Kapitel 9 - Zahltag,Bieber

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Kapitel 9 - Zahltag,Bieber

Faith's POV: Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, in der ich mir zusammen mit meiner Klinge die Seele aus dem Leib geweint hatte. Als ich jedenfalls aus dem Fenster schaute, war es dunkel. Nachdem mir die Klinge Trost gespendet hatte, fühlte ich mich schmutzig. Ich wusste, dass es falsch war und ich wusste, dass ich damit aufhören musste. Langsam wischte ich die Klinge mit einem Desinfektionsmittel sauber und starrte darauf.Wütend schmiss ich die Klinge zurück in meinen erste Hilfekasten, schloss den Koffer und schaute auf meinen Arm, von dem das Blut tropfte. Ohne, dass mich jemand sah, huschte ich ins Badezimmer, wusch mir das Blut ab und legte mich schlafen. Aber ich konnte nicht schlafen. Die ganze Zeit über hatte ich angst, Tracy würde den Raum betreten. Wie sollte ich mich ihr gegenüber verhalten? Meine Gedanken kreisten aber nicht nur darum. Ich zerbrach mir auch den Kopf über Justin. Wieso tat er das für mich? Und wieso verschwand er immer sofort wieder? Seufzend mummelte ich mich in mein Bett, schloss die Augen und ließ die Nacht über mich ergehen. Der Morgen brach früher auf als ich es erwartet hätte. Es war Samstag und ich hatte keine Schule. Unruhig wälzte ich mich im Bett hin-und her. Mein Wecker zeigte gerade mal 9 Uhr. "Auch wach?", eine arrogante Stimme umhüllte den Raum und ich zuckte zusammen. Zwanghaft schloss ich die Augen, aber Tracy riss mir die Decke vom Körper und beugte sich über mich. " Wie bist du gestern da rausgekommen?", sie zeigte demonstrativ auf ihren Schrank. Gehemmt drehte ich mich in ihre Richtung. Sie war schon perfekt gestylet. Hatte sie hier geschlafen? Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sie das Zimmer betreten hatte. " Naja, soll mir doch egal sein. Aber ich warne dich.", sie rückte näher: " Ein Sterbenswörtchen zu den Lehrern, dass ich hier nicht penne und du bist tot. Das gestern war nur der Anfang, Victim." Sie verengte ihre Augen zu schlitzen und warf mir wieder die Decke zu. " Heute ist Samstag.",trällerte sie so, als ob nie etwas gewesen wäre: " Da dürfen wir rausgehen." Sie schien sich zu freuen: " Wir sehen uns.", sie schloss die Türe und ließ mich mit ihrer Drohnung zurück. Ich kämpfte mit den Tränen,versuchte mir nicht anmerken zu lassen,wie sehr mich ihre Worte verletzten. Ich hätte niemals umziehen sollen. Hier war es viel schlimmer. Abermals schloss ich die Augen und träumte von einem Ort, wo meine Hoffnung endlich mal siegen würde und ich nicht immer ein elendes Victim sein würde. Alles was ich mir hier erhofft hatte, wurde wie eine Seifenblase zerstört.

Justin's POV: Ich verbrachte den Tag damit, in meinem Zimmer zu gammeln und mit meinem besten Freund Ryan zu telefonieren. " Und bei dir? Ist alles gut?", interessiert klang er wirklich, jedoch kannte ich ihn zu gut, um zu wissen, dass er lieber über sich reden wollte. "Ja, hier ist wie immer alles geil. Meine Freunde hier und ich ziehen so viel scheiße ab.",log ich und schämte mich irgendwie dafür. Die ganzen drei Jahre belog ich sie alle. Meine Freunde, meine Mutter, alle. "Wir haben dich auf unserer Schule immer noch nicht vergessen, Justin.",grinste er: " Ich freue mich so auf die Herbstferien, wenn du uns dann wieder besuchen kommst.",lächelte er. Gott, wie sehr ich meine alte Schule vermisste. Waren es wirklich schon drei Jahre in denen ich weg war? "Bro, ich muss jetzt aufhören. ich wollte noch in die Stadt, es ist Samstag. Meine Kumpels und ich wollten feiern gehen.", ich spitzte die Lippen und wünschte mir so sehr, dass das stimmen würde. "Weiber aufreißen?", er lachte am anderen Ende der Leitung. "Nein.",zerknirscht starrte ich auf meine Hände. "Irgendwann musst du von Kira loskommen.", seine Worte waren vorsichtig und mit Bedacht gewählt. Wütend stand ich auf: " Nein muss ich nicht, verdammt.",schrie ich und schmiss mein Handy gegen die Wand. Ich sah zu, wie es in seine Einzelteile zersprang und verließ mein Zimmer. Fuchsteufelswild verließ ich das Internat und joggte die Straße an der Autobahn entlang,die in der Nähe meines Internates war. Sport befreite meinen Körper,ließ mich wieder klarer denken und machte mich glücklich. Ich hasste es meine Freunde anzulügen, aber ich war der,der auf dieses Internat wollte und ich mochte ihnen nicht ihr Leben mit meinen Sorgen schwerer machen. Ryan brauchte nicht über Kira reden, er wusste nicht was vorgefallen war. Völlig aus der Puste kam ich am Internat an und lehnte mich gegen einen Baum. Mittlerweile war es schon dunkel geworden. Es war sicherlich schon zwischen 16 und 17 Uhr. Meine Wut über die Lügen und über Kira waren fast vergessen und ich fühlte mich einfach nur gut. Eine lange Weile starrte ich auf das Tor, welches heute offen stand und schaute dabei zu, wie Schüler ein- und aus maschierten. "Schau mal da,wen wir hier haben.",Cody grinste falsch in meine Richtung,als er mit Tracy im Arm und ein paar anderen Jungs auf das Tor zulief und das Internat betrat. Seufzend schaute ich weg und tat so,als hätte ich die Clique nicht gesehen. Gott,wie ich sie hasste. " Zahltag,Bieber.", spuckte Cody und trat auf mich zu. Natürlich hätte ich weglaufen können,jedoch hätte das nichts gebracht. Ich wäre nur feige rübergekommen. " Weißt du was wir mit Menschen machen,die sich in unsere Angelegenheiten einmischen?",quietschte Tracy und versteckte sich hinter Cody. Immer musste sie ihre beschissene Klappe aufreißen, obwohl sie die erste war,die heulend vor Angst weglief,wenn ihr Cody sie nicht beschützen würde. "Schmerzen.",antwortete Cody für sie und schlug mir ins Gesicht. Erschrocken taumelte ich nach Hinten. Ich würde mich nicht verteidigen,das würde es nur schlimmer machen. "Zieht ihn hinter die Ecke.", kommandierte Cody seine Jungs und ich kassierte einen weiteren Schlag in den Bauch,sodass ich auf den Boden fiel. Die beiden Freunde packten mich an den Armen und zogen mich in eine Ecke, wo uns keiner sehen konnte. "Du wirst noch sehen, was du davon hast,Bieber.",schrie Cody und ich wurde gegen die Mauer geschleidert. Sie stellten sich alle um mich rum und traten auf mich ein. Stumm nahm ich die Schmerzen in Kauf. "Du keiner Batard.",beleidigte mich einer. "Geh sterben.", schrie Tracy und wagte ebenfalls einen Schlag. Mein Kopf schmerzte und ich versuchte mich in die Ecke zu verkrümmeln. Sie schlugen eine lange Zeit auf mich ein und irgendwann sah ich nur noch,wie Cody etwas silbernes,glitzerndes aus der Jacke zog. Ich schloss die Augen und hoffte einfach nur,dass es schnell vorbei sein würde...

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