Kapitel 36

2.3K 66 28
                                    

Mit schnellem Herzklopfen entfernte ich mich vom Fenster und ging einige Schritte zurück. Nein, Allahım, bitte lass das nicht wahr werden. Bitte. Bitte. Bitte.

Ich streckte meinen Kopf etwas in die Höhe und schaute auf die Straße. Er stand immer noch in derselben Position da. "Semih", schrie ich.

"Semih", schrie ich wieder und rannte in sein Zimmer. Ich öffnete die Tür und lief an sein Bett. "Semih kalk (Steh auf)", sagte ich weinend und rüttelte an ihm.

Verschlafen öffnete er seine Augen. "Was los?", fragte er mit geschlossenen Augen. "Semih, draußen ist jemand und schaut die ganze Zeit her. I-ich hab ihn schonmal an unserem Haus gesehen", sagte ich brüchig und Semih stand schnell auf.

Ich zog ihn am Arm mit ins Wohnzimmer und stellte mich vor das Fenster. "Wo ist er?", fragte Semih. Ich blickte aus dem Fenster und konnte es nicht glauben. Er war weg. Einfach weg.

"A-aber ich..also e-er" "Aleyna..das war sicher nur ein Traum. Schau, da ist weit und breit niemand auf der Straße", versuchte er, mich zu beruhigen.

Ich schüttelte meinen Kopf. Ich bin nicht schizophren. Er war dort. Er hat mich angeschaut. "Hadi yat, morgen reden wir", sagte er und ging müde in sein Zimmer zurück.

Ich fasste es nicht. Semih glaubte mir nicht. Dachte er echt, dass ich sowas träume und so schlimm darauf reagiere? Wie soll ich jetzt in Ruhe einschlafen?

Er weiß, dass ich in Heilbronn bin. Er muss mir auf der Hinfahrt schon gefolgt sein. Ich bekam eine Gänsehaut. Seit wann ist er hinter mir her? Er weiß, wo ich wohne und bestimmt weiß er auch persönliche Sachen über mich und wo meine Uni ist.

Verdammt, wer ist das? Konnte es was mit Lisa und Okan zutun haben? Oder Hilal? Wohl eher kaum. Wenn einer von denen mir etwas antun möchte oder einen Plan hat, setzen sie den alleine durch. Das habe ich ja jetzt wohl oft genug erlebt.

Ich legte mich auf meine Couch und bemerkte mein noch immer schnell schlagendes Herz. Ich musste mich irgendwie beruhigen. Aber wie? Soll ich zur Ablenkung mit jemanden telefonieren?

Vielleicht Emir? Nein, er schläft sicher schon. Aber ich hatte einen unglaublichen Drang, ihn anzurufen. Nervös nahm ich mein Handy in die Hand und ging auf sein WhatsApp-Profil. Er war zuletzt vor einer Stunde drinnen.

Vielleicht ist er ja doch noch wach? Probier' es, einfach, Aleyna! Ich klickte auf seine Nummer und schon klingelte es.

"Ja?", hörte ich seine verschlafene Stimme am Hörer. "Ehm hey", piepste ich. Meine Mut war weg und ich schämte mich gerade, ihn um die Uhrzeit angerufen zu haben.

"Aleyna? Du..Ist was passiert?", fragte er jetzt mit einer deutlicheren Stimme. Sollte ich es ihm sagen? Nein. Oder doch? Er wird mich auch für paranoid halten.

"Ich ehh..konnte nicht schlafen und habe ein schlechtes Gefühl in mir", sagte ich der Wahrheit halb entsprechend. "Ich hätte dich so spät nicht anrufen sollen, tut mir Leid", entschuldigte ich mich.

"Nein, ich finde es wirklich gut von dir, dass du mich angerufen hast, aber..sicher, dass nichts passiert ist? Also bei dir ist alles in Ordnung?", fragte er mich.

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Ja..sicher", antwortete ich und hörte ihn aufatmen. "Hm und was könnte ich jetzt machen, damit ich hilfreich werden könnte?", fragte Emir mit einer belustigten Stimme.

"Bleib einfach dran", nuschelte ich und kuschelte mich in mein Kissen. Ich hörte sein Gähnen und ein Rascheln am Hörer.

"Wenn etwas ist, schreist du einfach", sagte er lachend. "Achja..ich hoffe, du schnarchst nicht", lachte er wieder. "Emir!" "Okay, ich bin still", sagte er belustigt und ich musste breit grinsen.

Für immer und ewig.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt