Kapitel 11 - Schöne Dusche noch

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Kapitel 11 – Schöne Dusche noch

Faith's POV: Nachdem Justin mein Zimmer verlassen hatte, verbot ich mir die Tür erneut abzuschließen. So sehr ich es auch vermeiden wollte, Tracy hatte ein Recht in dieses Zimmer zu gehen. Es spielte keine Rolle, was ich dabei empfand. Eigentlich hatte ich die Tür ja nur abgeschlossen, um Justin zu verarzten, ohne dass die Direktorin uns hätte sehen können. Seufzend setzte ich mich auf mein Bett und starrte auf den Verbandskasten. Justin trug wahrscheinlich viele Geheimnisse mit sich rum. Ich konnte nicht verstehen, wie solch ein Mann sich einfach so zusammenschlagen ließ. Vorallem, weil er mir das letzte Mal noch geholfen hatte und stärker als Cody war. Weshalb wurde er überhaupt so zugerichtet? Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und ich dachte an unser Gespräch zurück. Er mochte mich, ja wirklich. Er war die erste Person die das tat. Er musste ein Victim sein. Anders konnte ich mir seine Verhaltensweise nicht erklären. Er wollte mich schützen, indem er mich ignorierte. Gott, dieser Typ war so geheimnissvoll. Bei Gelegenheit musste er mir das Alles nochmal erklären.Mit einem lauten Schlag ging die Tür auf und Tracy betrat den Raum. Sofort war ich aus meinen Gedanken gerissen und mein Körper spannte sich an. Ich hatte eine heiden Angst vor ihr.Sie schloss die Tür hinter sich und warf sich auf ihr Bett. „Was ein geiler Samstag.“,gurrte sie und tippte auf ihrem Handy rum. Ohne wirklich zu wissen, was ich tun sollte, strich ich mir das Haar aus dem Gesicht und drückte an meinem linken Unterarm hoch- und runter. „Was hast du so gemacht?“,ihr Blick landete auf mich und ich errötete. Mein Herz pochte wie verrückt. Wenn sie mich erkannt hatte vor dem Internat, würde ich gleich tot sein. „Gar nichts.“,piepste ich und weil ich nicht so tatenlos rumsitzen konnte, griff ich nach dem ersten Hilfekasten, um diesen wieder zu verstauen. Tracys Augen folgten meinen Taten und sie hüpfte auf: „Was hast du da?“, sie griff nach meiner Hand, hielt sie fest und starrte einige Zeit auf mein Kästchen. „Hast du dir weh getan?“, sie ließ mich los und legte den Kopf schief. Meine Lippen bebten und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Vorsichtig lief ich zu meinem Koffer und öffnete ihn, legte meinen erste Hilfekasten rein und stellte mich aufrecht hin. Tracy war ungewohnt still und ich traute mich nicht, mich umzudrehen.“Faith?“, ihre Stimme war an meinem Ohr. Mir blieb die Luft im Hals stecken und ich brachte kein Wort zustande. Wagemutig drehte ich mich in ihre Richtung, ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und ihre Augen glühten. Sie sah gefährlich aus. „Hmh?“,mehr brachte ich beim besten Willen nicht heraus und bevor ich noch etwas hätte hinzufügen können, packte mich Tracy fest am Arm. Ihre spitzen fingernägen bohrten sich in meine Haut und ich biss mir auf die Lippe, um nicht zu fiepen. „Wozu hast du den erste Hilfekasten gebraucht? Du bist völlig gesund.“, sie strich mir über die Wange, wo ein leichter Farbunterschied erkennbar war, seit mich Cody geschlagen hatte. Aber sie hatte Recht, der Bluterguss war kaum erkennbar, außer man wusste, dass sich dort etwas befand. „Du warst es oder?“,zischte sie, ihre Worte bohrten sich in mein Ohr. Sie drückte mich gegen die Wand und hielt mich fest. „Was war ich?“, ich versuchte verständnislos zu schauen, was mit nicht wirklich gelang. „Du bist sie Schlampe, die die Bullen gerufen hat und ich könnte alles darauf wetten, dass du dich hier um den Bieber gekümmert hast.“, sie war schlauer als ich dachte. Meine Angst war zu groß,als dass ich ein Wort hätte rausbringen können und Tracy hob ihre Hand. Ich drängte mich näher an die Wand, hoffte, dass ich ich mit der Wand zu einem verwob, aber sowas passierte auch nur in Märchen. Ich zuckte zusammen als ihre Hand auf mich zuflog und machte mich auf den Schmerz gefasst. Aber der Schmerz kam nicht. Ihre Hand landete nicht flach in meinem Gesicht, es glühte und pochte nichts unter meiner zarten Haut und ich versüprte keinen Druck und keine Demütigung. Ich blinzelte gewagt mit einem Auge, sodass ich Tracys Gesicht sah. Alles was man darin lesen konnte, war nach dem Motto: „Scheiße, was mache ich jetzt.“ Sie hatte ihre Hand fallengelassen und starrte mich an. „Ich hoffe.,“flüsterte sie düster:“Du weißt, was das für dein elendes Dich bedeutet und was Cody mit dir anstellen wird.“,zischte sie und sah mich verzweifelt an. Natürlich wusste sie nicht,dass ich die Polizei nicht wirklich gerufen hatte und es nur ein Ablenkungsmanöver war. Das Mädchen vor mir hatte jetzt einfach nur angst und würde mir nichts tun. Vermutlich würde sie gleich heulend zu Cody rennen. Daran sah man, dass auch die stärkste Person Schwächen haben konnte. „Ich bin jetzt weg,Victim.“,aufgeregt und unter Stress stand sie auf und lief auf die Tür zu: „Und wehe ein Wort zu irgendwem.“ Dann war sie weg. Trotz ihrer Drohung musste ich grinsen. Ich hatte es geschafft, einen meiner Peiniger ganz klein zu bekommen. Eine Welle des Sieges durchfuhr meinen Körper.

