Kapitel 55 -Ich gab ihm alles, was ich hatte

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Kapitel 55 - Ich gab ihm alles, was ich hatte

 

Faith's POV

Mein Herz pochte bis zum Halse, mein Puls mischte sich mit Adrenalin und meine Hand, die sich fest an die Justins klammerte, wurde mit jeder Sekunde, die wir sein Zimmer näher kamen, schwitziger. War ich bereit für diesen Akt? Ich wusste es nicht. Aber ich wollte es. Dieses kleine, schüchterne Mädchen, was ich war, hatte nicht viel, was es geben könnte. Meine Tugend, die besaß ich und es war das Einzige, was ich jemanden anvertrauen konnte, jemanden wirklich schenken konnte. Mehr hatte ich nicht, mehr besaß ich nicht. Meine Tugend war alles und ich war bereit diese jemanden wie Justin zu schenken. Ich liebte ihn, wirklich. Mehr, als ich jemals jemand anderen geliebt hatte oder hätte lieben können. Ich wollte ihm alles schenken, was ich besaß und wenn es das Einzige war, was ich hatte, dann wollte ich es ihm geben. Also bei der Frage, ob ich bereit dafür war, musste ich mir eingestehen, dass ich es mit keinem anderen tun wollte und wenn diese gottverdammte Welt wollte, dass dieser Zeitpunkt genau heute kommen sollte, dann würde ich mich dieser Sache stellen und all meine Selbstzweifel, meine Angst beiseite schieben. 

Wir gelangten an sein Zimmer. Er zog den Schlüssel aus seiner Tasche, ohne meine Hand loszulassen. Nervös atmete ich schwer und versuchte mich innerlich auf das vorzubereiten, was mir blühte. Vermutlich ging es jedem so beim ersten Mal und nicht nur mir. Nur, weil ich all diese Sachen erlebt hatte.Justin steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn aber nicht um, sodass die Tür sich nicht öffnete. Stattdessen wandte er sich an mich. Seine Augen suchten meine, er sah genauso überrumpelt und nervös aus, wie ich. Das Haar fiel ihm ins Gesicht, er machte sich nicht die Mühe, es zurecht zu rücken, wie sonst immer. Stumm signalisierte er mir, dass jetzt die letzte Möglichkeit war, um einen Rückzieher zu machen. Ohne Worte fragte er mich, ob ich sicher war und ich gehen könnte, als wäre nie etwas passiert. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn liebte. Seine ganze reine, liebe Art. Ich wusste jetzt definitiv, dass ich das Richtige tat und er mich nicht verurteilen würde wegen meiner Narben, meiner nicht vorhandenen Erfahrung und all die Sorgen, die ich mir zuvor gemacht hatte. Seine Liebe war bedingungslos und rein, genau wie meine. Vorsichtig legte ich meine freie Hand auf den Schlüssel und gemeinsam öffneten wir die Tür.

Die ersten Minuten standen wir einfach in dem dunklen Zimmer. Stillschweigend standen wir uns gegenüber, keiner wusste so recht, was er machen sollte. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie ich mir die erste Nacht mit meinem Freund vorstellte. Nie hatte ich von Kerzenlicht, süßen Worten oder sonst was gedacht. Bis vor Kurzem hatte ich mir nicht mal vorgestellt, Freunde zu haben. Dementsprechend hatte ich auch keine Erwartungen. "Also.", Justin stockte und sah mich an. "Du magst es sicherlich romantischer haben, nicht wahr?", er kratzte sich am Hinterkopf und zuckte mit den Achseln. Verneinend schüttelte ich den Kopf:"Nein, es ist gut so.". Ich zögerte kurz, aber dann nahm ich all meinen Mut zusammen und ging auf ihn zu. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, irgendwas zu bereuen oder es nicht zu wollen. Er schien vorsichtig mit mir umzugehen, als würde ich jede Sekunde schreiend vor ihm weglaufen. "Ich will nur, dass es perfekt für dich ist und letztens warst du so ängstlich, wolltest sogar Schluss -", bevor er weiter zweifeln konnte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, umfasste seinen Kopf mit beiden Händen und zog ihn zu mir herunter, bis ich wieder normal auf beiden Füßen stand. Wie schnell sich die Rollen doch änderten. Eben war ich die Schüchterne, jetzt war er es, der sich sorgte. "Hör auf, Justin.", flüsterte ich seelenruhig, während ich innerlich Achterbahn fuhr:" Schließlich bist du es gewesen, der mich gebeten hat, mit zu dir aufs Zimmer zu gehen." Schüchtern lächelte ich ihn an und küsste ihn kurz:" Du überredest mich zu nichts, ich bin freiwillig hier.". Seine Augen glühten, er umfasste meine Taille und küsste mich. Der Kuss war stürmisch, gemischt mit all unserer Liebe. Ich spürte ihn in unseren Kuss lachen, dann löste er sich von mir und seine Hände fassten an den Reißverschluss meines Kleides. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, versuchte die Gedanken, was ich bloß tun sollte, zu unterdrücken. Sein Mund landete wieder auf meinem, ich hatte gar nicht gemerkt, wie mein Kleid zu Boden rutschte. Ich erwiderte den Kuss, Justin keuchte, als ich meine Hände unter sein Shirt rutschen ließ. Ich konnte jeden Muskel spüren. Das interessierte mich aber nicht. Stattdessen ließ ich meine Hand höher gleiten bis sie auf seiner Brust lag und ich sein Herz flattern hörte. Das war es, was ich am Meisten genoss.  Meine Hand auf seinem Herzen. Justins Gesicht grub sich in mein Haar, er biss mir spielerisch in den Hals und auch, wenn ich sowas noch nie erlebt hatte, ließ es mich aufkeuchen und ich genoss es. Meine Angst verflog. Ohne jegliche Vorwarnung wurde ich an den Hüften gepackt und lag mit dem Rücken auf dem Bett. Vor Schreck quiekte ich, musste aber lachen. Seine Hände, seine Lippen waren überall und ich tat es ihm gleich. Nach wenigen Minuten war er nackt, ich bewunderte ohne jegliches Behagen. Er war wunderschön, meine Finger malten die schwarze Tinte auf seinen Armen und seinem Bauch nach. Einfach überall, wo ich meine finger hinbekam. Ich war erstaunt und ehrfürchtig, liebte diesen Mann und war dankbar, dass mein mickriges Leben solch ein Wunder wie ihn bekam. Womit hatte ich das verdient. Justin küsste meinen Hals, ließ seine Küsse hinabgleiten. Dieses Gefühl, von dem ich zuvor nur gehört hatte, versprühte sich in meinem Körper. Das Gefühl der Lust explodierte in mir und ich stöhnte auf. Im ersten Moment erschrak ich, es war mir unangenehm, dann aber tat er es auch und er schien es zu genießen. Seine Hände griffen hinter meinen Rücken, während ich diesen durchdrückte. Mit einem leisen Klicken öffnete sich mein schlichter Bh, ich hatte gar keinen besonderen. In diesem Moment aber bereute ich es auch nicht. Ich bereute gar nichts. Der Moment war perfekt, alles war perfekt und im Grunde meines Herzens wusste ich, dass egal wie es gekommen wäre, es perfekt gewesen wäre. Denn solange es Justin war, die Liebe meines Lebens, der Anker, der mich aus all dem Chaos meines Lebens geholt hatte, war es perfekt. Egal wann, egal wo, egal wie. Viel zu schnell war ich ebenfalls nackt und als er sich erhob und mich ansah, errötete ich. Deutlich spürte ich die Hitze in meinen Wangen. Vorsichtig, in einem Moment des Selbstzweifels, in einem Moment der Schwäche, schaute ich auf meinen Bauch und auf die Arme. Da war dieser grässliche blaue Fleck und die vielen, roten oder fast verheilten Narben. Ich schluckte, während er mich musterte. Unbeholfen lag ich auf diesem Bett und gerade als ich dachte, er fände mich hässlich, lächelte er. Erneut beugte er sich über mich und zeichnete mit seinen Fingern meine Narben nach, so wie ich es zuvor mit seinen Tattoos getan hatte. "Du bist so wunderschön, Faith.", murmelte er und es klang, als sei es die Wahrheit. Sein Mund küsste all meine Narben, die Liebe schien sich wie ein Feuer um uns herum auszubreiten. Justin küsste wieder meinen Hals entlang, saugte daran und dann war er wieder an meinem Mund. Die Erregung war fast schöner als das Geschehen selbst, es übermahnte mich. Er war überall, meine Gedanken benebelt. "Bist du dir sicher?", hörte ich ihn an meinem Ohr. Seine Lippen berührten mein Ohrläppchen, sein Atem war heiß und auch wenn er so nah war, hörte ich ihn, als sei er kilometerweit weg. Dieses Gefühl der Lust übertönte all meine Empfindungen. Ich wusste nicht, ob ich etwas sagte, ich wusste nicht, ob ich nur nickte. Eigentlich wusste ich gar nichts. Ich bemerkte nur, wie er sich an seinem Schreibtisch zu schaffen machte, mir die Zeit quälend lang vorkam und dann bemerkte ich nur, wie er mich ausfüllte. Es tat weh, wir keuchten beide und dennoch, war es unvergesslich. Der Schmerz schwand nicht, aber ich beklagte mich nicht. Das einzige, woran ich dachte, war, dass ich es ihm genauso schön machen wollte, wie ich es empfand. 

Ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich bereit dafür gewesen war. Er war es und niemand anderes. Ich liebte ihn mit jeder Faser meines Körpers und das war wohl die beste Nacht, die ich je hatte. Ich gab ihm alles, was ich hatte und ich dachte, das genau dies es war, was Liebe ausmachte. Man brachte Opfer und gab alles, was man hatte. Aber das Schöne war, dass man das alles zurückbekam. Dieses Geben und Nehmen auf diese Art, war das Schönste, was ich je erlebt hatte.

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Wow, das war das erste Mal, dass ich sowas jemals geschrieben habe, Ich weiß nicht, ob mir das Ganze jetzt peinlich ist oder nicht,haha. Naja, ich danke euch fürs lesen. =)

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