Deep Talks

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Jemand fremdes öffnete Tuas Wohnungstür. "Tu- Oh. Ist Tua da?", er nickte und ließ mich rein, ich folgte ihm. "Hey Je-", er stoppte und musterte mich besorgt. "Alles okay?", ich schüttelte meinen Kopf. Sofort nahm er mich in den Arm, ich war einfach fertig. "Was ist los?" "Sie haben im Club geschnieft.", ich löste mich von ihm. "Was kann ich tun." "Ich muss nur runter kommen." "Eis?", fragte der Unbekannte. Tua und ich lachten und nickten dann begeistert. Mein doofer Freund war wieder zum Koks übergestiegen. Irgendwie konnte ich ihm nicht böse sein, trotzdem war es einfach scheiße, dass er nicht wirklich Rücksicht nahm auf mich. Maxim war mit eingestiegen, genau wie Nico und dann Basti von Trailerpark. "Hat Tarek-" "Ja." "Bist du sauer?" "Ich bin enttäuscht, weil er mal wieder nicht auf mich Rücksicht genommen hat.", Tua drückte mir einen Joint in die Hand. "Ich möchte nicht.", lehnte ich ab. "Alkohol?", fragte er dann. Ich stand auf und bediente mich selber. Tua redete mit dem Unbekannten. "Wie heißt du eigentlich?", fragte ich ihn. "Momo.", antwortete er mir. "Und du musst Jenn sein. Hab einiges von dir gehört." "Oh Gott, was du deinen Freunden von mir erzählt?", fragte ich Tua geschockt, beide lachten. "Nur Saufgeschichten." "Achja, weil die immer so gut ausgegangen sind.", meinte ich sarkastisch. Mein Handy klingelte, es war Iara. "Deine Freundin ruft mich an.", ließ ich Tua wissen und nahm den Anruf entgegen. "Ja?" "Ich wollte nur sagen, dass ich Tarek bei mir habe, der bleibt solange hier bis er wieder nüchtern ist." "Danke Iara, wirklich. Hau ihn mal von mir, er ist nämlich n' Idiot gewesen.", meinte ich noch. Iara verstand meine Ängste und ich verstand ihre. Ich war froh, dass sie sich um Tarek kümmerte. "Basti hat auch gezogen.", informierte ich sie noch. "Ich weiß.", murmelte sie. "Ich bin bei Tua, also könntet ihr auch in unsere Wohnung." "Passt schon, Bastis Wohnung ist groß genug.", lachte sie leicht. "Okay, bis dann Iara." "Bis dann.", Tua musterte mich. "Was wollte sie?" "Sie kümmert sich um Tarek und Basti wahrscheinlich auch.", er nickte. Momo's Blick lag auf mir. "Was hast du denn gegen bisschen Drogen?", ich atmete tief durch. "Gras rauche ich selber, aber alles was weißes Pulver ist, lässt mich an meine Sucht denken und ich will keinen Rückfall.", erklärte ich schnell. "Und dein Freund zieht sowas in deiner Gegenwart?", ich nickte. "Uncool.", wieder nur ein Nicken meinerseits.

Momo war ganz korrekt, wir drei lachten viel, was mir gut tat. Jedoch traf Momo sich später noch mit anderen Leuten. Es war bereits 6 Uhr morgens, als er aufbrach. "Tua?" "Hm?", ich nahm ihm den Joint aus der Hand. "Wird Tarek sich jemals ändern?", vorsichtig musterte der große mich. Es war ja nicht das erste mal, dass Tarek auf mich keine Rücksicht genommen hatte. Die alten Erinnerungen taten mir weh, es war einfach zu viel für mich. "Ich kann dir da nichts zu sagen.", untypisch für Tua. "Kannst oder willst du nicht?", ertappt setzte er sich aufrecht hin. "Tarek ist Tarek. Ich weiß, dass er dich liebt. Allerdings ist er oft stur und macht einfach, was ihm gerade in den Kopf kommt. Du kennst ihn, Jenn.", irgendwie war das gar nicht das, was ich hören wollte. Bei Tua musste ich allerdings damit rechnen, dass er mir seine Sicht ehrlich ins Gesicht sagt. Seufzend drehte ich mich zu ihm, mein Gegenüber grinste leicht. "Du weißt, dass du meistens von mir nicht zu hören bekommst, was du hören wolltest und dafür liebst du mich.", er hatte nicht Unrecht. "Aber weißt du, ich glaube ihr werdet mit allem klar kommen, was passiert. Mal gut und mal nicht so gut. Ihr seid Tarek und Jenn.", lächelnd hielt er mir seinen Joint wieder hin. Wortlos nahm ich ein paar züge. Tarek und ich hatten definitiv einige scheiß Sachen erlebt und auch gemeinsam bewältigt. "Nur weil Tarek einfach Tarek ist, hat er kein Recht sich über mein Leiden hinwegzusetzen. Er hat mir versprochen sowas nicht mehr zu nehmen und wenn, dann wenn ich nicht anwesend bin.", beschwerte ich mich. "Es hängt tatsächlich einiges an so ein Versprechen.", Tua nickte Verständnisvoll. "Manchmal glaube ich, du bist der einzige, der mich wirklich verstehen kann.", Tua lachte. "Ich tue nur so, eigentlich verstehe ich gar nichts. Ich möchte nur, dass die Leute mich so wahrnehmen." "Das war eine typische Tua Antwort.", lachte ich, er stieg mit ein. "So bin ich nun mal", schulterzuckend nahm er mir den Joint aus der Hand.

