Kapitel 58 - Ich weiß nicht, ob ich damit leben kann

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Kapitel 58 - Ich weiß nicht, ob ich damit leben kann

Tracy's POV:

Stunden saß ich da und las Eintrag für Eintrag. Ich war sprachlos. Mit so vielem hatte ich gerechnet, so wenig hatte ich allerdings erwartet. Meine Augen füllten sich mit Tränen und machtlos las ich, was all die Zeit in meiner besten Freundin vorging. Ich hasste sie- Hass war gar kein Ausdruck für das, was ich für sie übrig hatte. Dieses Mädchen hatte ich nie wirklich gekannt. Ich hatte weder sie, noch einen der Jungs wirklich gekannt. Zur Hölle nochmal, selbst mich hatte ich nie gekannt. Wir waren Marionetten und Kira war die Spielerin. Mein Körper zitterte, ich schien zu Eis zu gefrieren und irgendwann konnte ich nicht einmal mehr weinen. Alles was wir getan hatten, hatten wir wegen ihr getan. Alles was wir fühlten, fühlten wir wegen ihr und alles was wir waren, waren wir wegen ihr. Wie konnte man solch ein Psycho sein, um Menschen derart um den Finger zu wickeln und zu seinen Gunsten zu verändern? Ich hatte so viele Hoffnungen auf dieses Tagebuch gesetzt, dass ich Antworten finden würde wieso Justin und wir so waren, wie wir es waren und was Kiras Gedanken dabei waren, aber ihr Tod, der war noch immer unaufgeklärt. Das Tagebuch neigte sich zum Ende und ich wusste nun, dass Kira uns gesteuert hatte, indem sie unsere Schwächen gegen uns verwendete, aber da war nichts, rein gar nichts, über ihren Tod. Vorsichtig, ohne aufzugeben, blätterte ich die Seite um und sah einige, ausgerissene Stellen. "Da fehlen Einträge.", flüsterte ich geschockt und fuhr langsam über die eingerissenen Stellen. Die Antworten. Dort mussten die Antworten auf den Mord stehen. Das Tagebuch war leer, die letzten Seiten fehlten, die mussten meine Recherchen abschließen. Aber wo würde ich diese Einträge finden und weshalb fehlten sie? Hatte Kira sie absichtlich herausgetrennt, damit man genau diese Antworten niemals finden würde? Oder war das Ganze doch kein Selbstmord und jemand hatte die Seiten an sich genommen? Ein Gedankengang zuckte wie ein elektrischer Schlag durch meinen Körper. Das konnte... das durfte einfach nicht sein. Das Buch war bei Cody im Zimmer. Wie kam es dort hin? Als ich es fand, wollte er es mit allen Mitteln wieder haben. Ein Gedanke, der Gedanke, dass er etwas mit all dem zu tun hatte, durchbohrte mich. Was war, wenn er die Seiten entfernt hatte? Wenn er etwas von all dem wusste und vorallem, Cody in Kiras Selbstmord verwickelt war? Ich schlug die Hände gegen den Kopf: " Ich weiß nicht, ob ich damit leben kann .", murmelte ich wie im Wahn und versuchte den Gedanken zu verdrängen. Auch, wenn ich Cody mittlerweile hasste, konnte man Gefühle nicht ganz abschalten. Irgendwo tief in mir drin wusste ich, dass ich noch etwas für ihn empfand. Cody konnte für sein Verhalten nichts. Wir alle waren einfach nur Seelen, gefangen in Kiras Herzen. 

Faith's POV:

Wildes Gemurmel riss mich aus meinem Schlaf. Erschrocken setzte ich mich auf und schnaufte. Justin neben mir rief etwas. Es dauerte eine Weile, bis all meine Organe arbeitsfähig wurden und ich verstand, was abging. Er hatte einen Alptraum. Dieser war allerdings anders als sonst. Er schlug nicht um sich, war ganz ruhig. Nur sein Gesicht lag in Falten und sein Blick sah gequält aus. Einen kurzen Moment überlegte ich, ihn zu wecken. Es war lange her, dass ich schlecht geträumt hatte, weil Justin mein Leben einfach perfekt machte und die Schatten mit seinen Strahlen übertrumpfte. Er hatte mir von seinen Träumen vor langer Zeit mal erzählt, aber ich wusste nie, dass sie bei ihm so ruhig verliefen. Während ich wild um mich schlug und schrie, lag er einfach nur da, und rief sein: "Ich kann das nicht mehr." Das, was er durchlebte, schien schlimmer zu sein. Bei ihm sah das so aus, als würde er langsam gequält und nicht gepackt werden, so wie es bei mir immer der Fall war. Im ersten Moment konnte ich gar nicht realisieren, dass er einen Alptraum hatte und völlig überfordert wollte ich ihn einfach nur packen und wach rütteln. Kaum hatte ich ihn berührt, wurden seine Züge weicher. Er nickte im Schlaf und irritiert nahm ich meine Hände weg. "Ich liebe dich.", flüsterte er und grinste. Sein Traum schien die Richtung geändert zu haben und erleichtert malte ich seine Tattoos nach. Es sah so schön aus, wenn er schlief. Justin war so friedlich, so entspannt. Die sonst so sorgsam gepflegte Maske, welche mit Angst und Schmerz bedeckt war, schien im Schlaf abgelegt zu sein und sein wahres Ich kam zum Vorschein. Ich liebte ihn einfach. "Ich liebe dich.", flüsterte er abermals und nun war ich diejenige, die grinste. "So sehr, Kira.", flüsterte er und mir entglitten die Mundwinkel. Erschrocken starrte ich ihn an. "Meine Kira.", murmelte er drehte sich ins Kissen. Gestern Nacht. Ich wusste, dass er etwas geflüstert hatte, als ich eingeschlafen war. Ich wusste es. Justin hatte nicht meinen Namen gesagt. Verletzt saß ich in diesem Bett, starrte den Jungen an, den ich liebte und wusste nicht, was ich tun sollte. Die Tränen rannten heiß meinen Wangen herunter. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich weinte. Seine Liebe zu ihr war stärker, als das, was wir hatten. Er war nicht über sie hinweg, hatte nie um sie getrauert. Was sollte das? Er hatte mir versichert, dass er mich liebte und über den Tod von seiner Ex hinweg war. Langsam und vorsichtig hatte ich mein Herz in seine Hände gelegt und er hatte nichts besseres zu tun als es fallen zu lassen und zu zersplittern. Perplex stand ich auf. Überfordert hielt ich mir die Stirn, atmete aus und sah an mir herunter. Ich sah sein Shirt, meine nackten Füße und in meinem Kopf spielte sich diese schöne Nacht gestern ab. Es war alles für den Müll. Es war alles umsonst. Ich hatte ihm alles gegeben und jetzt stand ich da und musste einsehen, dass ich nicht genug war. Schnell presste ich meine Hände auf meinen Mund, um nicht laut zu schluchzen und rannte zur Tür. Dieses Kleid, was er mir geschenkt hatte, lag auf dem Boden. Ich hob es auf und warf es in die andere Ecke des Raumes. Wütend und barfuß verließ ich sein Zimmer. Bereit, nie wieder hinein zu gehen. Kaum hatte ich die Tür geschlossen, wurde ich von meinen Gefühlen übermahnt. Ich fiel zu Boden, umschloss meine Beine und schrie. Ich schrie den Kummer aus mir heraus und meinen Hass auf mich selber, je einer Person vertraut zu haben. 

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Es tut mir so leid, dass es so lange gedauert hat :/ . Aber ich hatte so viele Geburtstagsvorbereitungen, bin 18 geworden und hab gefeiert und in den Ferien bin ich jeden Tag arbeiten. Ich gebe mir mühe, wieder öfter zu updaten...



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