Kapitel 35

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Fragend schaute mich Semih an, während ich nervös mit meinen Fingern spielte. Wie soll ich anfangen? "Canım, was ist los?", fragte mich Semih besorgt.

"I-ich wollte mit dir über etwas reden", sagte ich leise. "Okay, dann los", sagte Semih leicht lächelnd.

Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief ein und aus. Vielleicht übertrieb ich gerade, aber seine kommende Reaktion machte mir jetzt schon Angst.

"Ich habe seit zwei Monaten mit einem Jungen Kontakt und habe mich gestern mit ihm getroffen", sagte ich schnell. "Aber er ist nicht wie die anderen Jungs. Also, er ist ganz nett und wir sind nur befreundet. Richtig kennengelernt habe ich ihn im Krankenhaus, als ich für eine Woche dort war", fuhr ich fort.

"Erzähl weiter", sagte Semih mit einer monotonen Stimme. "E-er heißt Emir und ist 23 Jahre alt. Er arbeitet bei einer Autoreperaturwerkstatt und-" Ich hielt inne. Was wusste ich denn mehr über Emir? Genau! Nichts.

"Ich habe es nur Mama gesagt, weil ich es nicht jedem erzählen wollte. Und ich wollte sie nicht anlügen. Dich genauso wenig, aber Sait hat uns gestern gesehen und ich hatte Angst, dass er es dir vor mir erzählt. Ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich mich einfach so mit Jungs treffe und es vor dir geheim halte. Es war das erste Mal und er war sehr verständnisvoll, als ich ihm vor ein paar Wochen abgesagt hatte", plapperte ich los.

"Bist du sauer? Es war scheisse von mir, dass ich es dir nicht früher erzählt habe, aber ich fand es noch zu früh", sagte ich leise.

Semih stand auf und lief in seinem Zimmer herum. "Bak Aleyna, ich bin mehr als glücklich darüber, dass du mir das erzählt hast, und dass du es mir anvertraust, aber lieber hätte ich es vor dem Treffen erfahren. Mal abgesehen davon habe ich darauf gewartet, dass du es mir sagst, weil ich es schon seit gestern weiß", sagte Semih.

Ich fühlte mich wirklich schuldig gegenüber meinem Bruder. Sait hatte es ihm also doch gesagt. Sauer war ich nicht, denn es war meine Schuld. "Ich will nicht, dass du dich einfach so mit einem Jungen triffst. Ich muss erstmal rumfragen, wer das ist und was für einer er ist. Du weißt doch, wie die Männer heutzutage sind", murmelte Semih am Ende.

Ich senkte meinen Kopf. An seiner Tonlage erkannte ich, dass er nicht ganz zufrieden damit war, dass ich mit Emir Kontakt hatte. Emir war anders als die Anderen. Da war ich mir sehr sicher.

"Okay Semih", sagte ich nur und stand auf. Was habe ich auch für eine große Reaktion erwartet? Semih lächelte leicht und kam auf mich zu. "Ich vertraue dir! Ich vertraue aber den Jungs nicht, okay? Ich weiß doch, wie du bist und ich will nicht, dass du verletzt wirst. Deshalb muss ich erst wissen, wer dieser Emir ist", sagte Semih und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich lächelte ihn an und umarmte ihn. "Danke Semih", sagte ich und löste mich dann von ihm. "Hadi geh pennen", sagte dieser nur und ich lachte. "Gute Nacht", sagte ich und verließ sein Zimmer.

In meinem Zimmer legte ich mich gleich in mein Bett und schlief mit einem guten Gefühl ein.

*

"Can you feel the love? Can you feel the love? This is love, this is love, this is love.."

"Semih!", schrie ich meinen Bruder an. Dieser lachte nur und sang laut weiter. Ich brummte und zog mir die Decke über meinen Kopf. Auf einmal spürte ich etwas schweres auf mir. Semih!

"Geh runter, du Fettsack", sagte ich und er lachte nur. "Hier ist es aber so gemütlich", sagte er. "Man kann ja nicht mal in Ruhe schlafen", murmelte ich und versuchte aufzustehen, wodurch Semih auf den Boden fiel.

Ich lachte ihn laut aus und er kniff seine Augen zusammen. "Das kriegst du zurück", versprach er und ich nickte nur lachend. "Jaja."

*

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