Kapitel 26 - Sei du selbst

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Kapitel 26 - Sei du selbst

Faith's POV: Etwas war anders. Noch hatte ich keinen blassen Schimmer,was das war,aber Fakt war,etwas war anders. In letzter Zeit sah ich in Justin mehr,als ich sollte. In meinen Träumen verfolgten mich seine Augen und ich verlor mich andauernd selber darin. Tagsüber starrte ich immer auf seine Lippen und wenn ich mich nur darauf konzentrierte,was leider zur Häufigkeit wurde,dann fühlte ich mich davon schon so angezogen,dass ich mich seinem Gesicht automatisch näherte. Diese Momente waren so intensiv und ließen mich viel nachdenken. Was hatte das zu bedeuten? "Bist du bereit?",Justin trat in mein Zimmer und sah mich überglücklich an. Seit Tagen sprach er von nichts anderem mehr,als die Ferien. Nun war es endlich so weit. Zwischendurch gab es so einige Krisen. Die Direktorin musste doch tatsächlich meine Tante kontaktieren,um Erlaubnis für meine Abwesenheit zu erbitten. Zu der Zeit plagte mich die Angst,sie würde es mir nicht erlauben,um mir einen auszuwischen. Als dann aber die Erlaubnis zugefaxt wurde,wusste ich,dass ich gleich hätte wissen müssen,dass ich ihr egal genug war,um mich gehen zu lassen. Wenigstens hatte sie mich dann nicht am Hals. "Ja,ich bin fertig.",zögerlich lächelte ich ihn an,während ich an all das dachte. Justin klatschte in beide Hände und in dem Moment leuchteten seine Augen,als wären diese aus den Strahlen der Sonne entstanden. Seine Mundwinkel erreichten fast seine Augen und er hatte in dieser Situation einen sehr kindliche Art an sich,die mich fast mitreißen ließ. Er war aufgeregt,das war gar nicht zu leugnen. "Komm.",euphorisch lief er auf mich zu und griff nach meinem gepackten Koffer:"Lass mich dir den abnehmen.". Ohne etwas zu erwiedern,traten wir aus dem Zimmer. Bevor ich die Tür schloss,sah ich mich im Zimmer nochmal um. Mein Bett war frisch bezogen und zusammengelegt. Meine Schränke waren leer und ich war bereit,um einige Tage Ruhe zu bekommen. Tracy war schon weg. Die letzten Tage hatte sie uns in Ruhe gelassen. Ich bekam sogar ein "Auf wiedersehen." von ihr. Sowieso stimmte etwas nicht mit ihr. Das Gesicht von Tracy war immer puterrot,ihre Augen glasig und sie schaffte es nicht mehr,sich zu schminken. Die letzten Nächte schlief sie sogar in ihrem eigenen Bett.Auch wenn ich es nicht sollte,ich machte mir Sorgen. Was immer sie beschäftigte,es zog Tracy runter. Nach den Ferien würde ich das beobachten und wer wusste,vielleicht war ihr Problem dann gelöst. Auch von Cody hatte ich nichts mehr mitbekommen. Man sah ihn ab-und zu noch mit Tracy über die Gänge huschen,aber wir hatten keine Auseinandersetzung mehr mit ihnen erlebt. Dieses wir. Mittlerweile hatte ich die Angewohnheit,im Plural zu sprechen,wenn es um mich und Justin ging,auch wenn es aus meiner Sicht war. Ich selber empfand das als ziemlich gruselig,aber Justin bekam das ja nicht mit. "Können wir dann?",drängte er mich und zog mich an der Hand aus meinem Türrahmen. Wir nahmen den Aufzug und gelangten dann in den Eingangsbereich. Nur noch einige,wenige Schüler waren hier. Eine minimale Handvoll von denen blieb über die Ferien auch im Internat,jedoch wusste ich nicht wer,da ich hier mit keinem außer Justin in Kontakt war. Wir waren die Außenseiter,die Victims. "Hier sind die Zugtickets,Justin,ihre Mutter hat sie uns zugeschickt. Wir begleiten sie noch zu dem Taxi,welches sie zum Bahnhof fährt.",erklärte Frau Maria Elise und überreichte Justin einen Umschlag,als sie uns wahrnahm. "Danke.",murmelte Justin schroff und ließ sich von ihr runterziehen. Immer wenn ich die Direktorin sah,musste ich an die Situation mit ihr im Aufzug denken. Dieses Gespräch,welches ich nicht nachvollziehen konnte. "Nach den Ferien wird unser herbstliches Musikfest sein,Mr.Bieber. Vielleicht überlegen sie sich in den Ferien ja doch noch,etwas zu dem Fest beizutragen.",wir drehten uns synchron zu unserem Musiklehrer,den ich erst jetzt wahrnahm. "Ich denke nicht.",Justin grinste falsch. Was immer Mr. Dale mit Justin und seiner mangelnden Lust an Musik hatte,langsam nervte es auch mich. Trotzdem entschied ich,mich nicht einzumischen. "Sind sie nur gekommen,um ihn darauf aufmerksam zu machen?",sagte ich ledeglich und wollte das Gespräch somit fallen lassen,aber Mr.Dale gab zu:"Ja,mag sein. Ich glaube daran,dass er weiß,wer er ist." Strinrunzelnd schaute ich ihn an. "Wie meinen Sie das?",fragend hob ich die Hände. "Wir müssen los!",hecktisch unterbrach uns Justin und zog mich mit zum Ausgang. "Wenn das so ist,dann wünsche ich eine angenehme Reise und sehe Sie Ende Oktober wieder.",Frau Maria Elise schüttelte uns die Hand und dann setzten wir uns schon in das Taxi. "Es geht los.",Justin drückte meine Hand. Still sah ich dabei zu,wie das Internat immer kleiner wurde,bis es zu einem Punkt hinter uns verschmolz und schließlich gar nicht mehr sichtbar war. Am Bahnhof half Justin dem Taxifahrer die Koffer aus dem Auto zu hiefen. Gerade wollte ich nach meinem eigenen greifen,da nahm er sich diesen wieder an sich. "Ich mach das schon.",trällerte er zufrieden. "Es kann doch jeder einen nehmen.",grummelte ich und legte meine Hände protestierend um die Hüften. "Ich bin der Mann,du die Frau. Es ist quasi meine Pflicht-", ich unterbrach ihn:"Jajaja.". Wir liefen auf den Bahnsteig zu. "Sorry,dass ich nur Gentleman spielen will.",murmelte er noch immer in bester Stimmung. Der Zug ließ nicht lange auf sich warten. Bedeutend sah Justin mir in die Augen,ehe sich die Zugtüren öffneten und wir einstiegen. "Lass uns' ne Vierer holen.",grinste Justin spitzbübig. Einen Moment lang sah ich ihn an. Er trug eine Beanie und seine Haare schmeichelten sich glatt bis zu Ohrenlänge um seinen Kopf. Seine Wangen glühten durch die Kälte leicht rot und seine Augen funkelten um die Wette. Es gab einfach nichts schöneres auf der Welt,als ihn glücklich zu sehen.  "Okay,aber wir sind doch nur zwei?",ich hächtete Justin hinterher,der an mehrere,freie Plätze vorbeilief. Das Gleichgewicht im fahrenden Zug zu halten,war eine ganz schöne Herausforderung für einen Tollpatsch wie mich. "Wir fahren eine Stunde bis ans Ende der Provinz in Toronto,ich will es gemütlich haben.",erklärte er und als er sich dann endlich für eine Bank entschieden hatte,setzten wir uns gegenüber voneinander hin. "Freust du dich eigentlich auch so sehr wie ich?",er klang ernst. "Ja natürlich,wieso nicht?" "Naja,du wirkst nicht so.". Achselzuckend schaute ich raus und beobachtete die Bäume,an die wir vorbeisausten. "Ich bin ein wenig nervös,weißt du? Desto näher wir dem Ziel kommen,desto mehr Gedanken mache ich mir.",log ich. Er sollte nicht wissen,dass ich eigentlich um die Beziehung zwischen uns bangte. Ich wusste,dass mich etwas bedrückte und ich wusste aber nicht,in wie Fern das mit Justin zusammenhing. Ich wollte ihn andauernd nah sein. "Hör mir mal zu.",während er sprach,setzte er sich neben mich und griff nach meinen Händen. Er legte sie flach auf seine rechte Hand und tätchelte sie. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und schaute nachdenklich nach draußen. "Meine Mutter ist eine liebe Frau,wirklich. Meine Freunde sind auch alle korrekt. Du brauchst keine Angst haben. Was ich eigentlich sagen will,ist,dass du gerade bei uns Zuhause dich entfalten kannst. Meine Mutter nimmt jeden Menschen so an,wie der Mensch ist. Sie macht Menschen nicht nach Besitz oder Rang aus." "Das hast du dann wohl von deiner Mutter.",flüsterte ich eher zu mir selbst als zu Justin. "Das war jetzt aber echt süß.",er küsste meinen Kopf. Ich schloss die Augen und genoss dieses Gefühl. "Ehrlich,bei uns ist es anders,nicht so wie dort,wo du zuvor immer warst. Bei uns kannst du in T-Shirts rumlaufen,dich wird weder jemand fragen,wieso deine Arme so aussehen wie sie aussehen,noch wirst du blöd angeschaut. Meine Mutter wird dich lieben und das Einzige was ich will ist,dass du in den Ferien du selber bist. Mein Zuhause wird gleich dein Zuhause. Sie werden dich alle lieben. Versprich mir einfach du,dass du dich nicht verstellst und nicht schüchtern bist. Sei du selbst.", er sah mich nicht an. Geflashed von seinen Worten brachte ich nichts anderes,als ein "Okay" raus. Dann schwiegen wir einige Minuten,wie so oft. "Wirst du trotzdem einen Pullover tragen?",interessiert richtete er seinen Blick auf mich. Irritiert dachte ich darüber nach. "Ich weiß es nicht.",das entsprach der Wahrheit. Sich eine Situation auszumalen war immer anders,als diese im Endeffekt zu erleben. "Wir werden sehen.",murmelte ich. Das Schweigen umgab uns wieder. Während Justin wieder aus dem Fenster sah,starrte ich ihn an. Gott,sein perfektes,markantes Gesicht ähnelte der perfektionistischen Art einer Statue... Markellos. Seine Lippen bebten leicht und seine Augen hatten den Glanz verloren. Komischerweise erst,als er über sein Zuhause mit mir sprach. Dabei hatte er doch so positiv und aufrichtig berichtet. Justin sah Schuldbewusst aus und schien gegen etwas zu kämpfen. Ein Schatten huschte über seine Pupillen und dann flüchtete ein Blick auf mich ab. Als er sah,dass ich ihn anschaute,schaute er schnell wieder weg."Sie ist eine liebe Frau,sie verdient es nicht,belogen zu werden.",er sprach zu sich selber und so leise,dass ich ihn kaum verstand. Er schluckte hart und sah dann noch angespannter aus. Er schien mit sich noch stärker zu kämpfen. "Faith.",hauchte er dann schließlich. Er klang erniedrigt,totunglücklich und schuldig. "Ja,Justin?". "Ich kämpfe gerade damir,dir etwas zu sagen,was ich aber muss,bevor wir ankommen." Ich hätte es mir denken können. "Das sehe ich. Hat es etwas mit dem zu tun,was du eben zu mir gesagt hast?" Justin rappelte sich auf,setzte sich wieder gegenüber von mir hin. Er legte seine Arme auf seinen Oberschenkeln ab und faltete seine Hände ineinander. "Kann gut möglich sein.",er stotterte seine Worte nur so von sich ab. "Du hast Angst es mir zu sagen?",stocherte ich nach. "Ja.",gestand er:"Du würdest mich verurteilen." "Justin,ich habe mich vor deinen Augen geritzt,ich habe versucht Selbstmord zu begehen und du hast mich nicht verurteilt. Egal was es ist,du kannst es mir sagen.",schwor ich und sah ihn eindringlich an. "Wie ich eben schon erklärt habe,läuft Zuhause alles anders.",hauchte er. Dann schüttelte er den Kopf:"Verdammt,Faith,ich führe sowas wie ein Doppelleben." Geschockt sah ich ihn an:"Wie meinst du das?" "Wenn ich Zuhause bin,dann bin ich der beliebteste Junge meiner Stadt und meiner ehemaligen Schule. Der,der in der coolsten Clique ist zusammen mit seinen zwei besten Freunden die ich habe,seit ich denken kann. Denkt man an mich,sieht man mein gutes Haus,mein angeblich gutes aussehen und meine Intelligenz. Komme ich ins Internat,dann bin ich das Opfer. Der Typ,der nichts hat und der zusammengeschlagen wird." Ein wenig konfus schaute ich ihn an und legte meinen Kopf schief. "Ich verstehe nicht ganz,was du mir sagen willst.Es ist doch gut,dass du Zuhause so beliebt bist." Mir kam es unvorstellbar vor,dass Justin in seiner Stadt so hype sein konnte,wie es klang,wenn man daran dachte,wie er im Internat behandelt wurde. "Liebes, ich lebe in zwei unterschiedlichen Welten,die nichts voneinander wissen."Jetzt fiel der Groschen. "Deine Heimat weiß nichts von dem was im Internat abgeht und die im Internat wissen nicht,dass du eigentlich voll der Player bist.",flüsterte ich. Bei dem Wort Player kicherte Justin. "Nein,so ,meinte ich das nicht. Das Internat weiß,wie es bei mir Zuhause aussieht,zumindest gewisse Leute wissen es. Einige halt nicht. Aber meine Heimat,sie denkt es wäre im Internat dasselbe wie Zuhause. Ich belüge meine Mutter und ich belüge meine Freunde verstehst du? Und das macht mich fertig." Er sah müde und geschafft aus von seinem Geständnis. "Wieso erzählst du es ihnen nicht?" "Damit sie denken ich sei ein Looser? Tut mir leid,dafür bin ich zu stolz. Ich habe von meiner Schule auf ein Internat gewechselt,weil es mir schulisch mehr Möglichkeiten bot und ich werde nicht zurückgehen und alle enttäuschen. Sie denken,ich sei die Intelligenzbombe persönlich und wenn ich zurückgehe...nein,einfach nein.Ich will keine Hilfe und die Menschen da würden sie mir alle geben wollen,weißt du? Ich brauche das nicht." Er kam mir in diesem Moment komplett arrogant vor und das ließ mich zurückschrecken. Da war nichts mehr von dieser Schuld in seinen Augen,die er eben hatte. " Du bist dir zu fein dafür dir von den Menschen helfen zu lassen,die dich lieben,weil du Angst hast deinen Ruf zu verlieren? Mal abgesehen davon,wenn die Internatsschüler von deinem Ruf wissen,wieso behandeln sie dich dann wie ein Victim?" Justins Gesicht wurder steinhart. "Ich will einfach keine Hilfe von ihnen. Du weißt rein gar nichts über mich Faith und ich denke nicht,dass du es je wirst. Das hat alles mit meiner Vergangenheit zu tun,die dir nicht befugt ist zu wissen.",spuckte er knallhart und verschränkte die Arme. Das saß. "Ich will nicht,dass du irgendwas darüber weißt und der einzige Grund weshalb ich dir das erzähle ist,um dich darum zu bitten,einfach nichts vor meinen Freunden oder sonst wen zu sagen." "Ich soll dir versprechen zu lügen,damit du deinen scheiß Ruf behälst?",fassungslos und ungläubig starrte ich den Jungen an,der eiskalt wirkte. "Nur weil du nicht weißt wie es ist normal zu leben,musst du es mir nicht kaputt machen,indem du mich in meiner Heimat auch zu diesem Victim machst. Ich will einfach nicht,dass sie es wissen.Also frage ich dich, wirst du bitte einfach nichts sagen?" Ich biss mir auf die Lippe,kämpfte gegen die Tränen an. Wieso wollte er mir den Grund nicht sagen,weshalb er gemobbt wurde? Vertraute er mir nicht?Warum erzählte er seinen Freunden nichts davon? Diese könnten doch helfen. Er sagte mir gar nichts über sich,ließ mich im Dunkeln tappen. Weshalb wurde er so fertig gemacht,wenn jeder wusste,wie toll er doch war? Aber was noch viel schlimmer war,war sein Vorwurf. Es war verständlich,dass er in seiner Heimat normal leben wollte,aber mich deshalb mit meinem Leben zu konfrontieren,war unter aller Sau. Ich hatte mich komplett in Justin getäuscht. Justin war nicht dieser liebe,tolle Junge,der so selbstlos und gütig war und nicht nach dem Wert anderer schaute. Er war eine Mogelpackung mit Geheimnissen. Plötzlich fühlte ich mich bloßgestellt.Immer hatte er mir geschworen,dass wir zusammenhalten würden und wir dasselbe Schicksal teilen würden. Aber im Endeffekt taten wir das nicht. Er hatte mich quasi betrogen.Diesen Ruf in der Gesellschaft,den er mir immer beteuerte,wäre ihm egal,war ihm aber alles andere als unwichtig. Er selber versuchte seinen Stand hoch zu halten und immer,wenn er mir sagte,es sein ihm egal wie ich bin,schien das eine Lüge gewesen zu sein. Angewiedert sah ich ihn an:"Gut,schön. Ich werde dein falsches Spiel mitspielen.",ich stand auf,rannte auf die Toilette und weinte,bis nichts mehr in mir drin war.

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Heyooooo, nächstes Kapitel wird was emotional. Beim Lesen hatte ich das Gefühl,ich hätte ein wenig wirr geschrieben,also wenn ihr nichts verstanden habt,dann fragt einfach und ich überarbeite das und schreibs in die Kommentare. Ich wünsche euch jetzt schonmal einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe,dass all eure Vorsätze und Wünsche für 2015 in Erfüllung gehen werden. Ich wünsche euch,dass euch kein Leid geschehen mag und ihr ein angenehmes Jahr haben werdet. xoxo,Cece

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