Kapitel 44 - Cody und Kira, ein Geheimnis für sich

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Kapitel 44 - Cody und Kira, ein Geheimnis für sich

Faith's POV: Meine Lider wollten einfach nicht zufallen. Die Geschehnisse des heutigen Tages hatten alles in mir durcheinandergezwirbelt. Tracy, neben mir in ihrem Bett, schien es nicht anders zu ergehen, denn ich hörte, wenn ich sie dennoch nicht sah, weil ich gegen die Decke starrte, wie sie sich im Bett hin- und herwälzte. Unruhig positionierte sie sich in jede erdenkliche Lage, fand aber keine Ruhe. Ich persönlich machte mir nicht die Mühe, eine angenehme Schlafposition zu suchen. Vermutlich würde ich sowieso kein Auge zubekommen. Tracy hatte mich in allen erdenklichen Maßen beruhigt und auch ich glaubte Justin wieder ein kleines Stück zu kennen. Doch ein winziges Teufelchen tief in mir drin wollte mir mein Glück einfach nicht gönnen und suchte fieberhaft nach Möglichkeiten, mich in die Ungewissheit zu treiben. Justin war mein erster Freund, vielleicht sollte ich mich wirklich nicht so anstellen. Tracy hatte selber gesagt, dass ich die erste, gute Freundin für Justin war. Was mich verwirrte, da sie mit Kira eine Freundschaft gepflegt hatte. Dieses Durcheinander war kaum auszuhalten. Zu gerne wüsste ich, was alles passiert war. Am Meisten störte mich einfach der Punkt, dass Justin Kira geliebt hatte und sie eine unbeschwerte Beziehung geführt hatten, während ich als feste Freundin durch meine Unerfahrenheit vollkommen versagte. Tracys Lösungsvorschlag, Justin zu erzählen, dass mir das alles zu schnell ging, schien mir nicht der richtige Weg zu sein. Höchstwahrscheinlich würde ich mich vollkommen lächerlich machen und ich konnte es nicht riskieren, dass Justin mit mir Schluss machen würde. Nicht, weil ich ihn liebte und er die einzige Person war, die ich an mich ranließ, sondern, weil auch er Probleme hatte und es nun an mir lag ihm zu helfen, so wie er mir mit jeder Sekunde, die wir verbracht hatten und noch verbringen würden, half.

"Ich kann nicht schlafen.", stöhnte Tracy übermüdet und leise raschelte es unter ihrer Bettdecke. Es hatte sich einfach innerhalb eines Tages so Vieles verändert. Noch vor gut zwei Wochen hätte ich der Person, die behauptet hätte, Tracy würde jemals mit mir reden, einen Vogel gezeigt und jetzt war sie es, die jedes Mal versuchte eine Konversation zu starten. "Mir geht es genauso.",flüsterte ich, weil die Stille so angenehm war und die Dunkelheit den Klang meiner selbst dämpfte. Die Nacht war so facettenreich. Manchmal konnte sie erschreckend, angsteinflößend sein und an anderen Tagen angenehm und ruhig. "Ich kann das einfach nicht, so alleine in einem Bett schlafen.", nach ihren Worten schlug Tracy mit ihren Händen auf die Bettdecke. Ihr leiser Protest unterstrich ihren Zweifel. "Es ist einfach so komisch ohne Cody. Ich bitte dich, wann habe ich das letzte Mal hier geschlafen in den letzten Jahren? Ich vermisse seine Wärme.",jammerte sie und resigniert starrte ich weiter zur Decke. Mir fiel nichts ein, was ich hätte erwidern können, weshalb ich einfach Hans-Guck-In-Die-Luft spielte und ihre Worte auf mich wirken ließ. "Verdammt, Faith, du sagst ja gar nichts.", sie klang enttäuscht: "Ich befinde mich gerade in einem sehr weiblichen, mädchenhaften Problem, auch bekannt als erste Notlage. Ich brauch deinen Beistand.", sie hatte eine Stimme aufgelegt, die nicht nur leicht übertrieben war, sondern auch so, als ob sie mit einer Freundin sprach. Seufzend drehte ich mich zu ihr, konnte sie durch die Dunkelheit aber nur in Umrissen erkennen. "Sorry, aber findest du es nicht ironisch, dich mit mir über deinen Ex zu unterhalten, der mich noch vor gut einer Stunde belästigt, angefasst und geschlagen hat?", bewusst, dass sie es nicht sehen konnte, zuckte ich mit den Achseln:"Es tut mir leid, aber wenn du davon sprichst, seine Nähe zu vermissen, kann ich dir da leider nicht wie eine Freundin Zustimmung schenken und sagen,dass ich dich verstehen kann, denn es tut mir wieder leid, ich kann nicht verstehen, wie man diesen Menschen nur ansatzweise mögen und vermissen kann, zudem,dass wir keine Freunde sind, die über ihre Beziehungen quatschen." Nach diesem langen Satz rang ich nach Luft, aber meinem Ärger war nun Luft gemacht. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, bereute ich sie gleich wieder. " Ich versteh dich ja, Faith.", murmelte Tracy bedrückt:" Es war dumm von mir.". Widerwillig schüttelte ich den Kopf:"Nein, mir tut es leid, dass ich so grob war. Du hast mir eben auch zugehört und ich reagiere einfach so über und -", ich suchte nach einer Entschuldigung:"Der Tag hat mir, denke ich, einfach ein bisschen zugesetzt." "So etwas lässt sich auch nicht sofort verdrängen. Schon gut, ich wollte da einfach nur drüber sprechen." Mein schlechtes Gewissen fraß mich auf und irgendwie wollte ich ihr mein Verständnis für ihre Lage ausdrücken und meine Anteilnahme verdeutlichen. "Wieso seit ihr eigentlich nicht mehr zusammen?", ich versuchte mitfühlend zu klingen. Tracy schwieg und ich glaubte ein Schluchzen zu hören. "Ich war wie immer bei ihm. Cody raucht wie ein Schlot und wir sind in die Raucherecke gegangen, ohne seine Gang. Mir war kalt und ich hab mir seine Jacke genommen. Cody ist total ausgerastet, obwohl ich das normalerweise immer mache, ohne dass es ihn stört. Auf seine Signale, es zu lassen, habe ich nicht gehört und sie einfach übergezogen. Meine Hände habe ich in die Jackentasche getan und als ich auf etwas Knittriges stieß und es rausholte, wusste ich, wieso ich nicht die Jacke anziehen sollte. Ich sollte es einfach nicht finden." Sie stockte und neugierig beugte ich mich zu ihr vor:" Was solltest du nicht finden?" Ein weiteres Mal wurde der Raum mit Schweigen gefüllt. "Ein Bild von Kira." Dieser Name. Dieser verfluchte Name. Er tauchte immer wieder auf, ließ immer mehr Rätzel aufkommen. "Ihr Vier wart doch eine Clique, ist doch in Ordnung, wenn er ein Bild von ihr hat.", versuchte ich die Situation zu beschwichtigen. "Naja, du kennst Sie nicht. Sie war immer die erste Wahl. Millionenmal hatte ich das Gefühl, dass Cody eigentlich Kira geliebt hat und als sie dann mit Justin zusammenkam, war ich auf einmal gut genug. Urplötzlich wollte er mit mir zusammensein. Ich war seine zweite Wahl. Ich habe ihn immer damit konfrontiert und er hat immer gesagt, dass wären dumme Hirngespinste von mir. Kira wäre ja nur eine Freundin und so weiter. Ich habe es ihm geglaubt, war so naiv, Faith. Weißt du, das Bild hat in mir so viel Eifersucht ausgelöst und ich habe wieder eine riesen Szene geschoben. Weißt du was er gesagt hat?", sie schwieg und ich schüttelte den Kopf. Ob sie es wahrnahm, wusste ich nicht. "Er hat gesagt, dass er es schon immer getan hat. Er war nur nicht der, der sie bekommen sollte, sondern Justin. In dem Moment habe ich realisiert, dass er mich immer nur benutzt hat, um Kira eifersüchtig zu machen, die das aber anscheinend nicht wahrgenommen hat. Wenn, dann hat sie es jedenfalls immer ignoriert. Justin war ihre Nummer eins. Kira hat immer alles bekommen, immer. " Lange überlegte ich, ob ich fragen sollte, aber ich wollte diese Antwort unbedingt:" Denkst du, deshalb mobbt Cody Justin so?" "Jetzt im nachhinein denke ich, ja, das ist ein Faktor, der in sein Mobbing mit einfließt. Eifersucht ist die größte Plage eines Menschen. Aber hauptsächlich gibt er Justin wirklich den Grund für Ihren tot. Das ist schon fast fanatisch gewesen. Früher habe ich mir nichts bei gedacht, jetzt verstehe ich, wieso er so krampfhaft besessen war, Justin die Schuld zu geben und Kira zu rechen. Er hat meine beste Freundin einfach geliebt, so wie jeder sie geliebt hat." "Denkst du, Justin ist wirklich der Auslöser für ihren Selbstmord?" Tracy stieß auf Überraschung als ich meine Worte aussprach. "Du weißt irgendwie verdammt viel, Faith. Es kommt mir so vor, als würdest du alles wissen, doch eigentlich weißt du gar nichts. Aber um auf deine Frage zurückzugreifen, ich habe es gedacht. Cody hat so plausibel davon gesprochen. Er hat mir erzählt, dass Justin Kira gesucht hat, weil die Beiden eigentlich ein Date hatten. Justin war aufgebracht, vermutlich hatten die Zwei wieder Stress. Dann war sie tot. Justin hat sie gefunden. Er vermutet, der Streit wäre Schuld gewesen. Jetzt, glaube ich nicht mehr, dass er was damit zu tun hatte." "Welche Motive hatte Kira dann?". Ein tiefes Seufzen war zu hören:" Ich weiß es nicht, Faith. Glaub mir, keiner weiß es. Justin hätte nie etwas getan, was Kira verletzt hätte. Aber ich weiß so wenig. Ich weiß nicht wieso alles so abgelaufen ist, ich weiß nicht, wieso Cody Justin die Schuld gibt, ich weiß nicht, wieso Justin sich selber die Schuld gibt und ich weiß nicht, ob ich mit all meinen Hypothesen, die ich aufgestellt habe, Recht behalte. Ich weiß nur, dass Justin, Cody und ich durch sie alles gewonnen und alles verloren haben zur selben Zeit. Wir haben durch sie gelebt und sind durch sie gestorben. Und ich weiß nur, dass ich mich in ihr geirrt habe, genauso wie in Cody. Ich weiß verdammt nochmal nur, dass wir nach ihrem Tod hätten zusammenhalten müssen und stattdessen haben wir uns alle gegenseitig das Leben zur Hölle gemacht und uns auseinandergelebt. Mir tut das alles einfach nur leid." Eins wurde mir in dem Gespräch klar. Es gab nicht nur ein Problem. Nicht nur Kira war hier ein Rätsel, auch Cody. Cody und Kira, ein Geheimnis für sich. Ich musste sie Beide lüften, um an die Wahrheit zu kommen. "Hasst du deine ehemalige Freundin deshalb? Weil sie dir Codys Herz genommen hat?" Langsam schüttelte Tracy den Kopf:"Nein, ich hasse sie für das, was sie uns allen angetan hat." "Was hat sie euch angetan?". Die Decke raschelte leise und ich wusste,dass sie das Gespräch gleich beenden würde. "Das kann ich dir nicht sagen." "Weil Justin es mir sagen soll?". Ein klägliches Lachen entkam ihren Lippen:"Nein, er weiß es selber nicht. Niemand weiß es und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich wirklich so schlau bin, Kira durchschaut zu haben. Selbst wenn sich alles als Richtig herausstellen würde, dann könnte ich es Justin nicht erzählen. Ich könnte es niemanden sagen, weil es krank ist. Es würde uns allen, selbst mir ein zweites Mal, den Boden unter den Füßen wegreißen." Ich blieb still, da ich eh keine Antworten bekommen hätte. Tracy räusperte sich:"Kannst du mir erzählen, was du weißt? Was Justin weiß? Es würde mir vielleicht helfen,die Wahrheit herauszufinden." Auch, wenn ich es für mich behalten wollte, ich musste reden. Nicht nur sie war auf der Suche nach Lösungen, auch ich. Denn langsam verwirrte mich dieses Rätsel und brachte mich zur Weißglut. Ja, es machte mich irgendwie fix und fertig. Ich musste einfach wissen, wer dieses Mädchen war, welches Justin so abgöttisch liebte und ich musste die Zusammenhänge verstehen. " Justin sagt immer, dass Kira perfekt war. Alles, was er je brauchte. Sie war zielstrebig, hatte ihr eigenes Denken und verfolgte ihre Ziele. Er hat ihn als Ziel verfolgt. Sie ist auf ihn zu, hat ihn dazu gebracht sich in sie zu verlieben und er sagt, sie habe ihn verändert. Eine genaue Definition davon hat er nicht genannt. Du weißt, was er meint, habe ich Recht?", sie nickte. "Jedenfalls waren sie lange glücklich. Er war glücklich mit euch. Manchmal sind er und sie in den Musiksaal gegangen und sie haben an der Musik gearbeitet. Kira wollte immer, dass Justin erfolgreich wird. Dann hat er sie eines Tages gesucht, weil sie verabredet waren. Dann war sie tot. Cody hat Justin die Schuld gegeben, genauso wie du. Ich wusste nicht, dass Cody und Justin sich auf dem Flur an ihrem Todestag begegnet sind, aber das erklärt, wieso Cody ihm die Schuld gibt. Er sucht jemand Verantwortlichen. Justin sagte, dass danach das Mobbing losging, klar, wenn Cody Kira rechen wollte. Justin hat sich auch die Schuld gegeben und versuchte nichts gegen das Mobbing zu unternehmen, weil er dachte, er würde es verdienen. Er hat all die Tattoos machen lassen, weil das für in sein Weg war mit Schmerz umzugehen. Justin sagte mal, dass auch er schlechte Träume hat, vermutlich von ihr.Vielleicht sieht er immer ihre Leiche. Er hat auch noch nie geweint, weil Kira das nicht gewollt hätte. Er hat nie getrauert, was mich total fertig macht.Nach ihrem Tod hat er sich geprügelt, um seine Aggressionen auszulassen, aber er hat damit aufgehört. Mehr weiß ich nicht. Vor dir weiß ich nur noch, dass Kira hinterlistig und beliebt war und du sprichst von irgendeinem Geheimnis, unter dem ich mir nichts vorstellen kann. Maria Elise hasst Justin wegen all den Schlägereien nach ihrem Tod und mehr weiß ich auch nicht. Es ist so schrecklich kompliziert.", mir tat die Zusammenfassung nochmal gut. "Justin träumt schlecht und hat noch nie um sie geweint?", ich nickte auf Tracys Frage. "Du hast mir sehr geholfen,Faith, auch wenn ich die Angst habe, dass sich meine Vermutungen bestätigen." "Werde ich irgendwann von deiner Vermutung erfahren?" "Bestimmt, irgendwann, wenn alle Geheimnisse und Rätsel gelüftet sind." Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. "Ich habe Angst davor, Tracy." Ich schlug die Hände gegen mein Gesicht und versuchte meine Sorgen zu verdrängen. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Durchstöbern nach Antworten alles nur noch schlimmer machen, als würde ich lieber gar nicht wissen wollen, was früher war. Als würde ich etwas sehr dunkles aufdecken. "Ich auch,Faith, ich auch."

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Gooosh, ich hab es gepackt mal wieder zu schreiben. Ich weiß, total langweilig war das Chapter, aber ich wollte euch unbedingt noch aufgeregter auf die Auflösung machen. Ich hoffe wirklich, ihr findet diese Art von Story, die bisschen mit Geheimnissen und Vergangenheit als "Spannung" hantiert genauso spannend, wie ich. Ich bin Fan von solchen Arten von Stories, wo die Handlung komplexer ist und man innerlich stirbt vor Neugier. Ich finde das ja spannender als wo die Handlung so gerade abläuft und so "vorhersehbar" ist. Bruuuuhs, bin so aufgeregt das Ganze aufzulösen und zu hören, wie ihr die Idee fandet, haha. Aber keine Sorge, bald gibt es wieder mehr Liebe. Ich weiß, kam momentan zu kurz. Aber im echten Leben hängt man ja auch nicht immer aufeinander und verstreut nur Liebe =D. Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte echt sooo viel Stress. Lasst doch einen Kommi dar, was euc gefällt oder was ich verbessern soll und ich beeile mich dann mal, um wieder was regelmäßiger für euch da zu sein. Hab ganz viele Leser verloren, schade, aber ich versuche wieder regelmäßiger da zu sein. Xoxo, Cece.

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