Kapitel 61 - Keinen einzigen Kampf

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Kapitel 61 - Keinen einzigen Kampf

Faith's POV: 

Es ging alles viel zu plötzlich. Schlag auf Schlag. So schnell, wie Justin Cody mit sich auf den Schulhof schliff, so schnell konnte ich gar nicht denken. Total überfordert sah ich ihm zu, wie er Cody am Kragen zog, der triumphierend grinste. Justins Wutausbruch schien ihm nichts auszumachen. Es war genau das, was er die ganze Zeit gewollt hatte. "Du wirst für alles bezahlen. Für alles. Für die ganzen, letzten Scheißjahre, Cody Simpson.", brüllte Justin. Derart wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Komplett überrumpelt folgte ich den Beiden. Mein ganzer Körper zitterte, meine Lippen bebten und ich gab mir große Mühe, nicht auf die Knie zu sinken. Mein Bauch schmerzte, meine Stirn pochte und verzweifelt versuchte ich das, was geschah, zu registrieren, um eingreifen zu können. Von jetzt auf gleich öffneten sich die Nachbarzimmer und Schüler schauten verschlafen aus ihren Zimmern. Ich nahm das Ganze nur am Rande war. Hektisch versuchte ich nicht den Anschluss an Justin zu verlieren, der aufbrausend in großen Schritten den Gang ablief. Er würdigte mir keines Blickes. Sein Gehirn schien ausgesetzt zu haben und sich nur auf Cody zu konzentrieren. "Es geht los!", hörte ich einen Jungen brüllen. "Sie kämpfen wieder! Sie sind wieder am kämpfen! Es geht los!", erschrocken drehte ich mich in die Richtung des Jungen. "Du!", seine Hand glitt in meine Richtung:" Es geht wieder los, du weißt, was zu tun ist!" Das wusste ich natürlich nicht. Plötzlich liefen die Schüler aus ihren Zimmern. Wie Flutwellen rannten sie an mir vorbei, immer Justin hinterher. Überfordert stand ich mitten im Geschehen. Mein Herz raste, mein Atem wurde unregelmäßiger und schockiert sah ich einfach diesen Menschenmassen hinterher, die sich auf diesen Kampf zu freuen schienen. Der Junge, der mich angesprochen hatte, zuckte die Achseln, als ich mich nicht bewegte und schlug seine Zimmertür in windeseile zu, um den anderen zu folgen. Ich wollte folgen, ich wollte, helfen, ich wollte alles, aber nicht tatenlos rumstehen. Meine Beine ließen sich nicht bewegen. Meine Füße wie Blei so schwer. Die Tränen stiegen mir in die Augen und Panik packte mich. Das alles würde nicht gut enden. Es würde eskalieren.  Diese ganze Situation ließ mich schwach fühlen. Was war ich bloß für eine Freundin? Natürlich, Justin hatte mich verletzt, sonst wäre ich nicht abgehauen. Aber jetzt, wo er mich brauchte, war ich nicht fähig die Person zu sein, die er verdiente. War ich das überhaupt schonmal? Diese Frage hatte ich mir in letzter Zeit viel zu oft gestellt, aber das gerade, das raubte mir den Boden unter den Füßen weg. "Was ist denn hier los?", rief eine vertraute Stimme und weckte mich aus meinen Gedanken. Die Gestalt, die am anderen Ende des Ganges her hetzte, kam immer näher auf mich zu. "Faith, was ist los?", ich erkannte die Person nicht, meine Sicht wurde von meinen Tränen verzerrt. "Faith, was geht denn hier ab?", jemand wedelte mit seiner Hand vor meinen Augen rum. Ich erkannte das hellbraune Haar und versuchte mich aus meiner Starre zu lösen. " Tr- Tr- Tracy.", flüsterte ich und gab mir große Mühe die Zähne auseinander zubekommen. "Kannst du mir jetzt bitte sagen, was los ist?", sie klang besorgt und kühle Finger strichen mir unter die Augen, um die Nässe zu entfernen. Jetzt sah ich sie. Sie sah besorgt aus, dennoch vernahm ich eine Maske der Unbeschwertheit und des Triumphes in ihr aufblühen. Sie sah leichter aus, unbeschwerter. Ihre Brauen waren gekräuselt und forderten mich auf, ihr zu erzählen, was mich bedrückte. "Also, wenn du jetzt nicht mehr mit mir sprichst, weil dir urplötzlich aufgefallen ist, dass ich es angeblich doch nicht ernst meine oder du dir immer noch Gedanken machst, dass ich dich verarschen würde, dann zum letzten Mal, Faith, ich -", dieses Gelaber konnte ich mir jetzt wirklich nicht anhören. Es musste schnell gehen. Sehr schnell. Wenn ich schon nicht helfen konnte, dann wenigstens Tracy. Natürlich vertraute ich ihr noch nicht vollkommen, aber genug, um zu wissen, dass sie den Kampf verhindern würde, wenn sie könnte. "Justin, er hat-", mein Mund entglitt mir und es fiel mir schwer weiterzureden. "Gott, du siehst aus wie eine Leiche, spuck aus, was los ist Heather.", Tracy schien nicht zu begreifen, wie ernst die Lage war. "Er hat ihr herausgefordert zu -", weiter kam ich nicht. Ein Mädchen rannte an uns vorbei: "Wo findet der Kampf statt? Da, wo er immer stattfand?", ihr Gesicht war von heller Begeisterung gekennzeichnet. Tracy sah mich starr an, als sie begriff, was das Mädchen von sich gegeben hat. "Niemals.", spuckte sie aus und rüttelte mich sanft. "Ich brauche dich jetzt, Faith.", flüsterte sie:" Du musst jetzt hier bleiben und dich nicht in deinen Gedanken und deinem Selbstmitleid verschanzen, wie sonst immer." Resigniert nickte ich. "Wieso tut er das?", wimmerte ich und die angst entfachte bei mir Gänsehaut. Justin war niemand, der Gewalt anwandte. "Gewalt erzeugt Gegengewalt. Man kann nicht immer seinen Arsch hinhalten. Irgendwann ist das Maß voll. Justin ist an diesem Punkt gelangt. Ich frage mich nur, wieso auf einmal." Darauf wusste ich die Antwort:" Er hat es ihm erzählt." Mehr musste ich nicht sagen. Tracy wusste, was ich meinte. "Oh Gott, oh Gott, oh Gott.", sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und schüttelte den Kopf. "Wieso sind alle so aufgeregt?", eigentlich wollte ich keine Antwort darauf, weil ich vermutete, dass es alles nur schlimmer machen würde, aber meine Neugier siegte. Mitleidig sah Tracy mich an: " Es gibt viele Dinge, die du nicht weißt." Dasselbe hatte Justin einst auch zu mir gesagt und egal, was in der Vergangenheit passiert war, die wichtigen Einzelteile musste ich erfahren. "Verdammt, sag es mir.", drängte ich. " Du hast dich aber schnell wieder gefasst. Faith, die Beiden haben sich früher ständig geprügelt. Das war immer eine ganz große Sache. Kira wollte das so. Die halbe Schule war anwesend.", sie seufzte. "Aber", bedeutend sah sie mich an und hob ihren Finger, als ob sie etwas wichtiges zu verkünden hätte:" Ich weiß, wie ich diesen Kampf verhindern kann. Sie haben lange nicht mehr gekämpft... seit ihrem Tod. Der Verlierer sah danach ziemlich verschunden aus. Aber dieses Mal verhindere ich es. Pass auf.", sie deutete auf mich:" Du läufst jetzt auf den Schulhof und versuchst das Größte zu verhindern. Ich renne in unser Zimmer. Ich hab da etwas, was Cody ausknocken wird. Vertrau mir, Justin passiert nichts.", sie eilte in die andere Richtung:" Vertrau mir!", rief sie und rannte. "Warte!", brüllte ich zurück und widerwillig drehte sich Tracy um:"Falls du zu spät sein solltest. Wie viele Kämpfe hat Justin gewonnen?" Tracy zuckte die Achseln:"Keinen einzigen Kampf. Aber jetzt los, du musst das Spektakel aufhalten." Im selben Moment war sie verschwunden. Ich konnte meine Füße wieder spüren und die Energie packte mich. Verzweifelt stürzte ich mich in Richtung Schulhof, immer mit Tracys Worten im Ohr - Vertrau mir.

Ohhh Gott, es tut mir so leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe jede Woche zwei Klausuren. Aber jetzt in den Weihnachtsferien versuche ich zuzulegen. Ich hoffe, die Story wird überhaupt noch gelesen... Ich wünsche euch Frohe Weihnachten und hoffe, ich melde mich vor Neujahr nochmal.





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