Kapitel 25- Du und ich? Wie klingt das?

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Kapitel 25- Du und ich? Wie klingt das?

Justin's POV: Als ich mich im Spiegel betrachtete,sah ich nichts,außer einen elenden Verräter. Angewidert sah ich mich an. Meine Augen waren tief braun und auch,wenn sie so ehrlich aussahen,waren sie völlig verlogen. Meine Mundwinkel waren grimmig nach unten gezogen und ich spürte wieder diesen abgrundtiefen,großen Selbsthass,der mich schon einige Jahre begleitete. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare,sie waren frisch gewaschen,aber noch nicht gestylt,weshalb sie mir leicht ins Gesicht fielen. Schwer atmend griff ich nach meinem Smartphone auf dem Tisch und wählte die Nummer meiner Mutter. Betrügerisch und falsch kam ich mir vor. Was ein verlogenes Arschloch ich doch war. Mein Herz raste und lag schwer in meiner Brust.während ich darauf wartete,dass meine Mutter abnahm. Mir war ganz flau im Magen und ich fühlte mich so hinterlistig. Ich ertrug meinen eigenen Anblick nicht länger und drehte mich entgegengesetzt vom Spiegel. Ich konnte dem falschen Mann,der ich war,nicht beim Lügen zuschauen. Wieso mussten die Anrufe zu meiner Familie mir so schwer fallen? „Justin,mein Kind.“,begrüßte sie mich freudig und die Euphorie schien quasi schon aus dem Handy zu hüpfen. Mein Mund füllte sich mit Spucke und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Das Sprechen fiel mir äußerst schwer:“Hi Mom.“,brachte ich heraus und wartete auf die Antwort ab. „Wie geht es dir,Baby? Ich vermisse dich ja so.“ „Mir geht es gut,sehr gut.“,murmelte ich und schloss die Augen. Wie ich es hasste,sie zu belügen. „Das freut mich. Ich hätte nicht mit einem Anruf gerechnet.“,gestand sie. „Wir haben doch verabredet,heute zu telefonieren.“,erklärte ich und lief zum Fenster. „Jaja,natürlich,aber als du das letzte Mal gesagt hast,dass du so viel mit deinen Freunden zu tun hast und ihr in der Freizeit so viel weg seit,dachte ich,du würdest deine alte Mutter vergessen.“,sie klang sehr glücklich. Mit einem Ruck riss ich das Fenster auf und atmete die frische Luft ein. Sie befreite meine Gedanken und für einen Moment fühlte ich mich besser. „Dich würde ich niemals vergessen,Mama.“,flüsterte ich. Ich drückte meinen Kopf gegen die Wand und versuchte meine miesen Gedanken zu unterdrücken. Ich war ein fürchterlicher Sohn. „Wie ist die Schule denn sonst so?“,man konnte sie lachen hören. „Gut,wie immer. Die Noten sind Top und ich sitze neben meinen Freunden und habe sogar eine neue Bekanntschaft gemacht. Sie heißt Faith.“,ich versuchte bei der Wahrheit zu bleiben so gut es nur ging. „Wow,aber dass du mir bei all deinen Aktionen nicht die Schule vernachlässigst!“,mahnte sie und das brachte sogar mich zum Lachen. Sie war manchmal wie eine typische Mutter,obwohl sie mir schon immer wie eine gute Freundin vorkam. „Werde ich nicht,Mama.“,versprach ich und für einen kurzen Moment kam mir das alles wie ein normales Gespräch vor. „Sag mal,wie geht es denn Cody und Tracy? Ich habe schon so lange nichts mehr von ihnen gehört.“ Angespannt leckte ich mir über die Lippen:“Gut,wir sind später zum Shoppen verabredet. Du kennst doch Tracy,was mehr als drei Mal getragen ist,muss ersetzt werden.“ Sie kicherte:“Bring mir die Lieben bald mal wieder zu Besuch mit.“ Seufzend nickte ich,bewusst,dass sie das nicht sehen konnte. „Werde ich,sie würden sich bestimmt freuen,dich bald wiederzusehen.“ „Das glaube ich dir. Und diese neue Bekanntschaft? Wie ist sie so?“,meine Stimmung hob sich und ich lächelte wie ein Idiot beim Reden:“Sie ist wunderbar. Faith ist eine der liebsten Seelen die ich kenne,Mama. Du würdest sie mit Sicherheit mögen!“ Es blieb still. Dann sprach sie:“Das klingt schön. Ich bin froh,dich so glücklich zu wissen,Sohn.“ Darauf antwortete ich nicht,das brachte ich nicht über mein Herz. „Sag mal,kommst du in den Herbstferien wieder Heim? Wir würden und alle so freuen,dich einige Tage bei uns zu haben,Justin.“ Mein Herz machte Luftsprünge und ich dachte an den Duft Zuhause,wenn ich mein Haus betrat. Dieser bekannte Duft meiner Mutter. Ich dachte an Ryan und Chaz und all meinen anderen Freunden. Ich dachte an meine alte Schule und ich dachte an die tolle Zeit,die mich in den Ferien immer erwartete. „Ja klar! Ich komme!“,stimmte ich zu. Das hatte ich völlig vergessen,dass bald Ferien waren. „Moment,ich glaube,ich kann doch nicht.“,bedrückt schaute ich zu Boden. Ich hatte da etwas vergessen,beziehungsweise jemanden. „Was? Wieso das denn nicht?“,meine Mutter klang traurig. „Faith. Sie bleibt bestimmt hier. Sie hat keine Familie,weißt du? Ihr geht es nicht so gut wie mir und ich will sie nicht alleine im Internat lassen.“ Stille. Ich biss mir auf die Lippe,um meine Wut darüber zu unterdrücken. Nur in den Ferien hatte ich die Möglichkeit normal zu leben und jetzt musste ich genau diese Zeit streichen. „Aber das ist doch kein Problem. Dann nimm sie doch einfach mit.“ Ich horchte auf:“Was? Echt?“ Sie lachte:"Natürlich,wenn sie so nett ist,wie du sagst,dann passt sie doch gut zu uns. Außerdem hast du Kira auch mal dabei gehabt. Wieso dürftest du Faith also nicht einladen?“,dieser eine Name gab mir einen Stich. „Okay,klar, ich werde sie fragen. Aber Mama,du musst wissen,sie ist ein wenig anders. Sie hat es echt nicht leicht und ihre Arme,die-“,ich sprach nicht ende. „Ich verstehe.“,murmelte sie:“Das ist sehr schade,dass es manche Menschen so hart trifft. Aber Justin,keine Sorge,wir nehmen Sie mit Liebe auf.“ Ich lächelte:“Danke,Mama. Bis bald,ich bin jetzt noch verabredet.“ „Ciao,Justin-Baby. Grüß mir all deine Lieben und wir sehen uns.“ Ich legte auf,atmete schnaufend aus und warf mein Handy aufs Bett. Mein schlechtes Gewissen fraß mich innerlich auf. Ich schloss das Fenster wieder,ging auf meinen Spiegel zu und hob warnend meinen Zeigefinger:“Ich hoffe,Justin Drew Bieber,du weißt,was für ein verdammt schlechter Mensch du bist!“,mahnte ich mich selber und verließ dann mein Zimmer,um mit Faith zu sprechen.

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