decke nach passenden Antworten. Ich war mehr als gespannt. "Aber wir alle, also die Jungs, haben uns mal etwas ausgedacht, falls einer von uns mal ein Mädchen in Sicht hat. Jetzt keine einmalige Sache, sondern wirklich eine ernste Beziehung zusteuert. Und in dem Fall, war das Justin." 
"Ich verstehe nicht ganz.", sagte ich und sah ihn mit geneigtem Kopf an. "Was hat das jetzt mit einem Stripclub zu-." Ich hielt inne, weil es mir langsam klar wurde. "Oh nein. Das ist nicht euer ernst."
James kicherte auf eine merkwürdige Art und zuckte mit den Achseln. "Wir sehen es so als Junggesellenabschied."
Ich versuchte diese Aktion zu verstehen, sie wenigstens ein bisschen nachvollziehen zu können, aber das gelang mir nicht. "Ihr wart also in einem Stripclub und habt eine Art Junggesellenabschied gefeiert, weil ihr denkt, dass es zwischen mir und Justin ernster werden könnte?"
"Nicht ganz.", gab er zurück und ich hörte aufmerksam zu. "Wir wissen, dass es zwischen euch ernst wird, beziehungsweise ernst ist."
Ich schwieg, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Wie kommt man auf so einen Schwachsinn? Ich und Justin heiraten doch nicht.
"Das haben wir damals auch bei Ted gemacht. Vielleicht weißt du es ja schon." 
"Warum sollte ich das wissen?", fragte ich und versuchte nicht wegen seiner Äußerung gereizt zu werden.
"Das meinte ich nicht so." Er schüttelte den Kopf. "Das mit Ted hatte bestimmt einen guten Grund und ich will mich da auch nicht einmischen weil es nur dich und Justin was angeht." Er lächelte mich an und ich nickte dankend. Justin konnte sich glücklich schätzen so jemanden wie James an seiner Seite zu haben.
"Aber nur damit du es weißt. Er hat die ganze Zeit nur von dir geredet, dass er ja statt in dem Club bei dir sein könnte und das er dort auch viel lieber wäre. Er wusste auch gar nichr, dass wir dahin fahren würden und war auch total angepisst, als er gesehen hat, dass-"
"Ist schon okay, James. Es war ja kein Puff. Justin darf machen, was er will." 
James nickte lächelnd. "Er wird aber nichts machen, was dich verletzen könnte.", sagte er und ging an mir vorbei. "Gute Nacht, Allie." 
Als ich mich zwanzig Minuten später zu Justin legte, knurrte er irgendetwas unverständliches und drehte sich um, sodass mein Oberkörper von seinen Armen bedeckt wurde. Ich seufzte, weil ich mich kaum bewegen durfte, um ihn nicht aufzuwecken. Aber diese Einschränkung der Bewegungsfreiheit ging ich natürlich ein, weil es doch das war, warum ich hierher gekommen bin. Um mit ihm zu schlafen. 


Am nächsten Tag wurde ich von einer lebenden Heizung namens Justin geweckt. Er schlief noch tief und fest, weshalb ich dachte, dass es noch zu früh ist um aufzustehen, aber als ich irgendwie meinen linken Arm aus seinem Griff löste und auf mein Handy schaute, stellte ich fest, dass wir schon halb elf hatten. 
Justin störte es nicht, als ich ihn von mir weg schubste, damit ich aufstehen konnte. Ich glaubte sogar, er hatte es gar nicht gemerkt, weil er noch seinen Rausch ausschlafen musste. Nachdem ich mich umgezogen hatte, mir ausnahmsweise mal die Zähne mit meiner Zahnbürste putzte und mich noch dezent schminkte, betrat ich wieder das Schlafzimmer und stellte fest, dass er noch immer schlief. Er lag auf der Seite, die Decke bis zu seinen Hüften gezogen und schlief mit leicht geöffnetem Mund, was auch ein kleines Schnarchen auslöste. Es sah einfach zu süß aus. 
Ich wollte ihm an dem Samstag Zeit geben, sich auszuruhen und den ganzen Tag mal nichts anstrengendes machen zu müssen, weshalb ich meine Tasche wieder packte und nach unten ging. 
"Du gehst schon?", fragte Ethan, als ich im Flur meine Schuhe anzog. Ich sah zu ihm auf und bemerkte, wie Brian mich vom Wohnzimmer aus anlächelte. Als er merkte, dass ich ihn gesehen hatte, lächelte er und mir fiel ein Stein vom Herzen, weil er mir das Treffen mit Ted nicht übel nahm. 
Ethan folgte mir auf Socken bis zu meinem Auto.
"Bist du wütend auf mich?" 
Ich sah ihn verwirrt an, weil ich nicht wusste, warum ich wütend auf ihn sein sollte. Aber dann fiel es mir wieder ein.
"Ach Quatsch.", sagte ich und sein Gesichtsausdruck entspannte sich. "Aber nächstes mal kannst du mir ruhig direkt die Wahrheit sagen." 
Er nickte ernst. "Mache ich. Sag mal, ist das jetzt von dir geplant, dass du gehst, damit Justin nicht weiß, dass du die Nacht über bei ihm warst?" 
Ich musste kichern. "Er wird es schon merken.", sagte ich und verabschiedete mich dann von Ethan, bevor ich in mein Auto stieg. 
Ich habe ja nicht umsonst meine Zahnbürste da gelassen.

Meine Mutter war nicht da, als ich zu Hause war, sodass ich von einem Verhör verschont wurde. Als sie aber von ihrem Einkauf wieder nach Hase kam, bombardierte sie mich mit Fragen. 
"Was machst du denn schon wieder hier?"
"Ich habe auch ein zu Hause."
Sie lachte kurz und verschnaufte auf der Couch. 
"War Justin gestern da?", fragte sie, während ich durch die Kanäle zapfte. 
Schließlich blieb ich bei 'How I met your mother' stehen. 
"Nein, aber ich habe auf ihn gewartet."
Sie suchte meinen Blick, aber ich sah weiterhin auf den Fernseher.
"War's schön?" 
Ich nickte. "Mhm." 
"Ich merk schon." Sie stand seufzend auf. "Du hast keine Lust zu reden." Jetzt sah ich sie an und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Sie war mir nicht böse. 
Ich lag mindestens eine Stunde faul auf dem Sofa herum und sah mir Serien an, während ich an den speziellen Brauch der Jungs dachte. Am Ende kam ich zu dem Ergebnis, dass ich nur darüber schmunzeln konnte, und keinem wegen irgendwas böse sein konnte. Um ehrlich zu sein machte es mich sogar glücklich und gab mir ein gutes Gefühl, weil James mir somit bestätigt hat, dass die Gefühle, die ich und Justin füreinander hegen nicht nur einseitig sind. Und dieses Wissen löste in mir ein unbeschreibliches Gefühl aus, sodass ich die ganze Zeit über lächeln musste. 
Kurz vor eins bekam ich eine SMS von Justin. Ich wusste nicht, was ich erwartete, kurz bevor ich die Nachricht öffnete, aber als ich dann ein Herzsymbol sah war ich überrascht. 
Positiv überrascht.
Ich schrieb ihm nur "xo" zurück und als ich mich wieder hinlegte, mit dem Handy in der Hand, fragte ich mich, ob er eigentlich wusste, was das heißt. Natürlich wusste er das nicht.
Justin: xo? ich schicke dir mein Herz und du schreibst nur "xo"? Was soll das heißen?
Grinsend schrieb ich zurück: xo heißt Küsschen und Umarmung.

Er brauchte lange um zu antworten, deshalb war ich umso gespannter als nach langen Minuten mein Handy vibrierte. Die SMS war voller X und O's. Mindestens zwei hundert Stück.
Ich antwortete: Du bist ein Idiot, Justin. Trotzdem kriegst du alles zurück.

Wir benahmen uns wie Kleinkinder. Das fiel auch ihm auf.
Justin: Wir sind wie verknallte Teenies. Aber mal ein anderes Thema. Was machst du gerade?
Ich: Nichts besonderes und du?
Justin: Ich liege noch im Bett. Aber das trifft sich gut, dass du nichts machst, weil jetzt hast du nämlich umso mehr Zeit dich für heute Abend fertig zu machen.

Er lag noch im Bett? Das heißt, er wusste gar nicht, dass ich die Nacht bei ihm verbracht hatte? 

Schnell antwortete ich ihm: Warte mal. Du warst noch nicht im Badezimmer oder so?
Justin: Ich habe gestern viel getrunken und deshalb habe ich auch lange geschlafen :) Du wolltest ja nicht kommen, meine Liebe.

Ich verkniff mir ein lautes Lachen. Meine Liebe. 
Ich schrieb: Wenn du wüsstest, mein Lieber.

In dem Moment konnte ich mir sogar Justins verwirrten Gesichtsausdruck bildlich vorstellen. Zu schade, dass ich ihn nicht sehen konnte.
Justin: Sag nicht, dass du da warst!?

Wie dumm ich mir vorkam, dass ich wie eine zwölfjährige grinsend vor dem Handy saß die mit dem Schwarm schrieb. 

Ich: Okay, dann sag ich es eben nicht ;)

Er antwortete eine gefühlte Ewigkeit nicht. Ich konnte mir schon vorstellen, was er in dieser Zeit tat. Bestimmt lief er hektisch rum, suchte nach Beweisen, die dafür sprachen, dass ich bei ihm war und natürlich fragte er auch die Jungs aus. 
Um halb zwei schrieb er zurück. 
Justin: du bist unglaublich. 
Ich: unglaublich cool, meinst du.
Justin: Nicht nur das. Unglaublich wundervoll bist du. 

"Schreibst du mit Justin oder warum lächelst du so?" Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sich meine Mutter mit einer Schale Weintrauben auf den Sessel gesetzt hatte und mich musterte. 
"Vielleicht.", sagte ich nur und ließ sie somit im dunkeln tappen. Aber sie ahnte es doch sowieso. 
"Was machst du heute Abend?", fragte sie dann grinsend. 
Ich dachte an eine von Justins Nachrichten. "Justin will was mit mir machen, du?" 
Sie seufzte amüsiert. "Nichts. Nur daran denken, dass meine Tochter mehr Spaß haben wir als ich." 
"Das ist wirklich lieb von dir.", neckte ich sie und widmete mich wieder Justin entzückender SMS zu. 
Gerade als ich antworten wollte, bekam ich noch eine. Und natürlich war sie von ihm.
Justin: Und weil du so bezaubernd bist habe ich heute eine Überraschung für dich. Also zieh dir was schickes an, ein schönes Kleid und High heels und...ich glaube du weißt besser als ich, was für ein Date geeignet ist?

Ich richtete mich auf und dachte erst einmal lange darüber nach. Eigentlich dachte ich nicht viel nach, ich versuchte nur das Bedürfnis vor Freude durch das ganze Haus zu unterdrücken. Meine Mutter starrte mich an, als ob ich eine Verrückte wäre, aber das war mir egal. 

Mit zittrigen Fingern schrieb ich zurück: Ein Date?
Justin: Nenne es wie du willst. Rendezvous vielleicht? 
Ich: Für ein Rendezvous bin ich doch immer zu haben. 
Justin: Ich kann dein Lächeln praktisch vor meinen eigenen Augen sehen. Ich hol dich um sieben ab. xoxoxo 

Ich glaube, er hatte keine Ahnung, dass man normalerweise zwei xo's schreibt. Aber zumindest lag er mit einem Teil des Satzes richtig. Mein Lächeln hätte nicht breiter sein können. 
Was wir wohl heute Abend machen würden? Ich hatte absolut keine Ahnung, aber ich wusste, dass es perfekt werden würde. 

___________________
Na, ahnt ihr schon wo es hingeht? ;)

Battlefield! -Justin Bieber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt