Kapitel 54

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Alayne's POV

Tag 17.

May hat in letzter Zeit starke Kopfschmerzen bekommen und Matt übergibt sich, wie Rick und ich denken, vom Essen.

Ich hoffe, es ist kein Virus.

Wir haben beschlossen einfach Suppe mit Reis zu essen und trinken nun etwas mehr Wasser, um fit zu bleiben.
Zu meinem Erstaunen hat der Nachrichtensprecher davon erzählt, dass sich die Lage beruhigt hat, sodass wir vielleicht bald schon rauskönnen.

Jeden Tag bete ich mindestens drei mal zu Gott, dass es Jey und seiner Familie gut geht. Unabhängig davon, wie durcheinander meine Gefühle auch sein mögen, weiß ich eins: Das Jey etwas besonderes für mich ist. Anders kann ich meine Handlungen auch nicht erklären. Wie sonst könnte ich es zulassen, dass er mich küsst? Das ich zu ihm einziehe? Das ich ihn im Regen gesucht habe? Das ich mich seinem Vater beweisen wollte? Wir kannten uns nicht lange, als wir zusammen kamen und dennoch scheine ich es nicht wirklich zu bereuen. So viel steht fest.

"Alayne. Können wir kurz sprechen?" Fragt mich überraschenderweise Rick, May's Freund.

"Klar." Ich war gerade am Ausspülen der Teller.

Da zieht er mich schon ins Bad, wo wir ungestört zu zweit sprechen können.

"Ich komme direkt zum Punkt. Ich glaube, es ist nicht gut, wenn wir hier weiter bleiben. Es gibt hier keine passenden Medikamente, die ihnen helfen könnten. Wir müssen zum Versteck meines Vaters. Matt's Eltern sind dort ebenfalls. Seine Mutter ist Ärztin."

"Und wann möchtest du los? Ich meine es wird noch einige Tage dauern bis..."

"Heute noch." Er unterbricht mich gezielt und meine Augen weiten sich. Er will heute schon los?

"Die Lage hat sich beruhigt. Das sollten wir ausnutzen. Ich habe einen Schlüssel zu dem Ort und oben wartet ein hoffentlich noch funktionstüchtiges Auto. Es ist nicht sehr weit. 10 Minuten, wenn nicht weniger. Es herrscht ja bestimmt kein Verkehr."

Ich habe ein mulmiges Gefühl dabei, was er sicher bemerkt. Ich schaue kurz in den Spiegel hinter Rick und suche irgendwie eine Antwort darauf.

Sollen wir oder sollen wir nicht?

"Bist du dir wirklich sicher dabei?" Frage ich ein letztes mal, da klopft schon ein hysterischer Matt an der Tür und übergibt sich nach dem Öffnen der Tür sofort über der Toilette.

Das war doch sicher ein Zeichen.

"Ok, wir gehen in 30 Minuten los." Gebe ich Rick schließlich zu wissen und wir fangen an uns fertig zu machen.

Die Zeit vergeht sehr schnell, da brechen wir schon los. Ein letztes Mal schauen wir zurück und gehen die Treppen hoch. Hinter der Tür befindet sich endlich das Freie.

Das Tageslicht ist sehr hell und ungewohnt doch wir wagen es nicht weitere Sekunden mit Herumstehen zu verschwenden und laufen zum Auto. Da Rick, der einzige ist, der klar fahren kann, sitzen wir drei hinten. Ich habe die Aufgabe auf die beiden kranken Personen aufzupassen, weshalb ich in der Mitte sitze.

Ab und zu blicke ich raus und bin überrascht, dass, zumindest diese Gegend, keinen Schaden abbekommen hat. Ich habe mir das alles viel schlimmer vorgestellt. Vielleicht sieht es woanders aber schlimmer aus. An manchen Ecken erblicke ich sogar Menschen, die sich über irgendwas unterhalten müssen. Die Geschäfte tragen auch keine Schäden davon. Vielleicht habe ich wirklich zu viele apokalyptische Filme gesehen.

Da kommen wir schon an und laufen im schnellen Schritt zu einem Haus und dann die Treppen runter. Unten öffnen wir eine Tür und landen sofort im Raum von Matt und Rick's Eltern.

"Ricky!" Der Vater umarmt seinen Sohn. Seine Art hier scheint ganz anders von der seriösen und ernsten Person zu sein, die ich damals kennenlernen durfte.

"Matt!" Auch hier drücken beide Elternteile Matt zu sich.

"Schön, dass es euch gut geht." Und dabei schaut Matt's Vater, der Juwelier, auch May und mich an.

"Ganz so gut geht es zweien von uns nicht. May hat seit vorgestern ziemliche Kopfschmerzen und Matt muss sich fast drei mal am Tag übergeben. Wir wissen nicht genau weshalb, aber es könnte eine Verbindung zueinander haben." Erklärt Rick und sofort zieht Matt's Mutter, die ja Ärztin ist, beide zu sich.

"Rick, sie ist doch nicht von dir schwanger?" Spricht sie raus und Rick's Vater fängt an zu husten.

"Nein!" Ruft er schnell dazwischen und schaut zu seinem Vater rüber.

"Was soll das jetzt heißen? Bin ich dann auch schwanger oder was?" Sagt Matt murmelnd und schaut zu seiner Mutter.

"Es gibt immer Ausnahmen." Muss ich einfach dazu kommentieren, worauf alle lachen müssen und ich böse Blicke von Matt ernten darf.

"Ja, ja. Dann werde ich mal schauen, was ich machen kann." Meint die Mutter grinsend und der Rest setzt sich auf die Sofa's hin, die sich in dem Raum befinden.

"Ist sie auch hier?" Fragt Rick plötzlich seinen Vater.

"Ja, sie kocht gerade Auflauf." Sagt der Vater brummend und schaut kurz zu mir rüber.

Auflauf? Mir läuft schon das Wasser aus dem Mund. Seit Wochen hatten wir kein "richtiges" Essen. Wäre Jey da, könnte er sicher was draus zaubern. Selbst ein Gummistiefel wäre erträglich, wenn er der Koch ist. Seine Kochkünste sind überdimensional fantastisch.

Ihm geht es gut, Alayne.

"Entschuldigung, wenn ich mich jetzt einmische, aber hier gibt es keine Möglichkeit jemanden anzurufen oder eine Nachricht zu schreiben?" Frage ich hoffnungsvoll.

"Tut uns Leid, aber wir arbeiten noch daran eine aufzubauen. Es sei denn, der Staat unternimmt etwas. Das wäre das einfachste." Antwortet Matt's Vater.

"Ich habe beiden ein Medikament gegeben. Das sollte gehen." Ruft nun Matt's Mutter rein.

May und Matt werden aber trotzdem in einen anderen Raum gebracht, in dem sie sich etwas ausruhen können.
Das ist wahrscheinlich auch das Beste, was sie jetzt machen können.

"Rick." Flüstere ich ihn sein Ohr, während die anderen anfangen sich über Politiker aufzuregen.

"Ja?"

"Weißt du, wo May's Mutter ist?"

"Keine Sorge, sie ist in einem der öffentlichen Bunker. Wir haben auch sie rechtzeitig warnen können, da May zu diesem Zeitpunkt mit mir unterwegs war. Sie war einer der ersten, die dort hingelaufen ist und somit sollte alles gut sein."

"Das freut mich zu hören."

Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber schon am Anfang Gedanken gemacht, aber ich habe mich nie getraut zu fragen.
May's Mutter ist ihr Leben. Sie liebt ihre Mutter mehr als alles andere auf der Welt und das weiß jeder. Rick sicher auch.
Na ja, jeder liebt May's Ma. Sie ist so eine freundliche und bezaubernde Frau. Man kann ihr nie böse sein. Als May's Vater sie betrogen hat, nahm meine beste Freundin es zur Pflicht ihre Ma zu beschützen. Ich weiß, dass May's größte Angst es ist, ihre Mutter weinend wiederzufinden. So wie damals, als er sie und May im Stich gelassen hat.

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Was für eine Scheiße. Da herrschen Temperaturen von über 26 Grad und mein Hausmeister vergisst dem ganzen Haus Bescheid zu geben, das die Bauarbeiten in der anderen Straße zur Folge haben, dass wir kein warmes Wasser haben. -.- Für drei Tage!!
Ich muss Wasser kochen, um dieses dann in eine Schüssel zu machen und mich zu waschen. Ich fühle mich wie bei einer Show namens Willkommen im Mittelalter bitxh.

Puh, das musste jetzt raus. *aufregen*

Royal BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt