Kapitel 54 - Der schönste Abend meines Lebens

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Kapitel 54 - Der schönste Abend meines Lebens

Justin's POV

Wutentbrannt schlug ich die Tür ein wenig zu laut zu. Faith drehte sich vor Schreck um, sah mir mit ihren liebenswürdigen Augen, leider ein wenig zu groß durch den Schreck, direkt in mein Gesicht. Ihr Anblick beruhigte mich und angestrengt versuchte ich die absurden Worte Tracys zu vergessen. Als Faith realisierte, das nur ich es war, der die Tür geknallt hatte, wurde ihr Blick normaler, dennoch sah sie mich eindringlich an. Ich setzte ein schräges, nicht ganz ehrlich gemeintes Lächeln auf und lief neben Faith her. Natürlich konnte sie sich denken, dass Tracy und ich nicht gerade das angenehmste Gespräch geführt hatten, nachdem ich diesen bühnenreifen Abgang hingelegt hatte, aber sie durfte nicht erfahren, worüber wir gesprochen hatten. Sie war stehen geblieben, also legte ich meine flache Hand auf ihren Rücken, um sie zum laufen zu bewegen. Ohne ein Wort schlenderten wir den Gang entlang, mein Kiefer war noch abgespannt. Nach einer ganzen Weile, wir hatten das Internat bereits verlassen, traute sie sich endlich, zu fragen, was ihr anscheinend die ganze Zeit auf der Zunge lag:"Justin? Was ist passiert?". Sie klang ruhig, obwohl sie innerlich vermutlich total aufgebracht war. "Nichts, sie hat einfach einen auf gute Freundin gemacht und ich bin noch nicht so weit." Ich leckte mir über die Lippen und deutete auf ein kleines Restaurant. "Wir sind da, lass uns einen schönen Abend haben."

Faith's POV

Ich hatte wohl den tollsten Abend meines Lebens. Mit diesem Kleid und dem gemachten Haar fühlte ich mich wie eine wahre Prinzessin. Das Restaurant war klein, aber schick. Wir bekamen einen runden, hell beleuchteten Tisch in einer Nische, sodass wir unsere Ruhe hatten. Justin, der sich selber auch herrlich zurecht gemacht hatte, hatte nur Augen für mich. Sein Blick ruhte auf mir, während wir ein teures, leckeres Gericht aßen. Justin hatte zuvor genaustens festgelegt, was wir essen würden. Zu Beginn fand ich das merkwürdig, Justin versicherte mir aber, dass er das beste Gericht rausgesucht hatte. Insgesamt war die Atmosphäre fantastisch. Dennoch, er mied das Thema Tracy. Auch wenn er zu Beginn unseres Dates neben der Spur gewirkt hatte, entspannte er sich mit jeder Minute, die wir alleine verbrachten. Und ich begann mich neu in ihn zu verlieben, mein ungutes Gefühl verschwand, weil wenn er sich fallen ließ, frei von allen Sorgen, dann würde ich dasselbe auch tun. 

Justin's POV

Ich konnte Faith einfach nur anstarren. Sie sah so schön aus in ihrem Kleid. Dieser blaue Stoff hob ihr blondes, langes Haar hervor, ihre bleiche Haut und diese wunderschönen Augen. Ich war wie gelähmt von ihrer Schönheit. Sie sah so anders aus als Sie  und dennoch erkannte ich Parallelen, wenn sie dieses Kleid trug. Manchmal konnte ich nicht anders und stellte mir ihr Gesicht anstatt Faiths vor. Wie konnten zwei Menschen so unterschiedlich und dennoch so gleich sein? Machte ich sie einfach gleich? Fakt war, ich liebte das Mädchen vor mir. Das Mädchen, das einfach Faith war, aber auch das Mädchen, dass mich an Sie erinnerte. Ich gaffte sie an, diese Schönheit, die selber nicht wahrnahm, wie toll sie war. Und genau das liebte ich besonders an Faith, denn das war der grundlegendste Unterschied zwischen den beiden Frauen, die ich gleichermaßen liebte. "Macht es dir spaß mit ihr dasselbe abzuziehen, wie du es mit mir getan hast?", ihre Stimme kam unvermittelt, total unvorbereitet. Erschrocken fuhr ich hoch. Faith gegenüber von mir schien das nicht zu bemerken. Sie schaute auf ihren Teller und erzählte mir von ihrem Tag in der Schule, der ohne mich stattgefunden hatte. Ich biss mir auf die Lippe und unterdrückte, Kira zu antworten. Mit aller Macht versuchte ich mich auf Faiths Worte zu konzentrieren, aber ich nahm einfach nur ihre Wörter auf, konnte sie dennoch nicht in Verbindung bringen. Die Informationen erreichten mein Gehirn als einzigen Wörtersalat. "Ach komm schon, allein der Fakt, dass du versuchst die Vergangenheit zu wiederholen zeigt doch, wen du hier mehr liebst.", ich versuchte sie aus meinen Gedanken zu vertreiben. "Ach? Dann bin ich also nur erwünscht, wenn der gute Herr Bieber es gerade passend findet?", sie klang zornig, was mein Blut gefrieren ließ. "Hörst du mir überhaupt zu?", Faith hielt mit ihrer Gabel inne, die sie gerade zu ihrem Mund führen wollte. Verlegen und ertappt kratzte ich mich am Hinterkopf und schüttelte mich. "Aber natürlich." Irritiert sah sie mich an. "Natürlich, was?" Ich schenkte ihr einen unwissenden Blick und sie seufze, ihre Lippen verzerrten sich zu einem zögerlichen Wissen, als ob sie nicht wüsste, was sie von der Situation halten sollte. "natürlich, dass du mir zuhörst oder natürlich, du bist schon fertig mit deiner Komposition?". Ich leckte mir über die Lippen:" Was für eine Komposition?". Erst zögerte ich, aber dann griff ich nach ihrer Hand, um ihr zu beweisen, dass ich anwesend war. "Sorry, ich habe keinen Plan, ich war so auf dich und deine Schönheit fixiert, dass ich -"; als ich bemerkte, wie kitschig und peinlich das klang, verstummte ich. In ihre Wangen schoss die Röte. "Ich, äh-", stammelte sie verlegen und strahlte dann, als würde ihre Freude über meinen Satz aus ihr ausbrechen: "habe dich gefragt, wie weit du mit deiner Komposition für das Konzert bist. Du hast nicht geantwortet und dann habe ich dich gefragt, ob du zuhörst.", verlegen zuckte sie mit den Achseln. "Nein, nein bin ich nicht.", erklärte ich. "Die Kleine besitzt gar kein Feuer. Die lässt dich sicher nicht an sich ran. Schau dir ihre Arme an, das zeigt doch, was sie von sich hält.", darauf lachte Kira. Ich hätte Faith am Liebsten verteidigt, aber gegen sie hätte man keine Chance gehabt. Ich fühlte mich erniedrigt. "Gott, Justin. Was ist bloß aus dir geworden, dass du zu einem sich selbst hassenden Psycho gehst, wenn du mich haben könntest? Im Gegensatz zu ihr, weiß ich, was ich bieten kann und du, mein Lieber, weißt das auch. Sie kann dir gar nichts geben." Mein Kiefer spannte sich an, es gefiel mir nicht, wie sie über Faith sprach. Ich liebte sie. Sie beide. "Oh doch, das kann sie.", flüsterte ich, als müsste ich mich selber davon überzeugen. "Was kann wer?", Faith wirkte langsam verärgert, dennoch freundlich. "Entschuldigung, ich war in Gedanken. Wir sollten gehen." Ich würde Kira beweisen, dass ich sie beide lieben würde, dass vorallem auch Faith mir so viel geben konnte, wie Kira.

Faith's POV

Er war auf einmal komisch. Total in sich selbst versunken. Wir verließen das Restaurant und draußen war es kalt geworden. Justin gab mir seine Jacke, sie roch nach ihm. Am liebsten würde ich sie nie mehr hergeben. Immer, wenn er wegschaute und nachdenklich die Straße betrachtete, roch ich daran. Der Wind schlug unbarmherzig um sich, Justin hielt meine Hand fest umklammert, als würde ich wegfliegen. Die Stille hüllte uns ein, aber es war eine angenehme Stille. Ich wünschte, ich wüsste, was ihn beschäftigt hatte. Vorhin. Als er komisch war. "Du weißt, dass ich dich liebe?", zwitscherte Justin und als ich mein Gesicht hob, um ihn anzusehen, ruhten seine Augen auf meinen. "Ja.",murmelte ich überrascht von der Frage. "Sehr sogar.", bestätigte er, als würde er daran zweifeln, dass ich das wüsste. Oder musste er sich selber überzeugen? Die Wolke des Schweigens nahm uns wieder ein und erst, als wir vor meinem Zimmer standen, sprach er wieder: "Es war ein schöner Abend, unser erstes Date." Er fuhr sich durchs Haar. Der perfekte Look wurde etwas verwuschelt und es sah gut aus. Alles an ihm sah gut aus. "Der beste Abend meines Lebens.", bestätigte ich und die Hitze stieg in meine Wangen. Mit einem Mal sah er so aus, als würde er mit sich hadern, mit etwas kämpfen. Als würde er innerlich mit jemandem reden. Er sah aus, als würde er einen Krieg führen. Mit einem Mal glättete sich sein Gesicht, was immer es war, er hatte gewonnen. Justin schaute zu Boden, dann zu mir herauf. Ein Gesichtsausdruck kam zum Vorschein, den ich noch nicht kannte. Sein Gesicht war weich, ängstlich, schüchtern. Ich hob eine Augenbraue. "Willst du-", er stockte und mein Herzschlag beschleunigte sich instinktiv. "Also willst du noch mit zu mir kommen? Und, naja, bei mir schlafen?". Mir klappte der Mund auf, mein Puls erhöhte sich, mein Blut fuhr Achterbahn. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Ich wusste, was er wollte. Wollte ich? Als er meinen Blick war, nickte er. "Sorry, ich hätte-", er verstummte, gab mir einen Kuss auf die Stirn und lief den Gang entlang, ohne mich anzusehen. "Gute Nacht, Faith.", hörte ich ihn noch leise flüstern und sein Gesicht, mit all der Röte in den Wangen, wollte nicht vor meinen Augen schwinden. Ich faste mich beim Herz, lief ihm hinterher, dachte nicht weiter nach und ergriff seine Hand. Diese Antwort auf seine Frage musste eindeutig genug gewesen sein.

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