''Ein Tattoo?''

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Ich ignorierte seinen verwirrten Blick, schlug meine Decke zur Seite und raste ins Bad. Gerade rechtzeitig schaffte ich es zur Toilette, als hauptsächlich Magensäure ihren Weg nach draußen fand. Ich glaube ich muss nicht beschreiben, wie schlimm es ist, sich zu übergeben. Das Schlimmste ist jedoch nicht, das Erbrechen allgemein, sondern dieses kratzende, reizende Gefühl im Hals, wo man denkt, der ganze Hals wird sich aufgrund der Säure auflösen und verätzen. Und die Würggeräusche natürlich. Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass ich froh bin 10 Jahre lang nicht gebrochen zu haben. Im Bad war es fast stockdunkel, weil ich den Lichtschalter in meiner Hektik verfehlt habe, doch kurze Zeit später nahm ich wieder Licht wahr. "Oh Gott, Alison.", hörte ich Justin hinter mir murmeln. Keine Sekunde später umfasste er meine Haare und hielt sie zurück, weshalb ich ihm wirklich sehr dankbar war. Das einzigste was ich noch brauchte waren vollgekotzte Haare. Als ich merkte, dass nichts mehr aus mir rauskommen würde, betätigte ich die Klospühlung, ließ den Deckel runter und stützte mich auf ihm ab. Ich unterdrückte meine Tränen, weil ich dieses Gefühl einfach hasste und ich mich so schwach fühlte. "Alles okay? Musst du noch kotzen?" O, wie romantisch von dir Justin. Ich ermutigte mich zu einem Lächeln und traute mich nach Minuten aufzustehen und ihm vor die Augen zu treten. "Dir braucht das nicht peinlich zu sein.", versicherte er mir und ich denke, er meinte es ernst. "Das steht auf der Spitze der Liste meiner peinlichsten Sachen, die mir je passiert sind." Justin lachte und ich zwang mich auch zu einem Kichern. Er setzte sich auf den Klodeckel als ich aufstand um mir die Zähne zu putzen. "Was steht an zweiter Stelle?"

"Das wirst du nie erfahren mein Lieber." Ich grinste ihn durch den Spiegel an, bevor ich mir die Zahnbürste in den Mund steckte. Er schmollte und sah dabei so unglaublich süß aus. "Awwww", brachte ich unter dem Schaum in meinem Mund nur heraus. "Du bist wirklich reizend." Ich sah ihn mit der Zahnbürste im Mund an und ich musste wahrscheinlich sehr komisch ausgesehen haben, denn er lachte kurz auf. "Aber das sind doch alle denen ich beim Kotzen die Haare halten kann." Und schon verspottete er mich wieder. "Ha ha ha, ich hab dich nicht darum gebeten.", nuschelte ich. "Ich bin mir sicher du hättest jetzt keine Lust gehabt, auch noch deine Haare waschen zu müssen.", konterte er kühl. Ich ignorierte seinen Blick im Spiegel und putzte meine Zähne zu Ende. Als ich zurück in mein Zimmer ging, bemerkte ich erst, dass gar kein Licht durch die Jalousinen fiel. "Justin! Wie viel Uhr haben wir?" Er ging an mir vorbei und setzte sich auf's Bett. "Halb 10, warum?" Ich verdrehte lachend die Augen, weil das nicht sein konnte und nahm mein Handy vom Nachttisch. "Ich habe nicht wirklich drei Stunden am Stück geschlafen?", fragte ich mehr zu mir selbst, als ich die Uhrzeit auf meinem Handy ablas. "Du hast geschlafen wie ein Baby." Er schmunzelte mich an und erst dann wurde mir bewusst, dass er mir vermutlich beim Schlafen zugesehen hat. "Wie lange bist du schon hier und wer hat dich überhaupt hereingelassen?" Ich war sichtlich gereizt und seine Antwort machte es noch schlimmer: "Deine Mutter hat mich reingelassen, achja sie hat übrigens ein Geschäftsessen und ist weg. Und ich bin schon circa.." Er sah auf seine Uhr. "Eine stunde hier." Ich starrte ihn geschockt an und ließ mich dann aus Frust auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht im Kopfkissen. Die Peinlichkeit war mir ins Gesicht geschrieben. "Du warst eine verdammte Stunde hier? Was hast du denn die ganze Zeit über gemacht?" Er zuckte mit den Achseln und tat auf Unschuldslamm. "Dir beim Sabbern zugesehen.", spottete er. "Ich sabber nicht wenn ich schlafe. Nur um das mal klarzustellen." Ich verzog wütend mein Gesicht, aber das ließ ihn kalt. "Wie ein kleines Baby. Ich habe nur die ganze Zeit gehofft dass nichts auf meinen Pulli trieft." Ich verstand nicht, was er meinte, bis er dann mit einer Kopfbewegung auf meine Kleidung aufmerksam machte. Ich sah an mir runter und bereute es, heute morgen seinen Pullover angezogen zu haben. Als ich wieder zu ihm sah, guckte er mich schmunzelnd und grinsend zugleich an. Wieso konnte ich mich einfach nicht in Luft auflösen? "Er ist einfach bequem. Bild dir nichts drauf ein, Bieber.", entgegnete ich ihm, wobei seine Mundwinkel amüsiert zuckten. Wir starrten uns einfach nur an, bis er irgendwann aufstand und seine Jacke auszog. Und erst dann merkte ich, dass er Shorts anhatte, aber das war nicht das schockierende. Er hatte ein Tattoo an der Wade. Wow. "Du hast ein Tattoo?"

