Kapitel 3

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"I'm that flight that you get on, international. First class seat on my lap girl, riding comfortable..."

"Semih, halt die Klappe!", schreie ich, um ihn zum Schweigen zu bringen. Doch mein so geliebter Zwilling singt nur noch lauter um mich zu provozieren. Jetzt kommt er auch noch in mein Zimmer. In seiner Hand sein Kamm, dass er als Mikrofon benutzt und oberkörperfrei. Ich verdrehe die Augen. So läuft er oft zuhause rum und es stört mich aus welchem Grund auch immer, tierisch.

Hab ich es verdient, so aufgeweckt zu werden? Nein, definitiv nicht.

"Jetzt sei mal keine Spaßbremse ey", sagt er und bricht meine Gedanken ab. "Geh und zieh dir was an. Sind Mama und so schon wach?", frage ich ihn.

"Jap. Sind in der Küche", antwortet er, ehe sein Blick auf meinem Nachttisch haftet.

"Was glotzt du so dahin?", frage ich Ihn. Da ist nichts anderes als eine Wasserflasche und mein Handy.

"Ach nichts, war in Gedanken nur...", bevor er seinen Satz zu Ende bringt, springt er auf mein Bett um auf die andere Seite zu gelangen, nimmt die Flasche und spritzt mich voll. Er lacht laut los, während ich wütend und pitschnass vor ihm stehe.

"Semih! Verschwinde sofort!", schreie ich ihn an und er verlässt lachend mein Zimmer.

Nach dem Frühstück sitzen wir alle im Garten und genießen das schöne Wetter. Semih ist nicht da, er war im Fitness. Dort hat er sich vor ein paar Monaten angemeldet, weil er der Meinung war, dass es nötig ist. Bei diesem Gedanken muss ich erneut meine Augen verdrehen.

Jungs.

"Am Wochenende müssen wir nach Heilbronn und Semihs Wohnung putzen", unterbricht  meine Mutter meine Gedanken. Achja, stimmt. Semih wird in etwa einer Woche nach Heilbronn ziehen müssen, um dort sein Studium zu absolvieren. Er wird uns zwar jedes Wochenende besuchen, aber trotzdem ist es schade, dass er 'ausziehen' wird.

Klar sind meine Eltern traurig, weil er gehen wird. Aber wir wissen genauso alle davon Bescheid, wie sehr er International Business studieren will. Und die nächst gelegene Hochschule die diesen Studiengang anbietet, war eben in Heilbronn.

Den Rest des Tages verbringen wir zusammen draußen. Semih kommt später auch und zusammen spielen wir alle 'Okey'. Das ist ein türkisches Spiel, was man bis zu viert spielen kann. Eren beziehen wir immer mal wieder mit in das Spiel.

Du kannst mich ja mal besuchen kommen, Schwesterherz", unterbricht Semih die Stille.

"Pah. Nein, lieber nicht. Ich genieße meine Zeit ohne dich", antworte ich ihm und grinse ihn übertrieben an. "Weißt was dann halt nicht. Ich habe eh keine Zeit für dich, weil ich mich dann um meine Chicks kümmern muss", sagt er und zwinkert mir zu. Gerade will ich etwas sagen, als ich ein gespieltes Husten von der Seite wahrnehme. 

Mein Vater. Er meint wohl das mit Semih. "Öhm ich meinte mein Studium, Baba!", verteidigt sich Semih schnell. Sofort muss ich anfangen zu lachen.

"Ist ja gut. Man kann nicht mal mehr einen Witz machen. Gördünmü Eren. Herkes nefret ediyor benden (Siehst du, Eren. Alle hassen mich)", sagt Semih und tut einen auf traurig.

"Oh nein. Mein Herz schmerzt bei diesem Anblick, Bruder.....nicht!"

Ich muss laut loslachen, als ich Semihs Gesichtsaudruck sehe. Okay, ich bin geliefert. Langsam steht er auf und kommt auf mich zu. Ehe ich es realisieren kann, liegt er schon auf mir, mit seinem ganzen Gewicht.

"Semih. Hemen kalk. Oh mein Gott du Fettsack steh sofort auf. Ahh Anne, Baba macht was! (Steh sofort auf)", rufe ich. Meine Eltern lachen nur und sogar Eren grinst über beide Ohren.

*

"Weißt du Schwesterchen, ich freue mich, dass ich weggehe. Ja klar ich werde euch alle vermissen aber es wird mal etwas neues", sagt Semih und lächelt mir zu. Es war ca. 23 Uhr, stockdunkel und wir beide sitzen auf der Hollywoodschaukel im Garten.

"Ja, ich weiß wie du es meinst. Ich hoffe du bereust es nicht, dass du das machst. Du packst das schon. Lass dich ja nicht ablenken!", füge ich noch hinzu und grinse ihn mit einem Du weißt schon was ich mein Blick an. Semih und die Mädchen. Er hat bis jetzt noch keine einzige Beziehung gehabt und das, obwohl er mit vielen Mädchen Kontakt hatte. Anfangs glaube ich ihm das nie, aber mit der Zeit hab ich es dann gemerkt. Er macht immer Witze, wie viele Mädchen ihn lieben und ähnliches und obwohl er Witze macht, weiß ich ja, dass es stimmt.

Mit seinen schwarzen Haaren und braunen Augen sieht er ziemlich hübsch aus. Noch dazu hatte er einfach den besten Charakter, den ein Junge nur haben kann. Aber er wollte sich voll und ganz auf sein Studium konzentrieren. Naja. Jetzt denkt er noch so aber er ist erst 19, es hat ja noch seine Zeit.

"Keine Angst, Aleyna. Erstmal Studium, dann schauen wir weiter", sagt er und gibt mir einen Kuss auf den Kopf.

*

"Das ist es!", schreit mir Tuğçe beinahe in mein Ohr rein. "Tuğçe, was schreist du so, ich stehe direkt neben dir!", gebe ich zurück.

"Aleyna probier es an, es würde dir perfekt stehen", bekomme ich nur als Antwort. Ich hebe eine Augenbraue hoch und betrachte das Kleid. "Jetzt schau nicht so. Git dene. (Geh, probier es an)", drängt mich meine Freundin und schubst mich in die Kabine.

"Bist du fertig?", höre ich Hilal fragen. Sie und Tuğçe warten vor meiner Kabine. Elif - keine Ahnung, wo sie war. Ich betrachte mich im Spiegel. Das Kleid hat eine hellrosane, fast beige Farbe. Es ist lang und hat nur einen Träger, die mit einer Blume geschmückt ist. Eigentlich ein ganz schönes Kleid, aber ich will erstmal die Meinung von den Mädels hören, bevor ich es kaufen wollte.

"Du siehst klasse aus. C'est très bien. Çok güzel. Very beautiful", sagt Hilal und starrt zu mir rüber. "Jetzt übertreibt mal nicht. Ist nur ein Kleid", werfe ich ein und die Mädels verdrehen nur ihre Augen. "Aleyna, du kannst das nächste Woche auf der Hochzeit anziehen. Hast doch eh gemeint, dass du noch ein Kleid brauchst. ", spricht Elif verträumt.

Da alle das Kleid schön finden und es mir wenn es nach deren Meinung geht, super steht, kaufe ich es.

Am Abend helfe ich meiner Mutter beim Essen und decke dann den Tisch. Dann gehe ich zu Eren. "Ablacım hadi, yemek hazır (das Essen ist fertig, komm)", spreche ich ihn an und gebe ihm einen Kuss. Ich hefe ihm beim Aufstehen und setze ihn an den Tisch. Dann kommen auch schon meine Eltern und Semih und zusammen essen wir. Wir sprechen noch darüber, dass wir am Wochenende zu Semihs Wohnung fahren würden.

Ich bin gespannt auf sein neues Zuhause, da ich es noch nicht gesehen habe. Wenn es nach Semih geht, ist seine Wohnung 'so geil' aber trotzdem bin ich gespannt darauf. "Ich packe jetzt schon mal paar Sachen, damit ich nächste Woche nicht alles machen muss", sagt Semih und meine Eltern bejahten.

Gerade sitze ich in Semihs Zimmer und sehe ihm zu, wie er irgendwelche Sachen in einen hässlichen, braunen Karton einwirft. Irgendwie realisiere ich erst jetzt, was abgeht. Mein Bruder, der noch nie von mir getrennt war, wird ausziehen. Es wird still im Haus sein. Niemand der mich ärgert oder niemand mit dem ich Späße machen kann.

Aber ich hatte noch Eren und ich werde so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Er wird Semih auch sehr vermissen. Wir alle werden das. Ich gehe auf Semih zu und umarme ihn einfach. Erst ist er verwirrt, doch dann spüre ich seine Arme an meinem Rücken. "Du meldest dich jeden Tag!", sage ich zu Semih und es klingt wie eine Mutter. "Da wird mich aber jemand vermissen", sagt er und kneift in meine Wangen.

Dann wird er wieder ernst. "Natürlich werde ich das. Und du, du wirst auf dich aufpassen, ok? Wenn irgendetwas passiert, rufst du mich immer sofort an! Egal wie weit ich weg bin, ich werde sofort kommen", spricht Semih, und gibt mir einen langen Kuss auf die Stirn. "Du kannst ja auch mal nett sein", gebe ich als Antwort und er grinse't frech. "Nett, gutaussehend, charmant, lustig, kann gut singen-" "Stopp!!", unterbreche ich ihn. Er ist mal wieder arrogant geworden.

Semih lacht nur und widmet sich wieder seinen Sachen. Ich musst grinsen und somit verlasse ich sein Zimmer.


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