"Jonathan Steal."

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Justins Sicht

"Hast du keine Schule heute?"
Ich verdrehte meine Augen, als ich James hochgezogenen Augenbrauen erkannte.
"Erst zur zweiten Stunde."
"Und wo warst du dann eben?"
"Alison zur Schule fahren?"
"Okay." Er hob beschützerisch beide Arme. "War nur eine Frage."
Ich aß meine Cornflakes weiter und ignorierte ihn. Ich war wirklich nicht in der Stimmung für irgendwelche Scherze. Das musste Alison heute morgen auch bemerkt haben.
"Was ist los, Justin?" James wollte mir anscheinend Gesellschaft leisten und meine Nerven weiter strapazieren, ansonsten hätte er sich nicht zu mir an den Tisch
gesetzt.
"Hmm, ich weiß nicht. Was soll schon los sein? Da draußen ist nur ein Typ, der versucht mit allen Mitteln mein Leben zu zerstören, indem er meine Freundin versucht zu
töten. Leider ist der erste Versuch in die Hose gegangen, sodass ihre beste Freundin jetzt im Koma liegt."
Er sah mich eindringlich an und faltete die Hände ineinander.
"Soll ich weiter machen?"
Er seufzte.
"Nein, sag jetzt einfach nichts." Ich war so angepisst, ich konnte keine philosophischen Reden gebrauchen.
"Ich weiß, es ist scheiße, dass wir nichts tun können.", begann er und ich stand auf, stellte meine noch halbvolle Schüssel in die Spüle und verließ die Küche.
"Aber du hast zwei Topmänner engagiert, die rund um die Uhr auf Alison aufpassen. Selbst gerade wo sie in der Schule ist verbringt der eine seinen ganzen Tag auf dem
Schulparkplatz und bewacht mithilfe der Kameras, die du installiert hast, Alisons Haus."
"Du verstehst das echt nicht.", unterbrach ich ihn. Ich war so wütend, dass sich meine Hände zu Fäusten verkrampfte. Dachte er wirklich, nur weil jemand auf sie
aufpasst, dass sie sicher vor Ted ist?
"Justin, ich glaube es gibt hier niemanden im Haus, der dich besser versteht als ich es tue."
Ich drehte mich zu ihm um, als ich gerade hoch in mein Zimmer gehen wollte um mir sein Gerede nicht mehr anzuhören. Doch das was er sagte, konnte ich nicht einfach auf
mir sitzen lassen. Es war so absurd.
"Du hast ja keine Ahnung."
"Ich habe keine Ahnung?" Er wiederholte meine Aussage, als wäre sie unglaubwürdig. "Ich weiß ja nicht, wer dir alles über das Geschäft beigebracht hat. Ich weiß ja
nicht, wer dich vor diesem Chaos hier gewarnt hat, als du Teil unserer Gang wurdest. Alles, was du kannst, hast du von mir gelernt. Niemand kennt dich so gut wie ich.
Weißt du auch warum? Weil wir nie Freunde waren, keine einzige Sekunde lang. Wir waren seit dem ersten Augenblick an Brüder. Wenn dich also jemand versteht, dann bin
ich es."
"Du hast Recht, James. Wir sind Brüder.Trotzdem heißt das nicht, dass du verstehen kannst, warum ich seit Wochen schon so wütend bin. Du denkst, dass alles okay ist,
nur weil ich gute Aufpasser für Alison gefunden habe. Ich kann seit Wochen kein Auge zudrücken, wenn sie nicht neben mir liegt, und selbst dann habe ich Angst um sie.
Ich werde erst wieder ohne Albträume schlafen können, wenn ich Ted gefunden habe und sicher gestellt habe, dass er ihr nie wieder etwas tun kann. Aber bis dahin musst
du meine schlechte Laune leider ertragen." Ich atmete tief durch und trat einen Schritt zurück, als ich bemerkte, dass ich ihm immer näher gekommen bin. Mein Brustkorb
hob und senkte sich aufgrund meiner Aufregung.
James machte derweil einen ganz anderen Eindruck. Seine Augen waren geweitet, als hätte ihn mein plötzlicher Wutausbruch überrascht und auch nach Sekunden des Wartens
erwiderte er nichts, was mich dazu verleitete, die ersten Treppenstufen hochzugehen.
Angekommen in meinem Zimmer schnappte ich mir meine Geldbörse, meine Autoschlüssel und mein Handy.
Die Nachricht von Alison, dass sie mich liebte und ich nicht auf den Gedanken kommen sollte nicht in die Schule zu gehen ignorierte ich. Denn das war genau das, was
ich vorhatte. Die Schule zu meiden. Ich hatte wichtigeres zu tun als alten Säcken dabei zuzusehen, wie sie versuchen mich auf das Leben vorzubereiten.
Nichts, das ich je in der Schule gelernt habe, habe ich im echten Leben gebraucht und mathematische Formeln oder Dichter der Epoche der Romantik könnten mir dabei
helfen das Chaos, das mein Leben beherrschte wieder aufzuräumen.

"Fährst du zur Schule?", fragte James und lehnte sich an den Türrahmen im Flur, beobachtete mich, während ich in meine Nikes schlüpfte. "Oder willst du Ted suchen
gehen?"
"Wow, anscheinend verstehst du mich doch besser, als ich angenommen habe."
Er presste angepisst die Lippen aufeinander. Wenigstens erkannte er den Sarkasmus in meiner Stimme.
"Ich komme mit. Ich hole die Karte aus dem Keller."
"Habe ich schon getan. Ist in meinem Rucksack."
Er nahm meinen Rucksack von der Kommode und öffnete den Reisverschluss.
"Was willst du mit zwei Waffen?", fragte er und begutachtete den Inhalt meines Rucksacks mit Argusaugen.
"Vielleicht hatte ich ja schon im Gefühl, dass du mitkommen würdest."
Er grinste mich an und ich konnte nicht anders als es zu erwidern.
Im nächsten Moment schob er einer der beiden Waffen in seinen Hosenbund.
"Willst du das den ganzen Tag machen?", wollte er wissen und ich runzelte die Stirn. "Mit dem Auto durch halb Silverlake fahren?"
Ich zuckte mit den Achseln. "Nur solange Alison in der Schule ist. Dann fahren wir zusammen zu Clara. Und danach mache ich weiter."
Er sah mich argwöhnisch an, beinahe als hätte ich meinen Verstand verloren.
"Eine andere Möglichkeit ihn zu finden haben wir nicht, oder? Sein Auto ist nicht angemeldet, also haben wir keine andere Wahl als Ausschau nach dem Auto und dem
passenden Kennzeichen zu halten." Ich öffnete die Haustür, bevor er antworten konnte, und verließ anschließend das Haus.
"Oh, scheiße."
"Wer zur Hölle ist das?", hörte ich James hinter mir fragen.
Wir beobachteten beide wie ein älteres Paar aus dem neusten BMW stieg. Ich erriet an dem selbstbewussten Gang der Frau und an ihren blonden Haaren, die mir so bekannt
vorkamen, dass die beiden nicht wegen mir hier waren.
"Oh Gott, sind das etwa Megans Eltern?"
Ich ging die Verandatreppen nach unten und lächelte Cloe an. Sie hat mich schon immer gehasst. Von ihrem Mann ganz zu schweigen.
"Wo ist sie?", fragte sie hysterisch und schlug mit der einen Handfläche ihr Haar beiseite.
"Wen meinen Sie?"
"Oh, tu nicht so dumm, Junge." Megans Vater, ich hatte seinen Namen vergessen, war fast zwei Meter groß und sah in diesem Moment drohend auf mich herab. Sollte mir
dieser Blick etwa Angst machen? Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich wusste, warum die beiden hier waren, und zum ersten Mal seit langem konnte ich sagen, dass ich
nichts damit zu tun hatte.
"Wo ist Megan?", wollte Cloe nun wissen und ihre grelle Stimme bereitete mir Kopfschmerzen.
"Sie sehen doch beide, dass ihr Auto vor unserem Haus steht. Was sollen dann diese Fragen? Megan ist oben, wahrscheinlich bei Ethan."
Die beiden machten einen Schritt auf das Haus zu, aber ich versperrte ihnen den Weg.
"Aber ist sie leider in dem Moment sehr aufgelöst und es wäre eine schlechte Idee-"
"Sie ist aufgelöst? Was meinst du wie es uns ging, nachdem wir auf der Arbeit plötzlich eine Datei mit diesen obszönen Videos zugeschickt bekommen haben?""
Ich wusste nicht, ob diese Frage wirklich ernst gemeint war.
"Ja, Sie armes Ding. Vielleicht haben sie es bemerkt, vielleicht nicht. Megan wusste nichts davon. Sie wusste nicht, dass sie dabei gefilmt wird. Wenn sie also auf
jemanden sauer sein wollen, dann auf Ted."
Das Ehepaar guckte sich an und brach in der nächsten Sekunde in Gelächter aus.
Derweil versuchte James meinen Blick aufzufangen und als ich hinsah, stellte ich amüsiert fest, dass ich ihn noch nie so ratlos gesehen hatte.
"Justin, was meinst du, was wir auf dem Weg hierher alles erledigt haben? Megan hat uns schon berichtet, dass Ted aus irgendeinem Grund spurlos verschwunden sein soll.
Naja, ich habe die besten Privatdedektive engagiert, die diesen kleinen Bastard aufspüren werden, und wenn ich ihn dann in die Finger erwische-"
"Pete, beruhig dich." Cloe legte ihrem Mann, welcher nun endlich einen Namen hatte, ihre Hand auf den Oberarm. "Vorerst sind wir nur hier, um unsere Megan wieder nach
Hause zu holen. Du sagtest, sie sei bei Ethan? Ist sie das schon die ganze Zeit?"
Ich zuckte mit den Achseln. "Sie sind gute Freunde."
Cloe nickte und zum ersten Mal schien sie verständnisvoll. Vielleicht hatte Megan ihre zwei Seiten ja von ihr.
"Dürfen wir bitte rein und mit ihr sprechen? Wir sind ihre Eltern. Wir machen uns auch nur Sorgen."
Pete legte seinen Arm um Cloe und ich musste mir mein Augenverdrehen unterdrücken, da die beiden mit allen Mitteln versuchten ruhig zu wirken. Ich ahnte, dass wenn
Megan erst einmal vor ihnen steht, dass sie so einige schlimme Wörter zu hören bekommen wird.
"Aber selbstverständlich."
Ich drehte mich zu James, von dem diese plötzliche Antwort kam.
"Ich werde Sie zu ihr bringen. Justin, du kannst schon mal gehen."
Mit einer Handgeste machte er mir zu verstehen, dass ich mich schon mal in mein Auto setzen kann, doch ich blieb stehen und warf ihm verständnislose Blicke zu.
"Danke, das ist lieb von Ihnen." Cloe warf James ihr bestes Lächeln zu. "Und Sie sind?"
"James. Freut mich."
Ich verdrehte die Augen, als sich beide die Hand gaben. James war Erwachsenen gegenüber immer höflich, selbst wenn sie es nicht verdienten. Das war eine der
Eigenschaften, die ich an ihm weniger zu schätzen wusste.
Ich wandte mich von dem Fiasko ab und steuerte die Garage zu. Meine Gedanken hingen nicht länger an Megan oder daran, was für unangenehme Stunden ihr nur bevorstehen
würden. Meine Gedanken kreisten nur um Alison und darum, dass ich Ted finden musste, damit sie endlich wieder in Sicherheit ist.

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