Warum loslassen?

236 10 2
                                    

Tim Weitkamp musterte mich, ich zeigte ihm meinen Mittelfinger und wuschelte durch seine Haare. "Oh, Jenn.", Basti kam hereinspaziert, er war überfordert mit meiner Anwesenheit. "Hallo Basti.", er lächelte gezwungen. Was auch immer bei ihm los war, es interessierte mich nicht. "Was machst du hier? Und was macht Tim hier?", fragte er dann in die Runde, ich kannte nur Timi und Basti. "Kurzer Besuch. Morgen geht's wieder in meine Stadt.", ich nahm Timi den Joint aus der Hand und zog daran, der Rest sah mich skeptisch an. "Jenn? Kann ich mal mit dir reden?", fragte Basti und zeigte zur Tür. "Was liegt dir auf dem Herzen, süßer?", fragte ich und gab Timi den Joint wieder. "Warum bist du hier? Du solltest bei Tarek sein.", ein Wunder Punkt. "Sollte ich das? Warum sollte ich bei meinem Ex-Freund sein?", Timi sah mich verwirrt an. "Weil ihr nicht getrennt sein solltet, dann passiert nämlich das hier.", er fuchtelte mit den Armen herum und bleib bei Timi stehen. "Lass Tim da raus. Ich würde sonst auch Gras rauchen." "Aber nicht so ein Zeug.", behauptete er doof. "Richtig, meins wäre stärker und qualitativ hochwertiger.", grinste ich frech. "Aber ok. Ich geh, wenn es dir so besser gefällt." "Nein, ist ok." gab Basti nach, paar Minuten später wusste ich auch wieso.

Maxim schneite mit Tarek ein, wir wurden allein gelassen und eingeschlossen. "Gib mir einen Grund, warum ich dich loslassen sollte.", fing ich an, Tarek schwieg. "Rede. Das bist du mir schuldig.", behauptete ich. "Ich- Ich liebe dich. Nur vertraust du mir nicht-" "Wie bitte? Natürlich vertraue ich dir. Meinst du ich hatte mich auf dich eingelassen, wenn ich dir nicht vertrauen würde? Das eine Mal, als du mit der Ollen geschlafen hast. Da hab ich allerdings mit Andi geschlafen.-" "Warum rennst du denn mit all deinen Problemen zu Tua? Nie kann ich dir helfen!", warf er mir an den Kopf. "Dir ist gar nicht bewusst, was du alles für mich tust...", stellte ich geschockt fest. "Tarek, ohne dich wäre ich gar nicht mehr hier. Erinnerst du dich an die Tabletten? Und generell wäre ich wahrscheinlich weiter in den Drogensumpf gerutscht.", versuchte ich ihm klar zu machen. "Warum warst du nach dem Mädelsabend bei Maxim und Lea?", verwirrt sah ich ihn an. "Was?", fing ich an. "Die Orsons waren später auch im Club, Tua hat mich mit zu sich geschleppt. Ich war bei ihm als wir telefoniert haben und nicht bei Maxim und Lea.", er nickte, blieb aber ruhig. "Also, Tarek. Hau raus.", er zuckte mit den Schultern. Mir stiegen Tränen in die Augen, da er sich in Schweigen hüllte. "Nicht weinen, bitte.", flehte er, denn er wollte nicht einknicken. "Du willst wissen, warum ich hinschmeiße? Ich fühle mich dir gegenüber verpflichtet und das macht mir Angst. Wenn dir was passiert und ich auf Tour bin, wie im Januar nächstes Jahr, dann mach ich mir ewig Vorwürfe.", ich starrte ihn einfach an, heiße Tränen flossen meine Wangen hinunter. "Es ist deine Entscheidung was du machst, jedoch bitte ich dich, nochmal nach zu denken. Wir- Wir machen alle Fehler, ich hab genug gemacht und du auch.", ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken und schluchzte kurz. "Ich liebe dich und war nie glücklicher mit jemanden. Wenn dir das nichts wert ist, dann akzeptiere ich das.", beendete ich das Gespräch und hämmerte gegen die Tür. Tarek griff nach meinem Handgelenk, drehte mich um, küsste mich und drückte mich gegen die Tür. Nach dem nächsten Blinzeln wurde mir klar, dass es nur eine Vorstellung war und Tarek mich nur stumm musterte. "Basti!", rief ich drohend. "Jaja.", er schloss auf und ließ mich raus. Alle schauten mich gespannt an. Ich ging einfach an ihnen vorbei und verließ die Trailerpark Bar. Durch die aufsteigenden Tränen, konnte ich kaum was sehen. Irgendwann ließ ich mich einfach auf eine Parkbank fallen und zog meine Beine an die Brust. Aus Reflex holte ich mein Handy raus und rief fast Gzuz an, dass er im Knast war, schmerzte noch mehr. Ich hatte einige Anrufe in Abwesenheit von Maxim und Nico.

"Hey, Bonez." "Hi, Kleine." "Könnt ihr her kommen?  Du und Maxwell?", ich saß noch immer auf der Parkbank. "Was ist los?" "Tarek hat Schluss gemacht..", er berichtete es sofort Maxwell, da er und Tarek sehr gute Freunde geworden waren. "Was!? Was hat der denn gesoffen?", rief Maxwell. "Frag das ihn, nicht mich..." "Also, Kleine. Wir sind morgen noch bei Gazo. Ich kann Raf fragen, ob er dich mit nimmt morgen.", bot Bonez an. "Könnt ihr nach dem Besuch bei meinem Großen her kommen?" "Kann ich dich in zwei Minuten wieder anrufen?" "Ja.." er legte auf. So gern ich Gzuz auch sehen wollte, war ich nicht in der Lage, nach Hamburg zu kommen. Jemand packte mich an der Schulter, ich wirbelte herum und sah Nico an. "Hey. Ich bin's Nico.", er setzte sich zu mir und legte seine Jacke um mich. "Was machst du noch hier? Es ist dunkel und kalt.", fragte er. "Verarbeiten.", Nico deutete eine Umarmung an, die ich gerne annahm.  "Wir kriegen das wieder hin.", flüsterte Nico. Ich verkroch mich in seine Jacke und starrte in die Ferne, bis mein Handy wieder klingelte. "Und?" "Sind morgen da. Geh nach Hause und schlaf. Ich weiß, dass du lange nicht geschlafen hast.", Bonez hatte Recht und auch Nico warf mir einen wissenden Blick zu. "Ist gut, sehen uns morgen. Sag Gazo, er soll mich anrufen." "Mach ich. Erfrier mir nicht, ich brauch dich noch. Hab dich lieb.", Bonez kannte mich gut. "Ich dich auch. Bis dann..", ich legte auf. Nico brachte mich nach Hause. "Bist du sauer auf Tarek?", fragte Nico in der S-Bahn. "Nein, es ist seine Entscheidung. Ich bin einfach nur unglücklich.." "Der kriegt sich schon wieder ein.", ich schob ihn aus der haltenden S-Bahn und hakte mich bei ihm unter, denn es war wirklich sehr kalt. "Passt ihr auf Tarek auf? Es ist nervig, das weiß ich, aber nur für die Nächste Zeit?", Nico nickte. "Müssen wir jetzt eh wieder. Weißt du, Tarek war früher sehr oft sehr Ehrenlos und hatte ständig irgendeine scheiße am laufen. Ob er sich geprügelt hat, andere Drogen ausprobiert...es war alles dabei. Seit-Seit du da bist, ist das komplett weg. Er hat einen riesen Fehler gemacht, als er mit dir Schluss gemacht hat.", erzählte Nico. "Hast du vom Mädelsabend gehört?", Nico nickte. "So war ich jedes Wochenende. Freitags und Samstags. Ich bin viel zu oft bei irgendeinem Typen aufgewacht und wusste mindestens die Hälfte des Abends nicht mehr.", Nico nickte und verzog etwas sein Gesicht. Ich schloss auf und ging hoch, Nico blieb stehen. "Stimmt, du hast Vic zuhause.", ich zog die Jacke aus und gab sie ihm. "Mach keinen scheiß, ok? Schlafen musst du auch mal wieder.", ich nickte. "Ja, danke.." "Kein Ding.", ich winkte ihm zum Abschied und schloss die Wohnungstür....

Alles Endete Im BunkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt