Kapitel 45

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Ich konnte sowas nicht tun. Niemals. Gerade als ich dachte, dass sich alles zum Guten wendet, passierte wieder etwas. Wieso tat mein Vater so etwas? Fünf Minuten davor war es für ihn in Ordnung, dann hört er nur einen Namen und schon ändert er seine Meinung.

Emir war nicht wie seine Familie. Er war anders. Ganz anders. Ich wusste zwar nicht, was mit seiner Familie war, aber es musste etwas schlimmes sein und Emir hatte verdammt nochmal nichts damit zutun.

Ich lief langsam wieder in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Ich würde nie im Leben die Worte vergessen können, die Semih über mich und Eren gesagt hatte.

Nie.

So wie ich ihn kannte, bereut er nach spätestens einer Stunde alles und bittet mich dann um Verzeihung. Der sollte erst mal nach Hause kommen, dann sieht er, wer ihm hier verzeiht.

"Kızım." Ich drehte meinen Kopf zur Tür und sah meine Mutter dort stehen. Traurig blickte sie mich an und kam auf mein Bett zu. "Ich habe mitgekriegt, was dein Vater gesagt hat."

"Anne, bitte rede du wenigstens mit ihm. Bitte, ich will keinen Kontakt mit Emir abbrechen", sagte ich und legte meinen Kopf auf ihren Schoß. Meine Mutter strich über meine Haare und seufzte.

"Ach, was kann ich denn noch sagen, wenn dein Vater seine Entscheidung getroffen hat, hm? Es muss einen wichtigen Grund geben, yoksa demezdi öyle (Sonst hätte er es nicht gesagt)", sagte sie.

"Er ist dir wichtig, oder?", fragte sie weiter und ich nickte. Früher wäre mir sowas sicher peinlich, mit meiner Mutter darüber zu reden, auch jetzt fühle ich mich manchmal unsicher, aber mit wem konnte man schon besser darüber reden, als mit der eigenen Mutter?

"Anne, Emir vertraut mir, ich vertraue ihm, er redet mit mir, hört mir zu und war in der kurzen Zeit, als ich ihn kennenlernte, immer für mich da. Verstehst du? Gerade wo alles gut läuft, kann ich es nicht kaputt machen", sagte ich traurig.

Da fiel mir ein, vielleicht hatte mein Vater schon mal mit ihr darüber geredet oder etwas erwähnt? Sofort setzte ich mich auf und schaute zu meiner Mutter. "Anne? Hat mein Vater nie etwas gesagt, hm? Vielleicht hat er ja-" "Nein, Kızım. Sonst hätte ich es dir ja gesagt", sagte sie.

"Anne, ben ne yapacam? (Was mache ich jetzt)?", fragte ich sie. "Das, was dein Vater dir gesagt hat", antwortete sie, aber ich wusste, dass sie das nicht sagen wollte.

"Aleyna, ich verstehe es, du willst es nicht machen. Aber enttäusche deinen Vater nicht. Wenn er schon sowas von dir verlangt, dann wird das einen bestimmten Grund haben. Du kennst deinen Vater. Ohne jemanden zu kennen, urteilt er nicht", sagte sie und strich über meine Haare.

"Ja, ich weiß", nuschelte ich und legte meinen Kopf wieder auf ihren Schoß. "Ich rede trotzdem mal mit ihm. Lass ihn jetzt aber mit dem Thema in Ruhe, sonst wird er nur noch mehr sauer", sagte sie. Ich nickte nur abwesend.

"Aleyna, du würdest mir alles erzählen, oder kızım?", fragte sie auf einmal. Erneut nickte ich und war gespannt auf das, was folgen würde. "Wenn Emir dein Freund ist, und du mir das verschweigst, dann-" "Anne, nein! Er ist mir wichtig, ja, aber er ist nicht mein Freund", sagte ich schnell.

Wieso dachten Mütter immer einen Schritt voraus?

Ich nahm ein leichtes Lachen von meiner Mutter war und musste selbst lächeln. "Neyse, ich geh wieder zu Eren. Er hat gerade eben Angst bekommen, yalnız bırakmayım (Ich sollte ihn nicht alleine lassen)", sagte sie und entfernte sich langsam von mir.

"Okay", nuschelte ich und sie verließ mein Zimmer. Seufzend legte ich mich ins Bett und schloss meine Augen.

*

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