Mein Handy klingelte, Lea rief an. "Ja?" "Maxim ist so ein Arsch." "Seit wann ist er zuhause?" "Halbe Stunde ungefähr. Ist Tarek bei dir?", sie sorgte sich. "Nein, ich bin bei Tua. Iara hat ihn aufgenommen. Maxim muss schlafen, bringe ihn irgendwie dazu." "Ich wollte nur hören, ob du okay bist" "Ja, alles okay. Danke Lea, lieb dich." "Lieb dich auch, wir sehen uns.", sie legte auf. Lea war einfach ein Engel. Meine beste Freundin war eigentlich mein einziger Anker in der Drogenzeit, mit den anderen Leuten hatte es sich auseinander gelebt oder sie waren zum Studieren weggezogen. Nachdem Fabian dann auch weg war, war Lea diejenige, die mich zurück in den Alltag gebracht hatte. "Hattest du echt noch keine Beziehung mit einer Frau?", die Frage brachte mich aus dem Konzept. "Eh- Ich- Nein.", stotterte ich. "Warum fragst du?", er zuckte mit den Schultern. "Neugierig." "Frauen machen mir Angst und machen mich nervös. Sex war immer sau gut, aber auf mehr konnte ich mich nicht wirklich einlassen. Außerdem mochte ich immer nur die, die keine Beziehung wollten.", lachte ich. "Warum hast du es Tarek nicht erzählt?" "Weil er nie gefragt hat und es nicht relevant war.", sagte ich simpel. "Ich muss mich nicht 'Outen'. Wenn ich eine Freundin gehabt hätte, wäre das eben so.", meinte ich. "Weißt du, ich hab so viel scheiß in meinem Kopf gehabt, es war mir scheiß egal, was die Leute dachten. Zu meinem Glück war es den meisten um mich herum genauso egal wie mir.", er nickte, ich lehnte mich an ihn. "Du weißt, dass mir das egal ist, welche Sexualität du hast, oder?" "Natürlich, Großer.", lächelte ich.

Als ich aufwachte, war es bereits 3 Uhr Nachmittags, wir waren noch bis 6 oder 7 Uhr morgens wach gewesen. Ich hatte einige verpasste Anrufe, sie waren von Tarek. Ich rief ihn erstmal nicht zurück, sondern bediente mich an Tuas Kühlschrank und nahm Energy Drink heraus, "Nimmst du mir auch einen raus.", Tuas Stimme erschreckte mich. Er hatte nasse Haare und war ohne Shirt in der Küche. Den kalten Energy drückte ich ihm an dem Bauch. Sein zucken brachte mich zum Lachen. "Fick dich.", lachte Tua, bevor er einen Schluck nahm. Mein Bester sah echt fit aus, definierte Muskeln. "Na? Gefällt's dir?", musterte er mich grinsend. "Definitiv fitter als Tarek." "Beantwortet meine Frage nicht.", mein Gegenüber brachte seine Augenbrauen zum Wackeln. "Du weißt, dass du gut aussiehst.", behauptete ich nur und setzte mich wieder auf sein Sofa. "Wenn du das denkst." "Ich hab viele verpasste Anrufe von Tarek.", Tua lachte kurz. "Hast ihn angerufen? Oder geschrieben!", ich verneinte beides. "Warum?" "Ich hab da gerade einfach noch keine Lust drauf.", er nickte. Ich setzte mich auf sein Sofa, während Tua Brötchen in den Ofen schob. Wir frühstückten noch zusammen und dann fuhr ich zu meiner Wohnung.

Alles Endete Im BunkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt