Kapitel 65 - Der Tagebucheintrag
Liebes Tagebuch,
wenn ich auf mein bisheriges, kurzes Leben zurückblicke, dann frage ich mich, wer ich eigentlich bin. Irgendwie hatte ich immer gedacht, dass ich dieses verdammt hübsche, reiche Mädchen bin, das ein Leben hat, wovon andere nur träumen können: Kira, die überall begehrt und beliebt ist. Das Mädchen, mit dem unglaublich heißen Freund, der seiner Freundin die Füße küsst, als ob sie eine Göttin wäre. Freunde, die nach ihrer Nase tanzen und immer im Schatten stehen, wenn sie da ist. Nie die angst zu haben, etwas sei zu teuer, weshalb man es sich nicht leisten kann. Scheiße bauen, ohne bestraft zu werden, weil Geld die Welt regiert und ein Leben haben, das immer im Vordergrund bei den Mitmenschen steht. Und obwohl sie es nicht verdient hat, was sich fast jeder bewusst ist, wird sie geliebt. Ja, da ist mein traumhaftes Leben bisher. Doch in letzter Zeit bezweifle ich, dass mein Leben beneidenswert ist, weshalb ich nicht weiß, ob ich so weitermachen kann. Dies wird mein letzter Tagebucheintrag sein. Die Vorkommnisse haben meine Denkweise verändert und ich muss feststellen, wie arm mein Leben eigentlich ist. Ich habe mir etwas vorgemacht, mich selber verstellt und mir eingeredet, diese Person, die ich vorgegeben habe zu sein, sei wirklich ich, um mir nicht eingestehen zu müssen, wer ich wirklich bin. Doch jetzt weiß ich es. Dieses starke, selbstbewusste Mädchen war Show, nur um nicht zeigen zu müssen, wie klein ich in Wirklichkeit bin. Selbst in meinem Tagebuch, in meinem Zufluchtsort, habe ich mich bisher selber belogen. Doch jetzt möchte ich mal ganz ehrlich sein:Ich gebe meinen Eltern die Schuld für mein Verhalten und mein Denken. Für meine Lügerei, meinem Egoismus und meinem falschen Stolz. Ihre Liebe besteht darin, mich mit materiellen Dingen zu überschütten. Wann haben sie mich das letzte mal umarmt? Schon als kleines Kind habe ich immer nur nach Liebe gestrebt. Stattdessen hat man mich in ein Internat verfrachtet, um besser arbeiten und um die Welt reisen zu können. Gelobt wurde ich nur für Erfolge, die mein Aussehen, die Schule oder meine Popularität betrafen. Da ist es kein Wunder, dass ich alles erdenkliche getan habe, um ihre Anerkennung zu erhalten. Ich habe mich verstellt, Menschen manipuliert und mir eine heile Welt geschaffen, die im Realen, versteckt erkennbar, ein Scherbenhaufen war. Ich habe eine persönliche Schutzmauer aufgebaut, um niemanden erkennen zu lassen, wie traurig ich war. Meine Noten habe ich mir erkauft, die Lehrer bestochen und jeder beneidete mich für meine Intelligenz. Meine Eltern waren stolz auf mich und das war mir wichtig. Mir fällt jetzt erst auf, wie verstellt ich war. Erst jetzt, so viele Jahre später. Gezielt habe ich mir Tracy und Cody als Freunde ausgesucht. Tracy ist ein Looser. Sie ist ein eingeschüchtertes Mädchen, das alles tut, um cool zu sein. Sie war meine erste Marionette. Ich habe ihr eingeredet, dass sie cool ist. Ich habe ihr einen Charakter eingeredet, der gar nicht zu traf und ihr zu guter letzt einen neuen Style verpasst. Menschen sind so manipulativ beeinflussbar. Die Kleine war dankbar und hat mir aus der Hand gefressen. Sie hat sich toll gefühlt und jeder fand sie toll, weil sie mit mir abhing. Meine eiskalte Art hat dazu geführt, mir Respekt zu verschaffen. Tracy hätte alles für mich getan. Ich habe das Mauerblümchen zu einem Star gemacht. Dafür sollte sie mir dankbar sein. Dennoch, war sie nie meine beste Freundin. Ich habe mir eingeredet, dass es so wäre. Doch sie war es einfach nicht. Ich habe sie mir gekauft und sie war geblendet. Ich habe sie nur benutzt und sie hat alles gemacht, um dazuzugehören. Wenn ich das im Nachhinein betrachte, hatte ich nie eine wahre Freundin. Im Endeffekt hat sie mich nur geliebt, weil ich ihr ein Gefühl der Wichtigkeit verpasst habe. Dafür habe ich sie alles machen lassen, was ich wollte und dazu noch ihre Identität geklaut. Ich habe sie absichtlich vor anderen gelobt und wenn wir alleine waren, untergebuttert. So hat sie sich vor anderen besonders gefühlt, vor mir aber ehrfürchtig und respektvoll gegeben. Ich brauchte das. Ich brauchte das Gefühl, wichtig zu sein. Meine Eltern gaben mir dieses Gefühl nie. Komme ich zu dem Triumph meines Lebens: Justin. Ich liebe ihn und habe ihm immer geliebt. Die einzige Sache, die nie gelogen war. Ich bin mir sicher, dass er mich auch liebt. Natürlich tut er das - das tun sie alle. Er war nie ein Looser. Ich wollte ihn - vom ersten Moment an, als ich ihn das erste Mal durch die Gemäuer des Internats habe laufen sehen. Ich habe mir alles genommen, was ich haben wollte. Wieso nicht auch ihn? Dafür habe ich dasselbe gemacht, wie mit Tracy. Ich habe ihm eingeredet, wie wichtig und besonders er ist bis er es geglaubt hat. Er hat sich als was Besseres gefühlt. Aber ging es um mich, habe ich ihn gemobbt und ihm gezeigt, dass er im Gegensatz zu mir ein nichts ist. Ich glaube, beide, Tracy sowie Justin, hatten wahrhaftig angst vor mir. Sie haben es noch immer. Ich bin krank. Das ist mir jetzt erst klar. Ich habe beide manipuliert, weil ich es brauchte. Ich brauche dieses zwanghafte Gefühl, der wichtigste Mensch zu sein, der Boss zu sein und die Menschen für mich handeln zu lassen. Ich brauche das Gefühl besonders zu sein. Ich habe meine Grenzen ausgetestet, habe Justin und die anderen dazu gezwungen, andere Menschen zu verletzen, Drogen zu nehmen und Dinge zu tun, die sie nie ohne mich getan hätten. Sie haben immer die Klappe gehalten und ich habe es genossen. Es hat mir gut getan, wenn andere gelitten haben. So wie ich immer gelitten habe. Manchmal sehe ich es in Justins Augen, diese angst. Besonders, wenn ich meine Hand gegen ihn erhoben habe. Sie sind alle abhängig von mir. Es tut gut, zu wissen, dass ich unabhängig von meinen Eltern leben kann. Eltern sollten abhängig von ihren Kindern sein und alles tun, damit ihre Kinder glücklich sind. Niemand war abhängig von mir bis ich sie alle abhängig von mir gemacht habe. Sie hatten nie eine Wahl. Erst jetzt bemerke ich, dass ich mir die Menschen einfach genommen habe, die ich liebe. Ich liebe Justin, auch Tracy. Ich habe sie mir genommen, weil ich der Meinung war, dass mir ihre Liebe zustand. Doch ich habe nie mitbekommen, wie ich ihre Leben zerstört habe. Ich habe den selbstbewussten Justin ängstlich gemacht. Ich habe zugesehen, wie er sein Lachen verloren hat, weil ich ihn zu harten Sex gezwungen habe und er wegen mir Straftaten begehen musste, nur um ihm zu zeigen, wer hier wen in der Hand hatte. Ich habe ihn nachts schreien hören, wenn seine Schuldgefühle kamen und ihn dann zusätzlich dafür fertiggemacht. Ich habe diesem lieben Jungen sein Leben geraubt, nur um Anerkennung zu bekommen, die ich nie hatte. Und Tracy? Sie mag zwar jetzt beliebt sein, aber sie hätte eine Freundin verdient, die sie so nimmt, wie sie ist. Beide hätten das. Stattdessen sind die abhängig von mir und wissen selber nicht mehr, wer sie in Wirklichkeit sind. Das alles wird mir erst jetzt bewusst, obwohl mein Unterbewusstsein das die ganze Zeit wusste. Cody hat es mir gezeigt. Denn er ist wie ich. Er ist von Grund auf böse. Er ist egoistisch und selbstsüchtig. Ihn musste ich nie ändern. Hat er wen zusammengeschlagen, hat er dies freiwillig getan. Deshalb konnte ich ihn nie lieben. Er hat mich von Anfang an angehimmelt und mir geglichen. Das hat mich nie gereizt. Selbst, als er mit Tracy als Trotz mir gegenüber zusammenkam, um mir zu zeigen, was ich verloren hatte, fühlte ich nichts. Doch jetzt glaube ich, dass er jemals der einzige Mensch war, der mich wirklich geliebt hat. So wie ich war, ohne dass ich ihn verändern musste. Er weiß von meinem Spiel. Er weiß es seit Beginn. Cody hatte es nur nicht nötig, es jemals aufzudecken. Wieso? Weil er mich liebt. Ich liebe ihn nicht. Ich glaube, dass ich seine Liebe nicht ertrage, weil er genauso falsch ist wie ich. Und jetzt, wo er mir dies angetan hat, fällt mir all dies wie Schuppen von den Augen. Habe ich ein schlechtes Gewissen? Nein. Ich habe mir nur genommen, was ich verdient habe. Dennoch, mein tolles Leben ist eine Lüge. Sie lieben mich nicht, sie haben einfach angst vor mir. Cody ist mit der Zeit immer aufdringlicher geworden. Er hat mich so oft bedroht, hat mir gezeigt, dass Justin mich nicht wirklich liebt. Wie oft hat er sich mit Justin geprügelt, nur um mir zu zeigen, wer stärker ist. Justin hat gewonnen, aber er wollte nie kämpfen. Er ging daran kaputt und genau das wollte Cody mir beweisen. Er wollte zeigen, dass Justin nie der Richtige für mich war. Cody und Ich hatten dieselben Ziele. Justin und ich nicht. Aber Cody glich mir zu sehr. Er hat Tracy nie geliebt, hat sie nur genutzt, um mich eifersüchtig zu machen. Andauernd hat Cody mir gesagt, was er alles mir mit treiben könnte, wenn ich ihn ließe, aber ich habe ihn nie ernst genommen. Bis zu dieser einen Nacht.Da kam er in mein Zimmer. Ich habe mir nichts dabei gedacht, hatte nie angst vor ihm. Aber als er drohte, mir zu zeigen, was er mir immer erklärt hatte und mich festhielt, mich nicht gehen ließ.... Als er einfach weitermachte und mich überall küsste, wusste ich, dass ich nicht mehr leben will. Nicht so. Er nahm sich, was er wollte, so wie ich es immer tat. Er hat mich damit zerstört. Da wurde mir bewusst, wie ich meine Mitmenschen zerstört hatte und Cody hasste, weil er so war wie ich. Ich fühlte mich ekelhaft. Als er fertig war, verließ er das Zimmer und ich erkannte, was eine schreckliche Person ich war, weil ich egoistisch gehandelt hatte und Leben ruiniert hatte. Mit dem was Cody mir angetan hatte, konnte ich nicht weiterleben und auch nicht mit der Erkenntnis, was ich meinen Mitmenschen angetan hatte. Ich hasse mich. Justin wird sich erholen, wenn ich nicht mehr bin. Er verdient es. Dennoch tut mir nichts leid. Ich war krank, weil ich mich minderwertig gefühlt habe und versuchte, mich groß zu machen. Codys Tat, Cody als mein Ebenbild, hat mir gezeigt, wie arm ich wirklich bin. Wie falsch ich mit meinem Handeln war. Und jetzt, wo ich so offen mit mir selber bin, weiß ich, dass ich Justin nie wirklich geliebt habe. Ich habe den Justin geliebt, den ich aus ihm gemacht habe und bin dafür über Leichen gegangen. Ich hasse Cody nicht für das, was er getan hat. Er hat mich dazu gebracht, mein Leben zu beenden und mir zu zeigen, wie falsch ich bin. Ich bin mir bewusst, dass eines Tages jeder die Wahrheit erfahren wird. Einer wird dieses Tagebuch finden und erkennen, dass ich alle manipuliert und zerstört habe. Mir tut nichts leid. Das einzige, was mir leid tut, ist der Fakt, dass ich Justin zerstört habe und ihn nie als den Menschen geliebt habe, der er wirklich ist. Ich glaube, hätte ich dies getan, hätten wir glücklich werden können.
In Erinnerung, Kira.
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Die Schule ist keine Ausrede dafür, dass ich monatelang nichts mehr von mir habe hören lassen. Ich entschuldige mich dafür, jedoch hat sich in meinem Privatleben in den letzten Monaten einiges geändert. An die, die das Ganze dennoch weiterlesen wollen: Es fehlen nur noch 1-2 Kapitel, die ich in den Sommerferien fertigstellen werde. Das große Geheimnis kennt ihr ja jetzt, wie es mit Faith weitergehen wird und Justin mit seinen Halluzinationen und seiner manipulierten Art blüht auch noch etwas vor. Stay tuned.
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Victims
Fanfiction**Justin Bieber Fanfiction** "Ich bin allein,ich habe niemanden.Wieso soll ich noch leben,sag mir wieso?",schrie ich mit purer Verzweiflung.Mein Magen zog sich zusammen,eine Wucht von Schmerz durchzuckte mich, drohte mich innerlich zu vernichten."Du...