Kapitel 64

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Leere.

Nichts als Leere fühlte ich in mir.

Es war, als ob Emir seit ein paar Tagen komplett aus meinem Leben rausgezogen wurde.

Als ob ich ihn nie wirklich kennengelernt hätte.

Als ob ich nie mit ihm zusammen war.

Es war eine frustrierende Situation. Auf der einen Seite war ich wütend auf mich, dass ich an dem Tag mich nicht so entschuldigt hatte, wie vorgehabt.

Auf der anderen Seite galt meine Wut eher auf ihn. Darauf, dass er wohl nicht über meine Worte nachgedacht hatte - sonst hätte er sich ja gemeldet.

Oh man, ich wartete jeden Tag immer noch auf einen Anruf oder eine Nachricht von ihm. So sehr hatte ich mich daran gewöhnt, so sehr war das in meinem Alltag eingebettet.

Aber eins vergaß ich eben zwischendurch immer - nämlich, dass wir keine Beziehung mehr hatten.

Ich versuchte es den anderen nicht zu zeigen. Zumindest wusste meine Familie nichts davon. Es mag komisch klingen, aber ich traute mich nicht, sowas zu offenbaren.

Sie hatten sowieso von Anfang an daran geglaubt, dass es nicht lange halten würde. Und diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht geben. Ich wollte nicht, dass sie dachten, ich sei nicht in der Lage, eine Beziehung führen zu können.

Vor meinen Eltern verhielt ich mich also normal. Diese hatten jedoch zurzeit sowieso weitaus wichtigere Sorgen, weshalb sie auch nichts ahnen könnten.

Eren ging es nämlich die letzte Woche sehr schlecht. Er beklagte sich über Arm- und Rückenschmerzen, was uns jedoch sehr spät auffiel, da er es uns nicht erklären konnte.

Meine Mutter hatte es eigentlich durch einen Zufall beim Arzt herausgefunden. Da Erens Knochen empfindlicher waren, als die von uns, musste auch sofort ein Röntgen durchgeführt werden.

Mit dem Röntgen auch zahlreiche Untersuchungen, die wir aber immer in einem anderen Krankenhaus in einer weiter entfernten Stadt durchführten.

Meine Eltern wollten eben schon immer die besten Ärzte für ihn - sonst waren sie nie beruhigt, dass es Eren gut ging. Und wie schon erwähnt, war das größte Problem eben, dass Eren uns seine Schmerzen nie richtig mitteilen konnte.

Die letzten Tage verbrachte ich also noch mehr Zeit mit ihm als vorher. Ich lenkte ihn ab, brachte ihn nach draußen, ging mit ihm laufen - damit seine Füße ständig in Bewegung blieben - und war mit ihm essen.

Wenn Eren während einer kurzen Zeit öfters ins Krankenhaus musste, merkte er leider schnell, dass etwas nicht stimmte und bekam demnach auch immer Angst.

Und deswegen wollen wir ihm während dieser Zeit bei Seite stehen. Denn wir wussten zur Zeit noch nicht, was für Ergebnisse rauskommen würden.

Und das beunruhigte jeden im Haus.

Zurück zu Emir;

Elif und Tuğçe wussten von der Trennung Bescheid. Ich hatte es ihnen zwei Tage später berichtet, da sie mich nach einem Treffen gefragt hatten - mit Emir.

Ich konnte nicht anders und erzählte einfach, dass wir uns getrennt hatten. Die Reaktionen waren dermaßen geschockt und wütend, dass ich es selber niemals gedacht hätte.

Sie überhäuften mich mit Fragen, was passiert war und wollten alles wissen. Ich sagte aber nichts. Ich wollte nicht, besser gesagt.

Aber jetzt, nachdem eine längere Zeit vergangen war, merkte ich, wie ich mit jemandem darüber reden musste. Deshalb wartete ich seit fast einer halben Stunde auf die beiden.

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