Kapitel 46❤

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Ruby

Ich zog mir meine Jacke richtig an und knallte die Tür hinter mir zu. Ich glaubte es war richtig ihr jetzt mal die Stirn zu bieten. Sie hatte es verdient. Ich hätte es schon vor ein paar Jahren machen sollen, aber ich hatte mich nie getraut. Ich hatte früher alles in mich reingefressen, aber jetzt war es anders und ich wollte nicht mehr so behandelt werden. Ich wollte mich endlich wehren.

Ich sah auf den Boden, vergrub die Hände in den Jackentaschen und entdeckte eine rote Rose unter der sich ein Päckchen befand. Der kalte Novemberwind heulte mir um die Ohren. Zögernd hob ich beides auf, roch erst an der Rose ehe ich mir den kleinen Zettel daran durchlas.

Ach komm schon. Hör auf an der Rose zu riechen, mach endlich das Päckchen auf und komm zu mir. Du fehlst mir nämlich.

Ich musste schmunzeln. Ich fehlte ihm also. Das gefiel mir und ganz ehrlich ich wollte so schnell wie möglich zu ihm, denn er fehlte mir auch ein wenig. Ich öffnete das kleine Päckchen, welches unter der Rose gelegen hatte und hielt ein neues Handy in den Händen, wo auch wieder ein Zettel dran war. Harry hatte es aber auch mit Zetteln.

Na endlich. Ich habe ja dein altes geschrottet und somit ersetze ich es dir. Das bin ich dir schuldig.

Dieser Idiot. Ich hatte ihm doch gesagt, dass ich nicht wollte, das er mir ein neues kaufte. Das Handy war schon fertig eingerichtet und eingeschaltet. All meine alten Nummern waren auch drauf. Harry, war ja schon toll. Ich ging auf den Chat mit ihm.

Ruby: Du Idiot ich habe doch gesagt, dass du mir kein neues kaufen sollst.❤

Harry: Ich wollte aber. Kannst du jetzt zu mir kommen. Bitte Honey.❤:*

Ruby: Bin unterwegs.<3

Ich schwang mich auf mein Fahrrad, welches ich aus der Garage geholt hatte und folgte den Rosen, die ich natürlich auf sammelte und in meinem Fahrradkorb legte. Er hatte sich mehr mühe gegeben, als ich erwartet hatte.

Die Strecke dich ich fuhr, war die, welche ich immer zu meinem Lieblingsort fahren musste.

Ruby: Ich glaube, ich weiß wo du bist. O.o:*

Harry: Ach ja? Dann beeil dich und komm zu mir.;)

R: Hast du nichts besseres auf Lager, irgendwie kommt es mir vor, als hätte ich diesen Satz schon zehn mal gelesen.:*

H: Ich liebe es, wenn du mir Herzchen oder Kuss Smileys schickst.:D

R: Oh man... O.o sag mir das doch früher:D

H: Honey, konzentrier dich besser aufs Fahrrad fahren, anstatt auf dein Handy zu starren.:)

R: Mach ich ja Daddy. Bis gleich:*

H: Daddy O.o Tu das nie wieder.

R: Gut Hazza^-^

H: Du bist echt nicht witzig:(

Darauf ließ ich es dann erstmal beruhen. Ich hatte keinen Bock, dass er nachher richtig heftig sauer auf mich war, obwohl ... Okay ich ließ es besser. Ich steckte mein Handy weg und radelte so schnell es ging den Rosen nach. An jeder einzelnen war ein kleiner Zettel dran. Ich wollte diesen Weg so schnell wie möglich hinter mich bringen, weshalb ich die Texte nur kurz überflog.

Langsam kam ich an meinem Lieblingsort an. Er war abgelegen. Keine Autos, keine Fabriken. Einfach nur Natur. Gras, Tiere, Bäume, halt alles was man in freier Wildbahn so fand. Zum Glück fand ich Harry hier relativ schnell. Er trug wie immer schwarze skinny Jeans, seine üblichen Schuhe und ein schwarzes T-Shirt, von dem man aber nicht so viel sah, da er eine Jacke an hatte.

"Endlich.", seufzte ich, stellte mein Fahrrad ab und ging auf ihn zu.

Harry lächelte mich breit an. "Da bist du ja. Ich habe schon gedacht, du wärst verloren gegangen."

"In der Umgebung, in der ich mich am besten auskenne? Niemals." Harry nahm meine Hand, brachte mich zu zwei Decken, die auf dem Boden lagen, und einer großen Tasche. Rosenblätter lagen auf dem Boden und ich hätte niemals damit gerechnet, dass Harry so kitschig sein könnte.

"Ich verstehe langsam warum du diesen Ort magst.", sagte Harry, während er sich neben mich niederließ. "Hier ist es so schön ruhig. Keine Paparazie. Einfach nur Natur. Und keiner stört uns."

"Ja. Normalerweise bin ich alleine hier." Ich ließ mich auf den Rücken fallen und starrte in den Himmel, der gefährlich grau aussah, mal schauen wie viel Zeit wir hatten, bis es anfing zu regnen, was ich eigentlich nicht hoffen wollte. Harry hatte sich so viel mühe gegeben und es wäre echt schade, wenn das alles umsonst gewesen wäre, nur weil das Wetter nicht so wollte.

"Tja. Jetzt musst du dir den Ort mit mir teilen." Harry legte sich neben mich, starrte aber nicht wie ich in den Himmel sondern musterte ich.

"Du bist nicht schlimm. Wenn du schlimm wärst, wäre ich nicht hier." Ich sah ihn an und legte meine Hände unter den Kopf.

"Woher hast du eigentlich diese Narbe am Kopf und deiner Nase? Sie fallen nicht sonderlich auf, aber wenn ich dich so betrachte, also vom nahen. Wenn du das nicht erzählen willst, ist es auch okay. Ich meine du musst das ja nicht tun."

"Na ja, also die am Kopf, das ist eine bescheuerte Geschichte.", ich musste leicht Lachen, "Als kleines Kind habe ich im Kindergarten Fahrradfahren gelernt und wollte es mittags meinen Eltern zeigen. Die haben mich dann halt auf das Fahrrad gesetzt. Ich stand mit beiden Füßen auf dem Boden. Sie meinten sie müssten noch einen Helm holen. In der Zeit habe ich aus einem unergründlichem Grund das Gleichgewicht verloren und bin mit dem Kopf gegen eine Ecke vom Haus im Garten geknallt. Ich hatte eine Platzwunde am Kopf und diese wurde mit einem Stich genäht. Ich weiß, das ist bescheuert, aber ich war da halt noch klein. Außerdem weiß ich echt nicht, wie das genau passieren konnte."

Harry lachte leicht, stützte sich mit seinem Ellbogen auf und spielte mit einer Strähne meiner Haare rum. "Tja, ist wohl etwas schief gelaufen. Und deine Nase?"

"Die Geschichte ist schlimmer. Ich habe mich echt zu Tode erschrocken. Also wir hatten vor Naomi einen anderen Hund. Den Dackel meiner Patentante. Er war von Anfang an nicht gut auf Kinder zu sprechen, was natürlich doof ist, wenn er in eine Familie mit zwei Kindern kommen soll. Nach den Herbstferien in der sechsten Klasse, da bin ich eines Abends zu ihm gegangen und wollte ihm gute Nacht sagen, da hat er mir einfach in die Nase gebissen. Ich habe mich total erschrocken und bin zurück geschreckt. Ich habe nur dieses Blut an meinen Händen und auf dem Boden gesehen. Ich dachte, Mum und Dad wären sauer auf mich. Also bin ich hoch gerannt als meine Schwester zu mir kam hat sie ganz laut angefangen zu schreien. Das ganze Waschbecken war voll Blut. Mum und Dad sind dann halt mit mir in zwei verschiedene Krankenhäuser gefahren. Um vier Uhr Nachts wurde ich Notoperiert. Mein Nasenflügel war durch und hing einen Zentimeter daneben. Die Narbe ist halt da geblieben.", erzählte ich ihm die zweite Geschichte.

"Hat das nicht wehgetan? Also der Biss? Ich meine, dass muss doch total wehtun."

"Ich stand so unter Schock, dass ich gar keinen Schmerz gespürt habe. Gar keinen. Ist komisch, ich weiß." Ich gruselte mich jetzt immer noch vor dem was damals passiert war.

"Erzählst du das jedem?" Harry sah mich erwartungsvoll an.

"Meine Eltern schon. Ich ungern. In der Schule hatte sich das ganze rumgesprochen. Na ja eigentlich nicht. Mir ist das ganze irgendwie unangenehm zu erzählen, aber du bist was anderes als all die Menschen zuvor." Wir starrten uns gegenseitig in die Augen. "Hast du denn auch was zu erzählen?"

"Nein. Eigentlich nicht."

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Dreams come true 1DWo Geschichten leben. Entdecke jetzt