"Sieht wohl so aus, Prinzessin." Ich ignorierte den Spitznamen und stand von Bett auf. "Darf ich mal gucken?", bittete ich ihn, noch immer beeindruckt von den Tätowierung. Ich antwortete gar nicht seine Antwort ab, sondern setzte mich direkt auf den Boden, wobei ich mir ganz sicher bin, dass er nichts dagegen hatte. Ich betrachtete also sein Bein und fragte mich, was dieser Männerkopf darstellen sollte, bis ich realisierte, dass es Jesus war. Die Gestalt hatte nämlich lange Haare, einen Dornenkranz um den Kopf und blickte nach oben. Das Tattoo war ungefähr so groß wie meine ausgestreckte Hand. Justin ist gläubig? Ich fuhr mit meinen Händen das Tattoo entlang, wobei seine Beinhaare an meinen Fingerspitzen kitzelten. "Hast du noch nie ein Tattoo gesehen?" Seiner Stimme zu deuten machte er sich gerade lustig über mich. "Ich wollte nur sicher gehen, dass es auch wirklich ein Tattoo ist, welches für immer bleibt.", entgegnete ich ihm und guckte zu ihm hoch. "Ist es." Er zwinkerte mir zu und ich lächelte nur. "Du bist gläubig?" Ich weiß, dass man keine Vorurteile gegenüber jemanden haben soll, aber Justin wirkte auf einen überhaupt nicht gläubig, warum auch immer. "Ja, warum ist das so überraschend? Seine Stimme klang bedrohlich und reizend, und ich wusste dass ich jetzt lieber mit meiner Wortwahl aufpassen sollte. "Ich habe es einfach nicht erwartet, Justin." Meine Stimme sollte so beruhigend klingen wie möglich, und als sich seine Züge entspannten und er nickte, wusste ich, dass ich es geschafft hatte. "Glaubst du an Gott?", fragte er mich interessiert, als ich mich auf die Bettkante setzte. Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, ich glaube an sowas nicht." Er streifte sich seine Schuhe von den Füßen und ich fragte mich, was er vorhatte. "Warum?"

"Da gibt es so Gründe über die ich aber nicht reden will." Ich betete, dass er es dabei lassen würde, doch das tat er nicht. "Persönliche?" Es wunderte mich wirklich, dass er nicht schon von irgendjemanden erfahren hatte, was mir damals zugestoßen ist. Aber vielleicht war ich auch ganz froh darüber. Würde er überhaupt hier sein, wenn er es schon wüsste? "Du weißt es nicht oder?"

"Was?" An seiner Stimme erkannte ich, dass er wirklich keine Ahnung hatte. "Wow, das erklärt warum du noch hier bist." Ich versuchte tough zu wirken, aber ich glaube dass ich dabei versagte, weil selbst ich die Traurigkeit in meiner Stimme erkennen konnte. "Ich würde sogar bei dir sein, wenn du eine verdammte Hure wärst." Seine Stimme war klar und munterte mich warum auch immer wieder auf, obwohl das das merkwürdigste Kompliment war, dass ich je zu hören bekam. "Natürlich würdest du das, besonders dann.", neckte ich ihn und mir fiel ein Stein vom Herzen, als er es nicht falsch aufnahm. "Sagst du es mir irgendwann?"

Ich nickte. "Wenn du bis irgendwann warten kannst." Er antwortete mir darauf nicht, er lächelte mich nur an. "Du bist so ein Rätsel."

"Soll das ein Vorwurf sein?" Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. "Nein, ein Kompliment." Ich lachte auf und merkte erst dann das ich furchtbar müde war, als ich danach Gähnen musste. "Langweile ich dich etwa?", fragte Justin grinsend und ich weiß nicht, ob es an meiner Müdigkeit lag, aber als ich ihn im Schein meiner Nachttischlampe stehen sah, wollte ich unbedingt, dass er bei mir bleibt, bis ich eingeschlafen bin. Und ich weiß auch, dass er das er in dem Momeng das selbe dachte, weil er seine Uhr und seine Kette ablegte. "Was wird das, wenn es fertig ist?", wollte ich wissen. "Ich lass dich bestimmt nicht alleine in diesem riesen Haus.", stellte er klar. "Du gehst jetzt schlafen, damit du morgen wieder fit bist und ich ein Grund habe, in die Schule zu gehen." Ich fühlte mich geschmeichelt und gerührt zugleich und wenn ich nicht krank wäre, wäre ich zu ihm rüber gegangen, hätte meine Arme um ihn geschlungen und ihm geküsst. Aber ich wollte nicht, dass er krank wird und ich dann noch länger auf so einen Moment warten müsste. Ich nehme mal an, dass ich bescheuert ausgesehen habe, als er mich fragte: "Warum lächelst du so?" Ich stand kichernd auf und zog mir, mit einem letzten Blick auf Justin, seinen Pullover über meinen Kopf. "Ist das dein ernst? Haben wir draußen gefühlte -20 Grad Celsius oder warum hast du unter dem Pulli noch ein T-Shirt an?" Er lachte und wunderte sich gleichzeitig über mich. "Weil ich krank bin, Schätzchen. Und müde, weshalb ich jetzt schlafen gehe."

"Okay M'am." Er schnappte sich ein Kissen und machte es sich auf meiner Couch bequem. Ich konnte nur über ihn staunen. "Du hast wirklich vor zu warten bis ich eingeschlafen bin?" Ich erkannte sein Gesicht kaum noch wegen der Dunkelheit, aber ich könnte schwören, dass er gelächelt hat. "Ja, und jetzt ab ins Bett.", befahl er mir, was ,denke ich mal, ernst gemeint war. Also tat ich ihm den Gefallen.

"Justin?", flüsterte ich, was irgendwie keinen Sinn macht. "Musst du wieder kotzen?" Ich dachte, er macht Witze, aber er meinte es vollkommen ernst. "Nein, du Idiot." Mein Kichern hallte durch den Raum. "Was ist denn?"

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und stellte ihm eine Frage, die mich, seitdem er sich auf die Couch gelegt hat, beschäftigte. "Warum bist du da hinten und nicht bei mir?"

Battlefield! -Justin Bieber Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt