Kapitel 30

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"Ich hasse dich!", schrie Hilal und schlug mich nach jedem einzelnen Wort ins Gesicht oder Bauch. Schreien tat ich schon lange nicht mehr. Mit halb offenen Augen lag ich auf dem Boden und wartete, bis alle drei genug von ihrer Gewalt hatten.

Ich war sowohl körperlich als auch seelisch am Ende. Einer nach dem Anderen schlugen sie mich. Mal mit ihren Fäusten, dann wieder mit ihren Füßen. "Dieses Mal wird dich kein Semih aus dieser Sache herausbringen. Hast du wirklich gedacht, dass ich es so leicht vergesse?", fragte Lisa und tritt in mein Bauch.

"Ahh", zischte ich und krümmte mich. Die Tränen liefen nacheinander meine Wangen herunter und ich war wirklich am Ende. Verdammt, ich verdiene das hier nicht! Ich habe ihnen nichts getan!

"Ich glaube, du weißt jetzt, dass mit uns nicht zum Spaßen ist!", sagte Okan und zog an meinen Haaren. Ich nickte hastig und er ließ meine Haare los, so dass mein Kopf wieder auf den Boden prallte.

"Genau so wollte ich dich schon immer sehen", sagte Hilal und grinste. Unglaubwürdig schaute ich sie an. Wie konnte ich ihre wirkliche Art all die Jahre nicht bemerken? War ich so blind? Jeder hatte es gemerkt, nur ich nicht?

"Aleyna!", hörte ich eine Stimme von Weitem. Moment..war das Emir? "Aleyna, nerdesin? (Wo bist du?)", hörte ich ihn schreien. Ja, er war es. Es war Emirs Stimme. Wieder liefen mir Tränen runter, aber dieses Mal vor Freude.

"Scheisse! Ist das Emir? Du Schlampe! Wann hast du ihm Bescheid gegeben?", zischte Okan und packte mich am Arm fest. "Okan hadi. Dafür ist jetzt keine Zeit. Wenn Emir uns erwischt..", sagte Lisa und zog an seiner Jacke.

Okan drehte sich zu ihr um und schaute mich nochmal wütend an. "Ein Wort zu Emir und du bist tot", sagte er und ließ meinen Arm los. "Die Schläge heute reichen glaube ich fürs Erste", sagte Hilal grinsend. Noch ein letzter Tritt ins Gesicht und alle drei liefen mit Schnellen Schritten weg.

"Aleyna!", hörte ich ihn rufen. Seine Stimme hörte man jetzt deutlich lauter. Doch ich hatte weder die Kraft, etwas zu antworten, noch konnte ich aufstehen. Meine Augen waren halb geschlossen und ich sah alles verschwommen. Mit Mühe ließ ich meine Augen offen.

Ich zitterte. Es war sehr kalt geworden und ich hatte keine Jacke an. Ich wusste, dass ich überall blaue Flecken bekommen würde. Was sage ich meinen Eltern?

Ich hörte Schritte und in wenigen Sekunden laute Atemzüge. "Allahım...Aleyna", hörte ich Emir sagen. Er kniete sich neben mich und strich mir die Haarsträhnen aus meinem Gesicht. Meine Lippen zitterten und ich fing wieder an, zu weinen.

"Gel..Yavaş..(Komm..langsam..)", sagte Emir und legte eine Hand an meinen Nacken. Er setzte mich langsam auf und ich biss mir auf die Lippe, um nicht gleich vor Schmerzen loszuschreien. Emirs besorgter Blick durchbohrte mich und ich konnte es nicht glauben, dass er wegen mir hier war.

Er wollte mich hier nicht alleine lassen und ist gekommen, um nach mir zu schauen. "Was..Wie..Wer hat dir das angetan?", fragte er außer sich und ich merkte, dass er sich anspannte. "I-ich w-weiß n-nicht", brachte ich schwer heraus.

"D-du..du hast überall Verletzungen..Welcher Mensch tut so etwas? Okay..jetzt erstmal..ich bring dich jetzt ins Krankenhaus", sagte er überfordert. Ich nickte leicht und er stütze mich, damit ich aufstehen konnte. Als ich einigermaßen auf den Beinen war, fiel ich fast wieder auf den Boden.

Meine Knie taten mir unheimlich weh und ich konnte nicht stehen. Meine Augen fielen mir langsam zu, doch ich versuchte, sie offen zu lassen. "M-mein A-auto ist a-am Tor", brachte ich heraus und Emir nickte. Langsam liefen wir zum Auto und ich gab ihm mühsam die Schlüssel.

Emir setzte mich langsam auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Ich lehnte meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen.

*

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