Kapitel 24

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Noch immer schauten wir uns an und behielten den Blickkontakt. Ich einen ängstlichen und die beiden vor mir einen ziemlich amüsierten, was mich noch ängstlicher machte. Was werden sie jetzt mit mir machen? Und wieso, verdammt wieso überhaupt? Ich habe ihnen nichts getan.

"Bi-bitte lasst mi-mich gehen", sagte ich leise und stotternd. Doch Lisa und der Junge lachten nur laut und kamen mir näher. "Siehst du Okan, sie kann ja doch reden", sagte Lisa und grinste. Okan hieß der Junge also. Total vergessen. Ist ja auch unnötig.

"Jetzt haben wir dich hier ganz alleine...Na was sollen wir mit dir machen?", fragte Okan an mich gewandt und nahm eine Haarsträhne von mir und wickelte es um seinen Finger. Ich wollte gerade schreien, als er seine andere Hand auf meinen Mund hielt und mir noch näher kam. "Du wirst jetzt deine Klappe halten und niemand, wirklich niemand wird von diesem Vorfall hier erfahren, sonst wird es nicht gut für dich enden", flüsterte er mir leise ins Ohr und ich nickte hastig.

Wieder kamen mir meine Tränen und liefen meine Wangen runter. "Heute machen wir nichts...Du wirst leiden, Aleyna. Stück für Stück. Jeden Tag ein bisschen mehr", sagte Lisa und tritt mir mit ihrem Knie in mein Magen. Ich krümmte mich vor Schmerzen und fiel auf den Boden. Ich hörte das hinterlistige Lachen der Beiden und weinte noch mehr.

Noch ein Tritt und die Schritte entfernten sich. "Vergiss ja nicht, was ich dir gesagt habe!", rief Okan und lief endgültig mit Lisa weg. Langsam versuchte ich mich aufzurichten, was mir erst nach ein paar Versuchen gelang. Auch wenn es 'nur' zwei Tritte waren, tat es höllisch weh und ich hatte furchtbare Schwierigkeiten, zu laufen. Meine Sicht wurde aufgrund meiner Tränen verschwommen und wieder einmal konnte ich es nicht glauben, was für ein Pech ich doch hatte.

Lisa würde mich nicht mehr in Ruhe lassen. Und das schlimmste..Sie ist nicht alleine. Sie hat jetzt auch noch diesen Okan bei sich. Ich kam nach einem langen Heimweg zuhause an und suchte meinen Schlüssel. Ich stellte fest, dass ich sie vergessen hatte und musste widerwillig klingeln.

Meine Mutter machte die Tür auf und lächelte mich an. Doch dieses Lächeln verschwand wieder genauso schnell, wie es gekommen war, als sie mein verheultes Gesicht und meine verkrümmte Haltung sah. "Aleyna! Ne oldu sana böyle? Hemen içeri gir (Was ist denn mit dir passiert? Komm sofort rein)", forderte sie mich auf und zog an meinem Arm.

Das war allerdings garnicht gut, denn dadurch dass sie mich reinzog, tat mein Bauch wieder weh. "Du erzählst mir jetzt sofort, was passiert ist!", sagte meine Mutter mit einer lauten Stimme. Okay Aleyna, finde eine gute Aussage!

"Ich..ich wurde von einem Fahrradfahrer angefahren", sagte ich und biss mir auf die Unterlippe. Scheisse. Ich war definitiv die schlechteste Lügnerin, die es je gab. Meine Mutter musterte mich kritisch und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ein Fahrradfahrer, ja? Und die Person lässt dich einfach mitten auf der Straße liegen? Und wie kannst du dann so Schmerzen davon haben?", fragte sie.

"Naja es war eigentlich meine Schuld, weil ich überhaupt nicht geschaut habe und er hat mir geholfen und vorgeschlagen, mich ins Krankenhaus zu fahren aber ich habe abgelehnt", sagte ich leise. "Aleyna..wenn da irgendwas anderes dahinter steckt und du es mir nicht sagst, dann-" "Nein nein, alles bestens", unterbrach ich sie und sie nickte nur.

"Hadi wasch deine Hände und dann essen wir", sagte sie und man merkte, dass sie mir meine Lüge nicht abgekauft hatte. Langsam ging ich ins Bad und zog meine Klamotten aus. Dann duschte ich mich und wickelte einen Handtuch um meinen Körper. Ich zog mir bequeme Sachen an und flechtete meine Haare.

Meine Eltern saßen schon am Esstisch und ich setzte mich auch zu ihnen. Wo war Eren? "Anne, wo ist Eren?", fragte ich sie. "Er ist bei Ayten geblieben", antwortete sie mir und ich nickte. Ayten war die Freundin meiner Mutter, die einen gleichaltrigen Sohn hatte. Und Eren verstand sich mit ihm.

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