"Ich bin gerne bei dir, dafür musst du dich nicht bedanken", sagte er sanft und lächelte mich an. "Bitte überlege dir noch einmal alles, okay? Du kannst deine Meinung jeder Zeit ändern, dass weißt du", sagte er.
"Ja, ich weiß", sagte ich leise. Andere würden an meiner Stelle ohne zu überlegen sofort eine Anzeige erstatten, aber irgendwas in mir kann und will es nicht. Ob es die Tatsache ist, dass Hilal meine jahrelange beste Freundin, Schwester und Cousine auf einmal war, wusste ich nicht.
Und je länger ich mir Gedanken darüber machte, umso mehr zweifelte ich an meiner Entscheidung. Zwischen Okan und Hilal waren nunmal gewisse Unterschiede und ich durfte beide auf keinen Fall gleichhalten. Und Lisa gab es ja auch noch...
"Ich kann wirklich nicht verstehen, wie gutmütig ein Mensch sein kann. Und so...rein herzig", sagte Emir. Über seinen Satz musste ich lächeln. "Ich empfinde es nur nicht als richtig", gab ich zu.
"Und naiv bist du auch noch", sagte er. "Komischerweise empfindet es aber jeder richtig, außer du", meinte er und ich seufzte. "Dieses naiv sein kann ich nicht als Kompliment annehmen", sagte ich gespielt beleidigt und Emir lachte.
"Okay, dazu sage ich jetzt nichts mehr", meinte er. "Hast du Schmerzen?", fragte Emir nach einer kurzen Stille. "Ja, an meinem Gesicht noch, aber ist normal", sagte ich.
"Ich wünschte, ich könnte was machen, aber ist halt nicht in meiner Hand", sagte er. Er hatte schön so vieles für mich getan, bewusst oder unbewusst. Was wollte er denn noch machen?
Ich lächelte ihn nur an und er erwiderte es. "Bleibst du den ganzen Tag alleine oder kommen deine Eltern wieder?" "Meine Eltern nicht, aber Elif und Tuğçe", antwortete ich.
Emir nickte und stand auf. "Dann sollte ich lieber gehen", sagte er. Ehrlich gesagt wollte ich nicht, dass er ging aber heute war er schon lange hier und ich war mir sicher, er hatte noch etwas anderes zutun, als seinen Samstag im Krankenhaus zu verbringen.
Nachdem Emir ging, dauerte meine Einsamkeit nicht wirklich lange, da kurze Zeit später Elif und Tuğçe mit überaus besorgten Gesichtern ins Zimmer platzten und mich stürmisch umarmten.
"Canım benim, wir haben uns solche Sorgen gemacht", sagte Elif und drückte mich fest an sich. Ich erwiderte ihre Umarmung und war froh, dass sie hier waren, da ich meine Freunde vermisst hatte.
"Aleynam", nuschelte Tuğçe an meiner Schulter und beendete ihren Satz nicht, da ihre Augen sich füllten und die erste Träne ihre Wange runterlief. "Wieso weinst du? Bitte, Tuğçe. Mir geht es gut, wirklich", sagte ich und drückte sie fest.
"Wie konnten wir nie etwas merken? Es ist alles quasi vor unseren Augen passiert und wir merken nichts. Ich glaubs nicht, wieso hast du uns nie etwas erzählt? Wir sind deine Freunde, Aleyna. Du hättest es uns erzählen sollen", sagte Elif traurig.
"Es tut mir Leid. Ich wusste doch selber nie, was ich tun soll. Glaubt ihr nicht, dass ich es euch sonst gesagt hätte? Aber ich hatte Angst, versteht ihr? Furchtbare Angst. Okan hat mir immer mit jeder Sache gedroht und ich weiß, zu was er fähig war. Und als dann Hilal auch noch kam..."
"Hilal", zischte Tuğçe. "So eine verlogene Schlange. Wenn sie mir noch einmal unter die Augen tretet, garantiere ich für nichts. Und wir sollten ihr noch Verständnis zeigen? Für ihre Sünde, für ihre Schwangerschaft? Ein Scheiß!", rief sie wütend und hielt sich am Kopf fest.
"Ganz ehrlich, was hat sie davon, hm? Was?", fragte Elif leise. Ich zuckte mit meinen Schultern. "Und was passiert jetzt? Ist sie bei der Polizei?", fragte Tuğçe.
"Sie wird gesucht. Keine Ahnung, was sie treibt", antwortete ich ruhig und lehnte mich nach hinten. Ich fühlte mich erschöpft, lag wohl an den Medikamenten, die ich seit gestern bekam. "Was?! Sie ist abgehauen?", fragte sie fassungslos und ich nickte. "Sieht so aus."
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Für immer und ewig.
Teen FictionAleyna hat es nicht leicht in ihrem Leben. Gerade als sie denkt, dass sie mit einem Neuanfang ihr Leben genießen kann, wird sie von Tag zu Tag immer mehr in ihre schreckliche Vergangenheit zurückgeschleudert. Personen werden sich gegen sie stellen...