"Ich bins.", es blieb ruhig, dann summte die Tür und ich konnte reingehen. Ich besuchte Tua mal wieder. Der Stuttgarter öffnete die Tür und griff sofort nach meinen Armen um meine neuen Tattoos zu begutachten. "Das ist cool.", er sah sich den kleinen Fotoapparat an, der in meiner Armbeuge tätowiert war. "Wolltest du nicht drei?", er sah sich das zweite Tattoo an, das einen Totenkopf mit drei Blumen zeigte und drei Tote Verwandte von mir symbolisieren sollte. "Ich hab drei.", grinste ich, was ihn abschreckte. "Bah. Ich will gar nicht wissen, wo es ist.", er schob mich rein, da wir noch in der Wohnungstür standen. "Es ist an der Schulter, wo die Narbe ist.", Tua nickte und hielt mir seine Kippenschachtel hin. "Ich hab im Urlaub so viel geraucht, ich mach erst eine Pause und bleib bei meinem schönen Cognac.", Tua grinste und holte uns Snacks. "Warum hast du so viel geraucht?", wollte Tua wissen. "10 Tage mit Nico unterwegs sein ist nicht einfach.", wenn Nico dabei war, verleitete es mich immer zum Rauchen, da er fast ununterbrochen rauchte, mit Alkohol zusammen war es noch schlimmer. "Ja, der raucht viel.", Tua sah nachdenklich auf den Boden, während ich meinen Cognac ins Glas einschenkte. "Habt ihr viele Fotos gemacht?", ich nickte lächelnd. "Ich hab meine Polaroid Kamera mitgenommen. Die Bilder kleb ich in der neuen Wohnung an die Wand.", irgendwas war mit ihm. "Sieht bestimmt cool aus.", meinte er abwesend. "Tua.", er schaute hoch. "Was is mit dir?", er winkte ab. "Was ist mit dir los!?", setzte ich nach. "Iara will mit mir reden. Ich-", er brach ab. "Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was ich tun soll.", erzählte er mir endlich. "Triff dich mit ihr.", riet ich ihm, er war super unsicher. "Du liebst sie doch. Du hast sie lange genug warten lassen.", er nickte. "Ich denk da morgen drüber nach.", meinte Tua dann und zog mich in eine Umarmung. "Ist gut.", ich umarmte ihn zurück. "Gibts noch was neues?" "Meine Jungs sind alle in andere Länder und drehen oder arbeiten, das find ich doof.", erzählte ich, grinsend sah Tua mich an. "Gehen wir raus? Bisschen spazieren?", ich nickte.
Den Cognac nahm ich mit zum Spazieren. Als wir durch den Park gingen, kamen uns zwei Polizisten entgegen. "Guten Abend", sagte ich nett. Die Beamten waren perplext, so wie Tua. "Guten Abend.", antworteten sie und gingen einfach weiter. "Was war das denn?", ich holte wieder die Flasche aus meiner Jackentasche. "In Lichtenberg bin ich immer nett.", ich nahm einen Schluck. Es war halb 6 Abends und schon fast dunkel. "Es ist halb 6, musst du die Flasche jetzt schon killen?", fragte Tua. "Nein, muss ich nicht.", sagte ich langgezogen und steckte die Flasche wieder weg. Ich zog Tua mit aus dem Park. "Wa-Wo willst du hin?", er löste meine Hand von seinem Pulli und sah sich um. Ich hatte einen Weg eingeschlagen den ich nur zu gut kannte. Als Kind war ich oft einfach in meiner Nähe herumgelaufen, Lichtenberg kannte ich sehr gut. Konzentriert auf die Umgebung, antwortete ich Tua nicht und ging einfach weiter. "Jenn!", Tua hielt mich kräftig fest, weshalb ich aus meiner Trance aufwachte. "Ja.", sagte ich leicht Kopfschüttelnd. "Wo willst du hin?", ich war in der Straße, in der mein Elternhaus stand. "Jenn?", meine Stiefschwester ging mit einem Hund spazieren. "Lass uns gehen.", sagte ich zu Tua. "Wehe du gehst weg. Komm schon.", irgendwie war ich wie fest gewachsen und konnte meine Beine nicht bewegen. "Maya.", ich schaute sie an. "Hey.", sie war nett. Trotzdem hatte sie sich zu sehr an meinen Vater gewöhnt und nannte ihn ihren Vater. "Bist du nicht mehr mit Tarek zusammen?", fiel sie mit der Tür ins Haus. "Ich will nichts mit dir zutun haben." "Was hab ich dir getan?", fragte sie, ich nahm Tuas Hand, der meine ebenfalls umschloss. "Du weißt, was mein Problem mit dir, deiner Mutter und meinem Vater ist.", sie seufzte laut. "Darum geht es immer noch?" "Ja, natürlich. Er ist mein Vater. Deine Mutter und du haben ihn mir weggenommen und versaut.", ich hätte heulen können. "Komm, Jenn.", Tua hob mich hoch, ich klammerte mich an ihn und ließ mich von ihm davon tragen. Mein Kopf war voll, alles überschlug sich. Irgendwann blieben wir stehen, ich löste mich leicht von ihm. "Wer war das?", Tua ließ mich nicht komplett los, so hing ich halb an ihm. "Meine Stiefschwester.", hauchte ich überwältigt und schob ihn sanft von mir, um mich vernünftig hinstellen zu können. "Ich wollte einfach einen schönen Abend mit dir haben, bevor wir wieder weg fahren.", seufzte ich und fuhr durch meine Haare. "Können wir noch.", er zog mich sanft hinter sich her, ich konnte den Bahnhof schon sehen. "Was hast du vor?", er grinste. "Zeig mir eure Wohnung. Wir holen Essen von dem Dönerladen und-" "Tarek und Iara sind da. Deswegen bin ich zu dir gefahren.", ich blieb stehen. "Das ist okay. Ich sollte doch eh mit Iara reden.", überrascht von seiner Antwort, leistete ich keinen Widerstand.
Mit Döner in unseren Händen klingelte Tua, es wurde einfach geöffnet. Wir liefen hoch zur offenen Wohnungstür. "Was macht ihr hier?", ich fiel Tarek um den Hals und vergrub mich kurz in seinem Pulli. "Ich hasse Maya.", er verstand und küsste meine Stirn. Tarek musterte Tua, der nickte. "Ich bin soweit.", Tarek ließ ihn durch, wir folgten ihm. Iara war überfordert mit der Situation. "Iara. Ich- Ich hatte die ganze Zeit Angst, dir zu begegnen. Das einzige was es zu sagen gibt ist, dass ich dich liebe. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe.", sie stand auf und umarmte ihn einfach. Ich war froh, dass Tua endlich seinen Arsch hoch bekommen hatte. Sie nuschelten irgendwas hin und her und lösten sich dann wieder. Die beiden standen im Flur, Tua sah sich um. "Ist 'ne schöne Wohnung.", lächelte Iara mich an. "Find ich auch, danke.", Tua musterte mich kurz besorgt, Tarek schob ihn durch die Wohnung. Iara und ich setzten uns in das Wohnzimmer. "Tua war ein Arschloch, aber er würde die scheiße nicht bei dir durchziehen.", sie nickte. "Weißt du, was er auf meine Nachricht geantwortet hatte, während er auf Tour war?", ich nickte. "Ich war dabei, er hat kein einziges Wort geschrieben, das ich ihm gesagt habe.", sie sah traurig nach unten. Tarek legte behutsam einen Arm um Iara. "Ich hab Fehler gemacht.", flüsterte sie und spielte auf KarateAndi an. "Hey, guck dir uns an. Wir haben beide ziemliche scheiße gebaut und trotzdem sitzen wir in unserer gemeinsamen Wohnung.", sagte ich, sie lächelte schwach. "Ihr müsst euch nur vernünftig aussprechen und dann wird das wieder.", wollte Tarek sie aufmuntern, Iara setzte sich wieder auf und trank aus ihrem Glas. "Hast du noch den Johnny?", ich hielt meinen Cognac hoch. "Wo ist dann der John Walker" "Den haben wir schon getrunken..", erinnerte ich mich. Mein Handy klingelte, Maya rief an. Ich drückte sie weg und machte mein Handy aus. "Wer war das?", lachte Iara. "Maya." "Wer ist Maya?" "Ihre Stiefschwester.", Iara nickte langsam, Tua kam herein und setzte sich zu mir. "Warum drückst du sie weg? Also, wenn ich fragen darf..?", ich nickte lächelnd. "Ich bin der Meinung, dass sie und ihre Mutter meinen Vater zerstört und mir weggenommen haben.", dem einen Schluck aus der Flasche folgte ein zweiter und dritter, danach nahm Tarek mit die Flasche ab. Die ganze scheiße mit meinen Eltern, der zerstrittenden Verwandtschaft und den drei Verstorbenen, kam durch Maya wieder hoch. In meinem Kopf herrschte Chaos, weshalb ich nicht merkte, wie die drei um mich herum sprachen und Tua und Iara aus dem Haus gingen. Tarek legte seine Hände an meine Wangen, sprach mit mir und holte mich aus meinen Gedanken. "Baby.", ich sah ihm in die schönen Augen. "Was- Wo-" "Die sind gegangen.", er setzte sich, ich wollte nach der halb vollen Cognac Flasche greifen, das konnte Tarek verhindern. Tarek zog mich auf die Beine und warf mich über seine Schulter. "Rede mit mir.", bat Tarek mich und legte mich aufs Bett ab. "Ich hab Max bescheid gesagt, mit einem wirst du reden müssen.", schulterzuckend ging er wieder und ließ mich dort alleine zurück.
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Alles Endete Im Bunker
FanfictionFortsetzung von 'Alles begann im Club' Das Drama um Jenn geht weiter. Sie versucht irgendwie weiter zu kommen im Leben, während alles drunter und drüber geht. Das Leben von ihr und Tarek nimmt dennoch eine große Wendung.