Harry
Ich sah in den Spiegel und betrachtete die großen dunklen Ringe unter meinen Augen. Wenn ich wüsste, wie man Schminke benutzte, würde ich jetzt zu Sonja gehen, mir schminken klauen und diese scheiß Augenringe weg machen. Wer wusste was passierte. Ich wollte nicht, dass sie mich so sieht wenn sie aufwachte. Aber na ja. Ich zog mich um, stopfte den Pulli aus dem Bett in die Tasche und ging mit ihr runter. Ich glaubte, dass all die anderen noch schliefen, also nahm ich meinen Autoschlüssel und fuhr alleine los. Relativ schnell kam ich im Krankenhaus an. Die meisten Leute sahen mich komisch an und einige flüsterten mit anderen, wobei ich Bruchteile mitbekam. "Was tuschelt ihr so?", fauchte ich sie an und wenn Blicke töten könnten, dann wäre n die alle da jetzt tot.
"Erklär uns doch einfach, was du mit dieser Tasche hier machst." Ein ungefähr sechzehn Jahre altes Mädchen trat in den Vordergrund und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Okay, ganz Knapp. Nialls Freundin und beste Freundin, hatten einen Autounfall und ich bringe ihnen Sachen, weil ich auch mit denen befreundet bin und jetzt hört auf so zu glupschen und lass mich in Ruhe." Ich würde ihnen ja am liebsten ins Gesicht brüllen, dass ich zu meiner Freundin wollte, aber das konnte ich leider nicht.
Mit der Tasche verschwand ich in Rubys Zimmer. Sie lag genauso wie gestern da, aber ihr Gesicht sah um einiges blasser aus. Ihren Lieblingspulli legte ich zu ihr ins Bett. Ich setzte mich auf einen Stuhl, den ich ganz nah zur Bettkante zog. "Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht, wenn du aufwachst könntest du sie gebrauchen. Niall, Gemma, Hannah und meine Mum komme sicher nachher auch noch. Ich bin ohne sie gefahren. Ich-" Plötzlich ging die Tür auf und eine Krankenschwester kam rein. Sie sah mich verwundert an. "Fragen sie erst gar nicht. Wie geht's ihr?"
"Schlechter als gestern.", gab sie zu und sah traurig auf den Boden.
"Aber es hatte sich doch gebessert." Ich sah sie mit großen Augen an und spürte, wie meine Augen schon leicht wässrig wurden. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Warum ausgerechnet Ruby?
"Ja, aber wenn sie nicht langsam mal aufwacht, haben wir ein großes Problem. Ihr Immunsystem ist ziemlich schwach und es wird erst stärker, wenn sie wach ist. Alle Wunden und Brüche sind verheilt. Ich weiß nicht, warum sie noch nicht wach ist. Das ist mir wirklich ein großes Rätsel." Sie kritzelte irgendwas auf ihr Klemmbrett und sah mich traurig an.
"Können sie denn nicht irgendwas machen?", flehte ich sie an, doch sie schüttelte den Kopf.
"Mir sind die Hände gebunden. Es tut mir leid Mr. Styles." Sie wollte gerade den Raumverlassen, als ich sie noch etwas fragte.
"Und wie geht es Maike? Das andere Mädchen von dem Unfall? Wie geht es ihr?"
"Langsam tauchen Anzeichen der Besserung auf. Sie hat es wesentlich stärker erwischt. Bei ihr wird es noch lange dauern. Das kann ich ihnen sagen. Sogar sehr lange." Sie schlug das vordere Blatt des Klemmbrettes um und las sich etwas kurz durch.
"Wie lange denn höchstens?", hakte ich nach.
"Zwei Jahre. Es ist unterschiedlich und kommt darauf an, was die Heilung sagt. Sie hat auch noch einige Operationen vor sich. Ich lasse sie dann mal wieder alleine." Die Krankenschwester oder Ärztin, ich wusste es nicht genau, legte die Hand auf die Klinke und sah mich ein letztes Mal an.
"Danke.", murmelte ich. Sie nickte freundlich und verließ das Zimmer.
