Kapitel 59 - Wir klären das auf dieselbe Weise wie früher!

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Kapitel 59 - Wir klären das auf dieselbe Weise wie früher!

Justin's POV:

Ein lauter Türschlag brachte mich zurück in die Gegenwart. Gerädert seufzte ich und streckte meine Hand aus, um Faith berühren zu können. Noch immer lächelte ich. Sie war mein und ich liebte sie. Sie Beide waren mein. Es war ein berauschendes Gefühl diese bedingungslose, zärtliche Liebe von Faith tagsüber zu erleben und nachts im Feuer von Kira zu glühen. Mich plagte ein schlechtes Gewissen, allerdings konnte ich auf keinen der beiden Mädchen verzichten. Faith linderte meinen Schmerz, auch wenn dieser unbegründet war, solange Kira ja doch noch lebte. Und Kira? Sie brauchte ich einfach. Dafür gab es keinen Grund. Meine Hand fasste ins Leere und erschrocken schaute ich auf. Sie war weg. Faith war weg. Die Tür, der Schlag kamen in meine Erinnerung und ohne groß nachzudenken stand ich auf. Mein Körper taumelte leicht, war noch nicht richtig wach und dennoch registrierte ich sofort das Kleid, welches mitten auf dem Boden lag. Hatte ich das tatsächlich so auf den Boden geworfen? Das würde ich nie mit Kiras Habgut wagen. Niemand behandelte so ihr Eigentum. "Du bist aufgeflogen, du Looser.", sie lachte mich aus. Das tat sie tatsächlich. Mir gefror das Blut zu Eis. Ihre Stimme klang gnadenlos böse. "Wieso bist du jetzt so kalt zu mir? Eben warst du noch-", Kira unterbrach mich, wie immer: " Du bist so ein lächerlicher Idiot, mein Liebster!" Hysterisch lachte sie. Ihre Hände umklammerten ihren Bauch, so, als ob sie sich halten müsste vor Lachen und beschämt starrte ich auf den Boden. "Gedenkst du etwa, dass ich dein gestriges Abenteuer unbestraft lasse? Ich bin nicht umsonst wiedergekommen, als du neben dem Flittchen lagst." Ich schluckte wehmütig. Was hatte ich getan? "Aber ich habe mit dir und nicht mit Faith geredet. Wie kann sie -" "Du hast einen sehr leichten Schlaf, Justin." Wütend presste ich die Lippen aufeinander, versuchte meine Enttäuschung zu verbergen. So gern hätte ich ihr alles Mögliche an den Kopf geworfen. Dass sie verrückt war, mir nichts gönne, dass ich sie hasste. Aber ich hätte gegen Sie keine Chance gehabt. "Wieso tust du mir das an Kira?", ich ging auf sie zu, sie stand an meinem Fenster. Ihr braunes Haar verbarg ihr Gesicht, aber ich kannte diesen berechnenden Blick, den sie vermutlich gerade aufgesetzt hatte. Sie trug das grüne, geriffelte Oberteil und diese blaue Jeans, welches sie trug, als wir uns das erste Mal im Chemielabor gesehen hatten. Ihre Arme waren vor der Brust verschränkt, sie war sauer. Ich würde nachgeben, komme was wolle. So war es immer, so würde es immer bleiben. " Du hast gesagt, dass du sie akzeptierst. Dass du es verstehst. Ich kann dir nicht folgen. Ich muss hier leben und ich wollte dich gehen lassen. Aber ich habe mich für ein eingeschränktes Leben mit dir entschieden. Wieso muss ich mich einschränken und du nicht? Lass mir Faith, ich brauche sie." Kein Wort verließ ihre Lippen. Lediglich ihr Kopf, der sich bewegte, deutete darauf hin, dass sie mir Faith nehmen wollte. "Du liebst mich, Justin. Nur mich. Ich habe es versucht, aber ich kann dich mit ihr nicht teilen. Das werde ich nicht zulassen" Vorsichtig machte ich einen Schritt auf sie zu: " Man bekommt nicht immer, was man will und man muss Zugeständnisse machen. Du stehst vor mir, nach einem grausamen Jahr und sagst mir, dass du mein neues Leben nicht zulassen willst, aber hast du mich damals gefragt? Hast du mich jemals gefragt, ob ich will, dass du dich tötest? Das habe ich nie für dich gewollt. Nicht, nachdem ich dachte, dass wir so glücklich wären. Du hattest keinen Grund. Keinen. Und ich hätte es auch nicht zugelassen, dass du das mit dir machst. Hätte ich gewusst dass, du - Gott, Kira, du kannst nicht über mein Leben bestimmen, nachdem du mich aus deinem rausgehalten hast! So wie ich dich nicht aufhalten konnte, wirst du mich nicht aufhalten.", ich kämpfte mit den Tränen und blinzelte. "Wag es dich jetzt wie ein Baby zu weinen! So habe ich dich nicht erzogen! Du weißt genau, was ich von dir halte, wenn du es dich wagst zu heulen!" Zustimmend nickte ich: "Du hast Recht, ich weiß, ich reiße mich zusammen." "Natürlich habe ich Recht. Das habe ich immer. Justin, siehst du es nicht? Du kannst uns nicht beide haben. Das funktioniert nicht. Du musst dich entscheiden. Da führt kein Weg dran vorbei. Die Zeit drängt, es ist so weit." Geknickt gab ich ihr Recht, was hätte ich sonst tun sollen? "Schau dich an Justin. Das Mädchen hat dich total bekloppt gemacht! So aufmüpfig, wie du eben mit mir gesprochen hast, warst du noch nie. So redet man nicht mit der Liebe seines Lebens. Du hast mich ja fast bedroht! So ruppig kannst du zu jedem sein, außer zu mir. Sie macht dich kaputt, du entwickelst dich völlig falsch!" " Bei ihr fühle ich mich unabhängig, frei..." "Und genau das, mein Lieber, ist genau die falsche Richtung. Sei ehrlich zu dir, wenn du so weiter machst, passt du nicht mehr zu mir. Bleibst du so, wie du jetzt bist, also du selbst, dann passt du nicht mehr zu ihr. Ich habe mir das Theater jetzt lang genug angeschaut und du musst eine Entscheidung treffen. Viel Zeit gebe ich dir nicht mehr, um zu mir zurückzukommen."Ich weigerte mich, ihr ein weiteres mal zuzustimmen und nuschelte etwas, was ich selber nicht verstand. Schluckend drehte ich mich um und versuchte Faith aufzuhalten, die anscheinend die Person war, welche den lauten Schlag zuvor ausgelöst hatte. Faith, sie gab es auch noch. Gerade als ich die Tür öffnete, hörte ich Kira. Sie lachte, schon wieder: "Seien wir mal ehrlich, in wenigen Tage habe ich dich zurück. Du weißt es, denn ohne mich kannst du nicht sein." Als ich die Tür schloss und durch den Flur rannte, wusste ich, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Faith oder Kira? Hätte ich Faith vor Kira kennengelernt, wäre sie jetzt meine Freundin auf ewig? Wäre ich mit Faith glücklich, wenn Kira nicht wieder aufgetaucht wäre? So wie es jetzt war, konnte ich nicht weiterleben. Das war sicher.

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