Justin's POV: Müde gähnte ich und reckte mich auf meinem Stuhl. Die Kantine war noch fast leer. Während ich auf Faith wartete, zupfte ich an einem Pflaster rum. Das hatte ich beim Entfernen der Verbände wohl vergessen. Niemals würde ich Cody und Co. die genugtung geben, mich verarztet zu sehen. "Hey.",riss mich eine schüchterne Stimme aus meinen Gedanken und als ich auf schaute, sah ich Faith. "Na, setz dich.",ich machte neben mir Platz und unsicher starrte sie auf die Bank neben mir. "Was ist los? Willst du den ganzen Morgen stehen oder was?", ich kicherte. Das Mädchen stellte ihr Tablett neben mir ab und setzte sich. "Es ist noch ziemlich früh, was machst du schon hier?", ich hob eine Augenbraue. Faith schaute mich an, ihr Blick war unergründlich. Man sah ihr an, dass sie das Beisammensein nicht gewohnt war. " Dasselbe könnte ich dich auch fragen.",sie zuckte mit den Schultern. Mit einer Handbewegung umschloss ich den ganzen Raum:" Ich bin so früh hier, weil keiner hier ist, der mir auf den Wecker gehen kann. Jetzt du.", ich lachte. Nervös leckte sich Faith über die Lippen und fuhr über ihren Unterarm, wie sie es schon einige Male getan hatte. " Ich muss noch duschen und naja, ich wollte Tracy nicht im Zimmer begegnen, wenn sie von wo auch immer zurückkommt.",sie griff auf das Tablett und nahm sich einen Müsliriegel. "Glaubst du, sie weiß, dass du mir geholfen hast?",ich legte meinen Kopf schief. Faith ließ sich Zeit beim Kauen und wirkte nervöser als sonst. "Faith?",half ich ihr auf die Sprünge, nachdem sie 3 weitere Bissen genommen hatte, ohne mir zu antworten. "Ich denke nicht.",sie lächelte schwach in meine Richtung. "Oh wer sitzt denn da beisammen?",quietschte eine ätzende Stimme und Tracy und Cody kamen mit ihren Freunden in den Saal. "Reagier am Besten gar nicht darauf.",zischte ich und lehnte mich zurück. "Wie kannst du hier so ruhig sitzen?",Faiths Augen bohrten sich in meine. "Was soll ich sonst machen? In ständiger Angst leben so wie du?", ich meinte es scherzhaft. Ihre Augen verloren meine und sie schaute zu Boden. Ihr Gesicht wurde blasser als sonst und ihr Brustkorb hob- und senkte sich unregelmäßiger. "Es tut mir leid.",murmelte ich und legte meine Hand auf ihre Schulter. Unter meiner Berührung zuckte sie zusammen. "Um dir auf deine gestrige Frage zu antworten, ich bin auch ein Victim.",das war ich ihr nach meinem schlechten Benehmen irgendwie schuldig: "Und ich wollte nur nicht, dass dir dasselbe passiert." Verschmitzt dachte ich an unser es ist noch zu früh gequake zurück und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. " Deshalb bist du immer abgehauen, damit sie mich nicht mit einem Außenseiter reden hören. Weil du nicht wolltest,dass ich auch ein Außenseiter werde?",sie sah mich an, ein Hauch von Dankbarkeit lag in ihren Augen. Ich nickte schlicht. "Dann fiel dir auf, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin und man gar nicht anders kann, als mich mobben.",das klang nach einer Feststellung. "Genau.",beteuerte ich und bereute es wieder. Wenn man nach dem ausging, wie sie es ausgedrückt hatte, klang es echt mies. "Na vielen Dank auch.", ihre Stimme klang heiser und wurde durch gequietsche von Tracy unterbrochen. "So krass wie du-",ich kam nicht dazu meinen Satz zu beenden, da stand sie schon auf, nuschelte ein: "Ich muss duschen." und verschwand aus dem Raum. Wütend schlug ich auf das Tablett,sodass es klirrte und schloss die Augen. Verdammt. Es war leise im Raum, die Blicke lagen auf mir und ich konnte durch die Stille Tracy genau reden hören:" Die Bitch muss bezahlen. Sie hat sich gestern in den Weg gestellt.",mein Magen drehte sich um. Ich wusste genau wovon sie sprachen. Mein Körper spannte sich an und ich ballte meine Hände zu Fäusten. "Weißt du was Tracy? Heute überlass ich das dir. Sie ist ein Mädchen, du kennst dich besser mit einem Bitchfight aus.",lachte Cody und küsste Tracy auf den Kopf. Tracy stand auf und ich wusste, was immer sie gleich tat, es war nichts Gutes.

Faith's POV: Es tat weh zu wissen, dass jeder von mir dachte, ich sei ein victim. Irgendwie hatte ich mir die falsche Hoffnung gemacht, Justin würde mich mögen. Dabei hatte er nur Mitleid mit mir. Ich kämpfte mit den Tränen und mein Körper erhitzte unangenehm. In meinem Zimmer suchte ich mir eine Jeans, Unterwäsche und einen frischen Pullover zusammen. Ich dackelte ins Bad, versuchte nich immer die Tränen zurückzuhalten. Sie kannten mich alle nicht. Sie wussten gar nichts von mir und das verletzte mich am Meisten. Wieso gab man mir keine Chance? Ich legte meine Sachen auf eine Ablage und stieg in eine der Gemeinschaftsduschen. Das heiße Wasser schmiegte sich hitzig an meinen Körper, gab mir ein wohliges Gefühl und befreite mich von meiner Last. Erleichtert seufzte ich und versuchte alles aus meinen Gedanken zu vertreiben. Ich bekam nur nebensächlich mit, wie sich die Tür öffnete. " Schöne Dusche noch.",kicherte eine hohe Mädchenstimme und ich stellte die Dusche ab, hörte aber nur noch, wie sich die Tür schloss. Nervös schloss ich die Dusche auf und sah,dass meine Klamotten und mein Handtuch nicht mehr auf der Ablage waren. Ich musste nackt durch das halbe Internat. Mir blieb die Spucke im Hals stecken. Nicht mal beim Duschen bekam ich Ruhe. Ich ging wieder in die Dusche, schloss sie ab und ließ mich auf den Boden fallen. Bitterlich weinte ich. Es war ein Weinen aus Verzweiflung und Wut.

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