"Weißt du eigentlich schon, dass Maike gar keinen Magen-Darm Infekt hatte. Sicherlich nicht, von wem denn auch. Sie war schwanger. Als Hannah mich angerufen hatte, habe ich wie immer wenn deine Nummer auf meinem Handydisplay erscheint Honey gesagt. Das war vielleicht peinlich. Ich hatte zuerst gedacht, dass du mein Auto geschrottet hast, dann habe ich gedacht, dass du das Haus abgefackelt hast und danach dachte ich, du seist schwanger. Aber das war nicht der Fall. Ich habe deine Schwester nicht ausreden lassen und als sie mir dann gesagt hatte, was los war, habe ich mein Handy fallen lassen und bin in Tränen ausgebrochen. Zum Glück siehst du mich jetzt nicht. Ich habe verdammte Augenringe und heule schon wieder." Eigentlich hatte ich mir vorgenommen nicht zu weinen. Aber das ging ja wohl nach hinten los. "Ich habe das erste Mal seit langem wieder geweint. Ruby. Hör mir zu. All deine scheiß Wunden und Brüche sind verheilt und wenn du nicht langsam aufwachst, kann ich nie wieder in deine wunderschönen blauen Augen sehen. Ich kann nicht mehr dieses glänzen in deinen Augen sehen, wenn du dich freust und deine weichen Lippen auf meinen spüren. Ich kann dich nie wieder singen hören. Und generell werde ich dann deine zierliche Stimme nie wieder hören. Ich brauche dich verdammt nochmal. Versteh doch, dass ich ohne dich nicht mehr kann. Du bist alles was ich habe und ich will dich nicht verlieren. Du bist die Person, an der mir am meisten liegt. Bitte lass mich nicht alleine."
"Harry?" Gemma steckte ihren Kopf durch eine Spalt an der Türe und sah mich an. Ich sah bestimmt schrecklich aus.
"Ja?", fragte ich und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen.
"Komm mit. Du hast sicher noch nicht gegessen. Niall sitzt auch in der Cafeteria. Ich will nicht, dass du mir nachher noch umkippst." Sie schenkte mir ein warmes Lächeln, was das alles aber leider nicht besser machte.
"Ich komme gleich.", sagte ich. Gemma verschwand wieder und ich sah wieder auf das Bett.
"Bitte wach auf. Verdammt." Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. "Bitte." Ich stand auf und schob den Stuhl zurück an seinen Platz. Eigentlich wollte ich nicht gehen, aber Gemma hatte Recht, ich sollte mit was essen gehen. Langsam schlenderte ich zu der Tür und warf noch einen letzten Blick nach hinten, ehe ich mich wieder an die Tür wendete und mit meiner Hand die Klinke runter drückte.
Ich leistete Gemma und Niall Gesellschaft. Niall war immer noch total traurig. Er stocherte mit seiner Gabel im Essen rum, aß aber nichts. Gemma sah uns mitleidig an. "Jungs, alles wird gut. Von beiden bessert sich der Zustand."
"Nein. Er hat sich heute wieder verschlechtert." Ich sah meine Schwester an, die leicht geschockt wirkte.
"Seit wann bist du Arzt?" Gemma formte ihre Augen zu Schlitzen und sah mich misstrauisch an.
"Gemma, dass hat die Schwester oder so gesagt.", protestierte ich und sah sie drohend an. Ich war doch nicht taub.
"Nein.", meinte Gemma und schüttelte den Kopf.
"Doch Gemma. Es wird wieder schlimmer." Ich warf meine Gabel auf den Teller, sprang auf und rannte weg. Ich wusste nicht, was ich schlimmer fand, dass sie mir nicht glaubte, was ich gehört hatte, oder dass sie es eben ins Lächerliche gezogen hatte.
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Dreams come true 1D
FanfictionRuby. Unbeliebt und ruhig. So kann man ihr früheres ich beschreiben. Doch eines Tages hatte sie alle ihre Ängste beiseite gestellt und angefangen ihren Traum zu Leben. Als sie dachte es geht doch nicht, bekam sie eine Email, die ihr komplettes Leben...