Kapitel 54

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Die letzten Vorbereitungen in der Halle liefen und alle Arbeiter liefen wild hin und her, um alles noch ein letztes mal zu checken. Das Orcherster probte gerade seine Songs und checkte den Sound.

Meine Tante hatte großes Glück, dass sie eine Halle in so einer kurzen Zeit finden konnte. İch schätzte sie für ca. 600 Leute, was ganz in Ordnung war. Man konnte ja nie wissen, wieviele Familien wirklich kamen und mit wievielen Personen.

Normalerweise waren die Hochzeiten hier mit locker 900 Personen, so wie ich sie kannte. Aber wie gesagt, wir wollten ja nichts Großes. Naja, 600 Leute waren gerade auch nicht ohne aber türkische Hochzeiten waren nunmal so.

Kurz kam mir der Gedanke, ob sich die Leute nicht wunderten, warum es im Februar eine Hochzeit gab. In unserer Gegend hier waren sie entweder ab April oder nach den Sommerferien.

Mein Vater und mein Onkel liefen Tisch für Tisch durch und schauten, ob etwas fehlte. Ich stand mit Elif und Tuğçe an der Seite. Selim und Mete, der gerade eben gekommen war, waren in der Küche, weil sie Hunger hatten.

Typisch Jungs, dachten nur ans Essen.

Auf der Einladung wurde die Uhrzeit auf 17 Uhr festgelegt, weshalb die meisten gleich kommen sollten. Da wir nunmal Teil der Hochzeit waren, mussten wir am Eingang stehen.

Dazu zählten jeweils die Eltern von Hilal und Burak. Man konnte zwischen ihnen die Anspannung förmlich spüren. Jedenfalls merkte ich es, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich von allem Bescheid wusste.

Ich denke nicht, dass andere etwas merken würden. Die meisten Frauen kamen sowieso nur zur Hochzeit um über andere zu lästern. Das kannten wir ja alle, oder nicht?

Eigentlich wollte ich nicht am Eingang stehen und jeden begrüßen. Ich wusste nicht wieso, aber ich fühlte mich dabei unwohl. Zudem kam auch noch, dass ich sowieso schüchtern gegenüber fremden Personen war.

Das erinnerte mich an die Zeit mit Emir am Anfang, als ich ihn kennengelernt hatte. Ich hatte nicht mal ein vernünftiges Wort mit ihm reden können, vor lauter Stottern. Unwillkürlich musste ich lächeln, riss mich aber zusammen, damit keiner etwas sah.

Gott, da fiel es mir wieder ein, dass auch er jeden Moment kommen könnte. Ich war verdammt nervös, das musste ich zugeben. Zumal meine Eltern nichts davon wussten, dass er kommen würde.

Dafür konnte ich aber nichts, denn meine Tante hatte schließlich Kaders Familie eingeladen und Emir war - wie er mir erzählt hatte - schon ein Teil der Familie, angesichts seiner Vergangenheit.

"Willst du das Rosenwasser oder die Bonbons?", riss mich Cemre aus meinen Gedanken. Sie war Hilals Cousine, jedoch väterlicher Seite. Ich war also nicht mit ihr verwandt, sie war aber ganz nett und ich hatte sie zuvor ein paar Male gesehen.

"Gib mir lieber das Rosenwasser", meinte ich lächelnd und nahm die kleine Flasche.

So waren die Traditionen, dass die Familie am Eingang stand, jeden der kam begrüßte und man Rosenwasser und Bonbons anbietete.

Wir stellen uns alle an den Eingang und zum hundertsen Mal fragte ich mich, wieso verdammt nicht einfach meine Mutter oder Ayşe an meiner Stelle waren.

Na gut, Ayşe war erst 13 Jahre, aber sie war immerhin die Schwester von der Braut. Andererseits musste ich mal wieder bedenken, dass jeder es checken würde, wenn ich mich anders verhielt.

Unsere Bekannten wussten schließlich alle, wie eng ich mit Hilal war...gewesen bin. Falls ihr denkt, ich übertreibe, ich tue es nicht. Jeder hier achtete auf alles!

İch stand mit Cemre und meiner Tante auf der einen Seite und Buraks Eltern und Hilals Vater auf der anderen Seite der großen Eingangstür.

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