Sein Blick haftete auf mir, während ich mit zittrigen Händen dastand, und das Gefühl hatte, jeden Moment umzufallen. Ich wollte ihn fragen, wieso er mein Armband hatte. Ich wollte ihn fragen, woher er das Recht hat, es zu behalten. Müsste ich diesem unbekannten Mann jetzt nicht einiges vorwerfen? So schüchtern wie ich bin, brachte ich kein Wort heraus und starrte auf meine Hände. Und dann kam meine Tante, meine Rettung.
"So ich habe es gebracht. Ah, sie sind ja aufgewacht", sagte meine Tante und wandte sich dem Mann zu. "Wie fühlen sie sich? Haben sie Schmerzen? Wenn ja wo?", fragte meine Tante und der Mann nickte schwach. Seine Augen.
"Kopfschmerzen", antwortete er schwach und seine Stimme sorgte für Gänsehaut bei mir. "Okay dann werde ich Ihnen Medikamente bringen und-"
Weiter konnte sie nicht reden denn sie wurde durch eine Krankenschwester unterbrochen. "Frau Yıldız sie müssen sofort kommen, für eine Not-OP im obersten Stock", sagte sie und meine Tante nickte nur.
"Aleyna saubere die Wunden langsam und dann bringst du die Kopfschmerztabletten. Du weißt ja wie das alles geht. Und vergiss nicht, seinen Blutdruck zu messen. Du schaffst das", sprach sie hastig und lief raus. Nein. Nein. Nein. Ich wollte nicht alleine mit ihm bleiben, ich bringe ja nicht mal ein Wort heraus. Ich lief näher zu seinem Bett und nahm die Watten und Verpackungen zum Säubern seiner Wunden und setzte mich auf einen Stuhl neben seinem Bett.
Das Armband legte ich erstmal auf den Tisch zurück. Ich war nervös, sehr sogar. Ich riss die Verpackung auf und legte sie bereit hin. Dann tupfte ich mit der Watte an seiner Wunde, die an seinem Arm war. Er zuckte bei meiner Berührung zusammen und hatte wohl sehr Schmerzen.
Die ganze 'Behandlung' über spürte ich seine Blicke auf mir. Wunde für Wunde machte ich alles sauber und machte entweder einen Verband oder Pflaster drauf. Dann fiel mir eine Platzwunde über seiner Augenbraue auf. Die müsste ich auch noch säubern. Ich stand auf und beugte mich etwas über ihn. In diesem Moment dachte ich wirklich, dass ich gleich umfalle. Mein Herz schlug so laut, dass er es sicher hörte. Immernoch schaute er mich an und kurz schaute ich ihm in die Augen und wendete meinen Blick ab.
"I-ich bringe ihn-en die Kopfschmerztabletten", sagte ich schnell und rannte förmlich raus. Ich lief in den Raum wo die Medikamente aufbewahrt wurden, nahm mir das, was ich brauchte und lief zurück. Ein -und Ausatmen! Nicht nervös werden, redete ich mir auf dem Weg zu. Leichter gesagt als getan. Ich lief ins Zimmer rein, stellte die Tabletten ab und goss ihm Wasser ein.
Dann nahm ich eine Tablette raus und reichte es ihm mit einem Glas. Er schaute mich nur an und versuchte mit Mühe, sich aufzurichten. Irgendwann hatte er es geschafft und nahm erst die Tablette und dann das Glas aus meiner Hand und schluckte sie. Als seine Finger meine berührten, war es so, als ob ich einen Stromschlag bekommen hatte.
"Können Sie mein Bett hochstellen?", fragte er und ich nickte hastig, ohne ihn anzuschauen. Ich lief auf die andere Seite, nahm die Fernbedienung und stellte es hoch. Dann fiel mir ein, dass ich noch seinen Blutdruck messen musste. Also nahm ich das Gerät in die Hand und lief wieder auf die andere Seite.
"Wel-welche Hand ist bes-ser für Sie?", fragte ich und er zeigte auf seine rechte. Ich nickte nur und streifte es ihm langsam rüber. Es war gar nicht einfach, denn er hatte überall Wunden. "Bewegen Si-ie ihren Arm nicht", sagte ich und er nickte nur. Kann er mal aufhören, mich anzuschauen? Ich miss seinen Blutdruck und musste seine Werte in die Akte eintragen. Ich nahm seine Akte in die Hand und trug die Werte ein. Mein Blick fiel auf sein Name.
Emir Çetin, geboren am: 25.07.1991
Emir hieß er also und er war 23 Jahre alt. Ich legte die Akte weg und wusste nicht, was ich tun sollte.
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Für immer und ewig.
Teen FictionAleyna hat es nicht leicht in ihrem Leben. Gerade als sie denkt, dass sie mit einem Neuanfang ihr Leben genießen kann, wird sie von Tag zu Tag immer mehr in ihre schreckliche Vergangenheit zurückgeschleudert. Personen werden sich gegen sie stellen...