Kapitel 53 -Bist du dir deiner Liebe sicher?

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Kapitel 53 - Bist du dir deiner Liebe sicher?

Faith's POV:

Der Schultag verlief recht einsam. Ohne Freunde meisterte man die Kurse nur schwermütig alleine in der letzten Reihe, während einen die Mitschüler anstarrten, als ob man eine Außerirdische sei. Früher hätte mich das gestört, gut, es störte mich noch immer. Aber der Gedanke an Justin machte alles erträglicher. Apropos, Justin hatte das Privileg bekommen, die nächsten Tage im Musiksaal für das Konzert zu üben, das hatte zumindest Mr. Dale bei der Direktorin veranlasst. Ich hatte ihn heute noch nicht gesprochen, weil wir uns nicht begegnet waren, weshalb ich den Munkeleien der Mitschüler in meinen Kursen glauben schenken musste. Auch Tracy, selbst wenn ich sie noch nicht als Freundin sondern eher als Verbündete definierte, hatte ich den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen. Schon als ich in der Frühe erwachte, war sie nicht aufzufinden. Ich kannte dieses Mädchen kaum, weshalb ich nicht beurteilen konnte, was sie so trieb. Ich würde auch nicht fragen, selbst wenn meine Neugierde mich zerfraß, weil mich mein Vertrauen ihr gegenüber noch in Grenzen hielt. In meinen Gedanken verloren spielte ich mit meinem ungespitzten Bleistift auf dem Tisch rum und malte kleine Kreise auf mein Blatt Papier. Angestrengt versuchte ich nicht in Codys Richtung zu schauen, der nur wenige Stühle von mir entfernt war. Mir war nicht wohl zu mute, ihm nach gestern so nahe zu sein und viel schlimmer war es, nicht mit Justin darüber reden zu können. Zu gerne würde ich mich ihm anvertrauen, auch wenn ich die Sache meiner Meinung nach gut wegsteckte. Es war einfach der Drang ihm alles zu erzählen, weil er mein bester Freund, mein Freund, mein Seelenverwandter war.

Das Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und auch wenn ich nichts einzupacken hatte, wartete ich, ehe ich den Raum verließ. Einen weiteren, unerwarteten Zusammenstoß mit Cody ertrug ich einfach nicht, also wartete ich darauf, dass er vor mir einen Abgang machte. "Ich würde hier jetzt gerne abschließen, also wenn sie bitte jetzt gehen würden.", machte mich meine Lehrerin aufmerksam, der ich heute den ganzen Unterricht über nicht zugehört hatte."Ja, tut mir leid.", murmelte ich geistesabwesend und packte meinen Krempel unter den Arm. Der Gang war leer und es herrschte Stille. Seufzend machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, um in meiner Freistunde ungestört zu sein. Doch als ich um die Ecke bog, um in den Mädchen-Gang zu kommen, sah ich Cody. Hektisch drehte ich mich um und kehrte zurück. Stand er wegen mir vor unserem Zimmer? Was wollte er? Mit einem etwas schnellerem Schritt lief ich in den Musiksaal, aus dem die Musik eines Flügels erklang. Ohne anzuklopfen, viel zu sehr in meiner Panik vertieft, schritt ich in den Raum und abrupt wurde die Musik beendet. Justin, der mit dem Rücken zu mir saß, drehte sich erschrocken um. Sein überraschter Blick wurde weicher, als er mich sah und mein zuvor schnell pochendes Herz beruhigte sich. Jetzt war ich in Sicherheit. "Hey.", begrüßte er mich mit einem breiten Lächeln und stand auf, um mich in seine starken Arme zu ziehen. "Mit dir habe ich gar nicht gerechnet.", flüsterte er nach einem flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Ich habe dich vermisst.", hauchte ich wahrheitsgemäß, auch wenn mein Besuch eigentlich nicht beabsichtigt war. "Und ich dich erst.", er küsste mich ein weiteres Mal und dieses mal gelang es mir, den Kuss zu erwidern. "Das was ich gehört habe.", mit meiner Hand zeigte ich auf den weißen Flügel:"Das hat sich gut angehört." Justin grinste und zog mich mit der Hand an das Musikinstrument. Ehrfürchtig, als wäre der Flügel etwas, das er anbetete, strich er mit der freien Hand darüber. "Alle Ideen, die ich bis jetzt hatte, müssen noch zu einem Song und einem Stück zusammengebracht werden. Und alles, was mir bisher in den Sinn kam, ist durch den Gedanken an dich entstanden." Seine Augen leuchteten und mein Herz schmolz dahin. "Du bist sehr beschäftigt.", murmelte ich und wollte ihn nicht ablenken. "Bei unserem Date heute abend bleibt es aber.", verkündete er und dann griff er nach einer Schachtel, die auf dem Boden lag. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Also, ich würde mich echt freuen, wenn du das tragen würdest." Vorsichtig öffnete ich den Deckel und ein dunkelblauer, wunderschöner Stoff ragte empor. "Das ist bildhübsch.", murmelte ich und meine Wange errötete. " Es erinnert mich an deine Augen.", flüsterte er und sah mich eindringlich an.Sowas hatte mir noch nie jemand geschenkt. " "Trägst du es?", er klang ein wenig eingeschüchtert, als ob er angst hätte, mir würde das Kleid nicht gefallen." Ich sprang in seine Arme und drückte ihn an mich:" Natürlich. Es ist toll." Er nickte:"Wir gehen in ein kleines Restaurant, in dem ich mal war. Es wird dir gefallen, da bin ich mir sicher."Wir hätten überall hingehen können, solange Justin dabei war, würde mir alles gefallen, das sprach ich aber nicht aus. Wir vereinbarten, dass er mich am Abend bei mir im Zimmer abholen würde und ich ließ ihn wieder seine Leidenschaft und seine Arbeit nachgehen. Auf dem Weg in mein Zimmer passte ich mehr auf als sonst. Ich schaute in jede Ecke, aber von Cody war keine Spur. Mein Herz beruhigte sich allerdings erst, nachdem ich meine Zimmertür geschlossen hatte. Ich beschloss, die restlichen Unterrichtsstunden zu versäumen und machte mich hektisch für heute abend zu Recht. Das war das erste Date, das ich je hatte. Das Kleid war bodenlang, dunkelblau und hatte Spaghettiträger. Es passte wie angegossen und als ich es trug, fühlte ich mich das erste Mal wirklich schön. Dennoch suchte ich eine blaue Strickjacke heraus, die meine Arme ein wenig verbarg. Stolz und gerührt drehte ich mich im Spiegel hin- und her. Noch nie war ich der Typ Mädchen gewesen, der sich schminkte und dementsprechend besaß ich auch nichts. Ohne zu fragen, bediente ich mich einfach bei Tracy. Sie würde sicher nichts dagegen haben. Ich wollte ein wenig schöner aussehen, dennoch natürlich also beließ ich es bei ein wenig Mascara und einen leichten Gloss, der die Farbe meiner Lippen betonte. Das lange, blonde Haar kämmte ich zurück und mit einer Spange befestigte ich die vorderen Strähnen nach Hinten. Ich gefiel mir und mehr konnte ich wirklich nicht aus mir machen. Der Abend sollte perfekt werden, ich wollte perfekt sein.

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